" Und alle haben geschwiegen ", der ZDF-Fernsehfilm zum Thema BRD - Heimerziehung während der Nachkriegsdekaden.
Wenn am Montagabend im Zweiten Deutschen Fernsehen ab 20.15 Uhr, also zur Hauptsendezeit, der Versuch, die dunklen Jahrzehnte westdeutscher Kindererziehung in der Nachkriegsära, gestartet wird, dann könnte es sein, dass die ZDF - Quote zwar einen Topwert erreicht, der Beitrag indes nicht die breite Masse zur kritischen Reflektion veranlassen wird. Insbesondere nicht jene Zuschauer, die die oft zitierten, werberelevanten Gruppe der 16 bis 49jährigen zuzuordnen sind.
Das liegt dann daran, dass diese sich nicht mehr an die Lebensbedingungen in der Zeit nach 1949 bis in die frühen 70er Jahre hinein gehend, erinnern können, weil sie entweder zu jung oder noch gar nicht geboren sind.
Über die Jahre nach dem Zusammenbruch des " Tausendjährigen Reichs " ist inzwischen sehr viel geschrieben worden. Da wurde von den " Trümmerfrauen " berichtet, jener Gruppe von Menschen, die in Schwerstarbeit den Schutt in den zerbombten Städten in Handarbeit beseitigten, da wurde noch mehr über das in den 50er Jahren statt gefundene " Wirtschaftswunder " geschrieben, dass dann Westdeutschland zu einer der größten Volkswirtschaften empor schnellen ließ und es wurde von dem ersten Bundeskanzler der BRD einen gewissen Dr. Konrad Adenauer erzählt.
In dessen Amtszeit blies ein kalter Wind der Reaktion, ein Klima der Angst und der Denunziation. Die Gesellschaft entwickelte sich rückwärts, während es vielen Menschen in dem Land - zumindest finanziell - eigentlich schon wieder besser ging.In jener Zeit wurde beinahe alles an fortschrittlichen Entwicklungen im Keim erstickt. Es war die Zeit, in der die Amtskirchen, die Fürsorgeämter und die Gerichte ein Regiment führten, dass in seinen Ausprägungen an die schlimmsten Fälle von Steinzeit - Pädagogik erinnern lässt.
Kinder und Jugendlich aus auffälligen familiären Verhältnissen mussten, weil sie mutmaßlich schädliche Neigungen aufwiesen, von der übrigen, der angeblich sauberen, der strebsamen und gottesfürchtigen Gesellschaft, fern gehalten werden, damit sie hier keinen weiteren Schaden verursachen konnten.
In diesem Umfeld spielt also der ZDF - Film " Und alle haben geschwiegen ". Die Vorschau zu jenem
Beitrag am Montag, den 04. März 2013 um 20.15 Uhr liest sich so:
http://www.zdf.de/Der-Fernsehfilm-der-Woche/Und-alle-haben-geschwiegen-26604138.html
Wenn Senta Berger und Matthias Habich sowie Alicia von Rittberg und Leonard Caro in den Hauptrollen zu sehen sind, dann könnte der kritische Betrachter vielleicht davon ausgehen, es würde sich um eine Sozialromanze handeln, die da abgedreht worden ist.Und tatsächlich, mit einem gewissen Hauch von Romantik, mit einer Liebesbeziehung wartet der Film denn auch auf. Jedoch spielt sich diese nur am Rande ab. Primär - so die kurzen Sequenzen in einem Trailer - soll das gesellschaftskritische Stück eben jene Zustände skizzieren, die für mehr als 800.000 Betroffene in Westdeutschland über viele Jahre, ja mehr als eine Dekade, als Einfahrt zur Hölle, als KZ im, ach so demokratischen westdeutschen Nachkriegsstaat, war. Faschistoide Erziehungsmethoden, Zwangsarbeit und systematisches Unterjochen jedweder eigenen Persönlichkeit, können als Merkmale dieser, von hauptsächlich von den beiden großen Amtskirchen geführten Verwahranstalten gelten.
Die Zustände in den Fürsorgeanstalten, den kirchlichen Heimen waren über viele Jahre lang kein Thema in der Öffentlichkeit, erst das Theaterstück der Journalistin und späteren RAF - Terroristin Ulrike Meinhof mit dem Titel " Bambule " kritisierte die verbrecherischen Erziehungsmethoden in den Kinder - und Jugendanstalten. Daraufhin reformierte die Regierung von Kanzler Brandt die Gesetze und versuchte dem Unrechtssystem damit den Boden zu entziehen. Später brachen einige Leidende aus den Kirchen - Knästen ihr Schweigen und gingen an die Öffentlichkeit. Erreichen konnten sie damit zunächst sehr wenig, bis dann endlich ein " Runder Tisch " unter der Leitung der Grünen - Abgeordneten Antje Vollmer ins Leben gerufen wurde.
Spät, eigentlich viel zu spät, denn eine Rehabilitation der Opfer aus dieser Zeit kann nicht nur durch die avisierten Geldleistungen erfolgen. Neben den finanziellen Nachteilen, die sich unter anderem auch in einer " Rentenlücke " wider spiegeln, wurde bislang von den Amtskirchen nur halbherzig eine öffentliche Entschuldigung ausgesprochen. Die Gequälten und Gedemütigten haben jedoch einen weiter gehenden Anspruch: Eine Wiedergutmachung in Form eines uneingeschränkten Schuldanerkenntnisses durch die Kirchenfürsten, in dem diese sich bei den Opfern von damals dahin gehend entschuldigen, dass sie einräumen das auch einst geltende Recht systematisch und mit kriminellen Methoden über fast 3 Jahrzehnte gebrochen zu haben.
Im übrigen dürfte auch die Aufstockung des Entschädigungsfonds auf 120 Millionen Euro, angesichts der entstandenen psychischen und auch physischen Dauerschäden um ein Vielfaches zu gering ausgefallen sein.
Leider haben die einst Gequälten in der Gesellschaft und der Politik keine Lobby. Somit bleiben ihnen nur solche aufrüttelnden Bücher, wie jenes des " SPIEGEL " - Redakteurs Peter Wensierski, " Schläge im Namen des Herrn ".
Der Titel des ZDF - Films muss aber auch so verstanden werden, dass die Kirchen nur Teil des repressiven Systems waren, dass sich im Nachkriegsdeutschland entwickelte. Die von der Mörderbande um den so genannten " Führer " unterdrückte und in Tod, Elend sowie Hunger entlassenen Menschen waren anfällig für die falschen Ideologien. Sie waren obrigkeitshörig und unkritisch. Eine Institution konnte somit immer über den Einzelnen bestimmen. Widerspruch war nicht erwünscht, wurde nicht geduldet und die Duckmäuser in den von einstigen Faschisten geleiteten Ämtern und den Staatsorganen setzten ihre anerzogene, braune Ideologie nur im gewechselten Gewand fort. Was in den Kirchen - Knästen nur die Ausgeburt dieses Denkens und Handelns war, stellte sich auch in den Schulen, in der Ausbildung und in anderen Lebensbereichen in nahezu identischer Weise ein: Unterdrückung des jungen Menschen, Züchtigungen bis zum Exzess und Demütigungen in allen nur erdenklichen Situationen.
Die Kirchen - Knäste waren deshalb überall und somit haben alle geschwiegen!
Kommentare
Habe noch Glück gehabt: Bin dieser Hölle entronnen mit 17½ Jahren und am 24. März 1964 nach Australien ausgewandert. Seither ununterbrochen hier in Australien ansässig.
Ich selbst habe den ZDF-SPIELFILM "Und alle habe geschwiegen" noch nicht gesehen, und kann mich daher nur nach den bisherigen Kommentaren anderer Zuschauer und Zuschauerinnen, die ihn gesehen haben, richten.
Zu diesem Zweck habe ich über die letzten ca. zwei / drei Wochen hinweg sicherlich 95% aller in Deutschland, Österreich und der Schweiz öffentlich abgegebenen Kommentare und Stellungnahmen – Lob und Kritik ! – zu diesem ZDF-SPIELFILM "Und alle habe geschwiegen" im Internet gelesen und studiert --- geradezu überall danach gesucht.
Aber auch ohne diesen ZDF-SPIELFILM "Und alle habe geschwiegen" selbst gesehen zu haben, bin ich der Meinung:
Gute Filmschauspieler und Filmschauspielerinnen in aller Welt versuchen immer ihr Allermöglichstes zu geben sich in die Rolle derer und in das von ihnen Erlebte deren Geschichte sie darstellen wollen zu versetzen --- und können dies auch durchaus realitätsnah vollbringen wenn sie es tatsächlich wollen. Viele Filmschauspieler und Filmschauspielerinnen konsultieren auch persönlich über die Materie, die es gilt darzustellen eingehend mit direkt Betroffenen selbst, z.B. mit direkt Betroffenen eines Disasters, mit direkt Betroffenen eines Holocaust oder mit direkt Betroffenen eines gesellschaftlichen Skandals worüber die Öffentlichkeit mit einer bestimmten Filmdarstellung unbedingt aufgeklärt werden soll und muß. --- Siehe, diesbezüglich, z.B., auch den ( 1993 ) SPIELFILM "Schindlers Liste", den ( 1993 ) Nordirlandkonflikt-SPIELFILM und IRA-Drama "Im Namen des Vaters" / "In the Name of the Father" oder auch den ( 1988 ) SPIELFILM "Ein Schrei in der Dunkelheit" ( spielte in Australien ), wenn man DIESE DREI SPIELFILME jetzt mal zum Vergleich nimmt. Ich glaube nicht, dass jemand der DIESE DREI SPIELFILME gesehen hat danach noch falsche Vorstellungen bezüglich dem, jeweilig, darin behandelten und beinhalteten Thema hätte haben können.
Wie aber sieht die deutsche Gesamtgesellschaft jetzt, nach der Ausstrahlung im deutschen Fernsehen des ZDF-SPIELFILM "Und alle habe geschwiegen" wirklich die Ehemaligen Heimkinder und ihr Schicksal ?
Hat es wirklich etwas daran geändert dass "alle" "geschwiegen" "haben" ? – Wird es die deutsche Gesamtgesellschaft jetzt dazu bewegen von jetzt an aufzuhören zu schweigen ? – Haben sie wirklich mitgekriegt und verstanden was damals in ihrem Lande flächendeckend und über Jahrzehnte hinweg – im Nachkriegsdeutschland ! – geschah und heute noch immer nicht gesühnt ist, und dass die Verantwortlichen dieses Unrecht auch nicht sühnen wollen ?
Wird es die deutsche Gesamtgesellschaft dazu bewegen etwas dagegen zu tun und wird die deutsche Gesamtgesellschaft zumindest versuchen den Opfern zu ihrem Recht zu verhelfen und dafür zu sorgen dass ihnen Gerechtigkeit widerfährt
Oder werden sie jetzt alle auch weiterhin schweigen ?
WICHTIGER HINWEIS FÜR ALLE BETROFFENEN MISSHANDELTEN UND AUSGEBEUTETEN EHEMALIGEN HEIMKINDER, INTERESSIERTE UND UNTERSTÜTZER !
Ich, der Australier Martin MITCHELL ( Jg. 1946 ), auch vielen als »martini« bekannt, selbst ein Betroffener der Kinderheimhöllen Deutschlands der 1960er Jahre ( der sich schon 10 lange Jahre mit diesem Thema beschäftigt ! ) – u.a. auch selbst ein ex-Freistätter ist – habe am Freitag, 22. September 2013, um 01:51 Uhr (MEZ) folgenden Thread zu diesem Thema im HEIMKINDER-FORUM.DE eröffnet: »ÖFFENTLICHE DEBATTE zum ZDF-Film "Und alle haben geschwiegen" ausgestrahlt im TV europaweit am 04.03.2013. — Öffentliche Zuschauer-Kommentare dazu: SAMMELSTELLE:« @ http://heimkinder-forum.de/v3/board3-heim-talk/board7-offener-talk-heime/16287-öffentliche-debatte-zum-zdf-film-und-alle-haben-geschwiegen-ausgestrahlt-im-tv-europaweit-am-04-03-2013-öffentliche-zuschauer-kommentare-dazu-sammelstelle/?s=b18b3e813c17d7914a27ec86cf8aaa6abfafbcfd und trage alles was mit diesem Thema zu tun hat DORT zusammen.
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Weiterer Spielfilm bezüglich "HEIMKINDER-ZWANGSARBEIT" in der BRD, d.h. in „Westdeutschland“, dem „unmenschlichen System“ der nachkriegsdeutschen »Fürsorgeerziehung«.
ANFANG DES ZITATS DIESER BEKANNTGEBUNG.
„Von jetzt an kein Zurück“ eröffnet das 21. Internationale Filmfest Oldenburg
26.08.2014
Regisseur Christian Frosch feiert mit „Von jetzt an kein Zurück“ in Oldenburg seine Weltpremiere.
Mit einem Ausflug in die 60er und 70er, in dem eben nicht der Aufbruch von Flower Power, Rock’n‘Roll und Protesten, sondern der Missbrauch von Recht und Ordnung im Mittelpunkt stehen, eröffnet „Von jetzt an kein Zurück“ das 21. Filmfest Oldenburg. Der neue Film des österreichischen Regisseurs Christian Frosch („Weiße Lilien“) erzählt mit der tragischen Liebesgeschichte zweier Teenager von einem erschreckenden aber kaum beachteten Kapitel unserer Geschichte.
Die beiden Schüler Martin und Ruby lassen sich vom Schwung ihrer Zeit mitreißen - sie lieben und berauschen sich, doch ihr jugendliches Aufbegehren wird mit aller Härte zunächst von ihren Eltern, insbesondere von Ben Becker als unbarmherzigem Patriarchen, und von der bundesrepublikanischen Jugendwohlfahrt brutal gestoppt, indem sie in eine Klosterschule und er in ein Erziehungsheim zwangseingewiesen werden.
„Erst als ich auf eine Geschichte eines jugendlichen Paares stieß, das kein anderes Vergehen beging, als sich zu lieben und noch nicht volljährig zu sein, war bei mir der Groschen gefallen: Ich wollte einen Film über Liebende drehen. Über jene erste große Liebe, die antritt, die Welt aus den Angeln zu heben.“ - Christian Frosch
Die Schauspielentdeckungen Victoria Schulz als Ruby und Anton Spieker als Martin sowie Star-Unikat Ben Becker als Rubys Vater führen das eindrucksvolle Ensemble an, das Frosch für seinen Film versammelt hat - ein pulsierendes Liebesdrama und ein Stück erschreckender Zeitgeschichte, das unter anderem auch in Oldenburg an verschiedenen Orten wie der Dreifaltigkeitskirche, der Kaserne Donnerschwee und dem Fliegerhorst filmisch realisiert wurde. Ein leidenschaftliches Feature, das mit einer berührenden „Romeo-und-Julia“-Geschichte zeigt, mit welcher Wucht die Generationen Ende der 60er Jahre aufeinanderprallten und welche Narben dieser Zusammenstoß hinterließ.
Am Mittwoch, den 10. September, [2014] eröffnet „Von jetzt an kein Zurück“ ab 19.00 Uhr das 21. Internationale Filmfest Oldenburg mit einer feierlichen Galapremiere in Anwesenheit von Regisseur und Hauptdarstellern.
Karten für die Opening-Gala in der kleinen EWE-Arena gibt es jetzt bereits auf unserer Homepage unter http://www.filmfest-oldenburg.de/service/tickets/ und an allen ADTicket-VVK-Stellen.
Für alle weiteren Events beginnt der Kartenvorverkauf ab dem 31. August auf unserer Homepage und ab dem 1. September bei den offiziellen VVK-Stellen bei der Oldenburg Tourist-Information ( Schloßplatz 16; Tel: 0441-36161366 ) und im Staublau ( Staugraben 9 bei Tante Käthe’s Kaffee Bar; Tel: 01573 7943448 ), in der es zudem Karten für Sondervorstellungen und Parties gibt.
ENDE DES ZITATS DIESER BEKANNTGEBUNG.
QUELLE: Oldenburg FILMFESTIVAL @ http://www.filmfest-oldenburg.de/news/newssingle/datum/2014/08/26/von-jetzt-an-kein-zurueck-eroeffnet-das-21-internationale-filmfest-oldenburg/
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