OROSZ, was nun? Wenn Schilda vor der eigenen Haustür liegt.




Was lange währt, wird endlich schlecht, so könnte eine Plattitüde in verballhornter Form die Geschehnisse rund um die Fachtag der UNESCO in Sevilla lauten. In ihrer 32. Tagung hat die Fachkonferenz der sächsischen Hauptstadt Dresden den zuvor vor 5 Jahren anerkannten Titel als Weltkulturerbe wieder aberkannt. Die Verantwortlichen haben ja lange darum gebettelt.

Die Chronologie der Ereignisse rund um die " Waldschlösschenbrücke " ist zwar bekannt, dennoch habe ich mir die Mühe gemacht und sie via Internetrecherche noch einmal zum Nachdenken eingelesen. Also, dann der Reihe nach:


Die vierspurige Elbquerung wurde 1996 beschlossen und 1997 projektiert.
Der erste Spatenstich erfolgte am 29. November 2000, die Verkehrsfreigabe soll im Juni 2011 erfolgen.
Die eigentlichen Bauarbeiten begannen am 19. November 2007, seither stiegen die Kosten gegenüber den ursprünglich geplanten (157 Mio. €) um etwa 20 Mio., indem der Stadtrat bereits 39 Nachforderungen von Baufirmen bewilligte.
Dafür, dass allein die Planungskosten mehr als 20 Mio. € betrugen, verlieh 2004 der Bund der Steuerzahler den Schleudersachsen.

Nicht nur das, es handelt sich um einen Schildbürgerstreich der ersten Kategorie, denn:



Mit der Wiedervereinigung Deutschlands erhöhte sich der PKW-Bestand – und damit das Verkehrsaufkommen – erheblich, und der auf der Straße abgewickelte Schwerlastverkehr nahm wesentlich zu. Als besondere Schwachpunkte auf dem Dresdner Stadtgebiet erwiesen sich die Tatsachen,dass der gesamte zwischen den Autobahnen A 4 und A 13 und der tschechischen Grenze abzuwickelnde Transitverkehr über die B 170 die Innenstadt und deren Elbbrücken passieren musste (dies änderte sich erst nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts der stadtumfahrenden A 17 im Dezember 2005) und dass der gesamte elbquerende Verkehr auf Neustädter Seite in einem nur etwa 700 m breiten Bereich um den Albertplatz zusammenläuft, der dafür nicht ausgebaut und somit zu den Spitzenzeiten überlastet ist.

Da etwa 40 % der Dresdner auf der Altstadtseite östlich der Innenstadtbrücken wohnen, erscheint die Verkehrsführung zu den Industriegebieten im Norden durch den Innenstadtbereich keineswegs logisch. Der Neubau einer Elbbrücke östlich des Stadtzentrums kam auf die Tagesordnung und fand sofort breite Zustimmung.

So beschloss denn der CDU-Stadtrat von damals den Bau einer Elbquerung in Form einer Brücke, jener Elbschlössbrücke eben.Das war ebenso weise, wie voraussehend. Mit zunehmender Industrialisierung der Neuen Bundesländer und einem wachsenden Wohlstand nahm auch die Zahl der Kraftfahrzeuge zu. Obwohl die CDU-Mehrheit jenen Bau mehrheitlich beschloss verging fast eine Dekade, eher der Beschluss umgesetzt werden sollte.
Der Hauptgrund dafür lag in den fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten. Das Land Sachsen war inzwischen stark verschuldet, die Stadt Dresden extrem hoch verschuldet. Es war kein Geld für derartige Projekte vorhanden.

Obwohl die Verantwortlichen von den Bauplänen wussten, nahmen sie vor 5 Jahren den von der UNESCO verliehenen Titel " Weltkulturerbe " für den ca 20 Kilometer langen Teil des Besteingeführtes, innerhalb dessen auch Dresden liegt, vorbehaltlos an. Kurz darauf kramte die mittlerweile aus CDU/FDP bestehende Koalition im Stadtrat des einstigen Beschluss wieder aus der Schublade und begann mit den Planungen für eine Brücke. Es wurden bereits 20 Millionen Euro für die eingeholten Gutachten und sonstige Vorlauftätigkeiten " verbraten ", da wurden Stimmen laut, dass die Bevölkerung diese Brücke nun nicht mehr wolle. Ein hierauf hin initiierter Bürgerentscheid sah im Ergebnis eine mehrheitliche Befürwortung für die Waldschlösschenbrücke vor.

Was in dem vor formulierten, anzukreuzenden Antworten zum " Pro " oder " Contra " Brücke nicht enthalten war, war der drohende Verlust des Titels " Weltkulturerbe " durch die UNESCO im Falle eines Brückenbaus. Diese UNESCO-Sanktion war all denen bekannt, die sich zuvor mit der Prokektierierung zu befassen hatten. Die Alternative musste demnach lauten eigentlich lauten: " Entweder der Bau der Waldschlösschenbrücke " oder die Beibehaltung des Titels " Weltkulturerbe "

Nach endlosen Diskussionen über das Für und Wider des Brückenbaus standen dann Mitte November 2007 die Bagger am Elbufer. Zuvor gabe es noch weitere Prozesse vor dem Verwaltungsgericht Dresden und dem Oberverwaltungsgericht in Bautzen. Im Wege der einstweiligen Anordnung mussten die Bauarbeiten sogar zeitlich befristet gestoppt werden, weil "schlaue " Brückenbaugegner eine Fledermauspopulation am Elbufer ausgemacht haben wollten, die sich zu allem Überfluss noch " Kleine Hufeisennase " nennt. Diese possierlichen Tierchen hielten den gesamten Stadtrat nebst Landesparlament über Wochen in Atem. Ab Ende 2008 waren dann sämtliche rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft und die Brückenbauarbeiten im vollen Gange.

Als verwundert zuschauender und zuhörender Dresdner habe ich mich von Beginn an nicht des Eindrucks erwehren können, dass da gut dotierte Verantwortliche - den Bürgern von Schilda gleich - zunächst die verkehrstechnischen Notwendigkeiten richtig erkennend - hieraus die falschen Schlüsse ziehen wollten, nachdem sich erheblicher Widerstand aus der eigenen Bevölkerung regte. Leider gibt es jedoch die viel zitierte eierlegende Wollmilchsau nicht. Die Konsequenzen aus dem Durcheinander sind nun so eingetreten, wie es ein Gutachten von Prof. fastenau an der TU Dresden bereits konstatierte: Der Weltkulturerbetitel ist nun unwiderruflich futsch!

Wenn ich mir die gesamte Chronologie um jenen Brückebauzwist einaml genauer betrachte, so u.a. bei:


http://de.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Brückenstreit

werde ich den Eindruck nicht los, dass neben CDU-Filzokratie, auch ein gerüttelt Maß an Naivität bei den politischen ntscheidungsträgern von einst vorhanden sein musste. Wenn die jetzige OB Orosz nach ihrem Trip auf Steuerzahlerkosten in Sevilla für 2 Minuten ihre längst sinnlosen Relativierungsversuche zum Vortrag bringend, abschließen noch vollmundig über einen Neuantrag bei der UNESCO fabuliert, so zeigt dieses auch nur, dass sie und ihre Partei nicht nur unfähig sind, sondern darüber hinaus Schildbüger erster Klasse darstellen.

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