Outdoor-Bekleidung ist out, wenn die Globaliserung ihre häßliche Fratze zeigt!


Es gibt in der säkularisierten Gesellschaft viele Wege, auf denen sich frau/man selbst verwirklichen kann. Während eine Fraktion sich elitären Sportarten hin gibt, um dem Plebs damit die Arschkarte zu zeigen, weil dieser die völlig überzogenen Preise derartiger Freizeitgestaltung nicht zahlen kann, lassen anderen Gruppen ihrem Selbstverwirklichungstrieb qua über dimensionierter Urlaubsreisen, PKW oder gut und teuer organisierter Festivitäten freien auf. Eine besondere Spezies aus der Kategorie " Wie hebe ich mich aus der grauen Masse hervor und steigere gleichzeitig mein Selbstwertgefühl " sind die Anhänger der Outdoor-Sportarten.

Zu diesem Genre zählen natürlich auch Wander-Junkies, die es pro Tag auf locker 20 und mehr absolvierten Kilometern bringen. Auch Bergsteiger zählen hierzu. Oft wird diese Schweiß treibende Freizeitangelegenheit mit Zelten in der freien Natur verbunden. Dafür muss allerdings entsprechende Bekleidung und diverse Accessoires erworben werden. Wie bei den Mode-Fuzzis und sonstigem Geschiße um die verschönernde Verunstaltung des eigenen Körpers, gibt es dafür einen eigenen Markt. Markt bedeutet jedoch nicht, dass die Outdoor-Bekleidung an jeder Ecke zu erwerben ist. Nein, neben speziellen Herstellern, existiert auch ein individuelles Vertriebsnetz für das geleckte Out-Fit des Naturbegeisterten.

So definiert sich Outdoor-Bekleidung, als:
" Bekleidung & Ausrüstung z. Wandern, Bergsteigen, Klettern, Camping, Reise & Freizeit. Der Onlineshop für Top Angebote bei erstklassigen Marken wie Mammut, Salewa, Fjäll Räven, Petzl, Leatherman. Der Sportartikelversand f. Jacke, Hose, Rucksack, Schlafsack & Zelt für Bergsport, Trekking, Outdoor,Skitouren, Expedition, Berge & Natur."

- Zitatende -

Hierzu ist den relativ wenigen Anbietern auf dem Markt in den letzten drei Jahrzehnten gelungen, einer wahre Armada von Kunden das locker sitzende Geld völlig legal aus der Tasche zu ziehen. Als einst der US-Hersteller Gore-Tex einen neuartigen Stoff durch eine ebenso revolutionäres Verfahren auf dem Markt zu werfen,waren die Interessenten hierfür noch an einer Hand abzuzählen. Der Durchschnittsmichel flog lieber nach Spanien, um sich an der Costa Bravo, der Costa del Sol oder der Costa Blanca den Allerwertesten zu verbrennen. Später zog es ihm auf die Balearen, die Canaren oder nach Thailand; getreu dem Protzmotto: " Je weiter, desto größer der Angeberfaktor ".

Nachdem an den einst beliebten Teutonen-Grillplätzen die Betonburgen aus dem Boden gestampft wurden, wie es sonst nur von den Plattenbauten der Siedlungsgesellschaften zu verantworten war, ödete es den etwas besser gestellten BRDler mit etwas gehobenerem Einkommen und einem leicht ansteigenden IQ wieder zurück in die Natur. " Malle " ist in jener Bevölkerungsgruppe inzwischen mega-out, die Fernreisen mit all - inclusive-Flair auch, das Abenteuer mittels tragbarer Unterkunft wurde nunmehr in fern und nah gesucht.

Dabei ist keine Jacke von Jack Wolfskin zu teuer, kein Schuh von Meindl zu eng und keine Hose von Fjäll Raven zu strechig, als das sie nicht tragbare wäre. Auch hier gilt natürlich, wie beispielsweise im Massenverblödungssport Schifahren, je kostspieliger, desto höher der Nicht-Wiedererkennungsfaktor bei der übrigen Masse an Walkern.

Was mit dem dazu gehörenden Lebensgefühl, einst mit der Natur zu sein,allerdings nicht konform geht, sind die Produktionsverfahren für den angeblich natürlichen Bekleidungsstücke. Die Verblödungswerbung suggeriert hier dem nichtsahnenden Rezipienten, dass eine Markenjacke eben deshalb als solche vertrieben wird, weil der sie ausmachende Preis eben für besondere Qualität in der Fertigung innerhalb der heimischen Gefilde bürgt.
Pustekuchen!

Genau jene Hersteller und Vertreiber der überteuerten Waren lassen diese dort produzieren, wo es billig ist. Wo die Ware Arbeitskraft nicht über Lohnnebenkosten doppelt so viel kostet und der Malocher am Band und die ausgebeutete Näherin an den High-Tec-Maschinen keine Streikambitionen wegen prä-kapitalistischer Produktionsverhältnisse hegt. So erhält zum Beispiel eine Näherin in Südamerika für eine Tätigkeit bei einem Hersteller von Marken-Outdoor-Bekleidung lediglich 185,-- $ im Monat. Kombiniert mit Sklaventreiber-Produktionsmethoden werden hier im Namen jener - sich selbst einen sozialen-umweltgerechten Anstrich gebenden - Outdoor-Bekleidungsherstellern - insbesondere junge Frauen - Arbeiter ausgebeutet. Die Globalisierung zeigt vornehmlich in jenen Ländern ihre häßliche Fratze, in denen die sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen miserabel sind.

Obwohl die längst ins Leben gerufene " Fair-Wear - Foundation - sich für die Verbesserung der Produktionsbedingungen und eine gerechte Entlohnung in diesen Manchester-Kapitalismus-Betrieben einsetzt, scheint es den Outdoor-Bekleidungsproduzenten am runzeligen Allerwertesten vorbei zu gehen, ob in den Zulieferklitschen Arbeitsschutzbestimmungen ein Fremdwort sind, ob eine Frau von jenem gezahlten Hungerlohn nicht einmal eine Woche lang ihre Familie ernähren kann oder ob die sozialen Systeme, wie sie in Europa sonst gang und gäbe sind, hier ausgespart werden, um die Profitmaximierung sowie die Dividendenzahlungen der Aktionäre nicht zu gefährden.

Outdoor-Bekleidung hat somit soviel mit sozialer Verantwortung zu tun, wie das Vielfliegen mit dem Umweltschutz und das Müllentsorgen im Himalaja. Hauptsache die Kasse stimmt, die Klamotten zeigen ihren Eigentümer in einem ach so humanem Licht und gegenüber den Freunden und Mitstreitern kann der Max raus gehangen werden.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Oh, schönes Thema!

Als einer, der auch gerne mal wandern geht, oder seine Zeit anderweitig in der Natur verbringt, ist mir das auch nicht entgangen. Mittlerweile kann man das in der kühleren Jahreszeit auch schon im normalen Straßen(oder Fußgänger-)verkehr beobachten. Da gibt es Wohngegegenden, da reiben sich die Wolfskin-Leibchen aneinander. Was aber wenn auf einmal einer sagt: Ätsch, ich hab noch mehr Kohle und seine Schöffl-Jacke präsentiert? Ganz wichtig, niemals Northface-Jacke mit Wolfskin-Fleeceshirt kombinieren! Ehrlich, mittlerweile erkenne ich schon diverse Farbtöne und Farbkombinationen und kann sie den einzelnen Marken zuordnen. Zu putzig auch, wenn dann hinter der Heide-Mühle auch noch die Nordic-Walking-Stöcke dazu ausgepackt werden... Dekadente Ökofritzen.

Aber es gibt auch Stellen, da begegnet man solchen Leuten nicht und da ist es immer noch schön.

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