Sand, Stein,Sandstein. Ein Besuch in den Obernkirchener Sandsteinbrüchen.


                                                                        (c)  WIKIPEDIA :Falk Oberdorf, Osterstr. 8, 32312 Lübbecke.


Das Wetter zeigte sich nicht sehr einladend. Trotzdem muntert ein Waldspaziergang den vom wechselhaften Sonne - regen - Wind - Mix Geplagten wieder auf. In den USA, dem Land mit der höchsten Anzahl an dogmatischen Mobilitätsfetischisten nennt sich der hier durchaus übliche Sonntagspaziergang " Sunday morning sidewalk ".Es ist ein massenhaftes Schlendern auf den Gehsteigen einer Stadt,um sich zu zeigen, gesehen zu werden oder um selbst zu sehen, wer sich dort noch an Bekannten trifft.

Die bundesdeutsche Marotte, den Sonntag irgendwie tot zu schlagen ist etwas aufwendiger. Häufig wird nach dem üppigen Mittagessen und vor dem Kalorien beschwerten Kaffee und Kuchen - Genuss - je nach Alter und Fitness - ein ausgiebiger Spaziergang durch geführt. In den Fällen, in dem sich dieser mit einer Sonntagsausflugsfahrt verbinden lässt, opfert der Michel dann schn mal die Zwischenmahlzeit ab 16.00 Uhr.

Zu Zeiten des medial aufgebauschten jedoch realen Waldsterbens, pilgerten ungezählte Neugierige, Pseudo-Betroffenheitshansel und Anhänger der Umweltbewegung in die bundesrepublikanischen Wälder, um die Baumskelette zu besichtigen, die durch den Sauren Regen irreparabel geschädigt vor sich hin siechten und dann mittels Kettensägen entfernt werden mussten.
Auch diese Mode ist längst mega-out, weil sich die Nachfolgegenerationen allenfalls um den Stellenwert des deutschen Waldes in der virtuellen Welt des Netzes Gedanken machen.

Als gebürtiger Schaumburg-Lipper, im jetzigen Landkreis Schaumburg Heranwachsender, hat der Wald seit Generationen einen exponierten Rang im dortigen Lebensumfeld. Wald, dass bedeutet nicht nur Leben, Nahrung und Erholung; das wurde auch über viele Dekaden mit wirtschaftlichem Erfolg und Reichtum in Verbindung gesetzt. Dank der dort vorhandenen fossilen Brennstoffe hat so mancher Beruf Menschen auch satt machen können. Ob nun Förster, Köhler oder Waldarbeiter, sie konnten von der dort ausgeübten Tätigkeit überleben.

Eine andere Art der Ausbeutung von natürlichen Ressourcen stellt der Abbau von Natursteinen dar. Ob nun Granit, Schiefer oder Sandsteine, sie zählen zu den heute noch verwendeten Baustoffen. Ihre Gewinnung erfolgt jedoch auf martialische Weise: durch Sprengung mittels Dynamit.
In den Steinbrüchen der BRD wird aber längst nicht mehr mit Hacke, Schaufel oder Presslufthammer gewerkelt. Moderne Techniken kommen auch hier zum Einsatz.
So auch in den Obernkirchner Sandsteinbrüchen, die sich im Bückeberg befinden.
Der Bückeberg liegt geographisch betrachtet zwischen den Orten Bad Eilsen, Heeßen und der Stadt Bad Nenndorf und besteht aus mehreren Erhebungen, den Bückebergen.

http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCckeberg

Die  sich hierin befindlichen Sandsteinbrüche zählen zu den lokalen Ausflugszielen dieses - offizielle zum Weserbergland zählenden - Waldgebiets. 

http://de.wikipedia.org/wiki/Obernkirchener_Sandstein

Zu meiner Schulzeit waren der Bückeberg, so wie der Harrl und die Luhdener Klippe zu den Wanderzielen, die Jahr für Jahr an einem zur Pflicht, nämlich als Unterricht ernannten Wandertag angegangen wurden. Dabei waren Strecken von 10 Kilometern eben keine Seltenheit. Leibesertüchtigung war in den 50er und 60er Jahren immer noch hoch im Kurs.
Ein Ausflugsziel waren eben auch die Obernkirchener Sandsteine und die dort befindliche Gaststätte " Gasthof Walter ". 
Viele Male war ich einst mit der einstigen Volksschulklasse dort. Ob nun zum obligatorischen Wandertag oder als praktischer Unterricht in den Fächern Heimatkunde, Naturkunde und Erdkunde.

Mit einem Wanderrucksack bewehrt ging es ab 8.00 Uhr morgens zu Fuß los. Treffpunkt war der Schulhof der Volkssschule in Heeßen. Diszipliniert zog die Klasse oder mehrere Klassen dann an der Aue entlang in Richtung Bad Eilsen. Von dort an der evangelischen Kirche vorbei, der Bückeburger Straße folgend zum Ortsausgang in Richtung Krainhagen. Bereits hier ging es stetig bergauf.Ein weitere Strecke verläuft über den Heeßer Berg. Singend und oft schwatzend verteilte sich dann die Klasse bis nach einigen Kilometer das Gasthaus " Walter " in Sicht kam. Hier wurde dann das Brot, der Apfel und ein Limonadengetränk ( sehr beliegt waren einst die leichten dreieckigen "Sun Kiss "-Getränke ) ausgepackt.

Nach der Mahlzeit wurden die Obernkirchener Sandsteinbrüche besichtigt. Der Klassenlehrer dozierte über deren lange Geschichte und lobte die sehr gute Qualität des Baumaterials mit dem u.a. auf das Bremer Rathaus, der Kölner Dom und die Hamburger Börse erbaut wurde. Stolz durften sie durchaus sein, die vielen Arbeiter von damals, von denen mittlerweile nur noch wenige in den Steinbrüchen auf Maschinen und Analgen tätig sind.

Gegen 13.00 Uhr wurde dann der Rückmarsch angetreten. Und spätestens um 15.00 Uhr war der Wandertag vorbei. Später holte uns sogar ein Bus ab, der dann die Rückfahrt bis zur Schule vornahm.

Das ist nun mehr als 4 Dekaden her. Ab und zu war ich mit meinem R 4 zum Spazierengehen an dem Gasthaus " Süße Mutter ". Parkte das Fahrzeug dort und schlug mich ein paar Kilometer durch den Wald. Mein letzter Besuch ist auch fast 8 Jahre her. Damals wunderte ich mich über die verwaiste Raketenstation der NATO, die neben den Steinbrüchen viele Jahre zuvor nicht betreten werden durfte. Das Areal war streng bewacht und kaum frei sichtbar. Es war für uns mit einer ehrfurchtsvollen Betonung eher ein Mysterium, weil sich dort Flugabwehrraketen befanden, die von niederländischen Soldaten bedient wurden.
Das längst verwahrloste Gelände dient heute der Bundeswehr als Übungsgebiet.

Beim Fotografieren fielen mir denn noch einige Anekdoten aus jenen Jahren ein, in denen die Obernkirchener Sandsteinbrüche so weit weg waren, wie Hamburg, Köln oder Bremen. Unerreichbar für den Provinzler oder nur zu besonderen Anlässen aufgesucht. Vielleicht war die damalige, die nicht so hektische und schnelllebige Zeit doch - wenn auch auf ihre eigene Art und Weise - lebenswerter. Aber nur vielleicht!

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Interessant siehts aber aus!

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!