Chaos bei Kaufland, weil die Kühlanlage schlapp machte und die Revolution in Berlin ihre Kinder fraß.

Ein Hobby - Blogger kann auch in der Abgeschiedenheit der eigenen Vier Wände viel erleben. Jenseits des lebensfeindlichen, dunklen Umfelds gibt es ab und an einen Lichtblick. Dann nämlich, wenn jenes Hirnschmalz, dass dabei verbraten wurde, um der restlichen Welt virtuell mitzuteilen, dass diese sich eben falsch dreht - nicht von links nach rechts ,auch nicht von unten nach oben und schon gar nicht von schwarz ( noch schlimmer braun ) nach rot - auf eine gewisse Resonanz in der unendlichen Weite des Netzes stößt.      

Ein Blogger sollte dabei beachten, dass er mit seinen geistigen Ergüssen sich nicht zu wichtig nimmt. Schließlich ist er nicht allein im WWW.  Ein gerütteltes Maß an Selbstironie kann dabei nicht schaden. Wenn er sich dann noch Themen annimmt, die nicht bereits von der Medien - Mafia verhackstückt wurden, hat er durchaus gute Chancen von anderen Bloggern wahr genommen zu werden.

Da setzte ich kürzlich einen Post über ein ungewöhnliches Erlebnis während des Besuchs der in der Nähe stehenden Kaufland - Filiale in meinen Blog ein. Die eher profane Geschichte mit der nicht mehr funktionierenden Kühlanlage jenes, sich in Dresden - Naußlitz befindlichen Konsumtempels, zielte u.a. auch darauf ab, die Auswüchse unseres eigenen Konsumdenkens und der industriellen Lebensmittelproduktion ein wenig zu bespötteln. Ausgerechnet diese kleine Geschichte ist bislang der Renner bei den Zugriffen im Juli 2015. Wie das? Eine solche Frage lässt sich nur schlüssig beantworten, wenn ich mir - unter Zuhilfenahme der US - amerikanischen Statistikinstrumente bei Google - jene Zugreifenden genauer unter die Lupe nehme. Und, siehe da, es findet sich ein Hinweis. Eine Vielzahl der Aufrufe erfolgte über diede Seite :


http://kiezneurotiker.blogspot.de/

und jenen, dort zu findenden Eintrag / Kommentar:


" Jahrgang 1953Chaos bei Kaufland, aber woher bekomme ich jetzt mein Milchprodukte?
Der Deutsche ist einfach an den falschen Stellen renitent. Beim Fressen zum Beispiel. Oder beim Einkaufen. Und wenn beides zusammenfällt, ist er sogar in der Lage, Revolutionen anzuzetteln. "


Zunächst bedankt sich der hiesige Blogger bei seinem Kollegen aus der nicht so weit entfernten Bundeshauptstadt für die ihm zuteil kommende Aufmerksamkeit. Hätte ich meinen Blog jetzt, wie von unserer gemeinsamen Gastgeberin mit Zensurcharakter, der Tante Google, kommerzialisiert, wäre der Zugriffsansturm gleich in klingende Münze umsetzbar gewesen. So aber, nahm ich nur schmunzelnd zur Kenntnis, dass der Blog auch bei einigen Berlinern gelesen wird. Wohl wissend, dass es nicht regelmäßig ist. Und er bedankt sich für die damit einher gehende Notwendigkeit, die geistigen Ergüsse in dem Post auf die Standhaftigkeit gegenüber der deutschen Sprach´( schwäreh Sprach´) und den bösen Blicken des über uns thronenden Konrad Duden, überprüfen zu müssen ( es hatten sich mal wieder einige Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen ).

Nun, ich liebe Berlin. Nicht als Stadt, sondern als Biotop zwischen Parallelwelten, die ja von den guten Deutschen abgelehnt werden, weil unserer Kultur nicht aus Döner - Imbissen, asiatischen Gemüseläden und griechischen Restaurants bestehen darf, wohl aber auf McDoof, Burger King und Auslieferungsklitschen von pappig - fettigen Pizzen. Also, Berlin ist für mich seit Dekaden immer eine Reise wert gewesen. Ob mit der Mauer und der damit verbunden Berliner Variante des britischen Lebensgefühls von " splendid isolation ", dass einst durch das Rumpf - Westdeutschland kräftig subventioniert wurde. Nein, Berlin ist für mich die Reinkarnation des Fußballgeistes meines heiß geliebten SV Werder Bremen, weil jene - damals von König Otto Rehhagel trainierte Zweitligamannschaft - in 1981 durch ein 2:1 gegen eben die Berliner Hertha, den sofortigen Wiederaufstieg schaffte.  

Und deshalb bin ich hoch erfreut, dass beide Vereine in der Beletage der Fußballligen in diesem, unserem Lande, wieder gemeinsam aktiv sind, sich wechselseitig die Punkte im Kampf um den Klassenerhalt abluchsen möchten und vom FC Bazi München seit Jahren regelmäßig die Hucke voll gehauen bekommen. Mein SVW mehr, weil der Schweine - Verein aus der bayrischen Landeshauptstadt sich dafür rächen möchte, dass die kleinen Bremer ihnen ab dem Wiederaufstieg bis weit in der Mitte der Millenniumsjahre Paroli bieten konnte, die alte Dame Hertha weniger, wenn der zusammengekaufte Millionärshaufen einen gnädigen Tag angeordnet bekam und die Berliner nicht verdreschen wollte.

Tja, weil Kaufland in Berlin nicht Bolle in Berlin sein durfte, gab es bis 2011 eben nur Bolle. Und weil das KaDeWe nicht Karstadt heißt, gibt es das KaDeWE auch nur in Berlin. Weil auch das Olympiastadion nur Olympiastadion heißt, gibt es dieses nur noch in Berlin. Und nicht in der Bazi - Metropole München. Da nennt es sich Arroganz - Stadion.

Just in diesem Olympiastadion gastiert am 14. Juli 2015 " Uns Udo " Lindenberg. Da fahren wir dann nicht zu Kaufland nach Dresden - Naußlitz, sondern nach Berlin. Mit den üppigen Eintrittspreisen und ´ner gut bürgerlichen Hotel - Übernachtung auf´m Ku´damm helfen wir dann, dass BIP ( Berliner Inlandsprodukt ) zu steigern, damit unsere geliebte Bundeshauptstadt nicht länger arm, aber dafür sexy bleibt. Auch auf´m Kiez, der ja eigentlich zu Hamburch gehört. Aber dafür gibt es dort noch die Rote Flora, die ab und an ordentlich Bambule macht, so wie ihre Vorgängerin mit dem Namen Rote Zora.

Hach, was waren wir damals revolutionär. Wir glaubten an die guten Seiten des Sozialismus, an die Kraft der geschriebenen Worte in den MEW - Pflichtbänden und an die dozierte Kapitalismuskritik unserer C4 - Professoren/innen. Das ist jetzt sehr lange her.
Die Welt ist inzwischen nicht besser, eher noch schlechter geworden, sie lässt sich nicht mehr in gut ( West ) und böse ( Ost ) einteilen, dafür ohne weiteres in Arm ( 90 % der Bevölkerung ), Reich ( 9,9 % der Bevölkerung ) sowie Superreich ( 0,1 % der Bevölkerung ) mühelos einteilen.

Weil aber der real existierende Sozialismus nicht an seiner ständig währenden Mangelwirtschaft zugrunde gegangen ist ( die lt. DKP - Lesart von damals, nur ein reines Verteilungsproblem war ), sondern an dem Personenkult, der fehlenden Reisefreiheit und dem eingeschränkten Konsum, suchten die Knechte von damals sich einen neuen Herren, der da heißt Marktwirtschaft.
Zu dieser zählt natürlich auch der Konsum. Diesem wiederum wird mehr denn je gefrönt. In Peking, in Moskau, in Berlin. Deshalb gibt es dort auch Konsumtempel. So einer ist Kaufland. Wie der Name schon sagt: Ein Land zum Kaufen. Ein Einkaufsland. Ein käufliches Land, eben.

So, liebe Berliner Blog - Leser, jetzt komme ich zum Schluss. Kaufland ist zum Einkaufen da. So, wie alle anderen Discounter - Filialen auch. Und weil Kaufland das Einkaufen ermöglicht, kann der Käufer dort einkaufen. Es sei denn, er wird durch herunter gelassene Wärmeschutzmatten daran gehindert. Dann geht er entweder nicht mehr einkaufen oder kauft woanders ein. Trocken Brot und Wasser, Kartoffelsuppe mit Sichselbst und Heiße Milch mit Weißbrot, Pellkartoffeln mit ausgelassenem Speck und Magerquark, Steckrübensuppe, Hirsesuppe oder Erbsensuppe habe ich genug gefressen. Ich will - auf jeden Fall zum GB - ´ne ordentliche Thüringer Rostbratwurst, mindestens eine Flasche Jever Pils und einen Friesengeist zum Erheitern. Basta!

Es lebe Kaufland! Es lebe, hoch,hoch,haushoch! Amen!

" Ultravox " - " Berlin Blues ":













Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?