Wieder hier,in meinem alten Revier.




" Nur Fliegen ist schöner.",dieser Grundgedanke kam mir ständig,als ich den ICE bestieg, der mich am letzten Montag in Richtung meiner alten Heim-und Wirkungsstätte bringen sollte - nach Bremen. Der Vorzeigezug der DB AG startete um 07.54 von Gleis 1 des imposanten Dresdner Hauptbahnhof,dessen undichte Dachkuppelkonstruktion bereits bei mir Zweifel an dem selbigen Geisteszustand der hierfür Verantwortlichen aufkommen lässt. Sei´s drum. Der erste Ärger bahnte sich schon nach einigen Schritten in den futuristisch aussehenden Gefährt des Massenverkehrsträgers an. Wie so oft selbst erlebt und hinlänglich bekannt,gestaltete sich das Einsteigen in den Zug als wahre Akrobatiknummer.Einige einsteigende Mitreisende blockierten schon bald den schmalen Zwischengang des ICE-Wagons. Die Folge war ein nur stockendes Einsteigen in den - ansonsten nur mäßig gesetzten - Zug. Irgendwo vor der sich elektronisch verschließenden Abteiltür stand dann noch ein Pärchen und wollte sich innig umschlungen noch verabschieden. Mir platzte der Kragen und ich bat beide Protagonisten,doch den Weg frei zu geben. Mit der Konsequenz,dass der Rotzlöffel sich auch noch darüber echauffierte.Selbst im Zug ist der Egoismus an der Tagesordnung.
Wenige Minuten später rollte das Gefährt los und quälte sich über die technisch überalterte Strecke von Dresden nach Leipzig.Mit knapp 100 Km/h zuckelte das High-Tech-Geschoss in Richtung Riesa. Vorbei an alten Bahngleisen, Fabrikruinen und maroden Mauern, an Felder, Wiesen und Waldhainen. Nach gut einer Stunde hatte der Vorzeigezug der DB es geschafft. Leipzig - Hauptbahnhof, so hieß auch mein Ziel. Das bedeutete umsteigen in einen Anschlusszug, der mich auf Gleis 13 nach Bremen bringen sollte. Der IC war ebenfalls nur schwach besetzt. Zudem zeigte sich das Vehikel als Ersatzzug für einen - aus technischen Gründen - ausgefallenen Zug. Tja, das ist auch die Bahn, wie sie lebt.

Über Orte,deren Charme noch die Nachwendezeit aufzeigen,ging die Fahrt in Richtung Halle. Die Pampa des Nachbarbundeslandes Sachsen-Anhalt war hier hautnah zu erleben. Industriebrachen, verrottete Häuser und weite Felder, sie zogen mit Tempo 120 bis 140 an mir vorüber. Halle/Saale war der nächste Halt.Weiter ging es in Richtung Magdeburg, vorbei an Aufbauten, die gemeinhin als " Verspargelung der Landschaft " gelten - Windkrafträder eben!Während ich meinen Laptop noch in Beschlag hatte,füllte sich der Zug ab Magdeburg zusehends. Insbesondere eine lärmende Schulklasse, die - wie ich später von den mir vis-a'-vis gegenüber sitzenden Lehrerinnen erfahren durfte - eine Woche an der schleswig-holsteinischen Ostsee verbringen wollten,sorgte für reichlich Unruhe. Ab Hannover wurde es dann wieder leiser. Die Meute nebst ihren übergewichtigen Pädagoginnen verschwand aus dem Abteil,weil sie in Richtung Hamburg umsteigen musste.
Ruhe war nun erste Bürgerpflicht.

Der IC donnerte danach in Richtung Norden.Vorbei an Wunstorf,Neustadt am Rübenberge und Eilvese bis Nienburg an der Weser. Dann sauste der IC über Eystrup, Rohrsen und Dörverden bis Verden an der Aller, der selbst ernannten Reiterstadt. Es folgten noch Langwedel, Achim und Bremen-Mahndorf, dann hatte mich die Stadt, in der ich ein Vierteljahrhundert gelebt hatte wieder zu Besuch.Für einige Tage nur und, um die Tätigkeit weiter zu führen, mit der ich mich zuvor genauso lange abfinden musste: den Streit anderer Leute zu führen.

Es hatte sich doch schon verändert, das Bild der Großstadt an der Weser.Die Gebäude im Stadtkern haben zum Teil ein anderes Gesicht erhalten. Dort, wo einst meine Wege zu den Fachgerichten eher mühevoll absolviert werden mussten, ist inzwischen ein Gerichtszentrum entstanden. Das ist sinnvoll und spart Geld sowie Zeit.
Während ich am Wochenende meine einstigen Wohnungen in der Bremer Neustadt aufsuchte und hier einige Erinnerungen aus jenen 80er und 90er Jahre Revue passieren ließ, gelangte ich unweigerlich an das Wasser. Die im Bild fest gehaltenen Impressionen verdeutlichen - nicht nur mir -, dass die Freie und Hansestadt Bremen vor allem einst ist: maritim!

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