Winter, ich hab'dich tanzen gesehń " bis " Über Nacht, lies un sach, is dat Wiehnacht worn. "
Der gestrigen Abend wurde kalt. Ich erkannte auf dem elektronischen Thermometer zunächst - 1, 5 °, dann - 2, 5 ° und gegen 23.00 Uhr so gar - 3, 5 ° Grad Celsius. Ein sicheres Zeichen, dass die vorherigen Tages - und Nachtwerte nicht nur eine Eintagsfliege sein werden.
Und - sieh da - am Morgen gegen 6.00 Uhr lag etwas mehr als 5 cm hoch der Schnee. Pulverschnee, denn die Temperaturen waren inzwischen auf - 6 ° Grad gesunken.
Der Schneefall hielt an, die weißen Flocken fielen in Pirouetten zu Boden und blieben dort liegen. Der Boden war vielfach glatt. Also: Der Bürgerpflicht gehorchend holte ich Besen und Schneeschieber heraus und entledigte mich dieser, wenn auch lästigen Aufgabe.
Tja, dann kamen - beim heißen schwarzen Ostfriesentee im blauen " Bürgeler " - Becher die Gedanken an die Vorweihnachtszeit der letzten Jahrzehnte. Jene oft regional völlig anderen Sitten, Gebräuche und die dazu gehörige Folklore. So, wie Weihnachten im Norden des Landes zelebriert wird, hat es Tradition, dass auch die entsprechenden Lieder gespielt werden.
Die plattdeutsche Weihnacht unterscheidet sich zwar nicht so gravierend von denen, die in Hessen, Rheinlandpfalz oder Sachsen jedes Jahr gefeiert wird, aber es gibt eben doch jene spezifischen Unterschiede.
Die Weihnachtslieder klingen hier etwas anders. Als ich mir zu Beginn der 90er Jahre zwei Vinylscheiben mit eben jenen plattdeutschen Weihnachtsliedern kaufte, konnte ich natürlich nicht ahnen, dass sie einige Jahre später einen gewissen Erinnerungswert darstellen würden.
Die Stücke behandeln die eigene Stimmung vor sowie während der Weihnachtsfeiertage. Das teilweise einem Lokalkolorit entsprechende Ambiente, dass dann vorherrscht, wenn der Deich zugeschneit, die Wirtschaftswege mit einer festen, manchmal dicken, Schneedecke überzogen sind und die Luft frisch, aber kalt von einem, sehr oft eisigen Nordwind getrieben wird. Dann gibt es kalte Füße, Nasen und Hände. Die Winterzeit ist eben eine eigenartige, vielleicht etwas mystische Zeit im Norden. Hier gibt es jetzt keine Kühe mehr auf den unendlich aussehenden grünen Weiden, keine lärmenden Touristenmassen und keine Kilometer langen Staus, keine Blechlawinen. Ruhig und besinnlich werden die Tage begangen.
Die Häuser, die Backsteinbauten, die Friesenhäuser sind längst festlich geschmückt. Kerzen, Weihnachtsdekoration und Tannenbäume beherrschen das Gesamtbild. Die dunkle, die kalte, die karge Jahreszeit wird dadurch etwas erträglicher gestaltet. Wer selbst jenen eigenwillige Art das Weihnachtsfest vorzubereiten und zu zelebrieren erlebt hat, kann verstehen, dass Schnee, Eis, Kälte mit dem Meer eine seltsame Symbiose bilden können. Das flache, das platte, jetzt kahle Land zeigt sich oft in bizarren Formen und Farben; vor allem, wenn die Wintersonne scheint.
Kommentare
...wenigstens liegt jetzt etwas mehr Schnee! Gute Ausrede um Schnaps in den Tee zu rühren, hehe...