Robert, der Reinigungsroboter.
Für die Nachkriegsgenerationen, zu der ich mich - wenn auch nicht vollends - auch zählen muss, hat das klassische Familienbild ( West ) die klerikal - ideologische Vorgabe erschaffen, wonach der Ehefrau die Haushaltsführung oblag. Das war für den arbeitstätigen Ehemann bequem, denn er musste sich weder um das häusliche Wohlergehen bemühen, noch sich mit typisch weiblichen Tätigkeiten, wie Kochen, Wäsche waschen oder der Wohnungsreingung befassen. Stattdessen, ließ er sich die Mahlzeiten pünktlich servieren, die Berufs - und Privatwäsche reinigen, bügeln und in den eigenen Schrankteil einordnen. Für die Sauberkeit rund um das - allenfalls - vorhandene Wohnzimmer, das Schlafzimmer oder die Küche, war ausschließlich die Ehefrau zuständig.
So verlief die familiäre Arbeitsteilung in den ersten beiden Nachkriegsdekaden und überwiegend auch danach ab, ehe ein kleinerer Teil der Frauen dagegen opponierte. Zum Ende der 1960er Jahre streikte das weibliche Geschlecht, wenn es darum ging , sich nur in der Hausarbeit und der Kindererziehung und der Betreuung des Nachwuchses einbringen zu müssen. Eine zunehmende Zahl von Frauen wollten sich mi dieser Rolle nicht mehr abgeben und versuchten über eine bessere Ausbildung, ein Studium oder den Beruf selbst, die Gleichstellung von Frauen in der Gesellschaft umzusetzen.
Das gelang nicht immer, aber immer öfter. Und so reagierte die Industrie und hier insbesondere die Konsumgüter - Hersteller auf diesen Trend mittels neuartiger Geräte, die die erforderliche Hausarbeit erleichtern sollten. Die Waschmaschine wurde weiter entwickelt. Aus einer separaten Apparatur, die nur eine kleine Anzahl von Waschgängen zuließ und dann noch eine Wäscheschleuder erforderlich machte, entwickelte sich ein Waschvollautomat. Aus einen riesigen Monstrum eines Staubsaugers wurde ein leichter Bodenstaubsauger mit immenser Saugkraft, der zum Teil auf das Nasssaugen ausgelegt ist. Die Haushaltsgeräte und Haushaltsmaschinen wurden immer kleiner und wurden zusehends mit Elektronik vollgestopft. Zudem sanken die Preise dieser Gerätschaften ständig.
Inzwischen gibt es Haushalte, in denen eine Waschmaschine, ein Wäschetrockner, ein Bodenstaubsauger, eine Kaffeemaschine, eine Spülmaschine, diverse andere Reinigungsgeräte und Küchemhilfen zur Verfügung stehen. Die Hausfrau ist längst abgeschafft, weil ihre Tätigkeiten durch jene elektrischen und elektronischen Freunde ausgeübt oder erleichtert werden.
Der Salon - Konservative und sehr gut bezahlte " SPIEGEL " - Journalist Jan Fleischhauer beklagte sich in seinen dümmlich - provokanten schriftlichen Ergüssen ( so auch in seinem Buch " Unter Linken " darüber, dass seine Frau Mutter sich irgendwann in den 1970er Jahren, als er im zarten pubertierenden Teenager - Alter war, weigerte, seine schmutzige Wäsche weiterhin zu waschen. Hach, wie schrecklich. Schon damals gab es - und dieses war für den gut situierten, hanseatischen Bürgerstand locker erschwinglich - eine Vielzahl von Waschvollautomaten, die bereits idiotensicher zu bedienen waren. Hätte der arme Jan Fleischhauer seine Mutti nach der Funktionsweise dieses Wunderapparats befragt, er hätte seine schmutzigen Hemden, seine Hosen und die Unterwäsche nebst Strümpfe leicht selbst waschen können. So aber beklagte sich klein Jan darüber, dass Mutti sich plötzlich weigerte, seine Schmutzwäsche zu waschen und sieht darin die Ausgeburt der ideologischen, weil linken Gesinnung, eines spieß - bürgerlichen Durchschnittshaushalts in der Freien und Hansestadt Hamburg. Ein verblendeter Töffel sucht sich selbst und schiebt sie Schuld für seine Unzulänglichkeiten allen Linken in dieser Gesellschaft in die Schuhe.
Nun, gut, soll er weiter seine Müll über jene Zeit des Aufbruchs im " SPIEGEL " verbreiten. Seine Pamphlets werden die technishe Revolution, die bereits zu seiner Sturm - und Drangzeit Einzug hielt, nicht aufhalten können. Und während der " schwarze " Jan Fleischhauer seine Schund im " SPIEGEL " veröffentlichen darf, geht die technologische Entwicklung seiner Gesellschaft auch ohne ihn voran.
Immer neue und computerisierte Hilfsmittel halten Einzug in den modernen Haushalt. Sie mögen die Tätigkeiten des Menschen in ihm wesentlich erleichter, nur eines können sie noch nicht, für diesen denken.
Da entdeckte ich vor mehr als 12 Jahren auf einem Grundstück in der Nähe des elterlichen Hauses eines Tages eine seltsames Gerät. Es bewegte sich auf dem exzellent gepflegten Rasen ( English Style ) vor und zurück; es fuhr hin und her - in exakten Bahnen. Es war eine elektronisch gesteuerter Rasenmäher. Dieser hatte ein gift - grünes Chassis und bewegte sich völlig lautlos auf der nahezu ebenen Fläche. Ein wahres Wunderding der Technik. Ich vermutete, dass dieses Gerät sündhaft teuer sein musste, weil es keinen weiteren Nachbarn in dem mir bekannten Umkreis gab, der sich einen solchen rasen - Roboter leisten konnte.
Wenige Jahre später, ich war längst als zugezogener Dresdner amtlich gemeldet, lagen diese Wundergeräte in jedem Baumarkt herum. Dort werden sie - je nach Hersteller - zu Preisen von weit unter 500 EUR über 1.000 EUR bis zu 3.400 EUR angeboten. Die Globalisierung macht es möglich.
Und was die Rasenmäher können, dass gilt auch für die Bodenstaubsauger. Da bot die Firma " Vileda ", das ist die, mit den vielen Putzlappen - und Reinigungstücher, die es allerdings für wesentlich weniger Euronen auch in jedem Super - und Drogeriemarkt gibt, einen Reinigungsroboter für unter 25 Euro bei " Amazon " an. Gut, ja gut, meine bessere Hälfte sachte, am, den probieren wir aus. Gesagt, getan und geliefert bekommen.
Der Reinigungsroboter wurde versandt und kam einen Tag später bei uns heil und verpackt an.
So machte ich mich am Tag des Heiligen Vaters an die Arbeit und probierte das Wunderding aus. Leider war der eingebaute Akku bereits nach wenigen Minuten völlig leer, womit ein Ergebnis der wilden Hin - und Herfahrt des roten Roboters nicht messbar wurde. Ich lud die Wunderwaffe wieder auf und ließ sie in der Küche erneut fahren. Und, tatsächlich, das UFO - förmige Elektronik - Gerät nahm viele der Schmutzpartikel und Brotkrümel in der Küche auf.
Irgendwie sah der schwarze Boden danach sauberer aus.
Dann ließ ich den Reinigungsroboter in dem Wohnzimmer kreisen. Doch, auch du Schreck, nach wenigen Minuten hatte sich " Robert ", so nenne ich ihn seit dem Vatertag liebevoll, sich auf einer kleine Wasserpfütze, die ich beim Pflanzen gießen hinterlassen hatte, vollkommen fest gefahren. " Robert " rödelte deshalb Minuten lang auf dem Wasserfleck herum, ohne jedoch wirklich voran zu kommen. Irgendwann hatten wir es bemerkt und befreiten " Robert " aus seiner misslichen Lage. Er war so dankbar, dass er seinen Auftrag, dem auf dem Boden liegenden Staub, die unzähligen Katzenhaare und den Schmutz unter den Schuhen, der hier eingetragen wurde, zu unserer Zufriedenheit beseitigte.
Mission erfüllt? Na, ja, nicht ganz. Heute Nachmittag übernahm der Bodenstaubsauger wieder das Kommando, ehe morgen - noch vor dem vorletzten Pflichtspiel meines SV Werder Bremen gegen die Jecken aus Köln, der mir seit mehr als 55 Jahren bekannte und von mir per Hand im 10 Liter - Eimer und über einen Schrubber bewegte Wischlappen, das Wischtuch oder - nur für Norddeutsche - der Feudel seine Dienste tut.
Fazit " Vileda "´s Reinigungsroboter ist gut, doch Friodlin Feudel ist besser als Robert, der Reinigungsroboter.
Kommentare