Die Gedanken sind frei?


Als ich gestern Abend - eher zufällig - einige eingestellte Beiträge in der Internetplattform " die Gesellschafter.de " las, kam mir auch ein sogenannter "Tagebucheintrag " einer gewissen Freya Klier unter die Augen. Freya Klier? Den Namen hatte ich früher oft in den Medien gehört und gelesen. Das war doch eine Protagonistin des einstigen Aufbruchs in der DDR.Klier studierte in den 70er Jahren in Leipzig und gehörte alsbald zu den in den 8oer Jahren Aktiven der DDR-Friedensbewegung, der u.a. auch Bärbel Bohley, Stephan Krawczyk, Vera Wollenweber und Wolfgang Templin zugehörend zählten. Das Neue Forum, das sich in den letzten zwei Jahren vor der Wende gründete, war nur teilweise mit jenen Friedensaktivisten personell identisch, die dann später auch jene Montagsdemonstrationen initiierten. Es war insbesondere für eine gewaltfreie Auseinandersetzung mit den Parteiobern der SED.Die letzten Monate der DDR sind dann für jene Protagonisten mit Haft im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen und Abschiebung sowie Ausbürgerung abgelaufen. Das dem Untergang geweihte Regime zeigte noch ein Mal die Krallen, ehe es verstrab und auf dem großen Huafen der Historie geworfen wurde.

" 40 Jahre geregeltes Sein.", so umschreibt der Liedermacher Konstatin Wecker in seinem Stück " Stürmische Zeiten, mein Schatz " den Realzustand der DDR. Nun, seit dem sind 60 Jahre vergangen; die Wende liegt inzwischen auch schon 20 Jahre zurück. Was bleibt sind bei vielen enschen jene Erinnerungen, die jeder Einzelne für sich und ganz persönlich aufgearbeitet hat. Dieses gilt auch für Frya Klier. Einst war sie - völlig zu Recht - angetreten, um mit anderen durchaus Mutigen, Veränderungen einzufordern. Sie ist knapp nach ihrem Abitur wegen versuchter Republikflucht zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt worden, erhielt viele Jahre später sogar Berufsverbot und wurde ausgebürgert und in die BRD abgeschoben - so wie viele Intellektuelle und Regimekritiker zuvor auch schon.

Die DDR war kein Rechtsstaat, sie war auch nicht demokratisch, sie war eben eine Diktatur. Nicht die Diktatur des Proletariats, wie sie von Marx, Engels und Lenin gefordert war, nein, sie war eine Diktatur, innerhalb derer eine Funktionärskaste und späte eine ergraute Riege alter Herren ihren individuellen Frust über ihre verpasste Jugend aufarbeiten wollte. Der Einzelne zählte nicht viel, das Kollektiv war alles und die Partei hatte immer recht. So muss es jetzt auch - fast 20 Jahre nach ihrer Ausbürgerung - der Frau Freya Klier vorgekommen sein. Jubiläen sind dazu dar, um ein Ereignis zu feiern, an ein solches zu erinnern oder entsprechende Kritik an dem Ablauf zu üben.

Die Wiedervereinigung verlief chaotisch. Der falsche Bundeskanzler mit seinen noch falscheren Damen und Herren im Schlepptau durchzog die DDR und verkündete " Blühende Landschaften ". Es sind zwar nicht überall Blumengärten entstanden, dennoch hat sich sehr viel in sehr kurzer Zeit verändert. Wenn nun einstige Oppositionelle, wie Freya Klier eine zweifelsohne war, sich dafür stark machen, die Vergangenheit immer wieder aufzufrischen,dann spielt hier ein gerüttelten Maß an persönlichem Lebensfrust ein gewichte Rolle.Allein schon ihre Gleichung, wonach die Partei " Die Linke " eine von Gruppe Ex-SED-Politikern aufgenommen hat und damit auch die einstige politische Richtung dieser Frauen und Männer verkörpert, ist so nicht korrekt. Es gibt hierfür keine Anhaltspunkte, denn in dieser Partei sind auch viele ehemalige Westdeutsche vertreten, die nun wahrlich keine ltlasten mit sich herum schleppen.

Klier spielt mit ihrer veröffentlichten Gleichmacherei nur jenen schwarzen und braunen Scharfmachern in die Hände, die heute mehr als morgen diese Partei als anti-demokratisch diffamiert, ganz verbieten möchten.
Kliers Rabulistik in ihren Essays und sonstigen Stellungnahmen zur DDR-Vergangenheit nervt. Die billige Polemik gegen Oskar Lafotaine und Gregor Gysi, sie ist unerträglich. Von einer fast 60jährigen Bundesbürgerin sollte etwas mehr Klugheit erwartet werden können, auch wenn sie unter den Zuständen im real existierenden Sozialismus gelitten hat. So, wie allerdings viele andere DDR-Bürger aucu, ob sie nun ihren Mund aufgemacht hatten oder auch nicht. Die Versorgung war katastrophal, die Umwelt am Boden, die Gesellschaft durch Stasi-Spitzeleien entzweit.

Das ist nun aber, 20 Jahre nach den dramatischen Ereignissen in den Großstädten der DDR längst Vergangenheit. Klier sollte sie ruhen lassen, auch wenn sie seit Jahren versucht, jenen a-politischen Jugendlichen einzutrichtern, dass die DDR per se schlecht und der Westen demokratisch war.Dieses Flachdenken bringt keinem Menschen,der die einstigen Zustände nicht mehr gekannt hat, ein Stück weiter. Mehr Sachlichkeit wäre angebracht, auch im Umgang mit dem einstigen Gegner, Frau Klier.

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