Auf zum letzten Gefecht!
(c)Michael von Aichberger bei wikipedia
Da saß sie nun wieder,auf ein 36er -Kindfrau-Maß herunter gehungert: Anne Will.
Die ARD will sie jedoch nicht mehr und so talkt demnächst Günther Jauch statt ihrer am Sonntagabend nach dem Krimi. Will hat sich zwar bemüht,ist jedoch an den Realitäten der bundesdeutschen Medien-und Meinungsindustrie grandios gescheitert. Was anfänglich als Runderneuerung zu der ansonsten unerträglichen Einfalt der TV-Quatschrunden-Formate hätte betrachtet werden können,mutierte - nolens volens - zum Schaulaufen der quotierten Polit-Fratzen aus Berlin, den Bundesländern und der Provinz. Alsbald produzierten jene Hansel im geleckte Outfit eben die Sprechblasen, die sich bereits innerhalb der Woche in den ungezählten Nachrichten der Medien wieder fanden.
Im Westen nichts Neues!
Bei ständig sinkender Quote -dem vereinheitlichten Gradmesser - sämtlicher TV-Produktionen, konnte die gute Anne ihre Daseinsberechtigung als "Top-Moderatorin " nur schwer rechtfertigen. In Analogie zu ihrer Vorgängerin - dem veralteten Klappergestell - Christiansen, half das inszenierte, selbstdarstellerische Herumgelabere der - nur zu oft Alten,Grauen und Abgewrackten - nur jenen Protagonisten bei der Steigerung ihres Egos.
Der Zuschauer musste sich schon bald mit Grausen abwenden und beließ es bei der Erkenntnis,dass neben sonstigem TV-Schrott auch der Willśche Nachrichtensatellit verstummte,weil inhaltlich rein gar nichts herüber kam.
Fehl geleitet von der "Bertelsmann"-Meinungsmafia, den Lobbyisten-Vereinen a'la'" Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft " und den Berliner Parteien, dümpelte das angeblich Flaggschiff der ARD in derart seichte Gewässer, so dass es - folgerichtig - dort auf Grund lief.
Nun wappnet sich Anne Will zum letzten Gefecht und bereitet ihren Abschied vom Sonntagabend vor. Das qualitativ längst Flaute auf dem ARD-Programmmeer herrscht, zeigte sich auch am 16. Januar in der "Anne Will "-Sendung zum Thema: " Wirtschaftsboom und Jobwunder – wer träumt da noch vom Kommunismus? "
Ein Thema, das in sich schon tendenziösen Unsinn vermuten lässt. Und so war es denn auch. Anne versuchte zwischen den geladenen Gästen, die da waren:
- Rainer Brüderle (FDP,) seines Zeichen Bundeswirtschaftsminister;
- Christoph Butterwegge, Sozialforscher an der Universität Köln;
- Aerun Goette, Filmemacherin;
- Jan Fleischhauer, Journalist beim "SPIEGEL";
- Oskar Lafontaine (Die Linke), Ex-Politiker
mehr gehemmt,denn wirklich Fakten fest, zu moderieren.
Nach eher zähem Beginn kamen die Diskutanten endlich in Fahrt. Da rieb sich der ahnungslose Brüderle mit dem Rhetoriker Lafontaine bei der Frage, ob es nun tatsächlich als "Aufschwung" zu sehen ist,wenn bei 3 Millionen gemeldeten Arbeitslosen, weiteren - von der Statistik nicht erfassten - Erwerbsfähigen und sonstigen, sich in einem prekärem Arbeitsverhältnis befindenden Menschen, die Wirtschaft zwar Auftragszuwächse verzeichnet, der einzelne Mensch jedoch davon nicht partizipiert. Während Lafontaine von Beginn an in die Rolle des sich Verteidigenden gedrängt wurde, ließen Brüderle und der arrogante Fleischhauer - aus jeweils unterschiedlicher Motivlage heraus - ihre Abneigung gegen die von Lafontaine vertretene Partei " Die Linke " freien Lauf.
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Urheber | Michael Thurm |
Brüderle schmunzelte spöttisch bei den Ausführungen des Saarländers, während Fleischhauer ihm mehrfach ins Wort fiel und seine Unkenntnis zu dem eigentlich Thema durch ein schmieriges, bürgerlich angetüchtes Auftreten zu kaschieren versuchte.
Dass Brüderle eher über den Oechsele-Grad des Weines, denn zu wirtschaftspolitischen Themen Aussagen treffen kann, ist ebenso unbestritten, wie der Fakt, dass er Sozialismus und Kommunismus in einen Topf wirft und über deren Bedeutung - im wissenschaftlichen Sinne - so viel Kenntnis hat, wie der bayrische oder schwäbische Bauer von der Norddeutschen Tiefebene.
Die sehr schlecht vorbereitete Sendung gipfelte dann in einer sinnlosen Einspielung eines von Fleischhauer am 1.Mai abgedrehten Films, der ihn bei einer Protestkundgebung von so genannten "Linken " und " Autonomen " in Hamburg zeigt, als der Wortverdreher des "SPIEGEL" versuchte zu beweisen, dass eben jene Anhänger aus dem Dunstkreis der Hamburger Autonomen Szene nur intolerant,gewalttätig und undemokratisch sind.
Fleischhauer ist ein Rabulistiker, dessen geistiger Horizont jenseits des Spießer-Milieus von Hamburg-Pöseldorf, - Blankenese oder Bergedorf, längst endet.
Der turbo-gebräunte Jan hat sich gehäutet. Er ist - immer mit Ende 40 - nun zu der Erkenntnis gekommen, dass die so genannten " Linken " für viele Fehlentwicklungen in diesem, unserem Lande verantwortlich sind. Er selbst ist in einem Links-Spießer-Umfeld von Hamburg groß geworden. Mit Eltern - vornehmlich einer Mutter -, deren schleichender Dogmatismus in Bezug auf das Ableben bestimmter anti-bürgerlicher Werte und Attitüden, ihn dann nahezu verdammt, ein "Linker" zu werden. Hieran rächt er sich nun, indem er ein Pamphlet über " Linke " veröffentlicht und seit dem alle möglichen Zeiterscheinungen verdammt, die in irgendeiner Form in jenes - selbst erfahrene - Klischee passen. Ist Fleischhauer nun konservativ oder einfach nur verblendet? Ist er nun ahnungslos oder einfach nur dumm? Ist er nun zu einem angeblich Konservativen mutiert oder nur zu einem Möchte-gern-Autor, der - so wie Sarrazin auch - nur marktschreierisch seine wirren Thesen feil bietet,um sie dann in Form klingender Münze auf dem eigenen Kontostand vergoldet zu sehen glaubt?
Nun, sein linksspießiges Elternhaus, in dem echtes Bio-Müsli statt der Industrie-Pampa gemümmelt wurde, in dem seine Mutter "Emma " las, um sich damit von der Diktatur der "Schwänze" zu befreien glaubte.Deren dann emanzipatorischer Anspruch darin gipfelte, dem verzogenen Sohn Jan aufzuerlegen, mit 15 Jahren seine eigene Schmutzwäsche doch künftig selbst zu waschen. Dieses Erlebnisse sind prägend. So kann es dann schon schnell zu einer prä-pubertären Trotzreaktion kommen, die sich in den - für Männer typischen - post-adoleszenten Phasen ab Anfang 40 Plus, in einer Art Umkehrfunktion vom Linksspießer in einen reaktionär-konservativen Verfechter von Law & Order niederschlagen können.
Aber klar doch, Fleischhauer, immer feste druff auf die überall lauernden " Linken " mit ihren subversiven Ideen zur Staatsumgestaltung, die letztendlich dazu führen müssen, dass der eigene soziale Besitzstand ob der erdrückenden Steuer-und Abgabenlast wegen der propagierten Umverteilung von Oben nach Unten, ernsthaft in Gefahr gerät.
Da kommt das veröffentlichte Kauderwelsch der " Linken " Gesine Lötzsch gerade recht. Flagge zeigen, Kanonen raus und Feuer frei auf den Feind, der da "links" von der rechten Mitte steht.
So palaverte Fleischhauer (übrigens ein bekennender Anti-Wiedervereinigungsvertreter, weil es "uns im Westen vor '89 " doch eher gut ging und "wir" die Wiedervereinigung mit dem Gelumpe aus dem Osten gar nicht brauchten ) bei der Anne um den heißen Brei herum Keine Ahnung von Nichts, insbesondere von den Begrifflichkeiten Sozialismus - Kommunismus, grinsend unterstützt von Opa Brüderle, dessen Kenntnisse noch geringer waren, als jene des hoch bezahlten "SPIEGEL"-Journalisten.
Als dann der "Armuts"-Forscher Christoph Butterwegge seine Thesen zum Besten gab, brachen bei dem dynamischen Duo Brüderle/Fleischhauer sämtliche Dämme. Unerhört, seien seine Behauptungen,dass es strukturelle und von Geburt her bestimmte Armut gibt. Nein, es gibt keine Armen in diesem Land. Nein, es gibt kein Prekariat, und wenn, dann nur bei den Ausländern, die ja laut Sarazzin hier nur schmarotzen und ausgewiesen sowie abgeschoben gehören. Nein, es gibt keine Aufstocker, die von einem Vollzeitberuf nicht leben können,weil die Hungerlöhne von den Zeitarbeitsvermittlern und sonstigen Ausbeutern eben so niedrig sind.
Und die vielen HARTZ - Kunden bei den vielen Agenturen sind auch nur Betrüger, denn sie lassen vor dem Gang zum Amt ihren Drittwagen, einen Porsche, Bentley oder HumVee in der Tiefgarage, eine Straßenzüge weiter parken, um dann ihren Antrag auf Sozialtransferleistungen zu stellen. Da es nur Reiche in der BRD gibt, profitieren sie nun Alle vom Aufschwung, der da kommt.
Warum also vom Kommunismus träumen, wenn die Freie oder Soziale Marktwirtschaft dessen propagierte Zustände auf den einzelnen Menschen bereits erfüllt?
Bald ist wieder die Vierte Jahreszeit am Rhein angebrochen. Wie wäre es mit einem Umzugswagen, auf dem die Pappmaschee-Figuren Brüderle,flankiert von den beiden "SPIEGEL"-Redakteuren Jan Fleischhauer und Matthias Mattusek,vor dem Kölner Dom stehend mit einer sehr guten Flasche
Chablis Montée de Tonnerre, Jahrgang 1989
in der rechten Hand, sich zu prostend, sagend:
" Wir brauchten die Wende nicht, uns ging es ja so gut, vor allem, weil wir keine Linken mehr hatten!"
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