Bum - Bum - Boris und sein erster Wimbledon - Sieg vor 30 Jahren soll jetzt auch noch verfilmt werden.
Ein Mann, der vermeintlich Großes geleistet hat, muss nur lange genug warten, alt genug werden und sich immer gut mit den Medien stellen, dann wird er auch noch nach Jahrzehnten so interessant bleiben, wie zu jenen Zeiten, in denen er im vollen Saft war. Wer also zu früh aus dem Leben scheidet, der könnte die einmalige Chance verpassen, als " lebende Legende " durch die dämliche Welt der vielen Stars und sonstiger Geistesgrößen herum gereicht zu werden.
Unserem Boris Becker, inzwischen im zarten Alter von noch 47 Jahren, wird dieses eher nicht müssen, denn er ist bereits zur " lebenden Legende " hoch gejazzt worden. Weshalb ihm nun die zwiedeutige Ehre zuteil kommen wird, als Film - Held in einem Streifen aufzutauchen, der sich ganz mit jenem Beruf befasst, den er ein Vierteljahrhundert zugewandt war, dem Tennissport.
Über den gebürtigen Leimener ist genug gesagt, geschrieben und gezeigt worden. Er hat sicherlich am 7. Juli 1985, also exakt vor 30 Jahren in Wimbledon Tennisgeschichte geschrieben. Als er in dem Finale den Australier Kevin Curren besiegte.
Becker, der Tennis malochte, obwohl er ja kein Spross aus einer Arbeiterfamilie ist, entfachte mit seinem Sieg vor 30 Jahren einen ungebremsten Tennis - Boom. Die Sportart, die eher ein Schattendasein frönte, wurde in den Jahren nach 1985 äußerst populär. Und dieses nicht nur in Westdeutschland. Dort allerdings stampften Finanz - Haie, Profiteure und andere Schmarotzer eine Tennishalle nach der nächsten aus dem Boden. Überall gründeten sich Tennisvereine. Der einstige " Weiße Sport " der Wohlhabenden, der Snobs und sonstiger Nichtstuer wurde Volkssport.
Dank Boris Becker und vor allem Steffi Graf.
Becker´s Stern am Prominentenhimmel begann von Jahr zu Jahr heller zu leuchten. In einer Zeit, die von Tristesse in der Kohl - Ära, den Protesten gegen den NATO - Doppelbeschluss, der Anti - AKW - und Friedensbewegung sowie des NDW - und Punk - Gedudels geprägt war, zeigte ein aus eher bescheidenen Verhältnissen stammender Teenager seinem Land, dass auch ein Außenseiter Erfolge erzielen kann.
Becker wurde nach dem 7.7.1985 zum Idol. Nicht nur zum Tennis - Gott, nein, zum Volksheld allgemein. Überall, wo er spielte, waren die Stadien, die Hallen, die Plätze restlos ausverkauft. In einem Turnier auf dem Hamburger Rothenbaum kam es zu wüsten Schlägereien, weil ein Betrüger Karten für das Becker - Match fälschte und zu horrenden Summen verkaufte, obwohl diese Tickets bereits längst vergeben waren. Die Geprellten prügelten sich mit den Personen, die eine Eintrittskarte auf legalem Wege erworben hatten.
Becker war in. Becker war Gott. Becker war Deutschland und zwar 4 Jahre darauf schon Gesamtdeutschland.
Überall lief Tennis. Im Fernsehen, im Radio und sämtliche Printmedien berichteten über Becker, Graf, Steeb, Westphal, Tennis war Nationalsport, jedoch neben oder immer noch hinter dem Fußball.
Und auch Bum - Bum - Boris outete sich als Fußball - Fan und zwar als FCB - Begeisterter. Damit hatte er bei vielen in Deutschland zwar einen Minuspunkt kassiert. Doch der Deutsche liebte Boris immer noch. Er verzieh ihm seine Bazi - Sympathie, weil Boris ja für Deutschland im Tennis spielte und im Davis - Cup siegte.
Doch die 1980er verflogen schnell. Es traten andere Gegner auf den Plätzen dieser Welt gegen ihn an, die nicht Kevin Curren hießen. Sampras, Edberg oder Ledl.
Becker indes hielt sich bis 1999 wacker im immer größer werdenden Tennis - Zirkus. Dann trat er ab.
Die 16 Jahre danach erlebte er als Mensch, Ehemann, Vater, Unternehmer, Trainer, in Wellenformen. Seine Ehe mit der dunkelhäutigen Barbara Becker ging in die Brüche. Die Medien zogen ihn darauf hin nicht nur auf, sondern auch aus. Er bestieg ein russisches Model in einer Besenkammer eines Londoner Nobelhotels und zeugte dabei ein Kind. Dafür musste er einige Millionen seines erspielten und verdienten Vermögens berappen. Andere Beziehungen gingen krachen. Seine Autohäuser in Mecklenburg - Vorpomern ( Stralsund, Greifswald, Ribnitz - Damgarten ) liefen eher schlecht als recht. Eine Sportmarketing - Firma in München wurde zahlungsunfähig. Becker wurde daraufhin verklagt und musste einige Sümmchen entrichten. Hinzu kam ein Steuerstrafverfahren, dass ihn zwei Jahre auf Bewährung, eine sechsstellige Geldstrafe und zudem eine Geldbuße sowie eine Steuernachzahlung in Millionenhöhe einbrachte. Später kassierte er wegen eines Prozessbetrugs eine Anklage. Das Verfahren wurde gegen einen Geldbetrag von 40.000 Euro eingestellt. Eine Luxus - Villa auf Mallorca drohte zwangsversteigert zu werden, weil Gläubiger, dessen Rechnungen er nicht bezahlt hatte, obwohl er dazu verpflichtet und verurteilt wurde, Sicherungshypotheken auf das Grundstück eintragen ließen.
Beckers Leben wurde turbulent.
Er versuchte sich als Sport - Kommentator bei einem dieser nichtsnutzigen bajuwarischen Spartensender, als Trainer der bundesdeutschen Daviscup - Mannschaft, als TV - Produzent, als Kolumnist, als Mitglied der dämlichen Schickeria in München und als Buchautor. Allerdings mit weniger Erfolg als er je in den Zeiten seiner Tenniskarriere einheimsen konnte. Auch dem Poker - Spiel war er eine Zeit lang zugewandt. Ferner erhielt er namhafte Werbeverträge. Becker, der Allrounder? Eher nicht. Wohl aber, Becker das Versuchskaninchen.
Becker ist nicht der intellektuelle Überflieger. Er ist kein smarter Sunny - Boy, der geschliffene Formulierungen ablässt um sich in das Licht der Öffentlichkeit zu setzen.
Weil er einfache Denkstrukturen äußerte, war er der Liebling der Massen.
Bum - Bum - Boris, eben.
In einem TV - Bericht über jenen denkwürdigen 07. Juli 1985 wird sein damaliger Finalgegner Curren zu Becker befragt. 30 Jahre danach formuliert dieser, dass Becker einst nicht der ästhetische Tennisspieler war, jedoch in dem Finale sich ihm gegenüber mental überlegen zeigte.
30 Jahre nach Wimbledon 1985 kommt Curren zu dem Fazit: " Ich möchte mit Boris Becker nicht tauschen. "
https://de.wikipedia.org/wiki/Boris_Becker
Wer möchte das schon?
In diesem Sinne: Gut´s Nächtle mit " Cream " und Anyone for Tennis " aus dem Jahr 1967. Da war Becker noch Quark im Schaufenster:
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