Ram-Ram-Rammstein rammt rauhe Reime.

 
(c) WIKIPEDIA


Ein Bericht des - eigentlich - länger vermissten Nachrichtensenders MDR Info machte mich heute Morgen nachdenklich. Schon zu früher Stunde fabulierten der Studioredakteur und ein Kollege aus der Musikredaktion über den Erfolg der Musikgruppe " Rammstein ". Sie spielte am 17. 11. 2011 in der Leipzig Arena. Die Eintrittspreise sind - wie bei anderen Veranstaltungen in dieser Größenordnung auch - happig. Die Karten waren dennoch nach wenigen Stunden vergriffen. Ein Phänomen, bedenkt der Musikinteressierte, dass Titel der Formation in den öffentlich-rechtlichen und größtenteils in den privaten Radio-und Fernsehstationen nicht gespielt werden.
Wer aber ist denn nun eigentlich Rammstein?

Nur wenn der Musikfreund etwas intensiver im Netz recherchiert, kommt er schon bald auf deren eigene Home Page. Auch bei WIKIPEDIA lässt sich lange über die Gruppe durchaus Lesenswertes nachsehen.


http://de.wikipedia.org/wiki/Rammstein

Das die Gruppe bereits 1994 gegründet wurde, hätte ich so gerade eben - dank der Assoziation mit dem Ort in Rheinland-Pfalz an dem im Jahr 1988 eine Katastrophe bei einer martialischen Flugshow vielen Menschen das Leben kostete - gewusst. Dass die Radau-Brüder musikalisch aus Berlin stammen, ist mir allerdings nicht geläufig gewesen. Ebenso wenig, dass ihre Texte - gelinde gesagt Gewalt verherrlichend sind.

Dieses wird wohl auch ein Grund sein, warum die Vertreter der " Neue Deutsche Härte "- Richtung geflissentlich von den GEZ-Anstalten und sonstigen - der political correctness nahe stehenden - Sendern als "Schmuddelband" ausgeblendet werden.
Sei's drum, denn ihre Popularität tat dieses Faktum bislang überhaupt keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Tonträger gingen weg wie warme Semmel und ihre Konzerte sind - beinahe - immer ausverkauft.

Dennoch werden der gebürtige Leipziger und verkappte Chemnitzer Lindemann und seine Konsorten in der Öffentlichkeit häufiger an den Pranger gestellt und zeitweise als den Neo-Faschisten nahe stehend qualifiziert. Wie schon angedeutet, die Formation sagt mir nur vom Namen her etwas und ist mir noch durch zahlreiche Plakate, die regelmäßig in den Städten irgendwo angepappt waren und auf so genannte Musik-Festivals hinwiesen, bekannt.
 Um nun jene Behauptungen, die Kritiker der Band und ihren Texten nach sagen, auf den Grund gehen zu können, habe ich mir einfach die Mühe gemacht und drei Texte als Beispiele heraus gesucht:

a)   Rein Raus:
Ich bin der Reiter
du bist das Ross
ich steige auf
wir reiten los
du stöhnst ich sag dir vor
ein Elefant im Nadelohr

Rein Raus

Ich bin der Reiter
du bist das Ross
ich hab den Schlüssel
du hast das Schloß
die Tur geht auf ich trete ein
das Leben kann so prachtvoll sein

Rein Raus

Tiefer tiefer
sag es sag es laut
tiefer tiefer
ich fühl mich wohl in deiner Haut
und tausend Elefanten brechen aus

Der Ritt war kurz
es tut mir leid
ich steige ab hab keine Zeit
muss jetzt zu den anderen Pferden
wollen auch geritten werden

Rein Raus

Rein (tiefer)
Raus (tiefer) 

b) Dalai Lama:

Ein Flugzeug liegt im Abendwind
An Bord ist auch ein Mann mit Kind
Sie sitzen sicher sitzen warm
Und gehen so dem Schlaf ins Garn
In drei Stunden sind sie da
Zum Wiegenfeste der Mama
Die Sicht ist gut der Himmel klar

Weiter, weiter ins Verderben
Wir müssen leben bis wir sterben
Der Mensch gehört nicht in die Luft
So der Herr im Himmel ruft
Seine Söhne auf dem Wind
Bringt mir dieses Menschenkind
Das Kind hat noch die Zeit verloren
Da springt ein Widerhall zu Ohren
Ein dumpfes Grollen treibt die Nacht
Und der Wolkentreiber lacht
Schüttelt wach die Menschenfracht

Weiter, weiter ins Verderben
Wir müssen leben bis wir sterben
Und das Kind zum Vater spricht
Hier wirst du denn Donner nicht
Das ist der König aller Winde
Er will mich zu seinem Kinde

Aus den Wolken tropft ein Chor
Kriecht sich in das kleine Ohr
Komm her, bleib hier
Wir sind gut zu dir
Komm her, bleib hier
Wir sind Brüder dir

Der Sturm umarmt die Flugmachine
Der Druck fällt schnell in der Kabine
Ein dumpfes Grollen treibt die Nacht
In Panik schreit die Menschenfracht

Weiter, weiter ins Verderben
Wir müssen leben bis wir sterben
Und zum Herrgott fleht das Kind
Himmel nimm zurück den Wind
Bring uns unversehrt zu Erden

Aus den Wolken tropft ein Chor
Kriecht sich in das kleine Ohr
Komm her, bleib hier
Wir sind gut zu dir
Komm her, bleib hier
Wir sind Brüder dir

Der Vater hielt das Kind jetzt fest
Hat es sehr an sich geprellt
Bemerkt nicht dessen Atemnot
Doch die Angst kennt kein Erbarmen
So der Vater mit den Armen
Drückt die Seele aus dem Kind
Diese setzt sich auf den Wind und singt:

Komm her, bleib hier
Wir sind gut zu dir
Komm her, bleib hier
Wir sind Brüder dir

c) Weisses Fleisch:

Weisses Fleisch
Du auf dem Schulhof
Ich zum Toten bereit
Und keiner hier weiss von meiner Einsamkeit
Rote Streimen auf weises Haut
Ich tu dir weh
Und du jammerst laut
Jetzt hast du Angst
Und ich bin soweit
Mein schwarzes Blut
Versaut dir das Kleid
Dein weisses Fleisch erregt mich so
Ich bin doch nur ein Gigolo
Dein weisses Fleisch erleuchten mich
Mein schwarzes Blut und dein weisses Fleisch
Ich werd immer geilen von deinem Gekreisch
Der Angstschweiss da auf deinen weisses Stirn
Hagelt in mein krankes Gehirn
Dein weisses Fleisch erregt mich so

Ich bin doch nur ein Gigolo
Mein Vater war ganau wie ich
Dein weises Fleisch erleuchtet mich
Jetzt hast du Angst und ich bin soweit
Mein krankes Dasein nach Erlosung schreit
Dein weisses Fleisch wird mein Schatoff
In meinem Himmel gibt es keinen Gott
Dein weisses Fleisch erregt mich so
Ich bin doch nur ein Gigolo
Dein weisses Fleisch erleuchten mich
Mein Vater war genau wie ich
Dein weisses Fleisch erregt mich so
Ich bin ein trauriger Gigolo
Dein weisses Fleisch erleuchtet – mich

Und so weiter und so weiter und so fort.

Nun ja, es gibt bessere Texte, es gibt provakantere Texte und es gibt miesere Texte als jene, die die Formation "Rammstein" seid nun mehr 17 Jahren auf die Menschheit los lässt. Warum also sollen diese Lieder so widerwärtig sein?
Sicherlich, da gibt es heiklere Passagen in anderen Songs. Etwa jene, die in dem "Schwulen"-Hasslied " Mann gegen Mann " von Lindemann's - auch ein Mann eben! - -Truppe zusammen geschustert worden sind. Was auf dem biederen Pop-Schrott-Markt sonst so alles zusammen gestammelt wird und via Text-PC den Schwachmaten aus den Konsumfetisch-Genre um die Ohren gekloppt wird, möchte ich hier erst gar nicht erwähnen. Auch die derzeit in der Medienindustrie hoch gehandelten Geschichten über Rechtsradikale in der BRD, die mit ihren blasierten Text-Blödsinn bei so manchen BRD-Michel nur Kopfschütteln hervor rufen und deren Gröhl-Brüll-Grunz-Orgien am Mikrophon nicht mehr als Ohrenschmerzen verursachen dürften, könnten nun auch wieder auf die " Rammsteine" übergestülpt werden.

Natürlich sind deren Texte provokant und auch tendenziell mit Vorurteilen behaftet. Aber, sind sie faschistoid?
Ausgehend von der These, dass Jugend zu allen Zeiten das Recht auf ein Anderssein, auf eine Lebensweise jenseits der so benannten Normalität hat, sollte das Feuerwerk-Gedöns, das Genöle von Lindemann und die überschaubaren Fertigkeiten seiner Kumpane auf ihren Arbeitsinstrumentarien nicht zu ernst genommen werden.  

Die "Rammstein"-Männer sind älter geworden. Ihre Anhänger auch und der schnöde Mammon hat so viele Aufmüpfige längst zum Arschkriecher, zum Speichellecker und Überangepassten gemacht. Es geht auch hier um Moneten, die mit - vielleicht - abstoßenden Schrott aus der Tonträgerkonserve und live mittels überteuerten Eintrittskarten dem sonst Dauerfrustrierten das öde Leben ein wenig interessanter machen.

Ergo: " Money talks!"

Und da die Lindemann'sche Neue deutsche Härte- Armee auch etwas anspruchvollere Texte schreiben und vortragen kann, sei hiermit unter Beweis gestellt:


Alter Mann:

Er wartet auf den Mittagswind
die Welle kommt und legt sich matt
mit einem Facher jeden Tag
der Alte macht das Wasser glatt

Ich werf' den Stein zu meinem Spass
das Wasser sich im Kreis bewegt
der Alte sieht mich traurig an
und hat es wieder glatt gefegt
Im weißen Sand der alte Mann
zitternd seine Pfeife raucht
nur das Wasser und ich wissen
wozu er diesen Facher braucht

Die Ahnung schlaft wie ein Vulkan
zögernd hab ich dann gefragt
den Kopf geneigt es schien er schlaft
hat er bevor er starb gesagt
 
Das Wasser soll dein Spiegel sein
erst wenn es glatt ist, wirst du sehen
wie viel Märchen dir noch bleibt
und um Erlösung wirst du flehen

Den Facher an den Leib gepresst
im Todeskrampf erstarrt die Hand
die Finger mussten sie ihm brechen
der Facher bleibt zurück im Sand

Den Alten ruf ich jeden Tag
er mochte mich doch hier erlösen
ich bleib zurück im Mittagswind
und in dem Facher kann ich lesen

Das Wasser soll dein Spiegel sein
erst wenn es glatt ist wist du sehen
wie viel Märchen die noch bleibt
und um Erlösung wirst du flehen

" Um Erlösung wirst du flehen!" - so is'es!

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Man musses sich ja nicht anhören. Andererseits: Wenn Roland Kaiser in 99% seiner Lieder über Schweinschkeiten singt, hebt es auch keinen an. Und wenn es nach Gewaltverherrlichung geht, dann stehen andere Bands noch viel eher am Pranger, als Rammstein. Vieles (praktisch alles) ist einfach medienwirksam provokativ gestaltet. Die Knaben sind ja nun auch alle um die 40. Früher war es provokativ, wenn Elvis mit der Hüfte wackelte, oder Mick Jagger sein Tänzchen aufführte. Damit bekommt man heute keine Halle mehr voll. Außerdem steht die Ernsthaftigkeit in einem gesunden Kontrast zur Übertreibung, was das Unternehmen Rammstein doch sehr relativiert.

Zu guter letzt wäre noch zu erwähnen, dass sich Rammstein im Urgefüge um die Herren Lorenz/Landers aus Überresten von Feeling B zusammensetzt und schon deswegen klebt da der Uhu des Kulturnaturschutzgebietes drauf! ;o)

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