Schlecht - schlechter - Schlecker!
Photo: (c)Andreas Praefcke
Deutschland ein Drogerie-Märchen. Was sich einst als gnadenlose Preisschlacht um die billigsten Drogerieartikel entpuppte, wurde alsbald zu einem Glaubenskampf zwischen den verschiedenen Ketten-Betreiber.
Drogerieketten sind nämlich jene Einrichtungen, die auf den Gebieten:
- Heilmittel
- Schönheitspflege und - und Hautpflegeprodukte,
- Biologische Reformprodukte und vollwertige Nahrungsmittel
- Artikel für die Sachpflege in Haus und Garten
ein reichhaltiges Angebot parat halten.
Und hiervon gibt es in der BRD nur noch wenige, nämlich:
- Schlecker
- Marke dm
- Rossmann
- M - Müller
- Budnikowsky
Die großen Vier, das sind die eben oben genannten, teilen den Markt unter sich auf. Branchenführer ist noch Schlecker. Jener Kette aus dem schwäbischen Ort Ehingen, die 1975 von Anton Schlecker gegründet wurde.
Der Aufstieg des Anton Schlecker war rasant. Mit seinem inzwischen europaweiten Filialnetz gehört er zu den Milliarden in dieser Branche. Doch die Konkurrenz sitzt Schlecker längst im Nacken. Der Branchenprimus kämpft mit einem sich über Jahre aufgebauten Negativimage. Nicht ohne Grund, assoziert so mancher Kunde mit dem Namen Schlecker: Dumpinglöhne, rüder Umgang mit dem Personal und schlechte Verkaufsberatung in mieser Geschäftsumgebung.
Nicht von Ungefähr ist Schlecker seit vielen Jahren in Verruf geraten:
" Schlecker stand aufgrund seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik von Gewerkschaften. So ist in den Läden bisweilen nur eine einzige Angestellte anwesend.In der Regel arbeiten in einer Filiale eine Vollzeitkraft und zwei Halbtagskräfte, die je nach Bedarf eingesetzt werden.
Seit 2009 plant Schlecker sich im Drogeriebereich mit größeren Schlecker-XL-Märkten zum Teil neu aufzustellen, was vor allem mit der Schließung kleinerer Filialen im Umkreis der größeren XL-Märkte mit bis zu 800 Quadratmetern Verkaufsfläche, einhergeht. Laut Ver.di soll dies bis zu 4.000 kleinere Filialen betreffen, den Mitarbeitern wird aufgrund der Schließungen betriebsbedingt gekündigt.
Den Mitarbeitern wurde teilweise eine Beschäftigung in den neuen Märkten ermöglicht. Da diese jedoch von der rechtlich selbständigen Schlecker XL GmbH betrieben werden, für welche die Tarifverträge der Fa. Anton Schlecker bis zum Juni 2010 nicht galten, erfolgte die Weiterbeschäftigung bis zu diesem Zeitpunkt zu vorübergehend deutlich schlechteren Konditionen.Die Festangestellten waren bei Schlecker XL während dieses Zeitraums in der Minderheit: Mehr als zwei Drittel ihrer Beschäftigten rekrutierte die Schlecker XL GmbH damals als Leiharbeitskräfte von der Meniar Personalservice GmbH, deren Gründer und Geschäftsführer zuvor Personalbereichsleiter in der Firmenzentrale von Schlecker war. Da das Leiharbeitsunternehmen seinen Sitz in Zwickau hat, zahlte es auch den Mitarbeiterinnen in westdeutschen Filialen lediglich die niedrigeren Ostgehälter von teilweise weniger als 7 Euro.
Das Arbeitsgericht Marburg hat Schlecker XL am 23. April 2010 im Rahmen einer einstweiligen Verfügung verpflichtet, bis zum Abschluss des Hauptsacheverfahrens eine ehemalige Schlecker-Mitarbeiterin zu alten Konditionen weiterzubeschäftigen, da in der Umwandlung Schlecker zu Schlecker XL ein Betriebsübergang i.S.v. § 613a BGB zu sehen sei und daher, zum Zeitpunkt des Übergangs von Schlecker, bestehende Arbeitsverträge auf den neuen Schlecker XL übergegangen seien.
Mitarbeiter werden immer wieder u. A. durch Testkäufe kontrolliert, was immer wieder kritisiert wird, aber auch nach Ansicht von Ver.di bei anderen Unternehmen in weitaus problematischerer Form auftritt.
Behauptungen, dass Schlecker-Filialen wegen unzureichender Sicherheitsvorkehrungen und kleiner Belegschaft häufiger überfallen werden, als diejenigen anderer Ketten, konnten bisher nicht bewiesen werden. Manche Arbeitnehmer fühlen sich dennoch in den Filialen nicht immer sicher.
Firmeninterne Telefonate mussten in der Vergangenheit in österreichischen Schlecker-Filialen teils mit dem privaten Mobiltelefon geführt werden, da Diensttelefone gesperrt waren; Mitarbeiter beklagen, während der Arbeitszeit keine Toilette aufsuchen zu können.
Die Mitarbeiter österreichischer Schlecker-Filialen müssen, damit die Lagerbestände stimmen, auch abgelaufene Waren zum Vollpreis verkaufen. Die österreichische Gewerkschaft der Privatangestellten erhebt massive Vorwürfe gegen Schlecker wegen Verstößen gegen das Arbeitsrecht.
In Deutschland hat nach erheblicher Kritik das Unternehmen 2010 angekündigt, keine neuen Verträge mit der umstrittenen Leiharbeitsfirma Meniar zu schließen.
Die Bundesarbeitsministerin beabsichtigte die Vorgänge prüfen zu lassen und sagte, es ginge ihr auch darum, „ob Gesetze verletzt oder umgangen worden sind“ und ob im bestehenden Gesetzesrahmen „Schlupflöcher und Lücken sind, die Zustände in der Leiharbeit zulassen, die nicht im Sinne des Gesetzgebers sind.“ Die Gewerkschaft Ver.di hatte Schlecker vorher vorgeworfen, dass festangestellte Mitarbeiter in neue Verträge mit deutlich schlechteren Arbeits- und Einkommensbedingungen gezwungen würden, was über die Zeitarbeitsfirma Meniar („Menschen in Arbeit“) mit Sitz in Zwickau erfolge. Sie zahle einen Stundenlohn von 6,78 Euro während der Tariflohn einer Verkäuferin im Bundesdurchschnitt hingegen bei 12,70 Euro liegt. Auch der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels kritisierte das Vorgehen von Schlecker am 12. Januar 2010 scharf.Die Maßnahmen von Schlecker sind mittlerweile auch Grund für die generelle Diskussion über Leiharbeit t in Deutschland. "International fällt Deutschland durch eine Zweiklassen-Gesellschaft am Arbeitsmarkt auf", sagte der Sprecher der OECD in Deutschland in diesem Zusammenhang.Am 31. März 2010 wurde berichtet, dass in Schlecker-Filialen unerlaubt von Schlecker die Mitarbeiter gefilmt wurden. "
- Zitatende - ( aus WIKIPEDIA - Schlecker )
Der Firmengründer und seine Ehefrau Christina sind durch das Landgericht Stuttgart zu einer Freiheitsstrafe von 10 Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe von 1.000.000 € wegen Betruges rechtskräftig verurteilt worden.
Auch in anderer Hinsicht machte das Schlecker-Imperium auf sich aufmerksam, denn vor einigen Jahren begann eine Serie von Raubüberfällen auf Schlecker-Filialen im gesamten Bundesgebiet. In Hamburg überfiel ein freier Journalist seit Juli 2006 insgesamt 54 Schlecker-Märkte, ein anderer Täter beraubte 30 Filialen und der letzte Überfall fand am 14.06. 2011 in Recklingshausen-Suderwich statt.
Zurück bleiben jeweils traumatisierte Mitarbeiterinnen, denen Schlecker nicht einmal psychologischen Beistand finanziert.
Wenn der Konzern seine Märkte
schon auf unterem Sicherheitsniveau betreibt, so hat er zumindest die moralische Verpflichtung zu erfüllen, die vielen unter bezahlten Mitarbeiterinnen, die inzwischen von Verbrechern bei Leib und Leben bedroht wurden, zum überwiegend Teil zeitweise dadurch arbeitsunfähig waren, den angestrebten Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen.
Dieses ist bis heute nicht geschehen.
So bleibt, auch nachdem sich die beiden Kinder des Drogisten-Milliardär-Ehepaars, die geschäftliche Leitung des Imperiums übernommen haben, fest zu halten, dass es mit der Moral bei Schlecker nicht weit bestellt ist. Denn: Wer einerseits noch vor 4 Jahren mit der Bundeskanzlerin Merkel im Schlepptau die Arktis und Grönland begafft, um sich dort ein Bild von der Klimaveränderung zu machen, der sollte zunächst seinen eigenen Wandel vollziehen und den ausgebeuteten Mitarbeiterinnen angemessene Gehälter zahlen statt - wie jetzt bekannt gegeben wurde - die vermeintlich unrentablen Filialen ( ca. 800 in der BRD ) dicht zu machen.
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