Schaeffler - Opel - Arcandor - Porsche: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren!









Was ist eine Soap? Diese Frage habe ich mir beim Lesen der Wirtschaftsnachrichten gestellt. Exakter gefragt: Was ist eine soap opera, eine Seifenoper eben? Eine Seifenoper ist eine Endlosserie, die mehre Male wöchentlich in einem werbe-orientierten Zeitfenster im TV oder Radio gesendet wird und sich inhaltlich mit Alltagsereignissen befasst.Demnach müsste eine Endlos-Berichterstattung über wirtschaftliche Begebenheiten innerhalb eines Unternehmens,somit eine Wirtschaftssoap sein. Oder eine economic sopa opera.

Beim Aufzählen einiger Problem - und Pleiteunternehmen in der BRD, insbesondere der derzeit vier aktuellen Konzerne mit Tendenz zum Untergang, zur Insolvenz oder in der Insolvenz befindlichen, ergaben deren jeweilige Anfangsbuchstaben das Wort " SOAP "! Als da wären:

SCHAEFFLER

OPEL

ARCANDOR

PORSCHE.

Es stehen hierbei immerhin 116.000 Arbeitsplätze und mindestens weitere 150.000 bis 200.000 in den Zuliefererbetrieben auf dem Spiel. Da muss doch was passieren, wenn die verantwortlichen Größen im Unternehmensmanagement nach Staatshilfen schreien. Da kann der Staat doch nicht tatenlos zusehen, wie diese leuchtenden Vorbilder bundesdeutscher Mis(t)swirtschaft den Bach runter gehen. Vielleicht ist es aber nur der Anfang vom Ende eines Albtraums, der da heisst: Soziale Marktwirtschaft?

Während in den Medien heftig spekuliert, kommentiert und lamentiert wird, haben sich die Merkelśchen Polit-Gladiatoren bereits längst entschieden. Von den klammen Aspiranten und Pleitiers bekommt zunächst nur OPEL eine anteilige Staatshilfe. Der Rest des Quartetts geht vorerst leer aus. Das kongeniale Duo Peer Steinbrück/ Karl-Theodor zu Guttenberg zeigte sich gut informiert und bügelte zunächst die begehrte Staatshilfe des inzwischen in die Insolvenz gegangenen Giganten ARCANDOR ab. Allerdings saßen noch andere Aspiranten in ihren Startlöchern und lauerten auf Staatsknete. Die gibt es jedoch nicht zum Nulltarif. Ohne ein schlüssiges Konzept ließen die Herren Steibrück/ zu Guttenberg/ Steinmeier erst gar nicht mit sich reden.

Und das ist gut so. In guten Zeiten haben die jetzigen Bittsteller wild spekuliert, fusioniert und expandiert; in schlechten Zeiten wird - nachdem sie sich allesamt die Konten bis zum Bersten füllen liessen - nun nach staatlicher Unterstützung gerufen. Warum soll eigentlich die Gesellschaft für die Unvernuft, die Dummheit und die Ignoranz jener selbst ernannten Elite zahlen? Welcher vernünftige Grund wird ersichtlich, wenn Größenwahn, Spekualtionseifer und Profitsucht dann zu einem Kollaps führen? Weshalb sollen Gewinne privatisiert bleiben, während die Verluste jenes, dem Kapitalismus immanenten Akkumulationsstrebens des schnöden Mammons dann sozialisiert werden? Es gibt weder einen Anspruch auf staatliche Unterstützung, noch kann ein solcher in der krisenhaften Situation mit dem Argument des Arbeitsplatzverlustes hergeleitet werden. Pleite ist nun einmal pleite - ob reich oder arm, ob gewerblich oder privat, ob klein oder groß!

Wenn sich ein neutraler Beobachter der aktuellen Bettlerszenerie jene Protagonisten genauer betrachtet, so muss er zu dem Ergebnis kommen, dass sämtliche Sorgen und Probleme von selbst gemachter Natur sind. Bei OPEL war es die über Jahrzehnte laufende, mangelnde Flexibilität der Produktpalette, die qualitativ sehr bescheidene Ausführung der Fahrzeuge und die viel zu hohen Herstellkosten bedingt durch exorbitant hohe Gehälter, Löhne und betriebliche Zusatzleistungen, die sich letztendlich auf den Preis nieder schlugen. Ein kontinuierlicher Rückgang der Verkaufszahlen war die logische Konsequenz aus jener - wenn auch von GM zu verantwortenden - Misere.

Die Schaeeffler-Gruppe hat sich einfach nur verhoben, wenn auch in finanzieller Hinsicht. Sie musste den Kauf der Continental AG kreditieren lassen. Das war zunächst gut, seit der Weltfinanzkrise jedoch schlecht, denn die Banken - sonst eher zögerlich, wenn es um Kleinkredite geht - wollten an dem Schaeffler-Conti-Deal kräftig mitverdienen.n ihrer eigenen Gier beachteten auch sie nicht das eklatante Mißverhältnis zwischen der Konzerngröße von Schaeffler und der der Conti. Der Kleine wollte de Großen fressen und nicht umgekehrt. Madame Schaeffler hat sich dabei verschluckt. Jetzt ist ihr Konzern kurz vor der Insolvenz und die Conti schrieb alsbald rote Zahlen. Verkehrte Welt also!

Der Dauerbrenner OPEL hat es ja wohl als einziges Unternehmen geschafft und konnte noch so gerade die scharfe Kurve kartzen. Während die GM-Muttergesellschaft in Detroit in die Insolvenz ging, kassierte die kleine Tochter in der BRD für ihre vier Stadtorte Rüsselsheim, Bochum,Eisenach und Kaiserslauter einen ordentlichen Batzen Staatsknete um zu überleben. Das Auto ist eben des Deutschen liebstes Kind, weshalb der Pleitekonzern aus den USA zumindestens vorübergehend in Deutschland gerettet werden sollte. Ob und wie lange sich OPEL mit seinen difizitären Werken und den weiteren vier Stadtorten überhaupt auf dem Weltmarkt halten kann, dass steht in den Sternen. Weil demnächst aber die BT-Wahl ansteht hat die große Politik der kleinen OPELine schnell unter die Arme gegriffen. Auf Kosten der Folgegenerationen und der Allgemeinheit, nämlich durch neue Schulden.

Bliebe noch Porsche. Der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen bei Stuttgart. Die Automarke, die eigentlich schon vor gut zwei Jahrzehnten beinahe für immer vom Markt gefahren wäre, weil der Konzern bereits damals pleite war. Nur eine rigide Sparpolitik, ein knallharter Umbau des Betriebs und eine neue Managementebene hat es geschafft, den Nobelwagenbauer am Leben zu erhalten.Ferdinand Porsche hätte sich im Grabe umgedreht, wenn sein Ziehkind in den Brunnen des Konkurses - so hieß das einst - gefallen wäre. Die Ära Wendelin Wiedeking war erfolgreich. Der Konzern erwirtschaftete mehr Gewinn, als er Umsatz verbuchte. Ein Novum in der kapitalistisches Ökonomie. Dann wurden die Herren in der Führungs - und Kontrollebene größenwahnsinnig und übernahmen für ca. 9 Milliarden Euro die Mehrheit an der großen VW-Tante, um hierüber mehr Einfluss in deren Konzernpolitik zu erhalten. Ein Lotteriespiel, wie sich einige Monate später herausstellte, denn der Kauf der Aktienmehrheit war ebenfalls nur auf Pump zu bewerkstelligen gewesen. Als dann noch große Teile des US-Marktes flöten gingen, der Absatz, der Umsatz und der Gewinn schrumpften, war es bereits längst zu spät, um vom Deal zurückzutreten, aus dem Wahnsinn auszusteigen und vom Sturm zurückzurudern. Porsche ist quasi pleite und bettelt jetzt - wenn auch auf hohem Niveau - um Staatshilfen.

Die Finazkrise hiterlässt eine Spur der Verwüstung auf den Weltmärkten. Keine Land, dass nicht von ihren Auswirkungen betroffen wäre. Einige Staaten stehen faktisch vor dem Bankrott, andere haben mit zweistelligen Rückgängen des BSP zu rechnen, andere vermelden die Pleiten namhafter Unternehmen. Auch wenn es hier - so wie in den vier Fällen - um den Verlust von einigen tausend Stellen geht, so kann der Staat nicht Flickschuster für Privatunternehmen sein, die sich verspekuliert haben. Schliesslich sind deren Gewinne in guten Zeiten eben nicht sozialisiert worden, ist das Eigentum an deren Produktionsmitteln nicht vergesellschaftet gewesen, weshalb wir alle dann auch nicht für ihre aufgetürmten Verluste einstehen müssen.

Da hilft schlussendlich auch kein großen Heulen und kein lautes Zähne klappern!

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