Do it again!
Zehn Jahre, nachdem der II. Weltkrieg durch die Kapitulation Deutschlands, genauer gesagt: des Deutschen Reichs, erfolgte, besannen sich die Europäer langsam, aber dafür sicher, dem wahrhaft friedlicheren Kräftemessen, nämlich dem Fußballsport, höhere Priorität zu verleihen.
Es wurde der Europapokal der Landesmeister, einige Jahre danach der der Pokalsieger und später der Intertoto - Cup ins Lebens gerufen.
Von den drei Wettbewerben war natürlich jener der Landesmeister der attraktivere, was sich schon allein aus der Namensgebung erklären lässt.
Als in dem ersten Wettbewerb 1955 der Meisterklub, der 1.FC Saarbrücken ( ! ) an diesem Wettbewerb teilnahm, hatte dieses damit zu tun, dass der Verein den noch eigenständigen Fußballverband Saarland vertrat. Der Vertreter des DFB, der westdeutsche Deutsche Meister Rot - Weiß Essen schied bereits in der ersten Runde gegen die schottische Mannschaft von Hibernian Edingburh mit 0:4 und 1:1 aus. Das wäre dem 1.FC Saarbrücken vielleicht nicht passiert, hätte er nach dem sensationellen 4:3 Auswärtsspiel am 1. November 1955 vor " lumpigen " 18.000 Zuschauern im alt ehrwürdigen Guiseppe Meazza - Stadion im Rückspiel am 23. November 1955 lediglich ein Remis benötigt, um die bereits damals mit Nationalspieler gespickten Italiener aus dem Wettbewerb zu kegeln. Doch es kam - wie in späteren Begegnungen mit anderen Mannschaften vom Stiefelland - anders. Die Mailänder spileten nicht mehr so überheblich, gingen mit 1:0 in Front und sahen bereits da, wie der sichere Sieger aus. Doch der Saarbrücker Herbert Binkert erzielte noch vor der Pause den Ausgleich. Bis zur 75 Minute konnten die Saarbrücker die Partie offen halten, dann brachen sie aufgrund eines Eigentores zusammen und unterlagen mit 1:4 im heimischen Kieselhumes Stadion vor 15.000 Zuschauern, die ihnen dennoch begeistert applaudierten. Sie hatten dem späteren Halbfinalisten über weite Strecken, mehr als nur Paroli geboten.
http://www.transfermarkt.de/ac-mailand_1-fc-saarbrucken/index/spielbericht/1019815
http://www.transfermarkt.de/1-fc-saarbrucken_ac-mailand/index/spielbericht/1019823
https://de.wikipedia.org/wiki/Europapokal_der_Landesmeister_1955/56
Auch ein Jahr darauf war für den Deutschen Fußballmeister BVB 09 Borussia Dortmund in der 1. Runde Schluss. Zwar konnte der BVB durch ein 4:3 im Heimspiel, einer 1:2 - Auswärtsniederlage im Rückspiel und einem Kantersieg mit 7:0 im Entscheidungsspiel ( damals gab es nicht die Auswärtstorregelung ) gegen Spora Luxemburg, diese erreichen, doch gegen Manchester United war im Hinspiel am 17. Oktober 1956 mit 3:2 und einem torlosen Remis am 22. November in der Kampfbahn Rote Erde dann Endstation.
Auch ManU zog danach in das Halbfinale, wo sie gegen den Cup - Verteidiger und erneuten Gewinner Real Madrid ausschieden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Europapokal_der_Landesmeister_1956/57
In der Saison 1957 / 1958 qualifizierten sich erneut zwei deutsche Vereinsmannschaften. Neben Borussia Dortmund stellte der DDR - Meister, der SC Wismut Karl - Marx - Stadt den Vertreter des unabhängigen Verbands.
Dieser trat zunächst gegen den polnischen Klub Gwardia Warschau an. Dass Heimspiel gewann der polnische Meister gegen Karl - Marx - Städter am 2. September 1957 mit 3:1; das Rückspiel am 2. Oktober 1957 ging in Aue jedoch mit 3:1 verloren. Im Entscheidungsspiel am 15. Oktober 1957 endete in der regulären Spielzeit 1:1. Als in 100. Minute, in der Verlängerung, die Partie wegen Dunkelheit im Ost - Berliner Ludwig - Jahn - Sportpark nicht fort geführt werden konnte, entschied der Schiedsrichter die Begegnung zugunsten der Karl - Marx - Städter durch Münzwurf.
Das war bis dato ein Novum.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gwardia_Warszawa#Europapokalbilanz
http://www.mackolik.com/Mac/462508/SC-Wismut-Karl-Marx-Stadt-Gwardia-Warszawa
Auch der große AC Mailand tat sich gegen den österreichischen Meister, den SK Rapid Wien sehr schwer. Nach einem - eigentlich - souveränen 4:1 im heimischen Stadion am 4. September 1957 kassierten die Rossoneri in Wiener Prater Stadion am 2. Oktober 1957 eine 5:2 - Packung und mussten am 30. Oktober zum Entscheidungsspiel anreisen, dass die Italiener im Züricher Hartumstadion vor 26.000 Zuschauer mit 4:2 gewannen.
Die beiden deutschen Vertreter bekamen es dann in der 1. Runde mit nicht gerade einfachen Gegner zu tun. Der DDR - Meister Karl - Marx - Stadt verlor am 20. November zu Hause das Spiel gegen Ajax Amsterdam mit 1:3 und auch das Rückspiel am 27. November im Olympiastadion von Amsterdam ging mit 1:0 verloren. Damit schied der DDR - Meister aus.
Der BRD - Champion Borussia Dortmund musste am 27. November in der heimischen Kampfbahn Rote Erde antreten und gewann die Begegnung mit 4:2 gegen starke Rumänen. Das Rückspiel am 8. Dezember 1957 ging gegen knüppelhart agierende Bukarester mit 1:3 verloren. In dem Entscheidungsspiel am 29 (! ). Dezember 1957 siegten die Schwarz - Gelben dann im italienischen Bologna vor nur 8.000 Zuschauern mit 3:1.
Die Viertelfinalpartie gegen den AC Mailand bedeutete dann das Aus für die Dortmunder. Das Hinspiel am 12. Februar 1958 endete 1:1 in Dortmund; 14 Tage darauf gab es in Mailand eine 1:4 - Packung und die Erkenntnis, dass die italienischen Vereine dann doch zu stark sind.
Mailand zog mit einem 4:0 und 1:2 gegen ManU in das Finale am 28. Mai im Brüsseler Heysel Stadion ein, wo die Mailänder erst in der Verlängerung knapp mit 3:2 dem Titelverteidiger Real Madrid unterlagen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Europapokal_der_Landesmeister_1957/58
50 Jahre später und einige Tausend Spiele danach, stehen sich heute Abend die Borussen aus Dortmund und die Mannschaft von Benfica Lissabon ab 20.45 Uhr im riesigen Dortmunder Stadion zum Achtelfinal - Rückspiel der UEFA Champions League gegenüber. Der BVB verlor die erste Partie - trotz sehr guter Torchancen in Lissabon mit 0:1. Eigentlich kein so übles Ergebnis. Doch: Der Schein könnte trügen, denn ein Gegentor reicht, und die Dortmunder müssten zwei Treffer mehr erzielen, um das Viertelfinale zu erreichen.
Das konnte am Tag zuvor, Dienstag, den 7. März 2017 der FC Bayern München buchen, denn die Münchner deklassierten auch in Rückspiel den englischen Vertreter von Arsenal London erneut mit 5:1. Nicht nur die Art und Weise der beiden Siege zeigt, dass der bundesdeutsche Fußball sich nicht nur mit den anderen großen Klubs aus Spanien, Italien und England messen kann, sondern teilweise sogar Siege feiern darf.
Das war nicht immer so.
In den 1950ern gab es für deutsche Vereine auf europäischen Boden nichts zu beschicken. Die deutschen Klubs verabschiedeten sich in schöner Regelmäßigkeit nach dem Achtelfinale.
In den 1960ern schaffte es zunächst Eintracht Frankfurt in das Landesmeisterfinale, wo der Klub dann im Glasgower Hampton Park dem mit Weltklassespieler gespickten Gegner von Real Madrid mit 3:7 ( ! ) unterlag.
Erst in den 1970ern konnte der FC Bayern München den Cup drei Mal hinter einander gewinnen. Auch der Liga - Konkurrent aus Mönchengladbach stand gegen den FC Liverpool im Endspiel und verlor am 25. Mai 1977 im Olympiastadion von Rom glatt mit 1:3.
In den 1980ern gelang es dem HSV das Finale zu erreichen. Er verlor am 28. Mai 1980 in Madrid knapp mit 1:0 gegen die englische Mannschaft von Nottingham Forrest. Zwei Jahre darauf unterlag am 26. Mai 1982 in Rotterdam der FC Bayern München der englischen Vertretung von Aston Villa mit dem gleichen Ergebnis.
Ein weiteres Jahr darauf gewann der HSV ebenfalls mit 1:0 gegen Juventus Turin durch ein Tor von Felix Magath.
Auch in den 90er Jahren waren deutsche Vereinsmannschaften erfolgreich. Dazu zählte eben auch Borussia Dortmund, die fast vor 20 Jahren den CL - Titel holten.
Und wenn es vielleicht im Mai 2017 zu einem erneuten, rein deutschen UEFA Champions League - Finale kommen sollte und zwar gegen die Bazis, hätte ich auch nichts dagegen.
Do it again?
Meinen auch " Steely Dan ":
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