Mit "Sauerkraut"-Frisur in den Goldenen Westen!
Der Bundesmichel ist bekanntlich Weltmeister. Nicht nur im Verreisen, auch im Protzen,Prahlen und Rasen in seinem rollenden Wohnzimmer,insbesondere aber im Receyling.
Nun zu den letzteren Champions zähle ich mich auch. Schon vor mehr als 30 Jahren bewohnte ich ein 18,95 m² - Loch im " Mensa "- Wohnheim an der Universität Bremen, das mit PVC-Nasszelle, robusten Möbeln in lindgrüner Farbe und einem 1,5 m² - Balkon ausgestattet war und das als Energieträger eine Fernheizungsanbindung über ein eigenes Kraftwerk vorweisen konnte. Diese Fernwärme wird - heute immer noch - in der etwa 3 Kilometer entfernten Müllverbrennungsanlage (MVA) erzeugt und mittels einem über irdischen Rohrleitungssystem eingespeist. Dabei verbrannte die MVA auch jenen Abfall, den ich und andere Mitleidende im Wohnheim an der Uni einst produzierten,denn dieser ließ sich in einem Etagen weise vorhandenen Müllschacht einwerfen, von wo er später in die MVA abgesaugt werden konnte.
Sehr innovativ - für damalige Verhältnisse!
9 Jahre nach meinem Auszug, nämlich 1987, fuhr ich einen Mazda 323, 1,6 Hatchback mit Katalysator (Kat). Alles der Umwelt zu liebe und in voller Überzeugung, dass es bald viele Kat-Fahrzeug geben wird, womit das zur damaligen Zeit in den Medien problematisierte westdeutsche Waldsterben aufgehalten werden könnte, weil eben der CO² - Ausstoß vermindert wird. Was längst zur Standardausrüstung eines PKW gehört, hörte sich von annähernd 25 Jahren noch nahezu exotisch an. Der Katalysator wurde nur auf Wunsch in ältere Fahrzeuge eingebaut und diese Umrüstung war vor allem teuer.
Wenn mir die damaligen Lebensverhältnisse noch in guter Erinnerung sind, dann aber auch, weil die Westdeutschen von einst - für mich betrachtet - ab einem bestimmten Alter - also in ihrer Mehrzahl eben auch jenes Konsumverhalten an den Tag legten, das ihnen von der Industrie und der Werbung vorgegeben wurde.
Ähnlich verhielt es sich mit ihrem Outfit. Die Masse trug in jenen 80er Jahren identische Frisuren, kaufte uniforme Kleidung und bereiste die selben Länder. Hinzu kamen auch entsprechende politische Einstellungen. Inzwischen war der Kappes-Kopf aus Oggersheim am Ruder, der mit seiner Bande regierte und von der geistig-moralischen Erneuerung phrasierte, die es dann nie gab. Erneuert wurde lediglich der abstossende Patriotismus ( ab Mitternacht plärrten die öffentlich rechtlichen Rundfunk - und Fernsehprogramme die Nationalhymne ( ARD, ZDF, DFL,DW usw. ).
Auch die Parteienfinanzierung erhielt eine Kehrtwende, denn das Großkapital ( Flick, Springer und weitere Ausbeuter ) gaben der CDU/CSU-FDP- Regierung ungeniert Millionen für Lobbyistenarbeit.
In jener Zeit also, als die Spaßgesellschaft der von Kohl propagierten geistig-moralischen Erneuerung die "Arschkarte" zeigte und die NDW über das Land rollte,liefen die jungen Damen und Herren mit gleichförmigen Frisuren umher. Der Herr trug bis leicht an die Ohrläppchen heran ragendes volles Haar, das etwas stufig geschnitten wurde und dazu ein Schnurrbärtchen die Visage verfeinerte. Die Dame ließ sich das halb lange bis lange Haar mittels einer Turban förmigen Dauerwelle mit starken Lockeneinsatz aufblähen. Manche zerwuselten ihr Lockenpracht derart extrem, dass sie wie eine geöffnete und verteilte Dose Sauerkraut aussahen.
Andere ließen sich die Haare zu einem Vogelnest hoch toupieren. Auch die obligatorischen Pagenköpfe oder die blöden Popperfrisuren lagen im Trend.
http://www.friseur-videos.de/frisurentrends/80ziger-jahre-haarfrisuren/
Besonders extrem sahen aber eben die Damen mit ihren Vokuhila-Köpfen aus. So manche Trendsetterin machte damit auf mich eher den Eindruck, als habe sie ein "Wolf"-Elektrorasenmäher malträtiert.
Bis zum Ende der 80er Jahre verschwanden dann diese Strohpuppen-Frisuren nach und nach aus dem Alltagsbild der Westdeutschen. Eine besondere
Renaissance erlebte das Land dann mit der Wende 1989 und dem ungezügelten innerdeutschen Grenzverkehr. Einige Millionen Damen und Herren aus der DDR besuchten ab November 1989 die angeblich Golden Westen, um sich an der verlogenen Glitzerwelt der Konsumtempel und sonstigem BRD-Gepflogenheiten zu ergötzen.
Sie, also die DDR-Bürgerinnen trugen überwiegend Lockenhaar und sahen fast alle gleich aus. Es mag daran gelegen haben, dass das Friseur-Handwerk wohl nicht verstaatlicht war, aber die Materialien zum Herrichten einer trendigen Haarpracht dann doch stark begrenzt waren. Diese Sauerkraut-Frisuren verrieten denn flugs die Ostdeutsche in den ungezählten Lokalitäten, noch bevor sie mit dem sächsischen Dialekt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit erhielt. Grinsend wandte sich dann so mancher BRD-Möchte-gern-Casanova dem DDR-Freiwild zu, um ihr mit einer großen Klappe und mit viel Pathos mitzuteilen, dass er für sie der gemachte Mann sei. Das die Realität häufig völlig anders aussah, wurde dem Prahler spätestens dann verzeihen, wenn er seinen Bank finanzierten VW Golf startete und sie mit in seine Mietwohnung zu einem Gläschen Faber-Sekt nahm.
Aus jenen "wilden", unruhigen und oft chaotischen Zeiten stammt jnes Foto, das ich aus einer alten "SZ"-Ausgabe vom November 2009 in einem Stapel Altpapier wieder fand.
( Und hier sollte sich denn eigentlich der Kreis mit meinen Eingangsschilderungen zum Umweltbewusstsein und Recyceln schließen, denn eigentlich hätte ich vor mehr als 25 Jahren eine alte Zeitung in den Einwurfschacht der Müllentsorgungseinrichtung geworfen.)
Immerhin war es mir so viel wert, einen Post darüber zu schreiben. Warum ich diese Seiten aufbewahrt habe, dürfte vollkommen klar sein:
Im November 2009 jährte sich die "friedliche Revolution" in dem einst anderen deutschen Staat zum 20. Mal.
Na, denn Prost mit Breitwand -Lächeln, Jeansjacken made in GDR und Sauerkraut-Frisur und ab in den Rachen der Konsum-Hyäne BRD!
Ob sie einst alle so willkommen waren, wie es heute von der Masse der Westdeutschen behauptete wird, wage ich stark zu bezweifeln. Meinen Argwohn nehme u.a. aus den schwachköpfigen Handlungen jener "Ossi"-Hasser, die weder ohne noch mit der Wiedervereinigung einen Job erhalten hätten und heute diesen Umstand auf eben die Ostdeutschen zurückführen, deren West-Karren morgens mit aufgeschlitzten Reifen vor der Tür standen; hinter dem Scheibenwischer eine eindeutige Aufforderung mit " Ossi go home " pappend. Oder den debilen Ergüssen eines "SPIEGEL"-Redakteurs mit Namen Jan Fleischhauer, der die Wiedervereinigung nicht wollte, weil er sie auch nicht brauchte,denn ihm schien es angeblich in jener Zeit gut zu gehen. Dieser Schwachmat im geleckten Business-Man-Dress, turbo-gebräunt und mit modischem Kurzhaarschnitt, schien einst in dem Land Utopie gelebt zu haben und nicht in der BRD,aber seine Hypothese von dem guten Westen wurde wird schon allein deshalb widerlegt,dass er kein Wort über die fast 4 Millionen Arbeitslosen zu dieser Zeit verliert. Andererseits sind ihm die Einheits-"Sauerkraut"-Frisuren der DDR-Frauen immerhin einen Satz wert.
Wie war das noch gleich bei Wolf Biermann mit Sascha "Arschloch"? Aja, Jan Oberarschloch!
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