Und willst du nicht mein Bruder sein.....
Der Niedergang der großdeutschen Kultur ereignete sich vor knapp 84 Jahren als in Berlin die Bücherbrennung - der eigentliche Höhepunkt der staatlich gesteuerten Propagandaaktion " 12 Thesen wider den undeutschen Geist " - zelebriert wurde. Es war damit auch der Höhepunkt des Niedergangs der deutschen Kultur, denn: Die gab es ab jenem ominösen 10. Mai 1933 nicht mehr. Zumindest bis zum 7. Mai 1945 existierten Kunst, Kultur und ihre erforderlichen Freiheiten dazu, wie andere menschenwürdige Lebensgrundlagen nicht mehr. Quälende 12 Jahre waren sie ausradiert.
Aber auch nach 1945 hatten die beiden autonomen, deutschen Staaten es mit der Kunstfreiheit so ihre erheblichen Probleme. Der eine deutsche Staat, die DDR, verbannte jene Kunst und Künstler, die sich systemkritisch betätigen wollten; der andere Staat auf deutschem Boden, die BRD, dann jene, die sich systemkritisch äußerten und zudem den miefig - piefigen Doppelmoral - Vorstellungen nicht entsprachen. Die eine Obrigkeit, die Auserwählten und Inthronisierten der SED, die aufoktroyiere Speerspitze des diktatorischen Proletariats, nannte diese Künstler und ihre Kunst, die des Klassenfeindes, die anderen Gewählten, die christlichen Demokraten, aber auch viele Wendehälse aus der Zeit des Nationalsozialismus, bezeichneten sie als abartig.
Erst Jahrzehnte später, mit den damals und auch heute wieder verhassten 68ern, bekam Kunst in der BRD einen anderen Stellenwert. Sie reduzierte sich nicht mehr auf eine gelobhudelte Elite, auf jene Klassiker und auf die Systemkonformen. Während sich viele BRDler von dem elitären Kunstbegriff sukzessive emanzipierten, blieben ihre Schwestern und Brüder bis 1989 unter der Knute des Staatskonformen.
Mehr als 27 Jahre nach der so genannten Wende, als sich die Mauer öffnete, der Stacheldraht alsbald verschwand und die wiedervereinigten Deutschen samt und sonders nicht nur frei Reisen, frei Konsumieren und frei Denken durften, scheiden sich die Geister jedoch ab und zu bei dem Kunstbegriff.
So erhitzten sich unsere Gemüter am Samstag an der Frage, ob die drei " Schrottbusse " auf dem Dresdner Neumarkt nun Kunst zu nennen sind oder ob es einfach nur das ist, was es ja auch in Realität wäre: Autoschrott?
Dass dabei natürlich auch die Frage nach deren Existenz insgesamt diskutiert wurde, versteht sich eigentlich von selbst. Gehören diese Busse dort auf den Neumarkt oder sind sie störend, gar keine Provokation? Das montäglich demonstrierende Pegida - Häuflein erkennt in den drei senkrecht aufstehenden, ausrangierten Transportmittel, jene provozierende Geste, mit der die politischen Verantwortlichen rund um Oberbürgermeister Hilpert ( FDP ), die angebliche Volksmehrheit der Dresdner brüskieren wollte. Wenn nicht, ja, warum stellen die Initiatoren den Bus - Schrott nicht woanders hin. Schließlich steht sie ja in Sichtweite zu der Frauenkirche jenem zu DDR - Zeiten nicht wieder aufgebauten und durch alliierte Bomber nieder gemachten Symbol des Christentums. Aber auch nur in der Nähe der Kirche.
Doch für das verblendete, reaktionäre Pegida - Volk, dass sich selbst das Recht heraus nimmt, im Namen des selbigen zu sprechen und als dessen Abordnung zu sein, reichte es schon, dass ein Erbauer des Bus - Denkmals auf Zeit, syrische Wurzeln vorweisen kann und zudem auf den Krieg in dem Land seines Vaters hinweisen möchte. Nein, das ist ein unerhörter Vorgang. Krieg mit Krieg zu vergleichen. Wo doch Dresden nur Opfer und die Alliierten die Täter waren? Mal ganz ehrlich: Die Deutschen waren auch Täter, weil sie den Krieg angezettelt hatten; die Briten waren Täter, weil sie Dresden bombardiert hatten. Also waren alle Täter und gleichzeitig auch Opfer.
Und in Syrien? Sind auch wir Täter, weil unsere Rüstungsindustrie - über Umwege - in das Land Waffen liefert, damit es weiter zerstört wird.
Deshalb gibt es keinen Alleinanspruch, den die Pegidisten für sich beanspruchen, die Trauer - und Erinnerungskultur begehen zu können. Doch wehe, wenn hierzu eine andere Meinung vertreten wird. Wehe, den Kritiker jener instrumentalisierten Erinnerungskultur für den 13. Februar 1945.
Ja, es war damals ein Kriegsverbrechen. Ja, die Bombardierung war verbrecherisch. Aber, auch der Kriegsbeginn 1939 war es. Und alles, was davor und danach geschah auch.
Doch: Ein klares Nein, bei der Frage, ob es sich bei den drei aufstellten Bussen um Kunst handelt.
Ein Zeichen als Mahnung an die Unmenschlichkeit von Kriegen muss nicht unbedingt Kunst sein. Und wenn dennoch darüber gesprochen wird, hat der Initiator viel erreicht. Er hat zumindest bewirkt, dass Meinungen ausgetauscht werden. Gleichwohl das eben nicht bedeutet, dass alle Beteiligten einer Meinung sein müssen. Allerdings ist das unflätige Beschimpfen von gewählten Politikern keine Meinungsäußerung. Es ist eigentlich nur peinlich, denn dahinter steckt die Hetze von Bachmann und anderen Pegidioten und damit nie ein kluger Kopf. Denn, solche verkrachten Existenzen dulden keine eigene Meinung außer ihrer eigenen. Getreu dem Sinnspruch:
" Willst du nicht mein Bruder sein, schlag´ich dir den Schädel ein!"
Dieses Grundverständnis hatten wir schon mal, nämlich vor 84 Jahren.
Gut´s Nächtle mit " Testament " und Brotherhood Of Snake ":
Das ist auch Kunst!
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