Kinderheime in der BRD - Zwei unversöhnliche Lager bekämpfen sich und schaden damit eher der Sache

Ein zufälliger Blick auf die Seiten des Forum "die gesellschafter.de " ließ mich stutzen.Da hatte doch tatsächlich ein leibhaftiger Professor sich des Themas " Heimerziehung in den 50er bis 70er Jahren " angenommen und dazu einen sogenannten Tagebucheintrag eingestellt. Und, er fand mit seiner veröffentlichten Meinung zu gar Diskutanten. Eigentlich hatte ich seit vielen Jahren die feste Überzeugung, dass sich - mit Ausnahme der Betroffenen - kein Mensch für das, was ab den Nachkriegsjahren bis hin in die Endphase der 68er Revolte in den kirchlichen Verwahranstalten praktiziert worden ist, überhaupt interessiert. Nun, ich musste mich eines besseren belehren lassen.

Es wurde eifrig und kontrovers mit eigenen Meinungen herum hantiert, wobei dann ein User auf den mir längst bekannten Namen Martin Mitchel hinwies, der seit vielen Jahren eine Vielzahl von Seiten über sein persönliches Schicksal in dem einstigen Zöglingsheim " Freistatt " im niedersächsischen Sulingen aufmerksam macht. Wer dieses - zweifelsohne unkonventionelle - Mitteilungsbedürfnis von M.M. eher Ernst nimmt, der wird dann auch sehr schnell zu der Erkenntnis kommen, dass hier schreiendes Unrecht beschrieben wird. Die Person M.M: artikuliert jene skandalösen Zustände in dem einstigen Erziehungsheim nicht so, wie es andere aus der Gruppe seiner Leidesgefährten tun,sondern er zelebriert in chaotisch kreativen Formen das Erlebte, das Erlittene, das ihm Wiederfahrene.
Hiermit eckt Mitchel natürlich bei einigen Ex-Heiminsassen in massiver Weise an. Es entstehen Spannungsfelder innerhalb derer nun der Frust über das eigene, das verpfuschte Leben in wüsten Beschimpfungen und unter Zuhilfenahme von - meist unerträglichen - Verbalinjurien in das World Wide Web transportiert wird.

Es kommt zu einer unsäglich, ja unsinnigen,Schlammschlacht, wobei dort jedes Mittel recht ist, um den Anderen zu verunglimpfen. Der Sache dient dieser Aktionismus indes nicht. Während der Bundestagspetitionsausschuss nach einer Anhörung sich zumindest dahingehend gnädig zeigte, grundsätzlich festzustellen, dass den vielen tausend Ex-Heiminsassen in der gesagten Zeit Unrecht geschehen ist, konnten sich die Volksvertreter indes nicht dazu durchringen, eine Gestzesinitiative auf den Weg zu bringen, mit der das schwarze Kapitel in der jungen Geschichte der BRD aufgearbeitet worden wäre.

Ergo: Es gibt für die vielen Zöglinge derzeit weder Geld, noch eine förmliche Entschuldigung durch die Amtskirchen. Da hat das kleine Irland uns doch einiges voraus, denn hier wurde erst kürzlich ein Fond über 1,3 Mrd. Euro augelegt, mit dem zumindest das grobe materielle Ungleichgewicht für die über 30.000 Heimkinder in den hunderten von katholischen Erziehungseinrichtungen aufgewogen werden kann. Vorerst, denn parallel dazu laufen einige Klagen gegen einstige Schläger, Vergewaltiger und Mörder, die im Namen Gottes Kindern ihre Kindheit, Jugendlichen ihre Jugend und Erwachsenen ihre Zukunft geraubt hatten.

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