Lebst Du schon oder schraubst Du noch?



Einst waren sie eine kleine, jedoch eingeschworene Gemeinde, die Käufer der Möbel aus dem Hohen Norden, aus Schweden, dort wo in den kommenden Wochen die Sonne dann nicht mehr richtig untergeht, die Nächte also sehr lang bleiben, die Elche und Rentiere auf den kargen Flächen ein üppiges Nahrungsangebot vorfinden und der gemeine Skandinavier, insbesondere der Schwede, in jener euphorischen Zeit all zu häufig den Kanal randvoll hat. Gemeint ist natürlich " IKEA ", jener Gigant, der jährlich längst Milliarden Dollar / Euro umsetzt. Dessen gleichförmige Kaufhallen zu Wallfahrtsorten der sich non - konform geben wollenden ( meist jungen ) Leute geworden sind und dessen Katalog immer noch wie eine Bibel gelesen wird. Das rechtsseitig des skandinavischen Faustkeils belegene Land hat mit dem Möbelriesen ( eigentlich ist es ja mehr als nur ein Möbelverkäufer ) eine Marke hervor gebracht, die als Synonym für funktionelle Schlichtheit im nordischen Design steht. Schweden, als ein Land der Mitternachtssonne, hatte zuvor mit Volvo als jener Automarke, die für Robustheit und Qualität bekannt war, dem Staatskonzern Saab, der unter anderem auch PKW sowie Flugzeuge baute und natürlich dem immergrünen " ABBA " - Pop, ist nicht so reich mit Multis bestückt, so dass mit " IKEA ", eben jener multinationale Konzern schlechthin, in Verbindung mit diesem nordeuropäischen Land gebracht wird.



 Tja, als die 80er Jahre begannen, der schwedische Möbelhersteller expandierte und setzte eine der unverwechselbaren Verkaufscontainer mitsamt einem riesigen Parkplatz mitten in die Grüne Wiese. Da die Gemeinde Groß Mackenstedt über eine Autobahnabfahrt verfügt und zudem eine Anbindung an die stark befahrene B 75 in Richtung Oldenburg direkt vor dem Betriebsgelände bei Stuhr vorhanden ist, waren die Voraussetzungen für einen " IKEA " - Siegeszug gelegt. So pilgerten Zehntausende zum Eröffnungstag auf das Gelände und verursachten dadurch einen riesigen Stau.




Dieses -auch in den lokalen Tageszeitungen - einst groß aufgemachte Ereignis ist mir heute noch in Erinnerung, wenn der Name " IKEA " fällt. Und so fuhr ich in den Folgejahren regelmäßig zu " IKEA " bei Stuhr / Großenmackenstedt und kaufte dort auch das berühmt, berüchtigte Bücherregal " Billy " für mein 18,94 m² - Wohnheim - Domizil in Bremen. Und auch nach dem Studium blieb ich dem schwedischen Möbelanbieter über viele Jahre treu. So erwarb ich meine komplette Einrichtung für die Wohnung in der Weizenkampstraße in Bremen bei der " IKEA " - Filiale in Stuhr - Groß Mackenstedt. Einst fuhr ich an einem brüten heißen Junitag dorthin, um meine Möbelbestellung aufzugeben. Die Lieferung erfolgte - natürlich erst nach Bezahlung - zu einem Pauschalpreis per Firmentransporter. Da standen sie nun, die " IkEA " - Kartons. Da ich zwar vom Grundgesetz, dem Bürgerlichen Gesetzbuch oder der Strafprozessordnung etwas wusste, jedoch keine Zeichnungen lesen konnte, übernahm mein Schwager den Zusammenbau der Möbel.

Da standen wir nun zu dritt und schraubten, hämmerten und leimten, dübelten, bohrten und nagelten, wendeten, drehten und legten - die vielen Einzelteile aus den Normkartons des Schweden. Auch nach über 25 Jahren muss ich konstatieren, dass es ohne die technischen Kenntnisse meines Schwagers nie wohnlich geworden wäre. Nach einigen Stunden waren sämtliche Möbelstücke aufgebaut, funktionstüchtig und es sah nach wohnen aus. Immerhin! Mein Schwager stürzte noch einen Pott Kaffee herunter, dann waren er nebst Schwesterherz in Richtung B 75 stadtauswärts entfleucht.

Der Großteil dieser " IKEA " - Einrichtung zog mit mir einige Male um, ehe ich sie entsorgte, verschenkte oder zweckentfremdete. Da stand ich nun, ein Vierteljahrhundert später und grübelte, wie aus einem kastrierten Spülenunterschrank aus dem " IKEA " - Programm mit dem schönen nordischen Namen "Värde "  wieder ein funktionstüchtiges Möbel werden könnte. Dieses Teil sollte nach den Vorstellungen meiner besseren Hälfte in das Gesamtkonzept, also in eine Küchenzeile, eingebaut werden. Nur wie? Da half nur Brachialgewalt. Ergo: Die Handkreissäge! Dieses geliebte Werkzeug holte ich denn aus dem Keller und schloss es an. Kreischend zog die Säge an dem zuvor von gezogenen Bleistiftstrich entlang. Geschafft!
Den weiteren, über ebay erworbenen Spülenunterschrank, musste ich ebenfalls mit der Handkreissäge malträtieren, da der Spüleneinsatz eben nicht - wie vorgesehen - von " IKEA ", sondern der eines vollkommen anderen Herstellers ist. Da war mal wieder guter Rat teuer. Es passten weder die mit ersteigerte Arbeitsplatte, noch war der Aufbau des " Värde " - Unterschranks mit den Abmassen des Spüleneinsatzes in irgendeiner Weise kompatibel.

So sägte, schwitzte, fluchte ich den halben Vormittag. Stieß Verwünschungen jedweder Art gegen " IKEA ", die Möbelindustrie und sonstwen aus und hoffte, dass aus " IKEA " alsbald ein normaler Einbauunterschrank werden würde. Doch das " Värde " - Teil tat mir diesen Gefallen eben nicht, sondern blieb " IKEA ". So sehr ich das Möbel auch drehte, verschob und abermals dessen Abmaße kontrollierte. Es ist, war und blieb tatsächlich " IKEA ". Nachdem ich sämtliche Stellungen, wie in dem Kamasutra - Buch durchgegangen war, kam ich zu der Erkenntnis, dass jenes " IKEA " - Teil, was immer noch nicht passte, dann tatsächlich passend gemacht werden musste. Nach langem, zähen Ringen mit dem Holz - Aufbau gelang es mir schliesslich, das zusammen zu führen, was zusammen gehören soll. Nun hieß es, den Küchenspüleneinsatz hinein zu legen. Aber, oh Schreck, der war wieder zu breit. Verflixt noch mal!

So heißt es denn ab Morgen wieder " IKEA " - Erkenne Deine Möglichkeiten und erlebe das Schrauben im Leben! ". Den Slogan: " Lebst Du noch oder wohnst Du schon? " schenke ich mir auch dieses Mal.


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