" Warsaw " - " Joy Division " - " New Order " oder: Wie die Thatcher - Ära musikalisch aufgearbeitet wurde.



Um die Punk - Musik besser zu verstehen, hätte es eigentlich ab Ende der 1970er und bis weit in die 1980er Jahre hin, einer längeren Rundreise in die Tristesse der englischen Großstädte bedurft. Zu ihnen zählte einst auch Manchester. Jene Industriestadt, die durch die von der konservativen Ministerpräsidentin Margret Thatcher initiierten, neo - liberalen Blut - und Boden - Politik besonders hart getroffen wurde. In der " Punk " - Zeit, der Thatcher - Ära gingen hier einige Hunderttausend Arbeitsplätze flöten. Sie wurden nicht einmal ansatzweise durch Stellen in den Bereichen der Dienstleistungen ersetzt. Mit dem Umbau des alten Englands in ein moderneres Land, verschwanden auch die baufälligen Gebäude in der Stadt Manchester. Dort, wo noch zu Beginn der 1980er Jahre die " Punk " - Bands ihre Schrammel - und Brüll - Auftritte hatten. Dort, wo in den Kellern, den Hinterhöfen und Garagen, schräge Typen ihre Perspektivlosigkeit und den Hass auf das Establishment in die billigen, übersteuerten Mikrophon - Anlagen kreischten, stehen heute Neubauten  mit Glasfassaden und High - Tech - Eingangsbereichen.

 Als Ende der 1970er eine Truppe mit dem Namen " Warsaw " ( in Anlehnung an den Titel " Warsawa " von David Bowie ) sich formierte, war das alte England durch industrielle Krisen zerrüttet. Es grassierte eine hohe Arbeitslosigkeit, die Macht der Gewerkschaften schien größer zu sein als der Einfluss des Staates auf sie.

Thatcher änderte dieses und hinter ließ mit ihrer Politik verbrannte Erde. Diese Ära wurde von der Truppe um den Sänger und Texter Ian Curtis besungen und angeprangert. Curtis hatte dazu jedoch nur einige Jahre Gelegenheit. Er nahm sich - 23jährig - das Leben. Geplagt von einer depressiven Grundstimmung und einer immer wieder kehrenden Epilepsie machte er Schluss mit dem Wahnsinn des eigenen Lebens.

35 Jahre nach dem Tod des " Joy Divison " - Frontmanns Curtis, beschreibt der " SPIEGEL " - Redakteur Christoph Dallach in einem Artikel für den " Kultur SPIEGEL " die Zeit vor und nach dem Tod des Sängers Curtis. Die Stadt Manchester ist heute längst eine andere. Die baufälligen Gebäude, in denen die Malocher einst hausten, sind längst abgerissen worden. Der Armut folgte eine Aufschwung für einige Bewohner. Das Große Geld hat längst Einzug gehalten. Manchester ist heute nicht wieder zu erkennen. Dieses behaupten zumindest die verbliebenen Bandmitglieder, die unter dem Namen " New Order " weiter Alben veröffentlichten. Im Sinne von Ian Curtis? Zumindest als Versuch, an den Frontmann der Post - Punk - Truppe " Joy Division " zu erinnern.

Punk, New Wave und ihre Ableger sind in andere Musikrichtungen eingeflossen und existieren in der einstigen Form nicht mehr als eigenständiger Stil, der Popularität genießt. Manchester ist nicht mehr Manchester. Auch Thatcher, die " Eiserne Lady " ist inzwischen tot. Mit ihr allerdings verschwand nicht der Turbo - Kapitalismus und die globale Konsum - Hysterie, die irgendwann in der Post - Punk - Zeit aufkeimte und sich wie Unkraut vermehrt hat.

Ian Curtis würde sich zwar über das Aussehen seiner Stadt, der musikalischen Wirkungsstätte wundern. Er müsste sich aber auch angewidert abwenden, wenn er jene dekadenten Spießer dort sieht.

" Joy Division " veränderte zwar nicht die Welt, auch nicht die Musikbranche, dafür konnte Curtis nicht genug Songs singen und schreiben, aber die Band stellte einst den Lebensfrust einer perspektivlosen Generation dar, der ich in dem normierten Westdeutschland, längst nicht mehr angehörte.  Vielleicht ist dieses der Grund, warum ich musikalisch mit diesem Zeug nichts anfangen konnte.

Jede Zeit hat und braucht ihre Musik. Das ist gut so, sonst müssten wir nur Schlager hören.
In diesem Sinne: Gut´s Nächtle mit " Joy Division " und " Transmission ":


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