Alte Schokolade
Seit einigen Tagen nasche ich wieder. nein, nicht selbst gekaufte " Ritter Sport ", die Tafel für 0,77 Euro bei " Netto ". Auch keine " Nougat Ostereier " von " Aldi ", die als meine " Eiserne Reserve " in irgendeiner Schublade in irgendeinem Schrank gelagert hatte. Schon gar keine " Duplo ", die angeblich längste Praline der Welt, deren Auswirkungen auf den Kalorienbedarf des Mannes ab mindestens 25 Plus zu einer Scheinschwangerschaft führen könnte.
Nein, es sind Pralinen aus einer " Sprengel " - Schachtel, die ich vor einigen Tagen zum Geburtstag geschenkt bekam. Diese Zartbitter - Versuchungen riss ich eines Abends auf und begann sie zu plündern. Erst eine Praline, dann zwei, dann drei, dann vier.
Dann war Schluss, denn das schwüle Wetter, die fast tropischen Temperaturen in den Räumen und auch draußen, ließen bei mir die Augenlider fallen.
Die Schokoladen - Fressorgie wurde deshalb beendet.
Aber am folgenden Tag konnte ich der zartbitteren Versuchung aus dem Hause " Sprengel " erneut nicht widerstehen. Ich langte in den gewaltig aufgepeppten Karton und entnahm einige der süßen Kalorienbomben. Der wahnsinnige Drang nach der schokoladigen Nachspeise war groß.
Ich verdrückte wieder einige Pralinees und versenkte die, zu einem Drittel ihres Inhalts beraubte, Schachtel erneut in den Küchenschrank.
Gestern tat ich es wieder. Die Packung war demnach mehr als halb leer.
Als ich heute Nachmittag, am hellichten Tage also, die " Sprengel " - Packung aus dem Küchenschrank zerrte, um bei einer gepflegten Tasse Kaffee aus unserer " JURA Z 5 " die Zartbitter - Kreationen in eine kleine Schale zu legen, traf mich dabei der Schlag. Was ich sah, konnte ich kaum glauben, aber es mit meinen eigenen Fingern fassen: Die schmackhafte " Sprengel " - Schokolade in Form der teuren Pralinees, sie war mit einem Grauschimmer, einem leichten Grauschleier belegt.
So, wie ich es einst aus der DDR kannte, wenn Lothar Gronefeld und ich im Mensawohnheim der
Universität Bremen am Abend uns DDR Eins rein pfiffen und uns die damals noch nicht vorhandenen Bäuche vor Lachen hielten, weil das biedere, das piefige, das verordnete TV - Programm wieder diesen Unterhaltungs - oder Propaganda - Blödsinn ausstrahlte. Und wir dieses - oft, aber nicht immer - eintönige Programm als " Grauschleier " bezeichneten.
Also so eine Farbe hatten die - ja aus dem kapitalistischen Westdeutschland - stammende Pralinen, die ich - wie beschrieben - vor einigen Tagen zum GB bekam und einige Tage danach aufaß.
Sie waren irgendwie unnatürlich aussehend, denn die Schokolade besaß nicht diese typische dunkle Farbe, dass an das Schwarz bei der CDU / CSU erinnerte.
Ich kannte dieses Phänomen. Es war ein sicheres Anzeichen für einen Alten Zossen, der so Grau in der Haarfarbe war wie ich. Also: Alte Schokolade. Und dieses zum Geburtstag?
Vielleicht lag die Präsentpackung schon viele Monate in einem dieser über vollen Regale in einem dieser zu vollen Supermärkte?
Wie dem auch sei: Alte Schokolade ist zwar alt, aber kann in der Dunkelheit nicht so aus sehen, wenn sie auch nicht so schmeckt.
Ich guckte mir die Pralinen bei Licht noch etwas genauer an und bleib bei meinem vernichtenden Urteil: Alte Schokolade!
Ein alter Zosse isst also auch alte Schokolade? Na, und? Alt werden wir alle einmal - so oder so!
Gut´s Nächtle mit:
" Mind Mountain " und " Dune " - 2013:
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