Rehna in Nordwestmecklenburg wehrt sich gegen den Schwerlastverkehr oder: Wenn die Tassen im Schrank tanzen!


Das Medienzeitalter, mit all den Auswüchsen und negativen Entwicklungen innerhalb vieler Bereiche der privatisierten, werbefinanzierten oder öffentlich - rechtlichen, sich über Zwangsgebühren am Leben erhaltenen Unarten der Volksbespaßung, bringt aber dann und wann einen sachlich - nüchternen Anteil an Informationssendungen hervor, die sich sehr wohltuenden aus der trüben, von der Mehrzahl der Konsumenten selbst eingebrockten Suppe der Einheitsformatierung heraus heben. Hier könnte der Durchschnittsglotzer doch glatt eine Prise Salz und vielleicht noch echte, weil frische Zutaten heraus schmecken. So, wie es bei der exzellenten Fischsuppe der Fall sein muss, die ein Tourist oder Urlauber in einem Restaurant, das sich an der Strandpromenade des Örtchens Prerow auf dem Darß befindet, der Fall ist.

Der Darß liegt ja bekanntlich in Mecklenburg - Vorpommern, so, wie dessen Landeshauptstadt Schwerin und das Städtchen Rhena auch. Wenn dann die öffentlich - rechtlichen des NDR über die Provinz berichten, dann muss dieses nicht unbedingt einen spektakulären, einen wichtigen Anlass haben. Schließlich gehört das NDR - Landesstudio zu dem ARD - Nordverbund. Dieser besteht aus den Landesrundfunkanstalten in Kiel, Hamburg, Schwerin und Hannover. Hier wird seit den 80er Jahren und für Mecklenburg - Vorpommern seit 1993 regional berichtet. Die dortigen Sendungen sollen im Vorabendprogramm der 3. Fernsehprogramme den Informationsbedarf vor Ort decken. Mit Erfolg, denn der Regionalbezug kommt bei den Zuschauern im Norden gut an. So auch das " Nordmagazin ", das für Mecklenburg - Vorpommern ab 19.00 Uhr von aktuellen Ereignissen dort berichtet. Eine richtig würzige Zutat im TV - Suppen - Einerlei.

Und eben in diesem nord - östlichen Bundesland der Bundesrepublik Deutschland liegt ein Städtchen mit dem Namen Rehna.

Hmmmh, den Namen habe ich doch schon irgendwann einmal gelesen. Aber, wo?
Es dürfte beinahe 2 Dekaden her sein, als ich in der Aufbruchstimmung der 1990er Nachwendejahre mit meinem damaligen Mazda 626 von Hamburg aus fahrend, die Autobahn 20 nutzte und hier in Richtung Rostock wollte. Die Autobahnabfahrt heißt Schönberg, über die dann - bis heute noch - das Örtchen Rehner zu erreichen ist.
Aja, jetzt konnte ich den Ortsnamen wieder einordnen.

Rhena ist mit seinen 3029 Einwohnern, seiner Lage 24 Meter über dem Meeresspiegel und den wirklich gut wieder hergerichteten Altbauten des Stadtkerns, ein wirklich schnuckeliges Örtchen. So, wie die Provinz halt ist, da oben, in Meck. - Pomm; aber auch anderswo. Hier gehen die Uhren - sinnbildlich bewertet - manchmal ein wenig langsamer. Das " schad´nix ", sagt der Norddeutsche dann. Und, in der Tat, die Globalisierung, der hyper - moderne Industriestaat und der ganze " Kladderadatsch " aus Brüssel, aus Berlin oder aus Schwerin, perlen dann ab und zu am eisernen Gemüt des Mecklenburgers ab, wie der Regen an der schnell erreichbaren Ostsee, wenn er auf den " Friesennerz " ( der auch hier getragen wird ) trifft.

Rehna, hat aber - wie andere Städte und Gemeinden auch - ein Verkehrsproblem. Dieses wird - werktäglich - durch die das Städtchen führende Bundesstraße, die B 104, hervor gerufen. Wenn ab Montag der Schwerlastverkehr so richtig brummt, dann wackeln in den direkt an der B 104 belegenen schnuckeligen Häuschen die Tassen im Schrank.Wenn die LKW zuhauf durch das Städtchen prügeln, wenn die 38 Tonner nebst Anhänger vorbei scheppern, wenn die Dieselkolosse so ordentlich " Gummi " geben, dann bleibt kein loser Gegenstand an dem für ihn angestammten Platz, dann wackelt die Wand ( so, wie einst bei meinem SVW in den König Otto I. von Bremen - Glanzzeiten ), dann bilden sich feine Haarrisse dort.
Eigentlich war deshalb eine Umgehungsstraße mal im Gespräch. Eigentlich! Daraus wird nun nüscht ,denn von der zuständigen Planungsbehörde wurde das Städtchen aus der dem Bund dann vorzulegenden Prioritätenliste heraus genommen. Als Grund hierfür wurde eine angebliche Nichtanmeldung zu einer Projektliste genannt. Hierin sollte die Stadt nämlich ihren vorrangigen Bedarf bei der Planung einer entlastenden Umgehungsstraße anmelden.

So wird denn der nächste Termin zur Bedarfsanmeldung erst in 10 bis 15 Jahren benannt werden. Bis dahin rumpeln, poltern und krachen die LKW von Montag bis Freitag auch nachts durch das Städtchen. Was dieses bedeutet, wurde in einem Bericht des NDR - Landesstudios Mecklenburg - Vorpommern in der am 12. 11. 2013 ausgestrahlten " Nordmagazin " in knapp 2 1/2 Minuten deutlich gezeigt.
Verkehrslärm, der kaum erträglich ist. Immissionen und Emissionen satt.
Der dort befragte, direkte Anwohner, Herr Walter D., schilderte, dass er in seinem Haus die Möbel zum Teil schräg stellen musste, damit die Tassen im Schrank bleiben.

http://www.svz.de/nachrichten/home/top-thema/artikel/rehnas-last-mit-den-lastern.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Rehna#Gemeindevertretung

Da fragt  sich der Außenstehende, ob die zuständige Verwaltung diese längst nicht mehr dort hat. Nun soll über ein Nachtfahrverbot von 22.00 Uhr abends bis 6.00 Uhr morgens diskutiert werden. Immerhin ein Lichtblick, denn auch Lärm macht bekanntlich krank.
Bis aber eine Entscheidung getroffen wird, rollen die Laster lustig durch das Städtchen und lassen die Gläser klirren, die Tassen springen sowie die Wände wackeln.



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