Das Neun - Meter - Monstrum
Hach, was für ein wunderbarer Sonntagmorgen. Die Sonne scheint durch die schmutzigen Fensterscheiben. Draußen z(t)wischern die Vögel, unserer Spatzenschar geht es wieder gut, weil ich aus dem " Aktionshaus Wreesmann " an der Weißeritz, noch Futternachschub in Form von preisreduzierten Meisenknödeln ergattern konnte, die ich - trotz des gestrigen Dauerregens - in den Lingusterstrauch hinein gehängt hatte und das Vierbeiner - Quartett kommt sich langsam näher.
Zudem ganzen, postiven Entwicklungen im eigenen Lebensumfeld zählt natürlich auch das samstägliche 3:0 meiner Grün - Weißen aus der armen, aber Freien Hansestadt Bremen, gegen den - völlig zu Unrecht - geschmähten Klub RB Leipzig. Ein rundherum harmonisches Wochenende, eben.
Wäre, ja, wäre da nicht die heutige Meldung bei MDR aktuell über die sich konkretisierenden Baupläne des Heinis aus dem fernen, Weißen Haus in Washington, die mir beim Aufarbeiten meiner " SPIEGEL " - Ausgaben zu Ohren kamen.
Da las ich doch just zuvor noch, den Pott Kaffee neben meiner Lektüre stehend, einen Beitrag des von mir - trotz leichter Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die Existenzberechtigung des gestrigen SVW - Gegners - hoch geschätzten " SPIEGEL " - Mitarbeiters Markus Feldenkirchen. Er beschreibt, wie das einst große Land der unendlichen Möglichkeiten, die Vereinigten Staaten von Amerika, sich langsam aber sicher jenes Nimbus selbst berauben. Das ein Einreisender - auch wenn es nur ein prolliger Tourist ist - den gestrengen Arm der Fremdenpolizei auf den vielen Flughäfen zu spüren bekommt, war mir nicht erst seit der Zeit nach 9/11 klar. Zu gut sind mir noch die unangenehmen Begegnungen der dritten Art, nämlich des immigration officer an den unzähligen Schaltern des JFK in New York in Erinnerung, der dickbäuchig und bräsig in einem Riesenschinken herum blätterte, um ihm suspekte, einreisewillige Personen zu überprüfen. Ähnliches erlebte ich an der kanadisch - amerikanischen Grenze, als mein Rucksack von einer US - Dame in Uniform durchwühlt wurde und auch die Einwanderungsbeamten auf dem airport von Miami / FLA, waren an Freundlichkeit kaum zu überbieten.
Während ich also den Artikel von Markus Feldenkirchen las ( ( " Vom Ende einer Geschichte ", Ausgabe 9 / 2017, S. 12 ), in dem er wunderbar von dem zerplatzten Traum des freien Bürgers in einem freien Land schreibt, hörte ich aus dem Radio, dass hinter meinem Rücken stehend, die Nachricht über die weiteren, immer konkreter werdenden Pläne des US - Präsidenten zu dem Mauerbau an der amerikanisch - mexikanischen Grenze.
Donald " Duck " Trump möchte die Grenze durch eine, bis zu 9 Meter hohe Mauer undurchlässig machen. Sie soll so fertig gestellt werden, dass auch kein Tunnelbau, wie er von den Mexikanern zur Überwindung des Draht - und Stacheldrahtzauns vorgenommen wird, dort mehr möglich ist ( Nähers dazu u.a. hier: https://www.welt.de/politik/ausland/article162967317/So-hoch-soll-Trumps-Mexiko-Mauer-werden.htm ).
Die Amerikaner und eine Mauer. Ich fasse es nicht!
Da sehe und höre ich - als besondere historische Gnade der früheren Geburt mir zugetan - den US - Cowboy - Präsidenten Ronald Reagan noch auf dem eigens dafür aufgebauten Plateau an der Berliner Mauer stehen, neben ihm der Ewige " Bimbes " Kanzler Kohl und auch der damalige Erste Regierende Bürgermeister von Berlin , den Nachfolger von Richard " Richtchie " von Weizäcker, Eberhard Diepgen, waren anwesend, eine dieser vielen Reden schwingen. Doch als er dann plötzlich Klartext redete ( " Come here to this gate! Mr. Gorbachev, open this gate!! Mir. Gorbachev, tear down this wall! " wurde er mir von einer Sekunde auf die andere sympathisch.
Der Kriegstreiber par excellence, der geistige Konstrukteur des " Peace Shield ", was Amerika vor sowjetischen Atombomben und Aliens aus der Unendlichkeit des Weltraumes schützen sollte, der Verfechter der verhassten neo - liberalen Wirtschaftspolitik ( dieses, obwohl von Ökonomie keine Ahnung hatte ), er war mir jetzt menschlich geworden. Seit jenem 12. Juni 1987 an der Berliner Mauer ordnete die Weltgeschichte einen der schlechtesten US - Präsidenten als Mit - Vorbereiter der Beendigung des Kalten Krieges ein, obwohl " Ronnie " Reagan doch selbst ein Kalter krieger war.
30 Jahre später - welch Ironie der Geschichte - möchte sein aktueller Nachfolger, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, der zu jenem historischen Zeitpunkt zarte 40 Jahre alt war, selbst eine Mauer bauen lassen. Sie soll nahezu 3.200 Kilometer lang sein. 3 Mal länger als die DDR - Grenze und teilweise auch 2, 5 Mal so hoch. Ein High Tech - Monstrum könnte es alle Male werden. Gespickt mit Elektronik und Überwachungstechnik. Zudem soll das Monster
21 Mrd. US - Dollar ( 19,5 Mrd. Euro ) kosten.
Da wirkte die innerdeutsche Grenze beinahe wie ein Spielzeug - Zaun von " Lego ", " Playmobil " oder " Faller ". Den Yankees steht ohnehin der Ruf des Größenwahns zur Seite. So wohl auch hier. Mal ganz ehrlich: Wer soll dat bezahlen?
" The Duck " hat auch dazu auch klare Vorstellungen. Die Mexikaner müssen diese Selbstschutz - Anlage aus ihrer Tasche bezahlen. Egal, ob sie dazu in der Lage sind oder nicht. Notfalls möchte der US - Imperator ihnen Strafzölle und ähnliche Zwangsabgaben abknöpfen. Vielleicht diskutiert er in seiner Altherren - Riege die Variante, dass jeder jetzt aufgegriffene, illegale Grenzverletzter, jeder geschnappte illegale Einwanderer oder jeder ( auch nicht rechtskräftig ) verurteilte mexikanische Drogendealer, Schleuser und Kriminelle, statt zu Knast, dann zu Zwangsarbeit herangezogen wird, die er - natürlich unbezahlt - abzuleisten hat, bis er hierdurch eine bestimmte Summe erarbeitet hat, die ihm dann wieder abgeluchst und in einen, eigens für den Mauerbau, eingerichtetes US - Konto abführen muss.
Der GröFaZ aus Braunau am Inn ist damit nach 1939 doch auch sehr gut gefahren. Warum nicht auch " The Duck ", Donald Trump?
Ich hatte meinen Bunzlauer - Kaffeepott bereits geleert, den Beitrag des " SPIEGEL " - Journalisten Markus Feldenkirchen gelesen, als der MDR Nachrichtensender einen Bericht über den Hype rund um den künftigen Kanzlerkandidaten und heute, nämlich Sonntag, den 19. März 2017, gewählten SPD - Vorsitzenden Martin Schulz, gesendet wurde. Kann er Kanzler? " Yes, he can! "
Aber, wird er dem blonden Rambo im Weißen Haus auch mit erforderlicher Härte entgegentreten können, wenn dieser einmal mehr austickt?
Da stelle ich mir jetzt den möglichen Bundeskanzler Martin Schulz vor, wie er im Juni 2018 anlässlich eines Staatsbesuchs in Mexiko zusammen mit dem dortigen Präsidenten Enrque Pena Nieto, dem Gouvernor des mexikanischen Bundesstaates Chihuahua, Cesar Duarte Jaquez auf einer, eigens dazu erbauten Holz - Plattform steht, auf die Schandmauer der Amerikaner schauend, zu Tausenden Mexikanern sprechend, die Worte wählt: " Mr. Trump, come here to this gate! Mr. Trump, then open this gate! Mr. Trump, tear down this wall! "
Wie sich Geschichte dann doch wiederholt. Oder, um es mit dem Worten aus " SPIEGEL " - Beitrag von Markus Feldenkirchen zutreffend zu zitieren:
" Als Antwort auf den Terror hatte der amerikanische Staat seine Polizisten mit schweren Kriegsgerät nachgerüstet...Regeln und Vorschriften ( wurden sic. ) immer engstirniger ausgelegt. Selbst Biertrinken auf dem Bürgersteig wurde irgendwann zum verdächtigen Akt. Die Wahl Donald Trumps ist wohl die logische Folge dieses Abdriftens ins Paranoide ".
Vor viele Jahren, zu meiner gemäßigt wilden Studentenzeit, hatte ein Graffiti - Sprayer einen dieser bekannten, aber vollkommen zutreffenden, weil immer aktuellen Lebensweisheiten an eine Häuserwand im Bremer Viertel angebracht, der da lautet: " Es gibt nichts Gutes, außer man tut es ". Diese moralisierende Erkenntnis stammt von Erich Kästner. Sie besagt, dass der Mensch zum Handeln bestimmt ist, wenn um ihn herum viele Dinge in eine falsche, nämlich nicht die von ihm gewollte Richtung, laufen.
Bezogen auf Trump´s irrwitzige Pläne, eine Mauer errichten zu wollen, um sich von dem Armenhaus Mexiko - und nicht nur von diesem - abschotten zu wollen, bedeutet dieses: Stoppt Trump!
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