Bezaubernde Jeannie und sonstige amerikanische Unserien.



Die Nachkriegsjahre waren für viele Deutsche mit vielen Entbehrungen verbunden. Es galt den Schutt und die sichtbaren Überreste des Großdeutschen Tausendjährigen Reiches zu beseitigen. Neben dem über Jahre andauernden Existenzkampf, bei dem es vor allem um das tägliche Sattwerden ging, entwickelte der Deutsche nach und nach andere Gelüste. So auch jene, gut unterhalten zu werden. Da war es zunächst das gute, bekannte Radio, dass dem Teutonen ein wenig Abwechselung in den ansonsten grauen Alltag brachte. In Westdeutschland war es die ARD, die mit ihren Rundfunkstationen für Information und Unterhaltung sorgte.
So wurde die ARD wurde am 9. Juni 1950 von den damaligen sechs Landesrundfunkanstalten BR, HR, RB, SDR, SWF und NWDR sowie – mit beratender Stimme – RIAS Berlin gegründet
In gleichen Jahr wurde in der DDR der Deutsche Fernsehfunk ins Leben gerufen.

Dass sich die beiden deutschen Staaten nach und nach nicht nur in den Rundfunk - und Fernsehsendungen erheblich voneinander unterschieden, dürfte sich bereits aus deren organisatorischen Gegebenheiten erkennen lassen. Die ARD sollte eine gewisse staatliche Unabhängigkeit beibehalten, was jedoch nicht immer gelang, während das Fernsehen der DDR direkt den staatlichen Organen unterstand.

Die Einflussnahme der Staatsorgane, insbesondere der Parteien, vollzog sich im Westfernsehen denn eher schleichend. Nicht nur über die diversen Gremien der autarken Sender und die der ARD.
So kam es nicht von ungefähr, dass bereits in den 50er Jahren diverse US - amerikanische Serien dem BRD - Fernsehkonsumenten allerlei Schwachsinn über deren Lebensweise herüber brachten.Ob nun " Fury ", " Lassie " oder " Am Fuß der Blauen Berge ", " 77 Sunset Strip ", " Mr. Ed ", " Bonanza " oder " Der Mann ohne Colt ". Sie zeigten dem nach platter Unterhaltung lechzenden Durchschnittsglotzer, dass in diesem Genre schon damals vieles erlaubt, nichts dumm genug sein darf und weniges ein wenig Niveau aufwies. Dennoch wurde die Glotze, der Riesenkasten aus Teakholz und mit Röhren bestückt

http://www.tv-nostalgie.de/Sound/Fury.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Lassie

http://de.wikipedia.org/wiki/Am_Fu%C3%9F_der_blauen_Berge

http://de.wikipedia.org/wiki/77_Sunset_Strip

http://de.wikipedia.org/wiki/Mr._Ed

http://de.wikipedia.org/wiki/Bonanza


Zu den stumpfsinnigen Unterhaltungsserien, die sukzessive aus den intellektuellen Giftschränken der US - Importe durch die TV - Oberen in Westdeutschland dem Michel in synchronisierter Form kredenzt wurden, gehört " Bezaubernde Jeannie ". Der Inhalt dieser Serie, die in 113 Folgen vom 19. September 1967 bis 3. Februar 1970 des gleichen Jahres vom ZDF ausgestrahlt wurde, ist denn eher simpel.

Der Astronaut Tony Nelson wird nach einer missglückten Landung seiner Raumfähre auf eine menschenleere Insel im Pazifik verschlagen, auf der er dann eine seltsame Flasche findet. In dieser Flasche haust seit 2000 Jahren ein orientalischer persisch sprechender Geist (Dschinn) namens Jeannie, der zudem auch noch magische Kräfte besitzt. Jeannie hat die Gestalt einer schönen, blonden Frau, deren Bestimmung es ist, demjenigen uneingeschränkt zu gehorchen, der die Flasche öffnet und den Geist somit befreit.


Die Verbannung hat natürlich eine Vorgeschichte: Jeannie wurde am 1. April 64 v. Chr. in Pompeji geboren, was in der Folge "Wie alt ist das Flaschenkind?" dem Zuschauer auf amüsante Art und Weise mitgeteilt wird. Sie weigerte sich, den gefährlichen Zaubergeist Blue Djinn zum Ehemann zu nehmen, woraufhin sie dieser in einen Flaschengeist verwandelte. In einer verschlossenen Flasche sollte sie auf einer einsamen Insel auf ihre Befreiung warten. Zwei Jahrtausende vergehen, bis ihre Rettung am 18. September 1964 in Gestalt des US-Astronauten Tony Nelson naht.

Und eben jener Astronaut Tony Nelson wird von Larry Hagman gespielt. Hagman, am 21. September 1931 in Fort Worth, Texas, geboren, hatte zuvor einige Rollen in US - Western erhalten.
Seine kommödiantenhafte Art in dieser US - Serie machte ihn auch bei den bundesdeutschen Zuschauern durchaus beliebt. Obwohl die Serie nach relativ kurzer Zeit aus dem Nachmittagsprogramm des ZDF wieder heraus genommen wurde, hatte sich Larry Hagman damit einen hohen Bekanntheitsgrad erworben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Larry_Hagman


Damit die ansonsten dümmliche US - Serie eine gewisse, jedoch nicht zu aufdringliche und dem einstigen prüden gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechende erotische Note erhielt,verliebt sich Jeannie  in ihren Befreier, den sie in penetranter Form " Meister " nennt,  und versucht, ihn durch Zaubertricks (meist bewirkt durch das Blinzeln ihrer Augen und gleichzeitigem Verschränken der Arme) für sich zu gewinnen. Der Flaschengeist folgt ihm heimlich bis zu seinem Haus in Cocoa Beach an der Küste Floridas. Roger Healey, Tonys bester Freund und Arbeitskollege, ist der einzige, der noch von Jeannies Existenz weiß und genauso wie Tony laufend in die spektakulärsten Zaubereien verwickelt wird. Er ist ein liebenswerter Schürzenjäger mit komödiantischer Ader und geht bei Tony ein und aus. Dieses soaziale Umfeld entsprach denn auch dem gänngigen Klischee der amerikanischen Mittelschicht, die in den 60iger Jahren den Geschmack stark beeinflußte. Weshalb die Folgen in jener Nonsensserie sich ausschließlich auf das Umsetzen materieller Wünsche des Astronauten Tony Nelsen beziehen.
Die Art mit einer gewissen herzlichen Naivität, wie Jeannie Tonys heimliche Wünsche Wirklichkeit werden lässt, befördert ihren Meister allerdings von einer Schwierigkeit in die nächste. Außerdem stellt sich schnell heraus, dass Jeannie in vielen Dingen ihren eigenen Kopf hat und Tony allzu gern bevormundet.

Tonys und Rogers unmittelbarer Vorgesetzter, Colonel Alfred Bellows, ein NASA-Psychiater, interpretiert die ungewöhnlichen Situationen, die durch die Zauberkunststücke Jeannies in jeder Episode neu entstehen, stets als abnormales Verhalten von Tony Nelson. Da die US - Mittelschicht bereits in einen gewissen Luxus lebte, wurden seelische Probleme dort überwiegend durch einen Psychater behandelt, somit wir auch erklärlich, warum Dr. Bellows selbst Opfer von Jeannies magischen Kostproben wird und sich dann an den eignen Vorgesetzten wendet , um ihn von Tonys übersinnlichen Fähigkeiten zu überzeugen. Weil er mit diesem Ansinnen jedoch regelmäßig scheitert und für verwirrt gehalten wird, verordnet ihm der laufend neue Psychoanalysen. Schon zur damaligen Zeit zeigte sich - wenn auch im Spass -, dass die Masse der zur US - Gesellschaft zählenden Durchschnittsamerikaner einen an der Waffel hatten.

Damit der Flaschengeist - Schwachsinn nicht nach nur einer handvoll Folgen sich ausgespukt hat, wird wunderbar in 25 - in der BRD werbefreien - Minuten in filetierter Form gezeigt, was dem depperten Astronauten mit der Jeannie noch so alles passiert:, wenn Tony hat unter den Umtrieben seines Hausgeistes leiden muss:  mal geht er auf unfreiwillige Abenteuerreise in die Vergangenheit, mal muss er sich mit absonderlichen Talenten oder herbeigezauberten Dingen herumschlagen, die ihm nur Ärger und Probleme sowie peinliche Momente bescheren. Zudem ist Jeannie ungemein eifersüchtig. Wann immer Tony einer anderen Frau schöne Augen macht, tritt sie mit ihren raffinierten Tricks dazwischen.

Aber auch in der Historie kennt sich der 2000 Jahre alte Flaschengeist aus: Um ihrem Meister Erholung zu verschaffen, macht sie jeden Tag zu einem Sonntag; unvermittelt findet sich Tony auf einer Party mit Shakespeare und Sigmund Freud wieder oder muss den Zorn Napoleons ertragen. Gegenstände und Personen verschwinden oder tauchen aus dem Nichts auf und niemand hat eine vernünftige Erklärung.

Weil aber der Tony Nelson mit seinen realen, dem irdischen, aber vor allem amerikansichen Leben so zufrieden ist, schlägt er die vielen materiellen Wohltataen der Jeannie schlankweg aus.Dieses  ärgert Jeannie, daenn sie möchte ihren  Tony  die herbeigehexten Reichtümer und Wundertaten quais als Morgengabe kredenzen. Der will stattdessen selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommen und versucht vergeblich Jeannie beizubringen, wie man mit den eigenen Händen putzt und kocht. Das ist ja in der amerikanischen Gesellschaftsideologie erforderlich, wenn die eigene Kohle nicht dazu ausreicht, um sich - meistens farbige - Bedienstete hierfür zu leisten. Und - als wäre ein bekloppter, schwer verliebeter Falschengeist allein nicht schon genug - erscheint die böse - natürlich schwarzhaarige - Schwester der Blonden , die ihr gern den „Meister“ ausspannen möchte, um Tony zu ihrem Geschöpf zu machen; dabei schreckt sie nicht einmal davor zurück, Jeannie gefangen zu nehmen oder anderweitig auszuschalten.

Selbst 45 Jahre nach der Einmottung dieser - definitiv unsehbaren - US - Serie, steht fest, dass der Yankee doch ein auf sich selbst bezogenes, militates Wesen darstellt, wenn es darum geht, der übrigen Welt zu zeigen, was für einen Müll er einst auf Celluloid bannen konnte. Denn - des Abwechselung muss auch hier sein - Jeannie hat auch einen Vorgesetzten: Den alten Haji, seines Zeichens Herr über alle Dschinns. Wenn Jeannie wieder einmal gegen die Regeln ihrer Zunft verstößt oder Rat benötigt, entsteigt er mit großem Getöse einer Rauchsäule und tadelt sie unbarmherzig für ihr frevelhaftes Verhalten.

In der fünften und letzten Staffel - der amerikanischen Kitschideologie in Pink nicht genug - heiratet Jeannie ihren Meister offiziell und muss sich nun nicht mehr vor der Öffentlichkeit verstecken. Aber das irdische Glück hat dennoch einen Haken, denn ihre Zauberkraft behielt Jeannie trotz der Hochzeit mit einem „normal sterblichen“ Mann. Und - hier folgt der US - Amerikaner seiner widersprüchlichen Darstellugn des Außerirdischen:  obwohl in einer früheren Episode mit dem Titel "Wie soll das weitergehen?" gezeigt wurde, sie würde diese dabei verlieren. Und dann folgt noch - als wäre die Menschheit von derartigen Schmus aus dem Kaugummi - Fast Food - Fraß - Land nicht schon genug bestraft - Das Kinder des Paars die Zauberkraft erben können. Weil der " Eagle " auch in den folgenden Jahrzehnten fliegen muss,wird dies in dem Film Die Rückkehr der bezaubernden Jeannie von 1985 eindrucksvoll gezeigt, in welchem Jeannies Sohn TJ Jeannie mit einem Blinzeln aus ihrer magisch verschlossenen Flasche befreit.

Wenige Jahre später konvertierte der dann längst gealterte Astronaut Tony Nelson zum Glauben an das unerschöpfliche Öl und verwandelt sich ab 1978 in den Fiesling und texanischen Magnaten J.R. Ewing in der Familienserie " Dallas ".

http://de.wikipedia.org/wiki/Larry_Hagman


Vielleicht mag es daran liegen, dass in den verspießten Nachkriegsjahren die Erwachsenenwelt für Kinder und Jugendliche eher feindlich, denn liebens - oder nachahmenswert erschien, womit derartige Nonsenssendungen wie " Mr. Ed ", durchaus bei dem heranwachsenden Zuschauer ankam, soweit dieser überhaupt in den Genuss kommen konnte, diese Fernsehsendungen zu betrachten. Meistens hatten die Eltern in dem überschaubaren Umfeld keinen solchen Wunderapparat, weil sie sich das sünthaft teure Gerät erst gar nicht leisten konnten.
Dieses Privileg hatten wir einst, denn die Großeltern kauften sich einen solchen Riesenkasten für viel Geld. So wurde denn die " Bezaubernde Jeannie " in unseren Teeniejahren zum gern gesehenen Geist aus der Flasche, weil sie den Ungeist der Steinzeiterziehungsmethoden - neben der Jugendpostille " BRAVO, in der sie auch als fleischliche Frau, nämlich als Schauspielerin als Barbara Eden zusammen mit Larry Hagman zu bestaunen war - für 25 Minuten weg zauberte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bezaubernde_Jeannie

Larry Hagman ist am 23. November 2012 im Alter von 81 Jahren verstorben. Er war für viele Glotzer zwar nur der böse J.R. aus " Dallas ", für mich aber eher ein Relikt aus der Jugendzeit.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Ich glaube, manchmal ist es gut, wenn es auch früher reizvoll war, nicht immer das Fernsehen der Feindsender konsumiert zu haben. Jeannie, Dallas, Ingolf Lück, alles Schall und Rauch, wenn man Lippert und Jahoda bei der Arbeit zusehen durfte. Amen & Prost. ;o)

[automatisch generierter Anhang von Google: dieser Kommentar enthält nur 50% Wahrheitsgehalt. Oder 30.]

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