Sperrkassierer, eine Tätigkeit mit Konjunktur.


Das ZDF - nach dessen Eigenwerbung -  man ( frau auch ) besser sehen soll, ist seit seiner Gründung nun wahrlich kein Gralshüter der sozial - und gesellschaftkritischen Grundeinstellung. Einst versuchte der Halunke und Lügner Adenauer das Zweite Deutsche Fernsehen als CDU/CSU - Privatkanal zu missbrauchen und verordnete dem Medium eine konservative Intendanz sowie schwarze Mehrheiten in den Entscheidungsgremien. Das ist zwar sehr lange her, geändert hat sich daran - außer das die Mainzer Bagaluten vom Zwangsgebührenzahler immer mehr Knete abkassieren, dafür Prunkpaläste und sündhaft teure Studios bauen lassen, nicht sehr viel. Doch der Karnevalsverein vom Lerchenberg hat - wenn auch sehr wenige - gute Seiten sowie damit einher gehende Programmformate. Die monatlichen Politsatiresendungen können sich alle Male sehen lassen, die Spartensender ZDF Neo, - Kultur und  - Info sind insgesamt auch nicht von schlechten Eltern und auch so manche Reportage aus der Rubrik " Politik und Gesellschaft " kann sich durchaus mit dem Attribut " sehenswert " schmücken.

Als am letzten Sonntag ab 18.00 Uhr die " ZDF Reportage " über eine Entwicklung berichtete, die im nächsten Jahr noch weiterhin für Furore sorgen wird, nämlich die Folgen der Strompreisentwiclung, waren 30 Minuten Sendezeit eigentlich viel zu wenig, um das gesamte Elend aufzuzeigen, dass sich damit ab dem 1. Januar 2013 noch verstärken wird.
So berichteten die ZDF - Reporter Jochen Schulze und Oliver Koytek auch von Fällen, die sich vor der Haustür der - zumindest in der innerstädtisch - immer fein heraus geputzten sächsischen Landeshauptstadt abspielen.
Die Stadt Freital, bekanntlich im unmittelbaren Einzugsbereich Dresdens liegend, war Schauplatz für exemplarisch aufgezeigte Auswüchse der staatlichen Energiepolitik unter den Bedingungen eines oligopolistischen Marktes. Es trifft dabei - wie es eben Zeitalter der Globalisierung, der verbrecherischen Spekulantenbanden aus Banken, Versicherungen und Hedge Fonds sowie der käuflichen Politik immer ist, nur die Schwachen. Die Abgehängten, das Prekariat und die Alten, deren Lobby in Berlin nicht existiert.

So fabuliert das " Zweite " auf den hierzu eingerichteten Seite:

"Mittwochs ist in Dresden Sperrtag. Dann schickt die Freitaler Strom- und Gas GmbH ihren Sperrkassierer los zu den Kunden, die ihre Rechnung nicht bezahlt haben. Und das kommt neuerdings immer öfter vor. Denn: Die Strompreise in Deutschland haben eine bisher nicht gekannte Höhe erreicht - eine immense Belastung für alle Verbraucher. "

- Zitatende - aus:  http://reporter.zdf.de/ZDF/zdfportal/programdata/956e72d9-1522-3cdf-ad9c-095bf16ee516/20065900

Nun hat der regionale Energieversorger, nämlich die " Freitaler Strom - und Gas GmbH " zunächst nichts mit den Dresdner Kunden zu tun, weil diese eben von der " DREWAG " abkassiert werden, aber das ZDF ist nun einmal bundesweit und auch darüber hinaus zu sehen, und da stellt sich der Glotzer die - vielleicht berechtigte - Frage " Wo liegt denn Freital? " Ja, eben. " Wo liegt es denn? " Wohl deshalb wurde als Hilfskrücke Dresden benannt. Um es gleich vorweg zu sagen: Auch dort sind die Hilfssheriffs der DREWAG zum Stromabstellen Woche für Woche unterwegs. Auch noch einige Tage vor Weihnachten.

Tja, und weil die Freitaler nicht in den Verruf geraten sollten, dass es dort besonders schlimme Stromabknipser gibt, dann auch noch nur die gezeigten, alten Bruchbuden, in denen es schimmelt, der Müll sich türmt und ausnahmslos sozial schwache, alte Menschen wohnen, hat das ZDF gleich einen Lichtblick in das finstere Freital gesendet:

" Die Freitaler Strom und Gas GmbH in Dresden zum Beispiel macht ihren säumigen Kunden ein ganz besonderes Angebot: den so genannten "Inkassozähler". Die Kunden müssen - ähnlich wie beim Prepaid-Telefon - eine "Stromkarte" aufladen und damit den Zähler zu Hause freischalten. "

- Zitatende - aus: a.a.0.

Der regionale Versorger zeigt sich auf seiner Web-Präsenz indes auch nicht unmenschlich, sondern gibt sich als moderner Dienstleister aus, der die Zeichen der Zeit erkannt hat und dem zahlungsfähigen sowie nicht von HARTZ IV oder sonstigen Almosen existieren, dafür aber zahlungswilligen Kunden eine faire Partnerschaft offeriert. Hoi, fair, aber hart oder umgedreht?

http://www.fsg-freital.de/unternehmen

Bei näheren Hinsehen entpuppt sich denn der eher kleine Versorger als ein Sammelsurium von beteiligten Firmen.
Mehrheitsgesellschafter sind die " WBF ", die Wirtschaftsbetriebe Freital, also ein kommunaleigenes Konglomerat aus diversen Versorgungsbetrieben ( nätürlich auch als GmbH firmierend ).
Dann wird es interessant, denn der weitere Gesellschafter nennt sich " EVD Energieverbund Dresden " und daran ist auch die " DREWAG " beteiligt.

http://www.evd-dresden.de/evd/home.nsf/www/Geschichte.html

Und so schließt sich denn tatsächlich der Kreis zwischen dem Abklemmer der " FSG " und dem Dresdner Pendaten, der " DREWAG ", für den der " Stromsperrkassierer " indirekt auch tätig wird.
Eines ist auch hier in jedem Fall klar: Neben den staatlichen Abgaben auf dem Strompreis, zockt der Staat in Gestalt der Städte - und Kommunen den Kunden erneut kräftig ab und sperrt dem säumigen Kunden, dem er zuvor qua Oktroy den Preis für die Kilowattstunde in einer Hochglanzbroschüre aufgeben durfte, die Leitung, sofern dieser mit mehr als 100 Euro bei ihnen in der Kreide steht.
Diese Art von " Judge Dredd ", nämlich Gesetzgeber, Wächter  über die Einhaltung der Vertragsmodalitäten und Vollstrecker ( Richter ) in einer Institution führt - analog zu den Kraftstoffpreisen - zu ständigen Preisschüben. Nicht nur die Vier Besatzungsmächte ( EnBW, E.On, RWE und Vattenfall ) manipulieren seit vielen Jahrzehnten an der Preisschraube und haben dadurch die Stromtarife vom Jahr 2000 an bis heute bzw. 2013 sich nahezu verdoppeln lassen, nein, auch Papa Staat hält kräftig das Patschepfötchen auf, wenn darum geht, dem Verbraucher die wenigen Moneten aus dem Geldbeutel zu ziehen. Schließlich müssen die Millionen schweren Managergehälter, die ungezählten Posten und Pöstchen in den Entscheidungs - und Kontrollgremien der Versorgungsunternehmen auch fürstlich entgolten werden. Und dann wären auch noch nicht vielen Aktionäre oder - wie im Falle der " FSG ", die Beteiligungsgesellschaften mit beschränkter Haftung und sozialem Gewissen. Der Rubel muss rollen für den Sieg am Markt der eitlen Selbstdarstellung in Form der all jährlich zu publizierenden Bilanzen.

Wer, wie das ZDF - Team in der " Reportage " des irrigen Glaubens ist, der einfache Kunde könne die Preisexplosion durch ein Sparverhalten teilkompensieren, lebt indes in einer anderen Welt. Die " schlauen " Energie-Spartipps kosten - bis auf die Beratung durch staatliche Stellen gegen Vorlage des SGB II - Bescheids - noch mehr Geld, als langsfristig über diese Ratschläge gespart werden kann. Für eine professionelle, also kostenverursachende " Energieberatung " durch einen " zertifizierten " Fachmann ( Fachfrauen gibts auch hier ) muss just mit bis zu 180 Euro bezahlt werden. Diese Summe wieder durch geringere Verbräuche auszugleichen, dauert damit mindestens 3 Jahre ( wenn die Mehrkosten ab 2013 bei einem Verbrauch von 4.000 Kw/h zu Grund gelegt werden ). Die erheblichen Materialkosten für zusätzliche Sparaggregate, Glühlampen mit höherer Energieeffizienz oder neuere Haushaltsgeräte mit einer besseren Klassifizierung, mal gar nicht eingerechnet.So sind diese Tipps und schlauen Ratschläge für jene sozial Abgehängten indes nur stark begrenzt anwendbar.

Auch das Anbieter - " Hopping " unter der Einbeziehung der Internet-Preisvergleichsmonster a´la´" Verifox " bietet nur bedingte Abhilfe. Meistens sind die Tarifvergleichenur zeitlich begrenzt aussagefähig, weil es einigen " Billigheimern " nach einem Jahr möglich wird, die Preise kräftig zu erhöhen, sofern nicht die ordentliche Kündigung des oft auf zwei Jahre abgeschlossenen Vertrags innerhalb einer bestimmten ( häufig 3 monatigen ) Frist durch den Kunden erfolgt.

Die schlauen Ratschläge der ZDF - Journalisten können denn nur bedingt angewendet werden.
Interessanter war denn eher die Tätigkeit des " Sperrkassieres " in Freital und anderswo. Der Vollstrecker und Abklemm - Meister aus Sachsen fuhr denn mit dem Betriebswagen zu den " Kunden ", versuchte die säumigen Zahler zu erreichen und stellte ihnen bei einem ergebnislos verlaufenen Gespräch oder dem Nichtantreffen, einfach den Saft ab.  So erging es aber nicht nur den Freitalern in diesem Jahr. Im gesamten Bundesgebiet wurden 600.000 (!!!) Haushalten der Strom " gesperrt ", weil sie mit mehr als 100 Euro in den Miesen standen. Tendenz für 2013 - dramatisch steigend!

Aber: Es soll auch Lichtblicke im dunkelen Tunnel des Elends der partiellen Verarmung in einer reichen Gesellschaft, die den Reichtum nur systematisch ungleich verteilen lässt, geben:


" Die "ZDF.reportage" zeigt, wie sehr die Verbraucher in Deutschland von den steigenden Strompreisen betroffen sind - und wie man sich trotz allem ein wenig selbst helfen kann. "

- Zitatende - aus: a.a.O.


" ....wie man sich vor dem Blackout schützen kann.
Den Trick raus hat Familie Weber in Berlin. Sie hat ihren Energieverbrauch um ein Drittel gesenkt, und zwar nicht nur durch den Austausch von Stromfressern. Strom kann man auch sparen, wenn der Fernseher abends ausbleibt und man stattdessen einen Spiele-Abend macht oder wenn man das Nudelwasser mit dem Wasserkocher erhitzt. Bei Co2 Online legte sich die Familie ein Energiesparkonto an, und trug 91 Mal ihren Zählerstand ein. Es gelang ihnen, den Stromverbrauch insgesamt um 30 Prozent zu reduzieren. Das brachte ihnen den Titel Vize - Energiespareuropameister ein. Frank Weber: "Man glaubt gar nicht, wie viel man sparen kann, und das mit einfachsten Mitteln." "

- Zitatende - aus: a.a.O.

Schlau, schlau, Familie Weber! Wie hoch die Kosten für die eigens eingebauten und angeschafften Energiesparer summa summarum waren, wurde in dem Bericht denn gleich verschwiegen. Wie schon ausgeführt: Wer sparen möchte, muss erst investieren. Das ist für astreine " Hartzer ", " Aufstocker " und sonstige - statistisch betrachtet - Arme, in diesem, unserem Lande, denn kaum möglich. Die " ARGEN " und die von ihnen wie Kaugummi zu Lasten der " Kunden ", besser: der Bedürftigen, lang gezogene, derart schlampig formulierte Gesetz, sieht nämlich solche ökonomisch - ökologisch sinnvolle Handlungsweisen erst gar nicht vor. Wer bei dem " Energieversorger " Schulden auflaufen lässt, weil er die Strom - Gas - und Wasserrechnungen nicht bezahlen kann, ist bestenfalls gehalten, einen Darlehnsantrag zur Tilgung dieser Verbindlichkeiten zu stellen und zwar bevor der staatliche Abklemmer sich ankündigt.

Das Perverse an dieser Methodik ist jedoch nicht die Erkenntnis, dass es demnächst, nämlich in 2013, wohl mehr als 1 Millionen Sperrvorgänge geben wird, sondern, dass Papa Staat diesen beschämenden Zustand selbst verursacht. Zunächst duldet er, dass seine eigenen Versorger die Tarife so hoch schrauben müssen, dass bald die Kilowattstunde Strom 28 Eurocent und mehr kosten wird, weil er durch Steuern und Abgaben vom Normal - Verbraucher kassiert, dann nimmt er es sehenden Augens hin, dass der Wasserkopf in den eigenen Versorgungsbetrieben so aufgedunsen ist, dass enorme Kosten entstehen, wobei er zusätzlich durch die gewählte Unternehmensform seiner Anbieter und deren gesetzlich kodifiziertes Gewinnstreben erneut Geld abschöpft, um dann schließlich diese Moneten wiederum in Form von " Darlehen " an die eigenen Unternehmen auszugeben.

Nicht nur die Strom- Mafiosis in den Erzeugungskonzernen sind daran beteiligt, dass ein armer oder verarmter BRDler - wovon es mittlerweile über 6 Millionen gibt - dann den Gang nach Canossa anzutreten hat, wenn er seine Stromabschläge nicht gelöhnt hat und ihm eine kostspielige Abklemmaktion ins Haus steht, sondern unser Gemeinwesen selbst, verschuldet diesen Zustand. So gurkt der " Sperrkassierer " denn Woche für Woche in Flensburg, Frankfurt/0der oder Aachen zu den säumigen Kunden, um ihnen die Spielzeugpistole in Form eines Spezialschraubendrehers auf die Brust zu setzen. " Kunde zahl´ oder es wird dunkel! "

Vielleicht wäre es auch ganz hilfreich gewesen, die ZDF-Sendung, die in Teilen am folgenden Montag in der Blut - Schweiß - und Tränenesendung " Deutschland heute " auch noch wiederholt werden musste, hätte sich mit einer harschen Kritik zu den Ursachen dieser Entwicklung befasst, statt hirnrissige Vorschläge, wie jenen, doch mal lieber einen Spieleabend bei Kerzenschein mit dem verzogenen Kosumterroristenkind zu veranstalten, anstatt die teuere Unterhaltungselektronik in Strom fressender Weise zu nutzen, zu unterbreiten. Wer selbst ein tragendes Element dieses Systems ist, wird unglaubwürdig, wenn er es in Frage stellt? Garantiert, denn auch das " Zweite " mit dem nie besser geglotzt werden konnte, profitiert von unserer Moneten geilen Industriegesellschaft durch brüllende Reklamespots, Verblödungsformate gegen Einkassieren von Zwangsgebühren und weich gespülten Infromationssendungen. Deshalb wagten es die beiden von der alten Tante ZDF bezahlten Reporter erst gar nicht einen radikalen Lösungsvorschlag einzubringen, der da in etwa lauten müsste: Wie wäre es mit einem Grundtarif von 1.000 Kilowattstunden zu der Hälfte des jeweils aktuellen Strompreises - vielleicht nur für sozial Schwache - und einer stufenweisen Erhöhung des Strompreises bei einer Überschreitung dieser Grenze?

Wie steht da in Artikel 1 Absatz 1 unseres Grundgesetzes zutreffender Weise geschrieben? Ach, ja, die Menschenwürde und deren Unantastbarkeit. Strom abzuschalten ist unwürdig, insbesondere, wenn ein Mensch dadurch seine Würde verliert.




Kommentare

til_o. hat gesagt…
Wir sparen uns zu Tode. Früher oder später. Mal angenommen, der Bundesbürger entdeckt plötzlich seine Stromsparwut und senkt landesweit den Verbrauch um 30%. Was passiert dann? Die Energiepreise steigen um 50%. Mir kann niemand erzählen, daß die Energieversorger freiwillig ihre Kosten senken und auf ihren Gewinn verzichten. Wie war es denn mit dem Wasser? Jeder Haushalt verbrauchte weniger Wasser, um seine Kosten zu senken, mit dem Ergebnis, daß die Stadtwerke neben Gewinneinbrüchen einen viel höheren Wartungsaufwand zu verzeichnen hatten. Durch die geringere Durchflußmenge und -geschwindigkeit lagern sich in den Rohren Schwebstoffe ab, die bestenfalls die Rohre verstopfen. Kurzfristig können die – mit dem vom Kunden gesparten Wasser – wieder freigespült werden, langfristig müssen sie gegen Rohre mit einem geringeren Leitungsdurchschnitt ausgetauscht werden. Die Kosten trägt der Wasserkunde. Bei den Berliner Wasserbetrieben macht so der Sparwille des Endverbrauchers fast 60% der gestiegenen Wasserpreise zwischen 1992 und 2007 aus. Beim Strom wird das nicht anders sein. Die Kosten und der geplante Gewinn sind nach oben offen, also werden es die Strompreise auch sein. Der Verbraucher hat keine Chance darauf Einfluß zu nehmen, es sei denn, er verzichtet ganz auf Elektroenergie. Was passiert dann? Die Preise für Haushaltskerzen explodieren.

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