" Trenkler, wie halten Sie das überhaupt aus mit diesem Lärm?! " oder: Die Radiolegende Winfrid Trenkler feiert am 13.April seinen 70. Geburtstag.

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Es gibt eine Vielzahl von Mitmenschen, die schlank weg behaupten, dass es " früher " besser war. Mancher, von dieser Hypothese Überzeugte, setzt dann noch Einen drauf und ist der festen Überzeugung, dass alles früher besser war.
Nun, so weit möchte ich nicht immer gehen. Wenn jedoch formuliert wird, dass früher vieles anders war, stimme ich dieser Behauptung voll zu.

Anders war beispielsweise die westdeutsche Rundfunklandschaft. Es gab bis Mitte der 80er Jahre keine privaten Rundfunksender. Die öffentlich-rechtlichen Stationen mussten sich somit nicht gegen die - eher unliebsame - Konkurrenz behaupten, sondern besaßen de facto und de jure ein Alleinstellungsmerkmal, das mittels bewusster politischer Einflussnahme durch die gesellschaftlich relevanten Institutionen, wie Parteien, Kirchen oder auch Interessenverbände über viele Dekaden zementiert wurde.

Dieser Zustand hat sich seit der Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen innerhalb der 90er Jahre quasi aufgelöst. Wer heute das Radio zum Unterhaltungs - oder Informationsmedium nutzen möchte, erhält einen Tsunami von Anbietern, die sich zusätzlich über das World Wide Web präsentieren.

Was die öffentlich - rechtlichen Rundfunksender noch am Leben hält sind neben den Zwangsgebühren der GEZ, insbesondere die vielen Nostalgiker, die in dem verfassungsmäßigen Auftrag der sicherzustellenden Grundversorgung, keine hohle Phrase sehen, sondern als treue Hörer über viele Jahrzehnte den Sendern vom Bayrischen Rundfunk über Radio Bremen bis zum Westdeutschen Rundfunk täglich die Stange halten.


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Aber auch diese und andere Sender der ARD gehören zu lernfähigen Einheiten innerhalb der Medienlandschaft und haben sich seit ihrer Gründung nach 1949 in vielfacher Weise verändert. Der Westdeutsche Rundfunk ( WDR ), der zu Gründerzeiten noch Nordwestdeutscher Rundfunk ( NWDR ) hieß, wurde am 1. Januar 1956 ins Leben gerufen. Er mutierte zur größten BRD-Sendeanstalt und unterhält inzwischen 5 Rundfunkvollprogramme. Eines davon ist WDR 2, der ebenso wie die übrigen Programme seinen Sitz in Köln hat.
WDR 2 wurde über mehr als 3 Jahrzehnte zu meinem Lieblingssender. Auch dieses Programm wurde innerhalb dieser Zeitspanne umfangreichen Programmreformen unterzogen.

http://de.wikipedia.org/wiki/WDR_2#Geschichtlicher_.C3.9Cberblick_bis_Mitte_der_1990er_Jahre

Dem Jugendwahn folgend und dem elendigen Gedudel der ungezählten Privaten nachahmend, ist dieses Vollprogramm längst zu einer Beliebigkeitsstation herabzustufen. Aus dem  - durch billige CDU-Polemik - in den 70er Jahren als " Rotfunk " benannten WDR wurde inzwischen insgesamt ein handzahmer Sender, der sich aus dauer - sabbelnden Jungmoderatorinnen und - moderatoren zusammen setzt. Immerhin sind die Gehälter der Damen und Herren Mitarbeiter dem Zeitgeist angeglichen wurden. Die Queen des WDR, Monika Piel, bezieht deshalb ein sagenhaftes Salär von 300.000,-- € jährlich.

Sei´s drum! Denn mittels der computerisierten Lebensumfelder fällt es der Gebühren-Krake GEZ heute deutlich leichter, die vermeintlichen Schwarzhörer und  -seher aufzuspüren, um ihnen die Gebühren von über 53,-- € im Quartal regelmäßig aus der Tasche und vom Konto zu ziehen ( sofern dieses dann noch die erforderliche Deckung aufweist ).

Aus einer billigeren und anderen Zeit indes stammt eine Sendung, die ich ab den frühen 70er Jahren bis zur bitteren Neige 1987 mit Enthusiasmus regelmäßig gehört habe: " Rock In " mit Winfrid Trenkler. In einem früheren Artikel habe ich hierüber bereits berichtet.

 http://lobster53.blogspot.de/2009/03/es-ist-2205-uhr-hier-ist-wdr-ii-horen.html

Ob " Rock In " nun so oder " rock in " in dieser Form geschrieben wird, dürfte dabei nebensächlich sein. Diese Feststellung galt allerdings nicht für die Sendung selbst. Denn " Rock In " mit Winfrid Trenkler war über 16 Jahre für viele Freunde der progressiven Pop - oder Rockmusik ein absolutes Muss, sofern sie im Sendebereich des WDR 2 - später dann WDR 1 - ihre Rundfunkempfangsgeräte stehen hatten.
" Rock In " war damals Kult. Die nachfolgende Sendung " Schwingungen " sicherlich auch, obwohl ich diese wegen späterer Empfangsprobleme in Bremen nicht mehr ständig verfolgen konnte.
Dass auch diese 1995 im Rahmen einer weiteren Programmreform aus dem Portfolio des WDR ( 1 ) gekippt wurde, habe ich deshalb erst viele Jahre später im Rahmen einer Recherche über den Moderator Winfrid Trenkler erfahren.



Der gab 1995 dem Musikredakteur Ulli Engelbrecht in dessen Buch " Licht aus - Spot an! Schlaglichter auf die Musik der 70er Jahre " ein längeres Interview, innerhalb dessen er die Ursachen für seine Liebe zur Musik, die eigenen Erlebnisse bei der durchaus schweren Geburt seiner Sendungen " Pro Pop Music Shop ",  " Rock In ","Radiothek am Donnerstag " und " Schwingungen " skizziert.

Winfrid kam als Elfjähriger zunächst über die Wagner - Oper " Tannhäuser " mit der Musik in Berührung. Das im Jahre 1953 gewesen sein. Ab Mitte der 60er Jahre ist er dann während seines Studiums häufig in England zu Besuch gewesen, wo er sich über dort erscheinende Fachzeitschriften wie den berühmten " Melody Maker " zu den aktuellen Musiktrends informierte. In dieser Zeit interessierten ihn Musikgruppen wie " Soft Machine ", " Caravan ", " Pink Floyd " und andere, deren Stücke bereits den üblichen Spielzeitrahmen von 3 Minuten übertrafen. Zeitgleich verfasste Winfrid Trenkler Artikel und Plattenrezensionen und gelangte hierüber zum WDR.

Hier erhielt er im Januar mit dem " Pro Pop Music Shop " seine erste eigene Sendung, die dann ab März 1971 regelmäßig am Freitagabend ab 20. 15 Uhr lief. Ab Sommer 1972 moderierte er dann " Rock In ".
Diese Sendung zeichnete sich damit aus, dass eben jene Titel, die die Spielzeit von mehr als 3 Minuten überstiegen von ihm nicht nur ohne das nervige Gequatsche eines Moderators kastriert wurden, sondern bis zum Schluss ausliefen. " Rock In " war zwar nicht die einzige Sendung in den 70er Jahren, in der Stücke von 10 bis 20 Minuten Länge gesendet wurden, aber sie war eben bis zu ihrer Absetzung im April 1987 ( bis zu diesem Zeitpunkt wechselte Winfrid sie mit " " Schwingungen " im 14tägigen Rhythmus ), in der ein Moderator über derart viel Fachkompetenz verfügte.

Den Beginn jener Berufstätigkeit beschreibt Winfrid Trenkler logischer Weise als nicht einfach. Diese Bewertung dürfte wohl eher moderat ausgefallen sein, denn in dem Interview mit Ulli Engelbrecht werden die Begegnungen mit WDR-Redakteuren nicht eben freundlich beschrieben:

" .... Da spielst du Pink Floyd, Can, John Mc Laughlin und Co., und da schüttelt der WDR-Redakteur im nächsten Zimmer den Kopf und zweifelt an deinem Verstand: " Trenkler, wie halten Sie das überhaupt aus mit diesem Lärm?! ".
Als ich im Rahmen der Radiothek die Elektroniker von Harmonia vorstellte, hat mich der Produzent, noch während der Titel lief, angebrüllt: " Was spielst Du da für eine Scheiße ! "

( Zitat aus Ulli Engelbrecht: " Licht aus - Spot an ! - Schlaglichter auf die Musik der 70er Jahre ", Klartext-Verlag Essen, August 1995, S. 190 ).

Nun, Winfrid hat weder in den Sendungen ab 1971 noch bis zur Absetzung von " Schwingungen " 1995 " Scheiße " gespielt. Im Gegenteil: Er ist konsequent seinen Weg - trotz der Widerstände - weiter gegangen. Er hat in den vielen Jahren, die er beim WDR für das Genre der populären - bis elektronischen Musik mitverantwortlich zeichnete, Radiogeschichte geschrieben. Wer sich - so wie er - dabei nicht verbiegen lässt, mit fachlichem Wissen glänzt und die ungezählten Kritiker dieser Anti - Main - Stream - Musik dann abprallen lässt, wie die Regenjacke die Wassertropfen, der hat Format.

Winfrid feiert am 13. April 2012 seinen 70. Geburtstag. Es ist in diesem Jahr ein Freitag. Ausgehend davon, dass er auch nicht abergläubisch ist und der weitere runde Geburtstag eher Ansporn sein wird, sich auch weiterhin noch im Umfeld der E - Musik einzumischen, um den Folgegeneration aufzuzeigen, dass auch diese Musik ihre Daseinberechtigung hat, so, wie einst jene Richtungen in seiner unvergessenen Sendung " Rock In ", werden ihm seine vielen Freunde, Fans und Bewunderer sicherlich für die Zukunft nicht nur alles Gute, sondern auch Gesundheit, Glück und Zufriedenheit wünschen.

Diesen Wünschen schließe ich mich hiermit an.

Dieses Mal spielen zwar die " Scorpions " nicht, so wie auf seiner Hochzeit Ende der 70er, denn die Band hat sich nach vielen Dekaden in diesem Jahr endgültig aufgelöst, so wie " Rock In " im Jahre 1987, also vor genau einem Vierteljahrhundert.

Winfrid formuliert es dennoch im Sinne der Musik optimistisch: " " Musik ist ein großer Schatz, der uns ewig erhalten bleibt. Und jeder, egal ob Klassik - Rock - oder Elektro - Musiker, jeder trägt seinen Teil dazu bei, so daß sich mit der Zeit eine kontinuierliche Anhäufung von Kostbarkeiten ergibt. "
( Zitat aus: a.a.O., S. 200 ).

Dem ist rein gar nichts hinzu zu fügen! Danke Winfrid für die vielen Musikjahre mit Dir!



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