Some kind of mushroom




Der Herbst ist ja bekanntlich auch die beste Jahreszeit, um den Früchten des Waldes ein wenig nach zustellen. eben Preiselbeeren, Bickbeeren oder Blaubeeren, den Bucheckern, den Eicheln, den Kastanien, gibt es eine Vielzahl von Pilzen. Jene Sporengewächse, die bereits in jüngster Kindheit eine gewissene Faszination auf mich ausgeübt haben. Sie sehen nicht nur putzig aus, die Kappen, Hüte oder Mützen mit ihren oft sehr langen Stielen, nein, sie sind häufig auch sehr farbenprächtig.



Inzwischen habe ich einige heimischen Wälder, so den Tharandter Wald oder den Zellwald des öfteren nach jenen schmackhaften zeitlich sehr eingeschränkten Gewächsen durch stöbert. Dabei sind wir viele Kilometer in gesunder Luft und auf befestigten, aber auch unbefestigten Wegen gelaufen. Ein kleines Küchenmesser in der rechten Hand - vulgo: Schnitzer - und einen Weidenkorb in der linken, die Augen dabei auf gehalten, um wachsam und ehrgeizig nach ihnen Ausschau zu halten. Ob nun auf vermodernden Baumstümpfen, Bäumen nebst Ästen oder in kleinen Senken, überall haben wir ihnen den garaus gemacht.

Seit meiner frühsten Kindheit kenne ich einige Pilzsorten, Pilzarten und deren mögliche Fundorte. damals kamen meine Tante und mein Onkel aus dem Voigtland, der ehemaligen DDR, im Rahmen der in den 60er eingeführten kleinen Besuchsregelungen als Rentner zu meinen Großeltern und blieben dort mindestens 3 Wochen. Eine schöne Zeit für uns Kinder, zumal Onkel Georg ein exzellenter Pilzkenner war. Wir suchten dann an mindestens zwei Tagen in der Woche nach den schmackhaften Früchten des Waldes. Was waren das einst für herrliche Pilzpfannen! Angereichert mit einem Ei, etwas Speck und sonst nur Salz sowie Pfeffer, gehörten sie zu den kindlichen Gaumenfreuden jener Zeit.
Aber nicht nur uns Kindern schmeckten die einheimischen Pilze.

Dann geistert da noch eine kurze Zeichentrickfilm in meinen Erinnerungen an die frühen 60er herum. Ein schwarz-weiß Film, der in dem ab 16.00 Uhr beginnenden Kinderprogramm der ARD, dem Ersten Deutschen Fernsehen irgendwann, an einem Nachmittag eines profanen Wochentags gezeigt wurde. Zunächst sendete das Erste die obligatorischen 10 Minuten Turnen mit Adalbert Dickhut. Dem Klassiker des Kinderprogramms. Er gab nicht nur schlaue Ratschläge, wie sich die Jungen und Mädchen zu ertüchtigen hatten, sondern er turnte seine Übungen auch noch selbst vor, obwohl er längst in die Pensionsjahre gekommen war. Ein Phänomen eben. Die Mädchen und Jungen, die er in das Studio eingeladen hatte, konnten seine Turnübungen ebenso perfekt vortragen, wie er selbst.

Um 16.10 Uhr begann er dann, jener Zeichentrickfilm, der einen Spaziergang eines kleinen Jungen zwischen Wald und Wiesen zeigte. Der die Vögel, die Rehkitze und die Schnecken zeigte, die der Junge in einer überdimensionierten Größe wahrnahm. Ebenso waren da diese lustigen, gepunktete Pilze mit ihren riesigen Stielen und den enormen Dächern. Hier verkroch sich der Winzling während eines Platzregens in den, mit einer Eingangstür versehenen, Pilzstiel. Während des Regengusses schützte er sich im Inneren vor der Nässe und fand einige Bewohner jenes Pilzes vor. Nach dem der Schauer zu Ende gegangen war, lief der kleine Junge dann eilig nach Hause. dazu wurde ein Musikstück gespielt, dass mir über viele Jahre, ja sogar Jahrzehnte, eigentlich nie aus dem Sinn gegangen ist.

Als ich dann Anfang der 90er einen Instrumentalsampler aus der Kollektion des Bücher - udn Musikversandes 2001 bestellte, das 3er-Set mit Doppel-CDs mir in einer stillen Stunde anhörte, da war sie wieder da, jene lustige Instrumental - oder Orchestralaufnahme. Ein kurzer Blick auf die Titelfolge und ich hatte den Interpreten. " A swinging safari " vom deutschen Orchester Horst Jankowski, einem jener WiWu-Dauersendungsgästen, die bei " Einer wird gewinnen ", oder Vegiß mein nicht " und " Der große Preis " immer noch seinen Auftritt fand. Dennoch: Ein lustiges Stück - Swing eben! Mit Pilzen - Fliegenpilzen eben!

Und - last but not least - etwas mehr als 15 Jahre auf jene Kindersendung vom Nachmittag, hielt eine Bekannte eine Doppel-LP der Allman Brother Band in ihren Händen und bat mich, diese doch abzuspielen. " Eat a peach " ist der Titel jenes Albums, dass später in die Musikannalen eingehen sollte, denn es waren faszinierende Stücke auf den vier Vinylseiten. Allein das XXL-Stück " Mountain jam ", das als " There is a moutain ", das im original von Donovan Leitch zuvor veröffentlicht wurde, war das Hineinhören wert. Und auf dem Cover, da waren sie wieder, jene Fliegenpilze, die mich immer noch faszinierten. In einer ebenso überdimensionierten Größe, zusammen mit winzigen Kreaturen und in grellen, sich fast verlaufenden Farben.

Obwohl ich die Musik sehr mochte, habe ich mir das Doppelalbum erste einige Jahre - es müssen wohl die Mittsiebziger gewesen sein - zugelegt. In Erinnerung an jene Freundin, die dann eine Drogenkarriere einschlug und von der ich mich deshalb wohl auch nach und nach distanziert hatte.

Nun, die Pilze, die Fliegenpilze oder ähnliche Verwandte von ihnen haben nicht nur die Eigenschaft, dass sie - obwohl sehr schön anzusehen - äußerst giftig sind, sondern sie haben - entsprechend zubereitet - eine halluzinierende Wirkung. Zuviel von ihnen eingenommen oder geraucht kann aber gleichfalls tödlich Folgen haben. Eben deshalb sind sie zwar - wie so viele andere Dinge in unserem Leben - durch die visuellen Eindrücke verlockend. Das böse Erwachen folgt jedoch auf dem Fuß. Es verbleiben eben nicht nur die einzigartigen Rauschzustände der " mushrooms ", so wie sie in dem Stück " White rabbit " von Jefferson Airplane besungen werden, sondern es kann ein Spiel mit dem Teufel und dem Tod werden, wenn die Abhängigkeit das eigene Leben bestimmt.

Als ich heute im Vorgarten unter einigen Bäumen, aus dem eingebrachten Rindenmulch, jene Köpfe und schon ausgereiften Exemplare des Fliegenpilzes vorfand, waren sie wieder da, die Erinnerung an die Kindheit, die Jugend und an einige Freunde und Bekannte, mit denen ich ein kleines Stück meines Lebensweges gegangen bin. Eigentlich seltsam, dass gerade Pilze derartige Assoziationen erwecken können.
Die Hymne der Jefferson Airplane mit ihrer großartigen Sängerin Grace Slick auf jene Halluzinogene lässt erahnen, was so manchen Protagonisten widerfahren kann:


One pill makes you larger
And one pill makes you small
And the ones that mother gives you
Don't do anything at all

Go ask Alice
When she's ten feet tall
And if you go chasing rabbits
And you know you're going to fall
Tell 'em a hookah-smoking caterpillar
Has given you the call
Call Alice
When she was just small

When the men on the chessboard
Get up and tell you where to go
And you've just had some kind of mushroom
And your mind is moving low
Go ask Alice
I think she'll know
When logic and proportion
Have fallen sloppy dead
And the White Knight is talking backwards
And the Red Queen's off with her head
Remember what the dormouse said
Feed your head
Feed your head

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Der vietnamesische Gemüsefachhandel an der Ecke hatte auch gute Pilze. Zeitaufwand zum Suchen nicht mal 5 min, haha...
Lobster53 hat gesagt…
Okay, aber wo bleibt dann der Spaßfaktor? Selber machen, macht schlau. Nein, jetzt mal im Ernst: Sind sie nicht phantastisch, die Gartenbewohner aus der Kategorie:

Amanita muscaria var. muscaria ???

Schönen Mittwoch, Jürgen
Octapolis hat gesagt…
Nee, war ein Spaß... bin auch lieber im Wald, als beim Pilzhändler. Es sei denn, er ist in Wahrheit PILShändler... ;-)

Schön sehen sie aus, aber das haben Giftpilze so an sich. Das wissen auch die Maden.

Ich glaube, so langsam wird es dann auch zu kalt für reiche Ernten. Wobei wieder der Vietnamese den Plan betritt.

Schönen Nachmittag noch, ich glaub, ich ess dann asiatisch...

Octa

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