Was sind " Hubschrauber - Eltern "?
In den Hochzeiten der modernen Kommunikationsmittel im Westentaschenformat hat die Manie der ständigen Erreichbarkeit auch vor der Kinderzimmertür nicht Halt gemacht. So wundert es nicht, dass 8 jährige bereit mit dem Handy herum stolzieren und auf Muttis besorgten Anruf warten, damit dieser über Telekom, Vodafon oder E-Plus brühwarm erzählt werden kann, was der verzogene Nachwuchs nun gerade so treibt. Einige Jahre später wird der eigenen Brut dann die Ausgeburt der völligen Informationsknechtschaft zu Weihnachten präsentiert: das Smartphon oder iPhone, mit dem der sendungssüchtige Jungspunt sämtlichen Schwachsinn absondern darf, der ihm gerade so einfällt . Jenes digitale Brainstorming führt dazu, dass andere , als vermeintliche Freunde klassifizierte Menschen, das nach außen gekehrte Innere sofort erkennen können. Nahe der Horrorvision vom Gläsernen Menschen, wie in dem Orwell - Klassiker " 1984 ", beschrieben wird, lanciert sich der sich selbst überwachende, moderne Bürger umgehend in die Bereiche der veröffentlichten Privatsphäre.
Nun, wer es so haben möchte!
Zu den besonderen Ausprägungen des Zeitgeistes zählt allerdings der ungehemmte Drang der heutigen Eltern, die eigene Brut ständig vor allem Unbill in dieser, unserer Gesellschaft zu bewahren, ihm Schutz vor dem täglichen Gefahren, die bereits beim Aufstehen aus dem Bett auf sie warten, zu gewähren und dabei über das stündliche Befinden der Nachwuchses umfassend und Abhilfe bereit informiert zu sein. Da mutiert denn der Vater zum Recken wider des Bösen in der Kinderkrippe, im Kindergarten und später der Schule sowie hiernach in der Ausbildung oder der Hochschule. Auch wenn es hierbei ständig diverse Kämpfe um die Stellung des Kindes / der Kinder gibt, lässt sich Herr Vater nicht davon abbringen die Schuld am Versagen allen Anderen, nur nicht dem eigenen Fleisch und Blut zu geben. Und während Papa dem gesprochenen Wort als Streitaxt, dem auf dem eigenen Laptop geschriebenen Drohbrief als Morgenstern und dem eingeschalteten ( meinen ) Anwalt als Hellebarde gegen die Feinde in Schule und Beruf ankämpft, gluckt Mutti wie eine wild gewordene Henne um die Nesthäkchen, die längst dann schon längst flügge gewordenen Heranwachsenden oder die bereits Volljährigen herum.
So kreisen Mama und Papa wie Helikopter ständig im Sink - oder beobachtenden Steigflug um Pascal, Maximilian oder Jan Niclas herum. Auch Chantal, Desiree´ und Anne - Christine werden von ihr mit gleicher Intensität bebrütet. Damit ja keine faulen Eier in das wohl heraus geputzte Nest kommen, überprüft Mutti den schon mal die von dem Nachwuchs zu Freunden erkorenen anderen Leidensgenossen. Wehe denen, die da als verdächtig erkannt werden. Sofort kommen die bohrenden Fragen nach dem jeweiligen Elternhaus und werden diese nicht ausreichend beantwortet oder fallen jene Antworten darauf nicht positiv aus, so muss im Zweifel die beobachtete Brut mit Vorhaltungen aus den Untiefen der Vorurteile rechnen.
Dann wären da noch jene Aktivitäten zu erwähnen, die sich im Rahmen der gesammelten, elterlichen Nebenberufe abspielen. Da macht Mutti den regelmäßigen Chauffeur, um die Vielzahl von exklusiven Freizeitaktivitäten des Filius oder der zur selbst ernannten, künftigen Kandidatin für DSDS, Heidi Klum´s Gulag der Klapperziegen oder dem Bohl´schen Abklatsch für minderbegabte Schulpflichtige bei SAT1 Tochter zu realisieren. Hierzu werden Terminplaner geführt. Entweder in Form eines elektronischen Spielzeugs mit Erinnerungsfunktion oder als profane Taschenbuchausgabe im handlichen Format. Hierin sind sämtliche Daten ausgeführt, die Aufschluss darüber geben, in welcher Weise der Nachwuchs außerhalb der Schule auch weiterhin malträtiert werden soll.
Damit es auch seine Richtigkeit, seine Ordnung hat, kreist Mutti im Vorfeld mit heiß gelaufenem Rotor über das in Terminzwängen gefangene Kind, den Jugendlichen und achtet darauf, dass die Dates auch pünktlich eingehalten werden. Sollte der elterliche Wahn, dass in der eigenen Brut ein Ansatz von Hochbegabung erkennbar werden könnte, dann auch noch dazu führen, dass hier Einzelunterricht angezeigt ist, so chauffiert Mutti selbst verständlich das begnadete Genie dort hin. Weitere Termine, wie Zahnarzt, Sportveranstaltungen oder der tägliche Schulbesuch erledigt Mutti per Zweitwagen ebenfalls.
Tja, und wenn dann beide Hubschrauber sich den größeren Aufgaben, wie die Wahl der Universität, zu widmen haben, werden auch dabei die zwingend erforderlichen logistischen Überlegungen von mindestens einem Elternteil mit erledigt.
So bestens überwacht, kontrolliert und in Form des unmittelbaren Zwangs beinahe sämtlicher Probleme des täglichen Lebens entledigt, führt das üble Überbehütetseins dazu, dass eine furchtbare Brut von lebensunfähigen Unwissenden auf die Gesamtbevölkerung los gelassen wird, die eigentlich nur eines mit Bestimmtheit weiß, dass sie nichts weiß.
http://diepresse.com/home/bildung/erziehung/631561/Hubschraubereltern_Das-rundum-ueberwachte-Kind
Wie hieß der Sponti - Spruch aus den 70ern zutreffend: " Wissen ist Macht, Nichtwissen macht nichts! "
Oder, wie es die Lateiner zu formulieren pflegen:
Nam quod in iuventus non discitur, in matura aetate nescitur
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