Von der Generation der Spaßvögel über die Generation Praktikum zur Generation der Jammerlappen.

Ach, was haben es die heutigen Protagonisten der Altergruppen 20 plus bis 35 minus schwer! Eine unsichere berufliche Zukunft wartete auf sie. Hinzu kommen auch noch Staatsverschuldung, Umweltzerstörung und permanente Kriegsangst. Da wirdś einem zwischen 1989 und 1974 geboren so richtig Angst und Bange. Das BRD-Nachrichtenmagazin " Der SPIEGEL " widmete denn dieser Generation einen ganzen Titel. Und was dort nicht so alles an prekären Lebensverhältnissen geschildert wurde. Zeitarbeitsvertäge unter einem halben Jahr, unter qualifizierte Jobs und - das ist im höchsten Maße verwerflich - keine adäquate Vergütung. Die NDW-Spaßfraktion, die jene Nachkommen in die Welt gestzt haben, sind zu bedauern: Hier entsteht eine Gruppe von Jammerlappen, deren einziges Bestreben es ist, sich bereits beim Frühstück zu sagen: " Du hast eine Chance, nur, wo ist sie? "

Mit dieser konfusen Lebenseinstellung durchlaufen viele Spätgeborene das Zeitalter der informellen Selbstkastration. Geboren im Neon-Zeitalter oder der Golf I-Kriegsjahren, taumeln sie ständig zwischen Wunschdenken und Wirklichkeit hin und her. Oft ihre Ausbildung nun akademisch oder gar keine ist, sie trifft irgendwann, irgendwo, irgendwie der Schlag des Lebens und wirft sie sofort zu Boden.
Aufgewachsen in den Familien der Post-Hippie-Ära und vor den inzwischen vergreisten 68ern, dümpelt ihr Selbstwertgefühl sodann plan - und perspektivlos dahin. Hinaus getrieben auf den Ozean der Tränen des Selbstmitleids. Was haben sie nicht alles aus zustehen! Erst die auf laisse fair orientierte Erziehung durch die Eltern, dann die Konsum bestimmten Dekaden ab den 80ern und schließlich der individuell egoistische Umgang mit ihren Mitleidenden.

Aus jener Gemengelage entsteht nun eine Mixture, deren hoch explosive Eigenschaft allerdings nur darin besteht, sich durch Gejammere selbst zu zerstören.Während die 68er als bürgerliche Revoluzzer und Schmuddelfinken, die auch noch von der STASI unterlaufen und der DDR sowie SU fern gesteuert, ihre verderbliche Hirnakrobatik in das strebsame Spießerumfeld von Flensburg bis Bad Reichenhall und von Aachen bis Lüchow - Dannenberg zu verbreiten gedachte, die 78er dann im Öko-Wahn sich friedensbewegten Themen in sektiererischen Zirkeln per selbst gestrickten Norwegerpuloover und lila Latzhose, ihre Selbsterfüllung anstrebten, haben die 88er weder den einen, noch den anderen Lebensinhalt zum Transmissionsriemen ihres fleischlichen Daseins zur Verfügung stehen.
Was soll sich schon großartig ändern, wenn unisono bereits vieles abgeschafft und rund erneuert worden ist?

Nun, gut,die Haare sind nicht nur wesentlich kürzer geworden, sondern sie sind bereits ab Mitte 20 - dank fast-food-Fraß - soweit ausgefallen, dass sie auch gleich gänzlich mittels chemischer Keule beseitigt werden können. Das Protest-Out-Fit besteht heute darin, sich an sämtlichen, nur erdenklichen Körperstellen und - teilen tätowieren und piercen zu lassen. Qua Turbo-Sonnenbank-Bräune und Perma-Make-Up, Haarverlängerung sowie Markenbekleidung versucht jeder 88er sich aus der grauen Einheitsmasse der Mitläufer, Ja-Sager und Dauer-Nicker heraus zu schälen. Casting-Shows, Daily - und Doku-Soaps bieten hier eine ideales Sprungbrett, um einen Salto Mortale in die vermeintliche Freiheit der ökonomischen Selbstbestimmung zu vollziehen. Wenn ein veritabler Lebensstandard dadurch erreicht werden kann, folgt alsbald der Aufstieg in die selbst ernannte Gruppe der Stars, Sternchen und Super-Stars. Hier angelangt, scheint die Moneten-Druckmaschine wie geschmiert von selbst zu laufen. Ein annähernd perfektes Perpetuum Mobile, das - ohne weiteres Dazutun - eine gewisse Zeit funktioniert. Alsbald könnten die Grenzen des Wachstums jedoch erreicht sein,wenn die Haut runzeliger, die Zähne kariös und der Kreislauf - ob des exzessiven Lebenstils - instabil wird.

Kommen dann noch private und familiäre Eskapaden in die Öffentlichkeit, kann die voyeuristische Gesellschaft das Prinzip der heißen Kartoffel flugs anwenden und die fetten Jahre sind sofort vorbei. Hier gegen Altersvorsorge zu betreiben, bedeutet, einen Partner aus dem selben Stall zu freien oder einen solchen mit Wunschvater-Attributen. Der schnöde Mammon spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Wer es nicht schafft so die Sprossen der Lebensleiter empor zu steigen, wird unwiderruflich in prekären Verhältnissen bleiben. Akademischer Abschluss hin, Praktikumserfahrungen in diversen Konzernen mit Rang und Namen her: Ohne Vitamin B kein Job, ohne Job, kein Geld, ohne Geld,kein Lebensmut.

Die schwer gebeutelte Generation der Ab-Zwanziger, sie hinter fragt allerdings nicht, warum sie es so schwer hat. Das kapitalistische " survival of the fittest " gilt bei ihr als ein notwendiges Muss. Die Gedanken bleiben deshalb unfrei und werden mittels diffiziler Computer-Überwachungsmethoden zusätzlich ausspioniert. Die Gesellschaft der Beliebigkeit, die Quatsch - und Nonsens-Medien sowie die Kultur der Selbstdarstellung und das Frönen von Egoismus bilden die Eckpunkte für das eigene Handeln. Deshalb kann auch kein Generationskonflikt offen ausgetragen werden. Wenn die 88er plärren: " Hier bin ich!", antworten die 78er " Ich bin schon da!" und die 68er " Ich bin bereits wieder weg!".

Jenseits des großen Jammertals sollte allerdings auch die Möglichkeit genutzt werden, auf die Vorgenerationen zurückzublicken. Auf jene Zeit also, in der nach 1945 ein Staat, eine Gesellschaft entstanden ist, innerhalb dessen theoretische Freizügigkeit existiert und innerhalb derer jeder 88er nach seiner Fasson selig werden dar - notfalls durch einen Wegzug ins Ausland.

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