Bilder des Jahres 2009
Eigentlich zähle ich die wenigen Tage bis zum Jahreswechsel 2009 / 2010 nicht mehr. Das damit verbundene Ritual ist seit vielen Dekaden fast identisch. Da wird vom Durchschnittsmitbürger vor dem 1. Advent bereits eine Berufshektik an den Tag gelegt, als gelte es, die versäumten, die verpassten oder verschlafenen - meist völlig unwichtigen - Dinge des Jahres nachzuholen. Es werden Notizen, Spickzettel und Gedanken gemacht, wie die Zeit bis Weihnachten und Silvester - möglichst effektiv - genutzt werden kann. Nebenbei kommt der, dem europäischen Industriestaaten immanente Wunsch nach Steigerung der Handelsumsätze vor Weihnachten noch zum Tragen.
So hetzt denn die Spezies des homo germanicus über vier Wochenenden von Einkaufstempel zu Einkaufstempel, von Geschäft zu Geschäft, von Bestellung zu Bestellung: Hier die Gans, das Fleischstück,den Braten für den Heilig Abend mit den Lieben und nicht so Geliebten, dort das Geschenkpapier, den Tesafilm, die Folie für die erworbenen Präsente,da die Planung, die Telefonate, die Abstimmung zu dem Verlauf der drei (2,5 ) Feiertage. Alles muss perfekt organisiert, gestylt und gekünstelt sein. Nur nicht das Gesicht, die Contenance, die Feiertags-Gut-Mensch-Visage verlieren.
Ähnlich stressig geht es natürlich auch bei den Medien zu. Hier werden die Redaktion zusammen gezogen, um den Jahresrückblick zu erstellen. Einst war es das Privileg der Öffentlich Rechtlichen,der zwangsversammelten Rundfunk - und Fernsehgemeinde jene Berichte, Reportagen und Kommentare zu Ereignissen und Bildern aus den vergangenen 362 bis 363 Tagen des langsam ablaufenden Jahres Weihe voll zu kredenzen. Wohl proportioniert, ausgewogen und nach gesellschaftlicher Relevanz geordnet. Seit es die Privaten gibt, werden jene Aufgaben nicht mehr so genau genommen. Da müssen die letzten 2 bis 3 Wochen vor dem Jahresende herhalten, um den Reminiszenzen zu frönen.
Werbblockunterbrechungen inklusive, dröhnen sinnfreie Berichte über spektakuläre Geschehnisse aus dem Jahr über die Mattscheibe. Es werden die selben Fratzen aus dem Vorjahr gezeigt, die der selbst ernannten Prominenz gehören, nur noch etwas mehr geliftet, turbo-gebräunt und tätowiert. Ebenso zeigt sich die Haarpracht verändert - gleichwohl sich die Mehrzahl der Männer des oft lästigen Restschopfes qua Radikalschur - längst entledigt hat. Auch der/die aktuelle Lebensabschnitts -, Jahres - oder Quartalsgefährtin/e ist zu beschauen. Fleischig, im industriellen, geschmacksautomatisierten Designer-Outfit.
Nachdem die bunten Kanäle ihren Schund verbraten haben, dürfen es die Öffentlich-Rechtlichen ihnen nach tun. Hier werden nicht nur Promis aus dem arbeitsfreien und intellektuell unterbelichteten Genre gezeigt, sondern die sub-alternenen Lenker,Denker und Spinner aus Wirtschaft sowie Politik. Fein säuberlich nach ihrem Grad der Wichtigtuerei in der globalisierten Welt. Als da wären beispielweise: Berlusconi, Sarkozy,Merkel,Obama,Putin,Medejew,Baroso,Rasmussen,
Buzek,Seehofer,Wulff,Koch,Nahles,Gabriel,Beck,Westerwelle,
Dauerwelle,Große Welle usw, usf.
Das vergangene Superwahljahr wird zurück gedreht, die Finanzkrise aufgewärmt, die " Schweinegrippe " erläutert. Fein säuberlich formatiert in den oben genannten Geschenkpäckchen. Auf etwa 1 1/2 Stunden komprimiert rasen die Bilder des Jahres 2009 noch einmal an den Rezipienten vorbei.
Jenseits dieser gleichförmigen Informationsflut habe ich mir meine eigenen Bilder,Berichte und Ereignisse zurecht gelegt.
Dezember 2008 bis Januar 2009
" The same procedure as every year? "
Januar 2009. Da hautś uoa de Puschen wech! Es herrschten fast sibirische Temperaturen. Die Heizung fiel aus. Der Mazda Diesel blieb auf der BAB 4 liegen. Die Wasserleitung fror ein und platzte später. Wir froren auch - die Koater net!
Februar 2009. Der Schnee taute und es sprießten die ersten zarten Sproßen der Frühblüher.
März 2009. " Frühling lässt sein blaues Band..."
Die Natur zeigt sich von der farbigen Seite. Der Mensch entwickelt jetzt jedoch seine Eigenarten: Frühjahrsmüdigkeit,Frühjahrsputz,Frühjahrsmarkt.
Bei unseren - nur während der Ferien und im Urlaub geliebten - Nachbarn in Österreich hält sich der Winter einige Wochen länger. Das spült dann weiter Geld in die klammen Kassen der Kommunen, Bundesländer und des Landes Austria. Wenn der Klimawandel nun dennoch die Schneegrenzen nach oben steigen lässt, werden eben die Kanonen heraus geholt und notfalls 24 Stunden lang in Betrieb genommen. Business as usual -eben!
April 2009. Eine so genannte Bauernregel heißt: " Der April, der macht, was er will!" Immerhin hatte der Monat viele wärmere - und Sonnentage, dass sich die Blütenpracht an dem Apfel - bis Zwetschgenbaum wunderbar entwickelte und ein malerischen Anblick hinter ließ.
Mai 2009. Oft war dieser Monat in seinen Anfangstagen voller Widersprüche. Knackig heiße Temperaturen bis zu 28 und mehr Grad paarten sich mit achtfrösten. Die Eskapaden dieses " Wonnemonats " sorgten auch für viel Spekulationen zu dem Verlauf des gesamten Jahres. Regel: " Mai, kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun' und Fass!"
Die Blütenpracht mit Grün vergeht indes, wenn der Sommer an die Tür klopft und in der Natur um Einlass bittete. Jene Kurzblüter, wie die Magnolie des Nachbarn, haben es deshalb besonders schwer. Sie müssen ihre gesamte Energie auf jene wenigen Tage im Monat bündeln,um den Insekten zu zeigen, dass sie auch interessant sind. Schon bald, spätestens mit Einsetzen eines heftigen Regengusses, fällt die rosa Illusion auf den Boden oder den Rasen, dann zeigt jener Strauch ein unscheinbares Gesicht. Ohne dieses Blütenmeer wäre er ein graues Gewächs unter Vielen. So, wie es auch viele Menschen sind.
Mai - Juni 2009. Kroatien ist inzwischen ein Schwellenland in Europa geworden. Die Grausamkeiten des Balkankriegs sind zwar noch längst nicht überwunden,dennoch klopft über die Nachbarländer Ungarn, Slowenien sowie Bosnien und Herzegowina, aber auch über Italien, Österreich oder indirekt Griechenland, die EU an die Tür des Landes. Bald schon werden die Grenzen offen sein; das lästige Warten an den Übergängen hat ein Ende. Die Urlauberströme fließen dann fast unkontrolliert in Richtung Küstenregionen, an die Adria und in das Landesinnere Istriens. Ein herrliches, von der Natur gut bedachtes Land zeigt sich jedoch - jenseits der Massenabfertigung während der Hauptreisezeit im Sommer - im Mai und Juni dem Besucher. Es blüht und grünt überall. Ein visueller Leckerbissen für jeden Wanderer, Naturfreund und Hobbyfotograph.
Juli 2009. Das Meer hat eine unnachahmliche Faszination. Gesteuert durch die Erdgravitation und den Mond lässt es immer wieder seine immensen Kräfte walten. Auch die Adria ist nicht so still, ruhig und leblos, wie sie den jetzt anstürmenden Touristen erscheint.
Es gibt - wo überall auf der Welt auch - Wetterkapriolen. Plötzlich wird ein noch ruhig dahin schwebender Tag mit heißen Temperaturen zu einem Regen -, Sturm - und Wolkenchaos.
Dennoch lassen sich Millionen von Urlaubern ihren "Traum " von Erholung nicht vermiesen. Am nächsten Tag lacht die Sonne wieder am Firmament, der Strand bleibt zum bersten voll und die Freß - und Sauforgien werden fort geführt.
Jenseits der Kommerzorte zeigt
sich der Monat Juli - vor allem in den ländlichen Gefilden - von seiner besten Seite. Überall sprießt, reift und blüht es. Der Hochsommermonat lässt kaum erahnen, dass das Jahr bereits seinen kalendarischen Höhepunkt erreicht hat; weshalb die Tag - und Nacht- Gleiche näher rückt. Wenn das Äquinoktium wieder bald eintritt, geht das Jahr in sein letztes Drittel.
August 2009. So manche Perle in dem Angebot der ungezählten Sehenswürdigkeiten liegt dem Dresdner direkt vor den Füßen und sollte auch angesehen werden. Leider liegt es im Naturell des mobilen homo oeconomicus, dass er den wahren Wert seiner Heimat oft verkennt. Getreu dem Motto: " Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?", wäre ein Blick in das eigene Umfeld oft interessanter als eine Reise in ein überlaufenes Urlaubsland.
Der 8. Monat ist zudem der Beginn der Haupterntezeit - auch im eigenen Garten -, denn so mancher Baum, Strauch und so manches Feld,Beet oder eine sonstige Anpflanzung bieten ihre Frucht freimütig zum Verzehr an.
Meine speziellen Freunde, die Sporengewächse,die Pilze gibt es jetzt auch zu Hauf. Ob nun Steinpilz,Marone oder Champignon - nichts geht über eine einheimische Pilzpfanne. Zubereitet nach dem Rezept unserer Mütter/ Väter,Großmütter/ - väter und Urgroßmütter/-väter: Zwiebel,Speck,Ei,Petersilie.
Lecker!
September 2009. Wenn sich jetzt noch einige warme Tage ankündigen, kann der Besuch des Dresdner Zoo durchaus zu den angenehmen Pflichtübungen eines Großvaters oder der sonstigen Familienangehörigen werden. Was einst als Kind kaum möglich war, fällt nun dem Enkelkind zu Füßen: Der Umgang mit Tieren im Zoo.
Oktober 2009. Langsam, ja schleichend haucht der Sommer sein Leben aus. Fast nahtlos ist der Herbst, die dritte Jahreszeit, die Zeit der Ernte und des Abschiednehmens von der blühenden Pracht gekommen. Mancher Beflügelter gibt sich noch ein letztes Mal die Ehre, ehe er sein Dasein beendet. Der Spatz, der Hausspatz, der Sperling zählt nicht dazu. Er überwintert längst in unseren Regionen.
November 2009. Es ist längst amtlich: Das Jahr geht in die letzten Runden der ewigen Wechsel von Frühling, Sommer, Herbst und Winter.Wenn in diesem Monat schon Frost einkehrt, sich die weiße Pracht bereits zeigt und die Heizung etwas höher gedreht werden muss, dann ist dieses nichts ungewöhnliches.
Wenn die Tage immer kürzer werden, die dunkle Zeit, die tristen Tage,Wochen und Monate einkehren, leuchten die künstlichen Lichter dafür etwas heller.
Dezember 2009. Die letzten Stunden,Tage und Wochen des Jahres vergehen nun wie im Flug. Hektisch werden die Besorgungen, Bestellungen und Geschenkkäufe erledigt
So schön es für den Nachwuchs, die Kinder,Enkel und Familienangehörigen ist, so stressig wird es für den Schenkenden. Nun gibt es Weihnachten nur ein Mal im Jahr, an drei Tagen,für 72 Stunden. Es dürfte auch ausreichen, denn die Zeit vor den Festtagen beginnt bereits ab Mitte September, wenn der Verkauf von Weihnachtsgedöns in den Supermärkten anläuft.
Die wenige Zeit bis zum Jahreswechsel reduziert sich auf die Frage, wo dieser verbracht wird. Wenn das Silvester-Geknalle bereits drei Tage vorher beginnt, bleibt dem sparsamen Nicht-Feuerwerker nur der Blick zum Himmel, verbunden mit der Frage: " Wieviele Millionen € jetzt wohl zerbersten? "
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