" Määääh! " Wie eine Idee zur industriellen Ziegenkäseproduktion zu einem Politikum wird.





Das kleine Dorf Polle im niedersächsischen Landkreis Holzminden ist zwar verwaltungsrechtlich eine eigene Samtgemeinde, liegt etwa 50 Kilometer vor der Toren der Landeshauptstadt Hannover und zählt neben dem SPD -Bürgermeister noch weitere 1137 Einwohner. Ein Nest, irgendwo in der Pampa zwischen den Großstädten Bielefeld, Hannover und Kassel an der BAB-Abfahrt Wunstorf, das eigentlich niemand zu kennen braucht. Ein Kuhkaff jenseits von gut und böse, dass allenfalls in der Provinzpostille " Täglicher Anzeiger " oder in dem Regionalteil der DeWeZet seine Erwähnung findet.
Zu diesem Flecken zählen die noch winzigeren Gemeinden:




Ab dem 01. 01. 2010 wird es die Samtgemeinde Polle nicht mehr geben! Sie fusioniert mit der Samtgemeinde Bodenwerdeer und nennt sich fortan Samtgemeinde Bodenwerder - Polle.










Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Holzminden
Samtgemeinde: Polle
Höhe: 90 m ü. NN
Fläche: 21,2 km²
Einwohner:

1.138 (31. Dez. 2008)[1]

Bevölkerungsdichte: 54 Einwohner je km²
Postleitzahl: 37647
Vorwahl: 05535
Kfz-Kennzeichen: HOL
Gemeindeschlüssel: 03 2 55 033
Adresse der Verbandsverwaltung: Heinser Str. 11
37647 Polle
Webpräsenz:
Bürgermeister: Hans Alexander Meinders (SPD)


Damit werden die obigen Daten schon bald reine Makulatur sein. Die Geschichte fordert eben ihren Tribut. Auch auf dem platten Lande wird kein Bewohner sich alsbald davon abbringen lassen, mit der Zeit zu gehen. Schon in den 50er WiWu-Jahren kalauerte das Hazy Osterwald Sextett bieder:

" Gehń Se'mit der Konjunktur. "

Dieser Aufforderung wollen nun jene Bewohner in Polle im Landkreiz Holzminden, an der wünder schönen Weser belegen, endlich auch in die Tat umsetzen. Zwischen einem Campingplatz, einem Kloster und einer ehemaligen Dömane mit dem sinnigen Namen " Heidbrink ", an einer Burgruine, beabsichtigt die Molkerei " Petri " - von der ich bisher allenfalls durch den in manchen Supermarkt-Käseauslagen etwas gehört hatte - eine Großfabrik zur Herstellung von Ziegenkäse anzusiedeln.

Die Ex-Domäne " Heidbrink " beherbergt heute etwa 20 Bewohner, von denen einige Handwerker, andere als Lehrer beruflich tätig sind. Diese Art von Landkommune wird sich vielleicht bald schon mit einer anderen Lebensdimension auseinander setzen müssen. Die Industriekäserei " Petri " beabsichtigt eine aus drei Großställen umfassende Ziegenfarm aufbauen.
Hier würden dann ca. 8.000 Tiere gehalten, die ihre Milch direkt zur Ziegenkäseerzeugung abgeben könnten.

Das die jetzigen Bewohner gegen die Ansiedlung jener Großanlage nicht nur Sturm laufen, sondern wohl mit allen juristischen Mitteln sich dagegen zur Wehr setzen wehren, dürfte auf der Hand liegen. Das Land iedersachsen und seine CDU/FDP-Regierung haben das Gelände bereits für einen Preis von 3,4 Millionen € an die Firma " Petri " verhökert Natürlich in der Hoffnung, dass ein derartiges Projekt nicht nur Arbeistplätze schafft, sondern auch die Steuern sprudeln lässt.

Das Industrieprojekt bringt jedoch nicht nur die betroffenen Anwohner auf die Palme, sondern auch Umwelt - und Tierschutzorganisationen, die eine Gefahr für die zum Landschaftsschutzgebiet ernannte Weserregion und den Fall der letzten, von einer Massenhaltung ausgenommenen Haustierart, nämlich der Ziege, erkennen wollen. Solche Bedenken sind der CDU/FDP-Regierung in Hannover indes völlig fremd. Daran vermag auch der bereits schriftlich eingebene Protest an die Landesregierung nichts ändern.

So entwickelt sich derweilen eine skurrile Auseinandersetzung zwischen Besitzstandswahrern und die Modernität propagierende Wachstumsgläubige, die sich aus der Massenproduktion natürlich eigene finanzielle Vorteile versprechen. Vorallem deshalb, weil die Ziegenkäseproduktion offensichtlich auf dem Vormarsch sein dürfte. In den Niederlanden - die ja bekanntlich europäischer Vorreiter in Sachen chemikalisch ausgeprägte Landwirtschaft sind - gibt es längst industrielle Ziegenhaltung. Sicher nicht nicht jener Größenordnung, dennoch sind dort Ställe mit 1.000 Tieren keine Seltenheit.

Die Ziegenhaltung ist indes nicht so unproblematisch, wie sie von dem Käsehersteller " Petri " gerne nach außen verkauft werden möchte. Die Ziegen haben ihre Eigenarten und reagieren auf erhebliche Einschnitte in ihrem Lebensumfeld durchaus empfindlich. Auch wenn die Tiermedizin und die geiernde Pharmaindustrie dieses gerne anders sehen möchte, steht fest, dass eine unpässliche Ziege eben keine Milch mehr gibt. Ergo: Meckert die Ziege mit " Määääh " braucht sie frischen grünen Klee. Bekommt sie Bekommt sie keine frische Luft, wird sie von Ihresgleichen angeknufft. Hat sie weder Klee, noch Luft zum Leben, wird sie keine Milch mehr geben. "

Ob die Wissenschaften diesen Kreislauf zugunsten einer Profit maximierenden Massentierhaltung durch brechen wird, steht jedoch genau so in den Sternen, wie die tatsächliche Projektumsetzung im Nest Polle an der Weser, die dort einen noch schöneren Bogen macht, so, wie es " Petri " demnächst auch machen sollte, wenn es um diese Ansiedlung geht.

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