Titanic - Der Untergang einer Rockgruppe aus den frühen 70er Jahren.
Wenn die Medienhype ab dem 10. April 2012 - und nicht nur die - den 100. Jahrestag des Auslaufens, der Jungfernfahrt und des Untergangs des weltberühmten Luxus- Schiffs " Titanic " abfeiert und dabei jede - auch noch so unwichtige - Information verwurstet wird, muss der Rezipient dieses Brimborium still schweigend hinnehmen. Die aufgewärmte Geschichte über den Untergang des als " unsinkbar " titulierten englischen Passagierschiffs hat zuvor eine Vielzahl von geldtungsbedürftigen Erdenbewohner veranlasst, der übrigen Menschheit mitzuteilen, wann, wie und warum der Riesenkahn auf dem Meeresboden des Atlantiks versank. Sei´s drum. Schlussendlich geht es auch hier - wie auf sämtlichen Gebieten des sonstigen menschlichen Daseins auch - um Moneten. Die Geschäftstüchtigen haben deshalb mit dem Seefahrtunglück bereits sehr gut Kasse gemacht, und dieses gilt nicht nur für James Cameron und seine Crew.
Der Kino-Schmachtfetzen mit Kate Winslet, Leonardo DiCaprio und Francis Fisher wird nun in 3D-Technik wieder aus dem schon beinahe vergessenen Hollywood-Fundus in die Multiplex-Lichtspielhäuser geflutet, um noch mal abzusahnen. Einen Oscar gibt es dafür dieses Mal nicht, denn der wurde bereits 1998 mehrfach für diesen Film vergeben.
Wenn der großmäulige DiCaprio erst auf dem Oberdeck stehend, dann am Bug des Ozeanriesen verkündet, er sei der " König der Welt ", müssen Kritiker beschämt zur Seite sehen. Eine typisch US - amerikanische Form der Selbstüberschätzung für eine platte Filmgeschichte, die mittels Effekthascherei zum Welterfolg führte.
Davon war eine Rockformation aus den frühen 70er Jahren, die sich eben auch " Titanic nannte, meilenweit entfernt.
»Rock Bands sind Schiffen ähnlich. Sie laufen unter den Fanfaren der Öffentlichkeit vom Stapel, nehmen eine Menge Passagiere für hochinteressante Reisen auf und sinken dann ohne Spuren zu hinterlassen.«
Als sich 1969 die norwegisch - englische Formation " Titanic " zusammen fand, war für jeden einzelnen Musiker sicherlich noch nicht klar, dass ihr Projekt " Titanic " 10 Jahre und 4 ( insgesamt jedoch 8 ) Alben ,später eben genau auf diese Weise in der Versenkung verschwinden würde.
Innerhalb diese Dekade liegt aber die Veröffentlichung eines gleichnamigen Debüt-Albums, dass 1970 auf dem Markt erschien und in diesem Jahr auch in der BRD für 22,-- DM zu erwerben war.
Auf der im marine-blauem Cover einliegenden Vinylscheibe sind:
Björn " Chappy " Kjeel: Percussions, Gesang
Roy Robinson: Gesang
Janne " Janny " Loseth: Gitarre, Gesang
Kenny " Kenny " Aas: Orgel, Bassgitarre
John " John " Lorck : Schlagzeug
zu hören.
Die A-Seite der CBS-Scheibe beginnt denn auch gleich mit dem ersten " Kracher ". Das Stück wurde " Searchin´" genannt und erstreckt sich auf 7:00 Minuten. Ein exzellenter Percussion-Mittelteil und ein Hammond-Orgelsolo gehören dabei zu den Höhepunkten. Hierbei zeigt sich, dass die Gruppe einen zielstrebigen Rockstil pflegt. Auch wenn wenn der Gesang ein wenig krächzend klingt - was aber wohl eher der mehr als 40 Jahre alten Scheibe zuzuschreiben sein dürfte -, gehört " Searchin " zweifelsohne zu den stärkeren Titeln dieses Erstlingwerks.
Das Folgestück " Love Is Love " fällt schon deutlich zu dem einleitenden Song von " Titanic " ab. Sicherlich ein durchaus hörbarer Titel, der mit 4:15 Minuten das auch damals schon übliche Maß von 3:00 Minuten übersteigt. Auch hier fällt eine temporeiche Schlaginstrumente - Begleitung auf.
Der Song " Mary Jane " sticht durch eine voluminöse Orchestereinlage hervor und ist mit 4:32 Minuten Länge ebenfalls deutlich über der vorgezeigten 3:00 Minuten - Marke. Ein etwas schwulstiger Gesang tut dem Stück keinen Abbruch. Vielleicht sollte das Balladen artige Lied eine Hommage an den " Rolling Stones " - Singletitel sein.
Die erste Seite der " Titanic " - LP endet mit dem vielsagenden Song " Cry For A Beatle ". Na, ja, da können die " Stones " wohl nicht gemeint sein. Das mit 2: 50 Minuten kurze Stück ist zwar solide produziert, hebt aber nicht gerade die Gesamtqualität der LP der norwegisch - englischen Formation.
Die B-Seite oder 2. Seite hält dann einleitend gleich einen weiteren, erstklassigen Song bereit: " Something On My Mind " ist mit 6:49 Minuten voller Überraschungen. Nicht nur das verhallte und mit Wah-Wah-Effekten durchsetzte Stück, sehr tempogeladen ist; es zeigt dabei klare Hardrock-Strukturen. Für mich der mit Abstand beste Titel auf dem Album.
Das zweite Stück " Firewater " kann an den Vorläufer nicht anknüpfen. Eher durchschnittlich und ohne größere musikalische Höhepunkte endet es nach 2:38 Minuten.
Auch der dritte Titel " Schizmatic Mind " zeigt da eine höherwertige Qualität; wenngleich es mit 2:32 Minuten der kürzeste Titel auf dem gesamten Album ist.
Mit " I See No Reason " läuft über 8:15 Minuten und hat wiederum einen orchestralen Teil. Der Refrain " I See No Reason " nervt dabei ein wenig, wird jedoch durch die Instrumente überlagert.
Insgesamt zeigt das 1970er " Titanic " - Album deutlich progressive Musikstrukturen, ohne allerdings als typischen Hardrock-Album eingestuft werden zu können.
Die vier Norweger und der englische Leadsänger geben sich hörbar alle Mühe, dass von der überwiegend anglo-amerikanischen Musikszene beherrschte Marktgeschehen mit zu beeinflussen.
Nun, das gelang nicht.
Die unter dem CBS-Label veröffentlichte Scheibe galt unter Kennern als Geheimtipp. Nicht mehr und nicht weniger konnte die Gruppe erwarten. Auch wenn Stücke wie " Searchin´" und " Something On My Mind " in einigen Diskotheken gespielt wurde.
Die LP wurde in Holland produziert und gelangte Mitte 1970 auf den BRD-Plattenmarkt.
Nach dem zweiten Album, dass den sinnigen Titel " Seawolf " trägt und nur zwei wirklich gute Stücke aufweist, nämlich " Seawolf " und " Sultana ", verlor ich das Interesse an der Gruppe " Titanic ". Für mich ging sie dann im Verlaufe der 70er Jahre unter, so wie das große Vorbild vor 100 Jahren.
Kommentare
Danke für den Hinweis und Gruezi in die Schwyz!