Love, Peace and Dead? Warum aus der " Love Parade " ein Todeszug wurde.
Duisburg war bis zum 24. 07. 2010 eine Großstadt, wie jede andere im Ruhrgebiet auch: grau, dreckig, mit sozialen Verwerfung seit der schleichenden Krise im Bereich Eisen,Kohle und Stahl.
Einst gehörte diese Stadt zu den prosperierenden Gebieten in der NRW-Vorzeigeregion zwischen Rhein, Ruhr und Weser. Das ist lange her.
Als in den 80er der " Schmuddel "-Kommissar Horst " Schimi " Schimanski im Rahmen des Tatort " seine fiktiven Ermittlungen innerhalb der Stadt Duisburg mittels non konformen Auftreten, Aussehen und unter Gebrauch einer eigenwilligen Melange aus Chaotismus, Diensteifer sowie Gesetzesverstößen am laufenden Band, in unregelmässigen Zeitabständen aufnahm, war die Stadt für einige Jahre zumindest wieder im Gespräch, weil die Spießerfraktion in der ARD den Darsteller Götz George nicht mochte und noch mehr Amöben südlich des Weißwurst-Äquators dessen Outfit "abstoßend " fanden und ihm die " Tatort " - Gefolgschaft verweigerten.
Auch das ist mehr als 2, 5 Dekaden her.
Was bleibt dann noch? Der MSV Duisburg, einst Meidricher SV, war zu Beginn der Fußballbundesliga einmal Vizemeister geworden. dank des so genannten Duisburger " Kreisel ", einer Spielweise, in der der Ball schnell von Mann zu Mann zirkulierte und der Gegner planlos dagegen angehend, schwindelig gespielt wurde. Der damals berühmte " Kreisel " aus der Pütt-Stadt verschwand und mit ihm der MSV in die Oberliga Nordrhein. Danach mutierte der Fußballverein zu einer richtigen Fahrstuhl-Mannschaft. Nun, ja, das Leben ist hart.
Die Stadt vegetiert seit vielen Jahren im Keller der Namenlosigkeit herum, ohne das auch nur ansatzweise ein Lichtblick erkennbar wäre. Kulturell ist dort eher der Hund verfroren, denn von einem pulsierenden Leben die Rede. So stellte sich die Stadt und ihre verantwortlichen denn ab 2009 der riesigen Herausforderung, die aus Berlin verbannte " Love Parade ( LP ) " im Jahre 2010 ausrichten zu dürfen, nachdem die Stadt Bochum bereits frühzeitig die Segel gestrichen hatte.
Statt der Stadt mitten im Herzen des Ruhrpotts, sprang nun Duisburg ein. Jene in der unmittelbaren Nachbarschaft liegendes Armutshaus des längst danieder liegenden Ruhrgebiets. Duisburg macht's?
Was aus der organisatorischen Abwicklung der LP 2010 geworden ist, lässt sich seit einigen Tagen aus den Medien erkennen. Ein wildes Chaos an Zuständigkeiten von dann doch unzuständigen Ämtern und Behörden sowie ein grob fahrlässiges Ignorieren der Sicherheitsbedenken weit vor der Veranstaltung. Nun werden die Schuldzuweisungen wechselseitig erhoben. Die Medienmeute nimmt das Gezänk dankbar auf und verwurstet jene neue Nachricht über das Tohuwabohu in Duisburg mit immer neuen Aufmachern.
Fakt ist,dass das Veranstaltungsgelände für die LP zu klein war und das Sicherheitskonzept dilettantisch geplant und vollzogen wurde. Deshalb mussten 20 - zumeist junge Menschen - qualvoll sterben.
Jetzt wird der " Super-GAU " von allen Seiten aus nach bereitet. Die Journallie hat ausgiebig Zeit und Gelegenheit sich in schlauen Kommentaren, reißerischer Berichterstattung und schmalzigen " Auf die Tränendrüse drückende " Schicksalsreportagen zu ergötzen. Dem Außenstehenden bleibt da nur ein heftiges Kopfschütteln übrig. Der Katastrophen-Journalismus ist nicht nur in unseren Breiten in sämtlichen Facetten aktiv, sondern auch das nicht europäische Ausland hechelt in den ungezählten Nachrichten hinter den aller neusten Informationen hinter her. Während das eid anderer - immer wieder durch sinnlose Tatort-Illuminationen versehen - zum Anlass genommen wird, selbst Profit zu machen,hat sich die Frage nach einer Wiederholung jener Massenveranstaltung indes nicht mehr gestellt: Die LP ist out!
Kommentare
Da fällt mir gerade ein, dass ja dieses Jahr der Pott zur Kulturregion erklärt wurde. Ich habe das Eröffnungsfeuerwerk in Essen miterlebt. Da lache ich heute noch drüber. Dort kommt man nicht mal anheimelnde Gefühle, wenn ein halber Meter Schnee drüber liegt.