Wieder hier! Teil 2.





Nachdem ich im August 2010 für 12 Tage in meinen einstigen Wirkungskreis aus beruflichen Gründen zurückgefunden hatte, bleiben mir in diesem Jahr zunächst 5 Tage für eine Stippvisite. Immerhin ein wenig Zeit, um zu registrieren, dass sich Bremen - eher schleichend - verändert. Aus so manchem arg mitgenommenen Gebäude ist ein saniertes oder renoviertes Schmuckstückchen geworden. Auch die neuesten energietechnischen Massnahmen werden hierbei heran gezogen. Immerhin waren es Bremer, die sich vor mehr als einem Vierteljahrhundert zur BGL zusammen schlossen, um politisch gegen die Umweltzerstörung und für mehr ökologisches Bewusstsein einzutreten. Mittlerweile ist zwar die Freie und Hansesadt Bremen nicht fest in "grüner" Hand, dennoch darf diese Partei im Senat mitregieren,nachdem es viele Jahre zuvor eine Große Koalition gegeben hat. Immerhin!

Tja, und dass schon bald wieder Bürgerschaftswahlen sind, sehe ich bei meinen Spaziergängen von der Neustadt in die City anhand der vielen Plakate. Visa vis haben die "Gelb-Blauen" ein riesiges Wahlplakat mit dem Konterfei des FDP-Spitzenkandidaten Dr. Oliver Möllenstädt an eine beige Hauswand gepappt. Der Herr Doktor wirkt so richtig dynamisch; im teuren Trainingsanzug joggend - es wird wohl der bekannte Bürgerpark sein, in dem er sich zu Höchstleistungen anspornen möchte. Insgesamt wird die FDP in der Bremen-Wahl keine großen Sprünge machen und auch die Prognosen sehen eher düster aus. Sollte sie es auch dieses Mal nicht schaffen, in den Genuss von Bürgerschaftsabgeordenten zu kommen. Die hanseatischen Liberalen sind nämlich - nach einem kleinen Zwischenhoch in der Mitte der 70er bis in die frühen 80er Jahre - danach zu einem Pygmäenstamm mutiert und erhielten zeitweise nur 2,5 % der Wählerstimmen.

So muss die Partei tatsächlich befürchten, dass sie von derzeit 6 % der abgegebenen Stimmen und 5 Mnadaten sich - dem Bundestrend und der "Tigerenten"-Chaotentruppe sei dank - auf unter 5 % schrumpft. Der gute Doktore - wie heisst er noch gleich - Möllenstädt wird dann sehr viel kürzere Wege laufen dürfen, um seine Meinung kundtun zu können. Nun bis 22.Mai 2011 bleiben nur noch einige Wochen, um den - nicht nur roten - Genossen Trend abzuwehren. Eine zu enges Zeitfenster für einen FDP-Knandidaten, den Bremern und Bremerinnen zu erklären, warum es sinnvoll ist, auch dieses Mal die Liberalen zu wählen.

Da der Präsident des Bremer Senats Jens Böhrnsen wohl erneut mit den - wohl auch - starken "GRÜNEN" koalieren wird, spielt es so oder so keine Rolle, ob die FDP den Einzug in das bremische Parlament schafft.
Auch programmatisch haben die "Gelb- Blauen" nicht viel zu bieten. Ihr neo-liberale Kurs wird weder die Arbeitslosigkeit nach unten drücken, weder die Zahl der Zeitarbeiter (es ist die höchste in der BRD) reduzieren, noch die drückende Verschuldung ändern. Nach dem wirtschaftlichen Niedergang in den 80er Jahren, der sich u.a. durch die Pleite der AG Weser abzeichnete,ist die Doppelstadt ( Bremerhaven gehört auch dazu ) mit seinen knapp 6680.000 Einwohnern seit dem Milliniumsjahr wieder leicht gestiegend ist,durchaus ein attraktives Bundesland.


In Kenntnis dessen, beobachtete ich nun das rege Treiben ab den frühen Morgenstunden rund um meinen Gang in das Büro. Da werkeln drei ganz in weiß gekleidete Männer an der Außensfassade des gegnüber liegenden Hauses herum,um die Dämmplatten zu befestigen. Einige hundert Meter weiter radeln - schwer bepackt - einige Studenten in Richtung der Hochschule Bremen. Während ich die mir bekannte Meyerstraße entlang gehe, bemerke ich auf der gegenüber liegenden Straßenseite eine Gruppe von Menschen,die wild gestikulierend um einen PKW herum stehen. Schnell habe ich erkannt, dass dieser direkt vor einer Garageneinfahrt steht. Da es sich um ein Kennzeichen mit den Buchstaben "BZ" handelt, frozzele ich - irrtümlicher Weise: " Ja,ja,immer diese fremden Fahrzeuge aus Sachsen. Da, wo ich herkomme, wird auch so schräg geparkt." Eine ältere Dame klärt mich dann auf: " Nee, das ist ein Italiener. Der wird gleich abgeschleppt!". Und, tatsächlich ist es ein italienisches Kennzeichen, das dort am PKW angebracht wurde. Ergo: "BZ"=Bozen; nicht etwa Bautzen. Irren ist manchmal doch menschlich.

Später am Abend begegne ich zwei eisgrauen Anti-AKW- Veteranninen mit dem runden,dem gelben Button und der Aussage " Antomkraft!Nein danke!". Deren wilde Zeiten müssen auch schon etliche Jahre zurück liegen. Aber, immerhin: eine klare Aussage zu einem mehr als aktuellen politischen Problem.

Während ich am nächsten Tag mit einem Bekannten aus den guten alten , gemeinsamen Tagen am Telefon plaudere, schaue ich aus dem Bürofenster und erkenne eine ehemalige Berufskollegin. Daraufhin gebe ich den zynischen Kommentar ins Telefon: " Da geht eine Ex-Kollegin! Die ist auch auseinander gegangen, wie ein Hefekuchen. Na, wer werden eben alle nicht jünger!". Der Bekannte am anderen Ende der Leitung prustet los: " Ja,ja, das stimmt!"

So vergehen die Stunden im Büro mit Diktaphon und Aktenwälzen, mit Einlesen in die juristische Kommentierung und Telefonieren sowie mit Mandatengesprächen und Überlegungen,ob es noch eine andere Möglichkeit gibt, seine wertvolle Zeit sinnvoller zu verbringen.
Nein!
Denn: " Wer rastet, der rostet!" - so besagt es zumindest ein altes Sprichwort.
Dieses trifft auf die Justitia alle Male zu. Hier ändern sich auf derart schnelle Weise die vielen Gesetze,dass selbst ein Fachkundiger manchmal nicht hinter her kommt.
Wenn ich die dicken Wälzer in der der Glasvitrine des Kollegen so betrachte, muss diese Feststellung stimmen.

In einigen Stunden werde ich dann die BABs befahren; wohl mit vielen weiteren Todesmutig,denn es ist Freitag und dieses bedeutet verkehrstechnisch betrachtet nichts Gutes.Da es aber nach wie vor "freie Fahrt für freie Bürger " heisst,werden die Freifahrer so frei sein und auf frei Fahrt drängeln.
So, wie die bremische FDP es eben propagiert. Na,denn: " Freifahrtschein für die FDP"!

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