Wahlhelfer gesucht!


Gestern war ich im Baumarkt. Seit einigen Wochen der vorübergehenden Abstinenz von Rindenmulch, Blumen und Wandfarbe, wieder ein Mal. Der kleinere " toom " - Baumarkt an der Kesselsdorfer Straße hat ja nun seit Monaten seine Pforten für ewig schließen, weil das dortige Angebot auf zu kleinem Verkaufsraum und muffigem Personal nicht mehr in der erhofften Umsatzgröße an die Frau und den Mann zu bringen war. Nun muss ich also immer hoch fahren. Zu der Gompitzer Höhe, um dort Nägel, Schrauben und anderes Gedöns zu kaufen.

In dem Bau des pleite gegangenen " Praktika " - Marktes hat sich die " toom " - Kette eingenistet und kredenzt dort Vieles unter einem Dach. Besser als der " Praktiker " sind se´nicht, aber dafür teurer und anders. Nun, gut.
Ich benötigte einen Umzugskarton, in dem ich später - funktions - und bestimmungswidrig - eine ausrangierte " Sony " - Stereo - Anlage aus den 1990er Jahren ein - und verpacken wollte, die alsbald ihren Weg in Richtung Freiburg i. Brsg. machen muss. Meine bessere Hälfte hatte sie bei " ebay " eingestellt und doch tatsächlich verkloppen können.

Auch im " Ländle ", dort, wo die Sparfüchse, Geiz - Knüppel und Zischlaut - Rhetoriker aus der Mehrheitsfraktion der " GRÜNEN " am Ruder sind, gibt es bedürftige bis arme Bürger. Und Studenten auch, die sich im schönen Freiburg an der Dreisam um sehr knapp bemessenen, aber dafür immer teuer werdenden Wohnraum balgen müssen. Da bleibt nicht viel Geld für Unterhaltungselektronik. Mit dem " Sony " - Methusalem lässt sich auf jeden Fall " Radio Regenbogen " störungsfrei empfangen.

So suchte ich mir aus dem Papphaufen, der schon reichlich zerrupft aussah, ein Eselsohren freien Klappkarton in der passenden Größe aus und bewegte mich mit meinem Metallwagen auf Rollen in Richtung Gartenmarkt. Aha, die Blumenerde in der Maßgröße von 40 Liter Kampfgewicht gibt es heute im Flotten Dreier für 5,49 Euro. Na, dann probiere ich dat doch mal.
Ich wuchtete die drei Plastesäcke in den Einkaufswagen und fuhr zum Kassenbereich.

Eine deutsch - vietnamesische, junge und ein akzetfreies Deutsch sprechende Kassiererin scannte die vier Artikel ein und verlangte von mir anschließend 8,48. Ich zahlte in bar, bedankte mich höflich bei der aparten Dame und schob meinen Metall - Kuli in Richtung Ausgang. Zuvor aber entdeckte ich auf einer Ablagekonstrution neben den Sammelbehältern für Paper, Pappe und Plaste, einen Schuber in dem das " Dresdner Amtsblatt " in Gestalt der letzten Ausgabe vom 29. Juni 2017 aufgestellt war. Senkrecht, gerade, wie einst die preußischen " Langen Kerls " oder auch die Zinnsoldaten, standen die Exemplare in der Pappschachtel.

Ich überlegte nur kurz, dann griff ich zu und angelte ein " Amtsblatt " aus dem Schuber.
" Gasse frei für 112 " titelt dieses auf der ersten Seite. Na, die " BLÖD " - Zeitung kann das besser. Aber dafür wird hier wohl nicht gelogen. Oder?

Zuhause angekommen, legte ich das Druckwerk erst auf den Küchentisch, dann auf die Anrichte und schließlich zu den nur angelesenen " SPIEGEL " - Ausgaben in den Küchenschrank. Dort zog ich das " Amtsblatt " später wieder hervor und begann darin, bei einer Tasse gebrühten Kaffee aus unserer " JURA Z 5 ", intensiv zu lesen. Es waren Meldungen aus verschiedenen Veraltungsressorts der Stadt Dresden, die dort abgedruckt sind. Ob nun Informationen zu den Öffnungszeiten der Freibäder, Angaben zu Jubiläen oder die Benennung des Siegers in dem Wettbewerb der schönsten Kleingartenanlage, in dieser, unserer Stadt, all dieses findet sich hier schwarz auf weiß wieder.

Aber, da las ich doch, dass ein großes Ereignis seine langen Schatten bereits voraus wirft: die Wahl zum Deutschen Bundestag am 24. September 2017. In einem Artikel auf Seite 3 des kostenlosen Blattes, wird eine jüngere Dame vorgestellt, die zu den vier Gewinnern eines zu Beginn des Jahres gestarteten Foto - Wettbewerbes gehört. Unter dem Slogan: " Ich bin Wahlhelfer! Und Du? " hatten sich nach dortigen Angaben 50 ehemalige Wahlhelferinnen und Wahlhelfer beteiligt. Eine gute Sache, denn diese Funktion zählt zu dem immer wieder geforderten bürgerschaftlichen Engagement, dass die Politik seit Jahren einfordert und wohl auch fördert.

So erfuhr ich in dem Beitrag, dass die dort benannte Dame auch Sportbegeisterung zeigt, und zwar für einheimische Vereine, wie den DSC. Auch die Gründe, warum sie am 24. September 2017 als Wahlhelferin fungieren möchte, kann der Leser hier erfahren. Eine richtig nette Dresdnerin, die ehrenamtlich tätige Dame. Davon könnte es durchaus mehrere geben, auch wenn - und dieses war in dem Beitrag nicht zu lesen - das gezahlte Erfrischungsgeld , eine Art steuerfreie Aufwandsentschädigung von gerade einmal 21 Euro  (  https://www.statistik.sachsen.de/wahlen/bw/bw2013/presse/presse_bundestagswahl_2013.htm /  ) , aktuell wohl dann 25 Euro, ist im Vergleich zu unserem Nachbarn, dem Bundesland Bayern, eher ein Hohn. Auch wenn die Fahrtkosten durch eine Freifahrtkarte erstattet werden und ggfs. eine Pauschale für die Nutzung eines Mobiltelefons in Höhe von 5 Euro hinzu kommen können.

So entschädigt die Gemeinde Eching bei München jenes Engagement mit satten 60 Euro Erfrischungsgeld.

Tja, wo viel verdient wird, muss der finanzielle Anreiz, einen Wahlsonntag auf einem harten / in Bayern wohl eher gut gepolsterten Stuhl, zu verbringen, eben höher sein. Sonst wird sich kein Bürger zu dieser Aufgabe bereit erklären. Oder, anders gesagt: Wo schon ein großer Haufen liegt, kommt noch ein weiterer hinzu. Mal ehrlich: Das stinkt nach Zweiklassen - Wahlrecht, obwohl die Bundeswahlordnung ein Bundesgesetz ist.
Aber: Wo bürgerschaftliches Engagement drauf steht, muss endlich auch solches drin sein.

Da walte Hugo!

UND " Ejwuusl Wessahqqan " mit " Die Ornagefarbene Wüste Südwestlich Von Ignarh - 1975:



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?