The final countdown oder: Wenn Weihnachten Stress verursacht!
Nun sind es nur noch einige Stunden, dann ist Heilig Abend. Das Fest der Liebe, der Freude, der Geburt Christus steht kurz vor der Tür. Alle Jahre wieder haben sich die Innenstädte mit Menschenmassen gefüllt.Die Weihnachtsmärkte durften ihren uniformierten Weihnachtskram in den ebenso uniformierten Holzbuden zum Verkauf auslegen. Die Bratwurst-, Glühwein- und Süßigkeitenstände kredenzten den in der Menschenflut dahin strömenden Besucher jene kulinarischen Wichtigkeiten, die bereits in einigen Tagen zur Unwichtigkeit degradiert werden. Wenn der Weihnachtsmarkt seine Pforten, die Verkaufsbuden ihre Läden und die Geschäfte ihre Türen für jetzt 3 1/ 2 Tage verschließen.
Der Handel hat wieder kräftig Kasse gemacht. Ob nun Fachgeschäfte, Supermärkte oder Kaufhäuser, sie alle waren mehr als gut besucht. Lange Schlangen an den Kassen waren ein sicheres Indiz dafür, dass es dem Bundesmichel doch nicht so schlecht zu gehen scheint, wie es die von den einförmigen Medien und ihren Nachrichtensendungen dem Zuschauer oder Zuhörer vermitteln wollten. Trotz alledem und alledem, wir werden unsere Moneten los, Konsumentenpech, trotz alledem.
Und so, wie es viele Millionen am heutigen Tag auch durch exerzierten, begaben wir uns nach dem etwas längeren Frühstück in Richtung Einkaufshalle, zum Kaufland an der " Kesselsdorfer - / Kölner Straße . Bereits der erste Blick auf das Parkdeck versprach ab 10.30 Uhr nichts Gutes. Kaum noch freie Paktplätze, kaum noch bereit stehende Einkaufswagen, kaum noch einsame Regalgänge; im Gegenteil: Der Verkauf der aufgestapelten Waren brummte.Menschen, wohin ich schau, Kaufland-Gefühle und ich sah nicht sie, die freundliche Kassiererin, sondern zunächst sie, die Rentnerin mit dem Rentner am Wägelchen, wild hetzend, eilig bückend, eifrig prüfend. Soll es nun der gekochte Schinken für 2,49 € in der 200 Gramm Packung sein, oder lieber die Leberwurst im Glas für 1, 19 € für 250 Gramm oder dann doch schon eher die abgepackte Paprika-Salami für 1,69 € bei 125 Gramm ? Fragen über Fragen, die alsbald durch den nach drängenden potentiellen Kunden beantwortet werden, der sich einfach, den eigenen Wagen zur Seite drückend in die erkannte Lücke schiebt.
Nach dem die Schlacht am heißen Regal geschlagen, wartet der nächste Kampf. Die weitere Runde des gestressten Kunden lautet: In der Schlange an der Kasse. Es geht langsam voran. Die grau-melierten sind eben nicht mehr die aller Frischesten. Ein Kunde hinter uns beschwert sich bereits: " Wann ist die Alte da endlich fertig? . lautet sein Einwand. Ich beruhige ihn und biete ihm an, einfach vor zu gehen, denn unser eigener Einkaufswagen ist auch nicht viel leerer. Er lehnt dankend ab. Verwickelt uns aber dafür in ein kleines Gespräch. Es geht in diesem um das Alter der Kunden. Wir seien ja noch jung, gibt er höflich zu bedenken. Na, wenn der wüsste, dass die eigenen Haare leicht getönt und der leichte Bauchansatz durch die Winterkleidung nicht sofort sichtbar wird.
Es geht Schritt für Schritt weiter. Die Ware liegt längst auf dem Band und bewegt sich ruckartig in Richtung der Kassiererin. Der müssen eigentlich schon die Ohren schmerzen, bei dem monotonen Gepiepe des Scanner. Sie mimt die Freundliche und bedankt sich artig für den Einkauf, wünscht eine schöne Weihnacht und lässt zwischenzeitlich die Ware durch einen Auszubildenden vom Band in den Einkaufswagen legen.
durch weitere Menschentrauben geht es in Richtung des Fahrstuhls. Von dort auf das Parkdeck. Die wachsamen Augen erspähten, was sich bereits kurz nach dem Eintreffen angedeutet hatte: Es gibt keinen einzigen freien Parkplatz mehr. Während wir die Beute in den Kofferraum verstauen, erblicke ich im Augenwinkel, dass sich eine PKW zum Einparken in die von uns noch belegte Fläche positioniert hat. Noch beim Herausfahren rollte der Suchende auf uns zu. Dann huscht plötzlich aus der entgegen kommenden Richtung ein anderes Fahrzeug in die Parklücke hinein. " Das gibt Ärger! ", denke ich bei mir und fahre erleichtert in die " Kölner Straße " ein.
Auf der Rückfahrt erinnere ich mich an die vielen stressigen Vorweihnachtstage: Köln in den frühen 80er, als ich mir bei Saturn am Saturnring für schlappe 160,-- DM LPs gekauft habe, in einem Kaufhaus, dass zum Bersten gefüllt war. Dann die Schiebereien in der Fußgängerzone von Wilhelmshaven, bis ich endlich bei Karstadt auf der Rolltreppe stand, um ein Weihnachtsgeschenk für meine einstige Freundin zu kaufen. Das frühe Aufstehen am letzten so genannten Verkaufs offenen Samstag in Bremen in der Söge - und Obernstraße, als ich um Punkt 8.00 Uhr vor der Filiale von " Foto Dose " stand, um meine letzten Filme von der Entwicklung abzuholen. Nach dem ich etwa eine Stunde in der City war, verließ ich fluchtartig den Bereich, denn es strömten Massen von bepackten oder weniger bepackten Leuten in die Kaufhäuser.
Weihnachten, dass war seit dem ich mehr oder weniger eigenen eigen Haushalt führe, immer Kämpfe mit dem Konsum, den Planungen und Gezänk um die Frage, bei welchen Eltern welcher Feiertag verbracht werden soll. Unsinnige Diskussionen, um noch unsinnigere Probleme, die eigentlich keine waren. Von meinem einstigen Standpunkt aus betrachtet, habe ich dieses Brimborium um Weihnachten gehasst. Nach vielen Jahren des Gezeterre um jene blödsinnige Planung, bei welcher Familie nun das wirkliche Heilige Fest verbracht werden soll, hat es nun eine pragmatische Lösung dieses existenziellen Problems gegeben: Jeder bleibt dort, wo er eigentlich hin gehört, nämlich zuhause.
Einst, in den frühen 70er Jahren, war das Fest der Freude, ein Fest der Freunde. Ab dem obligatorischen Heilig Abend - Fraß mit Bockwürstchen und Kartoffelsalt zog es mich in die Kneipe, ins " Minchen " nach Bückeburg. Dort wo dann die Schulkollegen so langsam eintrafen. Über 3 Jahrzehnte später, bin ich dankbar, wenn ich in den nächsten Tagen keinen Mitmenschen mehr sehe. So ändern sich die Zeiten.
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