Sanddorn - Gelee und mehr - über eine Köstlichkeit nicht nur aus dem Hohen Norden.
Wenn in einigen Wochen die kühlen,die nass-kalten Tage der Herbst - und Wintermonate anbrechen, boomt der Verkauf von Vitaminpräparaten aller Art, mit denen dann Erkältungen, grippale Infekte oder einfach nur vorhandene Wetterfühligkeit der Garaus gemacht werden soll. Dass damit ein ganzer Industriezweig Milliardenumsätze einfährt, ohne den wirklichen Nutzen dieser Produkte nachgewiesen zu haben, steht auf einem ganz anderen Blatt. Der überbordende Markt mit - überwiegend sinn - weil eben wirkungslosen - Vitaminpräparaten, die zudem auch noch in sämtlichen Preiskategorien erhältlich sind, hat dazu geführt, dass die bekannten Heilrezepte aus Großmutters´s Zeit längst in Vergessenheit geraten sind.
Was einst direkt vor der Haustür, in Wald und auf Wiesen oder häufig im eigenen Garten an natürlichen Vitamindepots wuchs oder angebaut wurde, ist vielen Alltagsgestressten leider nicht mehr bekannt. Ob nun die geläufigen Obstarten wie Äpfel, Birnen und Zwetschgen, die Brombeere, Stauchelbeere oder Heidelbeere, die Himbeere, Johannisbeere und Erdbeere sie alle enthalten eine Fülle von Vitaminen.
Ein wahrer Vitamin C - Spender ist ein Strauchgewächs, dass hauptsächlich im europäischen Gefilden, insbesondere in der Bundesrepublik an den Küsten sowie den Alpenvorland beheimatet ist: der Sanddorn. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich aber auch über Mitteleuropa von den Pyrenäen über die Alpen und bis zum Kaukasus. Es umfasst das nordwestliche Europa und findet dort seine nördliche Grenze in Norwegen.
Wer in den hiesigen Gefilden sich die Mühe macht, vom dem - eher unscheinbaren - Gewächs, das unter anderem an den bundesdeutschen Küstengebieten zu finden ist, die hell - orange farbenen Beeren zu pflücken, erhält - etwas Geschick im Bereich der Verarbeitung vorausgesetzt - eine wahre Köstlichkeit und eine " Vitamin C - Bombe " gratis.
In einem Artikel aus dem letzten Jahr, hatte ich bereits über meine aufgefrischten Erfahrungen mit jenem exotisch angehauchten Strauch oder exakter formuliert: mit dem Hippophaë rhamnoides berichtet.
Da standen wir nun, nach einer etwas stockenden Rückfahrt von Zingst über Prerow, Wustrow und dem Künstlerdorf Ahrenshoop, auf dem Parkplatz zu dem Deichaufgang Dierhagen-Ost, eine Tasche in den Händen haltend und schritten in Richtung der Deichkrone, dort, wo mir auch im letzten Jahr die leuchtenden Beeren entgegen schauten. Nach einigen Minuten des Abmühens, die Beeren per Hand von den Zweigen des wild verwachsenen Strauchs entfernen zu wollen, entwickelteten wir eine effizientere Methode. Mittels einer Nagelschere, die ich aus dem im PKW liegenden Maniküre-Set entnahm, schnitt ich die dünneren Zweige einfach ab und legte sie in eine ebenfalls mit gebrachte " Lidl "-Einkaufstasche. Diese füllte sich zusehends, so dass wir uns dazu entschlossen, auch die weitere Plastetüte mit Zweigen aufzufüllen, obwohl darin bereits abgeerntete Beeren lagen.
Nach etwas mehr als einer Stunde und einigen Kurzgesprächen mit Passanten, die sich - sichtlich neugierig, jedoch in völliger Unkenntnis über den Sanddorn - allen Ernstes fragten, was mit den Früchten anzufangen sei, waren wir mit unserer Ausbeute zufrieden. So trollten wir uns wieder in Richtung Parkplatz, wo ein Berliner Rentner nebst Familie uns freudig mit den Worten: " Aha, Sanddorn!" begrüßte. Der Experte hatte messerscharf erkannt, was wir mit den beiden prall gefüllten Tüten vorhatten und staunte dennoch nicht schlecht, als wir von unseren Vorhaben, die Köstlichkeiten in einigen Varianten verwerten zu wollen, aufwarteten. Sichtlich beeindruckt, ob der mitgeteilten Mühewaltung, wünschte er uns eine gute Heimreise.
Nun lagen sie auf dem Tisch des Hauses, die eher unkonvetionell abgekappten Zweige des Dierhagener Sanddornstrauchs und warteten, zuvor bei - 18 ° tief - gefroren, auf das immer noch mühevolle und immer noch nicht ganz ungefährlich Abpflücken der hell - orange leuchtenden Beeren mit dem hohen C-Gehalt. Ungefährlich deshalb nicht, weil hinter den von mir bereits entfernten länglichen, schmalen, wachsartig überzogenen, dunkel-grünen Blättern, Dornen lauerten, deren Länge durchaus 5 bis 8 cm betrugen und die eine Millimeter dicke Spitze vorwiesen, welche sich bei einer unvorsichtigen Drehung des Zweiges sofort in die Hand bohrten und unangenehme Schmerzen verursachten. Wer also meint, dass mit dem Abknipsen der Sanddornzweige auch die Beeren im Topf seien, ist auf dem viel zitierten Holzweg.
Mühsam entfernten wir die stein -hart gefrorenen Früchte per Hand und mittels einer Essgabel von den Zweigen.
Nach 3 Tagen waren etwa ein Dutzend Gläschen mit Sanddorn-Gelee gefüllt im Kellerregal eingestellt. Wert? Etwa 100,-- €!!!! Geschmacklicher Wert? Exzellent!! Ideeller Wert? Unbezahlbar!
Weil sich immer noch mehr als ein Plastebeutel Sanddornzweige im Tiefkühlfach befindet, sollen diese Beeren mit Schnaps vermengt, zu einem Sanddornlikör verarbeitet werden.
Da das Internet beinahe für jedes Problem eine Lösung und auf jede Frage eine Antwort parat zu haben scheint, bin ich hierzu fündig geworden:
http://www.schnapsbrennen.at/rezepte/20051203125440-01.html
Einfacher wäre es allerdings, den Likör gleich zu bestellen. Dafür muss der Kunde jedoch tief in die Tasche greifen, denn 1 Liter des Gesöffs kosten - je nach Flaschengröße und Alkoholgehalt - zwischen 31, 14 € und satten 42,-- € plus Versandkosten versteht sich.
http://www.ruegenshop.eu/Sanddorn/Sanddornwein-/-Sanddornlikoer-/-Sanddorngeist/Sanddorn-Likoer
Einen kleinen Einblick zu den vielfältigen kulinarischen Köstlichkeiten aus oder mit jener Frucht kann auch hier nach gelesen werden:
http://www.sanddornmarmelade.de/
Weil der Strauch auch in Ostfriesland wächst und die Beeren dort sehr beliebt sind, noch eine Spezialität von dort:
http://www.sanddorn-marmelade.de/sanddornmarmeladen/sanddornkonfituere-friesisches-rezept/
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