Carlos Santana lässt die Gitarren wieder singen: Live at the Montreux Festival 2011.
Weil Musik durchaus so unterschiedlich sein kann, wie das gestrige Abendprogramm in den frei empfangbaren Kanälen, könnte der Zwangsgebührenzahlen doch glatt auf die Idee kommen, ab sofort nur noch jenen kleinen Anteil der mehr als 212 Euro jährlich zu entrichten, der auf die Sendungen mit Niveau entfällt. Das würde sodann mithelfen, den sich bereits in der längst eingeläuteten Vorweihnachtszeit abzeichnenden Kollaps des eigenen Kontos doch noch zu verhindern. Da die Privaten dieses Niveau seit vielen Jahren eh nicht mehr besitzen, können diese unisono nichts dazu beitragen und bleiben dabei unbeachtet.
Da jodelte, stampfte und klatsche sich doch gestern ab 20.15 Uhr im Rahmen einer Eurovisonssendung ( dass es so etwas überhaupt noch gibt ? ) ganz Österreich, die Schweiz und der mumifizierte sowie hirnamputierte Bevölkerungsteil der BRD bei der " Mutantenstadl " ins kollektive Koma. Die Kanonenkugel Borg, Andy, nicht Borg, Björn und auch nicht Berg, Andrea, bat zur Blauen Stunde mit einem zünftigen Repertoire aus dem Genre der musikalisch-geistigen Verwirrungen der Alpenbewohner im Jahre 12 nach dem Millennium. Und wie sie alle herbei strömten: die Fronis, Lenis und Zenzis, die Alois´, Jörgs und Franzens!
Während sich die ARD wieder einen extrem hohen Ablachkoeffizienten im Rahmen des Quotengegeiere einhandelte, quälte sich im Kunterbunt-Sender der Soaps, Realityshows und Billigformate, das Trio Interfanale Bohlen, Gottschalk und Hunziker mit der Beantwortung der Frage, ob jene Kehlkopfamputierten auf der illuminierten Bühne als Sänger bezeichneten werden können oder ob es nicht etwa eunuchale Clowns und nölende Tuschkästen sind, die da ihr Stelldichein gaben. Das abgenudelte Verblödungsformat wrde nur dann interessanter, als die Brüll-Müll-Spots ihren unendlich schwachsinnigen Auftritt hatten, denn da durfte der mittels digitaler Bondage-Praktiken zuvor gequälte Zuschauer, sich endlich sicher wähnen, die talentfreie Zone verlassen zu haben.
Wer indes auf das Programm des Spartenkanals ZDF kultur in Windeseile umgeschaltet hatte, lag goldrichtig. Dieser, sich mit einem pseudo-intellektuellen und stark verjüngtem Ambiente selbst ausgestattende Sender wiederholte eine Aufzeichnung eines Auftritts von Carlos Santana, den dieser im Juli 2011, anlässlich der Jazz Zage im schweizerischen Montreux zelebrierte. Zum Altmeister des Latin-Jazz-Rock, der meditativen Gitarrenmusik und der singende Akkorde, ist schon allein deshalb nichts weiter Erhhelendes zu sagen, weil es genügend Material über ihn und seine Musik gibt.
So spielte seine Formation in jener 45 Minuten - Aufzeichnung die Titel:
00:00 - Black Magic Woman
03:45 - Gypsy Queen
07:00 - Oye Como Va
11:52 - Maria Maria
17:43 - Europa
26:04 - Corazon Espinado
32:08 - Smooth
36:52 - Into the Night
42:12 - Love, Peace and Happiness
Exakt abgepackt und in einem straffen Zeitfenster eingepfercht. Wer mehr Don Carlos Santana von seinem Montreux-Gastspiel sehen möchte, dem kann geholfen werden.
In den verkaufsfähigen DVD- und Blu- ray-Boxes sind indes viel mehr Stücke zu sehen und hören:
01 Spark Of The Divine
02 Socc
03 Back in Black
04 Singing Winds, Crying Beats
05 Black Magic Woman/Gypsy Queen
06 Oye Como Va
07 Maria Maria
08 Foo Foo
09 Corazon Espinado/Guajira (featuring Cindy Blackman Santana)
10 Benny and Cindy Solo
11 Jingo
12 Carlos Speaks/Novus
13 Europa (Earth's Cry, Heaven's Smile)/I Want You
14 Batuka/No One To Depend On
15 Duende/Open Invitation
16 Make Somebody Happy/Right On Be Free (featuring Derek Trucks & Susan Tedeschi)
17 Evil Ways/A Love Supreme
18 Sunshine Of Your Love
19 Smooth/Dame Tu Amor
20 Soul Sacrifice/Dennis Drum Solo
21 Sama Pa Ti
22 Into The Night
23 Love, Peace, And Happiness/Freedom
Tja, und während Don Carlos seine verschiedenen Arbeitsutensilien so bearbeitete, wie er es bereits von mehr als 40 Jahren tat, schaute ich mir neben seinen exzellenten Begleitmusikern und seiner drummenden Ehefrau Cindy Balckwell-Santana, die - wohl weißlich nur in unregelmäßigen Abständen dabei eingeblendeten - Ölgötzen im Publikum an, die dort - zumeist als ältere Semester - an der Bühne standen und - sofern sie nicht doch im Alter derer Söhne und Töchter waren - und mittels smartphone oder sonstigem, hoch in die Luft gehaltenen, aufnahmefähigen Schnickschnacks, dabei den Kameras ewig die Sicht versperrend , beinahe regungs - und emotionslos auf das Bühnengeschehen gafften.
Mensch, bei Santana muss das Herz des Musikfans nicht nur voll aufgehen, der Puls muss hoch schnellen und die Extremitäten müssen zucken. Das ist Sound mit Leidenschaft und Bewegungsdrang. Was für trübe Tassen dort unterhalb der Bühne standen, war nahezu unglaublich. Vielleicht verfielen die Zuschauer in die nachträgliche Schockstarre, weil sie inzwischen realisiert hatten, was für unverschämte Eintrittspreise der gute Jazz-Tage - Initiator Claude Nobs ihnen da aus dem - doch wohl sehr gut gefüllten - Monetenbeutel heraus gezaubert hatte.
Immerhin: Der Gebührenanteil für jene klasse Musiksendung am diesem sonst öden Samtsg im November dürfte für den BRD - Gebührenverpflichteten eher im Nanobereich gelegen haben.
Und dieses Santana - Titel gibts auch immer noch umsonst: Noch!
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1559088/Santana+-+Europa#/beitrag/video/1559088/Santana---Europa
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