Freie Fahrt für Raser?

FREIE FAHRT für freie Bürger!

Als einige Wochen vor Ostern 2012 die Preise für Benzin - und Dieselkraftstoff fast täglich nach oben kletterten, begann eine Medienkampagne zu dem Thema " Soll der Staat regulierend eingreifen? ".

Und während sich in den öffentlich-rechtlichen Quasselrunden einige Dauergäste ernsthafte Gedanken machten, ob der " Spritpreis " demnächst bei zwei Euro angesiedelt werden muss, die Öl-Multis an die Kandarre genommen werden können oder die Pendlerpauschale von derzeit 0,30 Euro auf 40 Euro Cent aufgestockt werden sollte, sah die tägliche Realität auf den bundesdeutschen Autobahnen völlig anders aus.

Dank der Propanganda des Allgemeine Deutsche Automobil Clubs in München, der immer noch an folgendem Ereignis fest hält:

" Im Jahr 1974 – zwei Jahre nach dem Höchststand der Unfallzahlen in Deutschland mit jährlich mehr als 20.000 Verkehrstoten (2009: etwa 4.000) und nur drei Monate nach dem Höhepunkt der Ölkrise mit dem ersten „autofreien Sonntag“ in Deutschland – prägte der ADAC unter seinem Präsidenten Franz Stadler den Begriff „Freie Fahrt für freie Bürger“ (Autoaufkleberaktion vom 28. Februar 1974). Diese Aktion zog Proteste und Austritte nach sich, da sich ein Teil der Mitglieder mit der Pro-Auto-Politik des Vereins nicht einverstanden erklärte. In der ADAC-Chronik findet sich dazu folgender Eintrag:
„1974: Der ADAC kritisiert den Tempo-100-Großversuch auf Autobahnen. Die ADAC - Postille " Motorwelt " kündigt an, dass der Club alles tun wolle, das ‚unrealistische Kriechtempo’ zu verhindern. Mit Tempo 100 auf Landstraßen hat sich der ADAC hingegen angefreundet.“
( Zitatende aus WIKIPEDIA " ADAC " )

ist das einheitliche Tempolimit nie richtig diskutiert worden. Auch wenn die Kampagne sich  politisch als kontraproduktiv auswirkte, denn aufgrund der unerwarteten Polarisierung in der BRD-Bevölkerung wurde dabei eine bewusstseinsbildende Grundeinstellung erreicht, die danach auch die Umweltbewegung in  der BRD stärkte.

Beinnahe 4 Dekaden später hat sich der Benzinpreis mehr als verfünffacht, die vormals Kraftsoff fressenden Monster haben heute High-Tech-Charakter und mehr als 2500 ccm Hubraum und werden von Reichen bis Neureichen gefahren, die an einem Tempolimit kein Interesse haben, weil diese Spezies selbst bei einem Benzinpreis von 2,50 € ihre Karossen weiter fahren können,die Zahl der Zulassung ist mit über 51 Millionen PKW um  mehr als 10fache gestiegen; dennoch fällt keiner auf die Warnung der Experten des Club of Rome ab, der eben zu jener Zeit von den Grenzen des Wachstums sprach.

Was interessiert es den gefrusteten Autobahnkrieger, ob die Generation später noch Autofahren darf?  Hauptsache: " Freie Fahrt für Raser! " und immer feste aufs Gaspedal, damit der langsam fahrende PKW-Nutzer so richtig sieht, was für ein toller Hecht in dem noch tolleren BMW, Audi oder VW sitzt.
Wer zu den Osterfeiertagen auf den Tausenden an Autobahnkilometern unterwegs war, erhielt eine prima Lektion in Sachen " Rasen, Rechtsüberholen und In-den-Sicherheitsabstand - fahren, leicht gemacht.
Hauptsache ich, dann mein so dolles Auto und immer weiter Gas frei; bis zum Preis von 2,50 €. So, wie es die "GRÜNEN" schon vor 30 Jahren gefordert haben. Da allerdings in der noch geliebten DM-Währung.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Da muss man sich nur mal im Rest der Welt umschauen, oder einfach mal im befreundeten europäischen Ausland auf die Autobahn fahren. Überall gibt es Tempolimits, überall läuft es. Nur in Germoney wird ge(licht-)hupt, gedrängelt und gekachelt, was das Zeug hält. Da könnte man kotzen. Aber es braucht noch höhere Treibstoffpreise und deutlich mehr Tote, damit das mal jemand kratzt. So funktioniert Lobbyismus.

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