" Brücke zum Herzen ", ein Versuch des " Ersten ", die Welt schön zu färben.



Der Sonntagnachmittag war einst für die Umsetzung jedweder Aktivitäten an einem Familientag nahezu prädestiniert, denn da hatten der ansonsten malochende Papa, die von Haus - und Küchenarbeit getrieben Mutter und der durch Schule getrietzte Nachwuchs, endlich einmal viel Zeit für einander. Sie wurde denn nach dem kollektiv eingenommen, meist durch Fleisch angereicherten Mahl, durch den gemeinsamen Spaziergang, später dann die geeinte Fahrt ins Grüne oder als eine solche zu einer lokalen Sehenswürdigkeit eingeplant. Darüber freute sich denn die eigne Brut, die sofort nach oder vor dem morgendlichen Kirchgang, den feinen Zwirn angezogen bekam, damit der Rest der westdeutschen Spießergesellschaft sehen konnte, dass sich die " Großfamilie " dieses auch leisten kann.

Nun, heute reduziert sich der für die Mehrzahl der " arbeitenden Bevölkerung " ( schönen Jruss Herr Nachbar! ) auf ein separates Abhängen und Zeit totschlagen nach dem immer noch - Tendenz stark sinkend - eingenommen Mittagsschmaus mittels anderer Kommunikationsmittel. Ob nun stundenlanges Daddeln am iphon, Dauergequatsche über facebook &  Co. oder einsames Glotzen von TV - Müll, wie DSDS, es werden zunehmend sprachlose Einkindkrüppel oder gegeneinander ätzende Geschwister auf sich selbst gestellt, damit der werte Herr Papa nach der ach so schweren Arbeit seine Ruhe hat.


Die erhalten aber auch beide Elternteile, wenn sie sich das Nachmittagsprogramm der TV - Sender genauer ansehen. Gähnende Langeweile auf allen Kanälen. Die Programme sind nahezu identisch und bestehen häufig aus aufgewärmten Sendekonserven, die bei jedem kritisch eingestellten Normalo eine heftigen Brechreiz verursachen. Dafür sind die 3. Programme der alten Tante ARD alle Male gut genug. Hier wird zwecks Ausfüllen der unendlich vorhandenen Sendezeiten, die ein so genanntes Vollprogramm zur Verfügung stehen hat, der Griff in das eigene Archiv oder - wenn dieses relativ überschaubar ist - eine Ausleihanfrage bei der großen Mutter, dem Ersten, gestartet.


Da wollte sich denn der hessische Exponent des Gebühren zwangsfinanzierten TV - Verbunds nicht lumpen lassen und kramte eine olle Kamelle aus dem Jahr 2005 aus der Schublade des Fernsehfilm - Schunds hervor, die dann ab 15.15 Uhr ( immerhin ein Sendestart weit vor dem " Five ´o Clock - Tea " ) ausgestrahlt wurde.

Der Quotenkiller heißt " Brücke zum Herzen " und müsste irgendwann am 13. 05. 2005 erst gesendet worden sein.

Die über 83 Minuten ( Nettospielzeit, wie immer ohne nervende Reklameunterbrechungen ) wie Kaugummi sich ziehende Geschichte ist nicht nur simpel, sondern dazu auch derart durchsichtigt, das der durch diesen Müll bereits resistente Glotzer eigentlich nach knapp einer Viertelstunde den verbrauchten Strom sparen könnte.

Eine - was auch sonst? - erfolgreich praktizierende Medizinerin ( der Titel ist ihr nur für den Zeitraum der Dreharbeiten und eben der Netto - Sendezeit widerruflich aufgetragen worden, womit kein Plagiatsverdacht geäußert werden darf ) hat sich mit ihrem - warum soll die eigene Brut nicht weit vom Stamm fallen ? - gleichfalls erfolgreichen, weil berühmten Herrn Vater, der einst als Biologieprofessor zu Ehren, Moneten sowie gesellschaftlicher Reputation gekommen war, verkracht. Die letzten 2 Dekaden ihres irdischen Daseins musste sie in selbst auferlegter, familiärer Abstinenz fristen, was ihrer Karriere eben keinen Abbruch tat.

So wundert sie sich denn doch, als der mittlerweile ergraute Herr Papa eines schönen Tages in ( hach, wie bodenständig! ) Dresden aufschlägt, in der Frau Dr. Karen Tillner ( so heißt das Mannweib ) in einer großen ( kleine Kliniken gibt es hier zwar auch, aber die sind unter dem filmischen Niveau ) Klinik als allein erziehende ( Frau, o,  Frau, wie kann frau nur ? ) Mutter ihre Brötchen nach - quod erat demonstrandum - Osttarif verdienen muss, weil Papa ja keene Gohle gibt. Nach anfänglichem Herumgezicke, Gefremdel und sonstigem Geschisse, geht´s dann munter zur Sache.

Die Tochter der Frau Dr. med. Anne Tillner ist vom Opi janz bejeistert und will auf heile Familie umschalten. Dieses gelingt indes nur bedingt, denn dazu benötigt Muttiiii! eben auch einen richtigen Mann. Den macht sie in dem Herrn Dr. med Simon Wagner aus, der in just jener Dresdner Klinik als Oberarzt ( dat is auch Karriere, wenn auch hier nur nach Tarif Ost ) aus.

So spinnt die Lütte eben feine Fäden, um Mami mit Onkel Simon und Opi mit Mami sowie Onkel Simon mit Opi zusammen zu bringen. Was als reine Kuppelshow herunter degradiert wird, spielt sich dabei - wie immer bei derartigen Schmachtfetzen aus dem unendlichen Raum der TV - Verblödung -  auf aller höchstem Level ab. So wird der Biologieprofessor nach einem konstruierten Privatflugzeugunglück in der afrikanischen Wüste, bei dem dessen Frau, ergo: die Mutter der Frau Dr. Tillner verbrennt, zum Arbeitstier. Er reist in den folgenden 2 Dekaden um die halbe Welt, um Forschung zu betreiben, womit er den eigenen Schmerz über den ach so tragischen Verlust der Gattin vergessen lassen möchte.


Und weil der Herr Professor danach in den - natürlich verbeamteten - wohl verdienten Ruhestand geht, besinnt er sich seiner familiären Verpflichtungen und kehrt zum Ende der adoleszenten Selbstfindungsphase zum Töchterchen zurück, die indes nur bedingt begeistert wirkt. Dieses aufgesetzte, ablehnende Verhalten darf nur von sehr kurzer Dauer sein, denn die aufgeweckte Anne ( auch hier ganz die Mutter, weil dem Prinzip gehorchend, dass die vererbten Gene schon in jungen Jahren volle Entfaltungskraft bewirken sollen ) managt nun die Familienzusammenführung in Dresden.


Ganz nebenbei bekommt der Zuschauer, dessen graue Zelle auf Sparmodus programmiert sind, eine volle Dröhnung " Elbflorenz " in das schläfrige Sonntagsnachmittagsumfeld indiziert. Ein vom Opa eigens für die ach so vernachlässigte Enkeltochter organisierter Privatrundflug über den hellen Dächern der sächsischen Landeshauptstadt, muss dem dümmsten Ossi - Wessi - Dogmatiker davon überzeugen, dass es sich hier um eine Perle Europas handelt, die zwar im Schnellüberflug - denn Mutti Dr, Tillner macht sich erheblich Sorgen und untersagt ihrem eigenen Papa umgehend den Weiterflug per Handy - abgearbeitet wird, aber trotzdem genügen landschaftliche Sequenzen vermittelt.


So landet Opa mit Enkeltochter flugs in den Armen der eigenen Tochter und die wiederum in den aufnahmebereiten Arzthänden von Dr. Simon Wagner. Ente gefressen, Ende gut am Ende der 83 Minuten - Schmonzette, dessen wahrer intellektueller Wert jedoch keineswegs verkannt werden sollte, denn - merke, lieber Gebührenzahler - hier wurde bereits 2005, somit noch zu Hochzeiten der Große Koalition unter Dr. Merkel, ein Rührstück mit Ost - Aufbauambitionen und klarem historischem Hintergrund abgenudelt, weil die Darsteller ( allesamt West ) auch ihr Herz in Dresden ( Ost, einst DDR ) verloren gaben und damit zeigen, dass auch weit nach der Wiedervereinigung ein Quantum Trost für die gebeutelten Wendeverlierer darin vorgeführt wird. Jeder darf erfolgreich sein, nur wir - von Gottes Gnaden, die CDU - Parteivorsitzende Dr. Merkel - bestimmen wer dieses demnächst ist. Jeder  hat Luxus, denn wir als Vertreter des Wirtschaftssystems, lassen es von unten nach oben verteilen.


So zeigen sich denn dem von dieser elenden Grütze angeödeten Glotzer folgende Protagonisten aus der Riege der TV - Fratzen mit Dauerpräsenz ( Dietmar Schönherr ausgenommen, denn der lässt sich nur selten hier blicken, weil er wichtige Aufgaben in Afrika zu erledigen hat ):       

  Darsteller: 

Simone Thomalla (Dr. Karen Tillner), 

Dietmar Schönherr (Professor Pau lHermes),

 Miroslav Nemec (Dr. Simon Wagner), 

Judy Winter (Professor Ilse Gieseking),

 Talia Chantal Buße (Anne Tillner)



Produzent: Heike Voßler
Regie: Martin Gies
Kamera: Wolf Siegelmann

Und da schließt sich der Kreis des TV - Schwachsinns denn wieder, denn erst nach einer mysteriösen Krankheit werden die drei Erwachsenen endlich eine Familie, weil der feste Wille, die Menschheit zu retten, die eigenen verletzten Gefühle überwindet.
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut ( so heißt es ja schon in der Bibel ).

Die Programmzeitschrift " tv spielfilm " sieht es jedoch anders:


" Die kleine Anne versteht mehr vom Leben als die Großen: Merkt Mama (Simone Thomalla) denn nicht, dass ihr Chefarzt (Miroslav Nemec) in sie verliebt ist? Anne hilft Amor auf die Sprünge. Und obendrein sorgt die Kleine dafür, dass Mama wieder mit Opa (Dietmar Schönherr) spricht… Dieses Teledrama rührt Psychoquark mit einer Überdosis Süßstoff an."


Zitatende - aushttp://www.tvspielfilm.de/kino/filmarchiv/film/bruecke-zum-herzen,1330911,ApplicationMovie.html

Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen!



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