41 Jahre 68er und die schwere Geburt in den Köpfen der einstigen Eltern.
Es sind bereits wieder einige Monate vergangen,seit die einstigen "68er" ihr 40jähriges Jubiläum feiern durften. Deshalb wurden die Medien mit Erinnerungsgeschichten in Form von Büchern,Musiksammlungen oder Filmen voll gestopft. Wenn jene Zeit also so mit emotionalen, retrospektivischen Ballast behaftet sein soll, stellt sich für mich unweigerlich die Frage: " Wem nutzt das?"
Zunächst dürften die Verursacher jenes historisch geschwängerten Jahres ein bestimmtes Interesse daran haben, sich so darzustellen,wie sie es gerne hätten. Ich habe mich oft selbst gefragt, wer waren denn diese 68er denn nun wirklich? Ich habe weder in jenem bedeutungsschwangeren Jahr, noch einige Jahre danach nie einen aus dem Kreis jener Protagonisten persönlich kennen gelernt. Erst 10 Jahre danach, als jene Generation von Aufmüpfigen es über einen - einst angekündigten - Marsch durch die Institutionen bereits zu Amt und Würden oder Ruhm und Ehre gebracht hatten, standen einige aus jener Zeit vor mir: In Gestalt eines Hochschullehrers. Sie haben mir nie Angst eingeflößt, noch musste ich mir nach einem Händedruck mit ihnen, diese sofort waschen oder mich eines Grundkurses im Benehmen bedienen,um in der Gesellschaft und meinem persönlichen Umfeld wieder Fuß fassen zu können.
Die 68er waren für mich eben nur eine Gruppe von aufmüpfigen Bürgertöchtern und - söhnen aus besserem Hause,denen es zunächst dort zu langweilig geworden war. Sie standen auf, aßen mit ihren Eltern nicht mehr die gemeinsamen Mahlzeiten und ließen sich die Haare wachsen. Eine weitere Art des Protestes gegen jene vereinnahmende Politik der bürgerlichen Mehrheit. Eine Minorität erhob sich vom Esszimmerstuhl und posaunte Phantasien in den Raum, der kurz darauf öffentlich wurde. Die Medien berichteten und hetzten gegen die Protestler, die gerade deshalb für die Mehrzahl der apolitischen Altersgenossen noch interessanter wurde. Aus einer winzigen Gruppe von Nonkonformen wurde bereits vor 1968 eine wachsende Zahl von Sympathisanten, die sich dann in eine Bewegung ausbreitete.
Für mich war das Jahr 1968 in Wahrheit nichts sagend. Als Provinzei im reglementierten elterlichen Haus und einem Umfeld, das auf Befehl und Gehorsam gedrillt war, kamen mir Berlin, München,Frankfurt,Hamburg,Bremen,Essen weit, weit weg vor. Die Brutstätten jener anti-bürgerlichen Protestbewegung waren für mich damals so weit weg, wie der Mond, den ich regelmäßig nach dem Training in der Turnhalle des TSV Bad Eilsen auf dem Weg über das Schulgelände, entlang der Aue und dem Friedhof, in klaren, lauen Nächten mit einer großen Faszination beobachtete.
So sinnierte ich über die Frage, ob es neben den Grabsteinen jenes - vielleicht immer noch etwas unheimlichen Ortes - auch noch genug Licht gab,um den Weg zurück zu finden, den ich eingeschlagen hatte, weil ich mich damals -aus Scham - nicht getraut hatte in die Männertoilette der Turnhalle zum Pinkeln zu gehen.
Ich summte und sang dabei einen Titel meiner Lieblingsgruppe, der " Stones ",eigentlich der " Rolling Stones" der da in zutreffender Weise auch noch:
" Child of the moon "
heißt und sich einst auf der B-Seite des Welthits " Jumpin'Jack Flash " befand,die ich selbst als Single besaß und fast täglich auf dem Plattenspieler der Marke " Quelle Universum " abspielte. Nach dem Wasser lassen überquerte ich die Bückeburger Straße, auf der nicht ein einziges Fahrzeug zu sehen oder zu hören war, nahm meine blaue Sporttasche in die linke Hand und eilte nach Hause.
Während in einigen der unerreichbaren Großstädten von den Jugendlichen der Aufstand gegen das Establishment geprobt wurde, verlief der revolutionäre Zeitgeist in der biederen Provinz eher in überschaubaren, in geordneten Bahnen. Die Haare wurden bei einigen Mitschülerinnen und Mitschülern etwas länger, die Kleidung etwas modischer und das Verhalten gegenüber den Lehrern und anderen Erwachsenen etwas aufmüpfiger Von Allem eben nur etwas. Auch die Popmusik hielt nach und nach den Einzug in das bisher sehr überschaubare Provinzleben. Die sich langsam entfaltende Jugendkultur erhielt - mit erheblicher zeitlicher Verzögerung - auch in Schaumburg-Lippe ihren Einzug.
Dennoch fernab der Brutstätten des subversiven Handelns gegen das spießig durchgestylte Adenauer-Erhard-Kiesinger-Westdeutschland, wie es das ausgeflippte Milieu in Berlin vorlebte, war nur die Musik es,die den Zeitgeist herüber wehen ließ. Kaum hatte sich eine Jugendkultur gebildet, schon wurde sie von der Springer-Hetz-Presse und ihren biederen Bütteln in den sonstigen Medien vermiest. Hippies waren bei der Bagage nur nichtsnutzige Langhaarige, deren intellektuelles Niveau als überschaubar diffamiert werden musste. Gammler waren sie eben. Also jene ebenso nichtstaugenden Zeiterscheinung, die sich gegen alle jene angeblichen deutschen Werte stellte und sie öffentlich verhöhnte. Wenn jene Erscheinungen dann auch noch weiblichen Geschlechts waren, wurde umso giftiger dagegen gepöbelt und polemisiert.
Was aus dem Brutkasten des damaligen Schwachsinns so alles an musikalischen Hetzerei hervor gebracht wurde,habe ich eigentlich nie so recht erfahren. Ich hasse deutschsprachige Pop-und Schlagermusik bis heute. Deshalb waren mir einige Ergüsse jener . von der Musikindustrie hervor gebrachten, deutschsprachigen Intoleranten nie zu Ohren gekommen. Tja, bis dann im letzten Jahr der einstige westdeutsche Propagandasender DLF in einer biederen Nachmittagssendung eine CD vorstellte, auf der jene Schwachsinnstitel in komprimierter Form noch einmal zu hören waren.
Als da sind:
Hippies, Hasch und Flower Power
Titelliste: Hippies, Hasch und Flower Power
CD 1 Interpret Titel:
01 Margret Fürer, & Die Pipers:
Gammelshake
02 Michel Polnareff : Gammler Ballade (meine Gitarre)
03 Ralph Jr. Siegel: Sie Nennen Es Flower Power
04 Freddy Quinn: Wir
05 Franz Josef Degenhardt: Vatis Argumente
06 Thomas Fritsch: Es Ist Gar Nicht So Leicht, Erwachsen Zu Sein
07 Heidi Franke: Die Blumen Sind Für Sie, Herr Polizist
08 Bernd Spier: Flowertime In San Francisco
09 Manfred Krug & Klaus Lenz Sextett:
Vietnam-song
10 Hartmut König & Der Oktoberklub:
Rot, Rot, Rot
11 Christopher & Michael: Wir Sind Am Ende
12 The City Preachers: Der Unbekannte Soldat
13 Spencer Davis Group:
Der Wassermann (aquarius)
14 Gudrun "Su" Kramer: Hare Krishna
15 Original Munich Cast: Haare
16 Wencke Myhre: Flower-Power-Kleid
17 Horst und Benno: Der Minirock
18 France Gall: Hippie Hippie
19 Bill Ramsey: Verlieb' Dich Nie In Ein Hippie-Mädchen
20 Dietmar Schönherr, Vivi Bach: Molotow Cocktail Party
21 Kuno & The Mariuhana Brass : Marihuana Mantra
22 INSTERBURG & CO: Wir Sind Verlauste Affen
23 Witthüser & Westrupp: Nimm Doch Einen Joint, Mein Freund
24 Kaplan Flury Jimi: Oh, Jimi Hendrix
25 Juliane Werding: Am Tag, Als Conny Kramer Starb
So trällern sie - mehr oder weniger in sinnfreien Texten - ihren Nonsens über die angeblichen 68er in die Mikrophone der damaligen Aufnahmestudios.
Ich habe mir deshalb die Mühe gemacht und einige bewertende Sätze zu jenen Interpreten von einst formuliert.
Na,denn:
Margret Fürer &Die Penny Pipers:
Sagen mir absolut nichts. Es scheint sich um eine Retortentruppe zu handeln, deren Sinn darin bestand, nur Unsinn zu besingen und deren Sangeskunst unter dem Gefrierpunkt lag. Wenn ich dann noch lese, dass in dem Verblödungslied Blasmusikpassagen eingespielt sind, kann es sich nur um das Produkt eines Demenz kranken Alt-Faschisten handeln.
Michel Polnareff:
Galt einst als ein französischer Gitarrenbarde, der Mitte der 60er in der BRAVO-Hitparade für einige Wochen unter den ersten acht Titeln mit "La poupée qui fait non" und " Love me, please,love me " vertreten war. Er sang allerdings bessere,wenn auch weniger bekannte Chansons mit großem Erfolg. Ab 1973 verschwand er aus Paris und hielt es über 35 Jahre in Kalifornien aus, wo er wegen Steuerhinterziehung von der französischen Justiz nicht belangt werden konnte.
Ralph Jr. Siegel:
Ist der Sohn eines Texters, Komponisten und der einstige Mann für die deutschen Vertreter beim Grand Prix, dem heutigen ESC. Ein Schwachkopf, der hier versucht qua väterlicher Connection Karriere durch blödsinnige Hetze gegen die einstige Jugendkultur zu machen. Weil er es nicht ertrug, dass es außer seinen Papierkorb-Bohlen-Songs wesentlich bessere Musik gibt. Er verschwand als Sänger genau so schnell von der Bildfläche, wie er gekommen war. Kein Verlust.
Freddy Quinn:
Ist ein Relikt aus den 50er WiWu -Jahren, in denen der Drang nach der Ferne über seine - nicht immer - schmalzigen Seemannslieder zum Ausdruck kam. In jener Zeit wurde zwar der Begriff Heimat propagandistisch und inflationär verwand, der Michel versuchte jedoch seine neue Stärke nun durch friedfertiges Reisen zum Ausdruck zu bringen. Freddie´s Gitarren-Heimat-Gedudel war Mitte der 60er längst passe', weshalb er sich vor den Ochsenkarren eines Anti-Protestliedes spannen ließ. Sein Rückzug mit " 100 Mann und ein Befehl ", der deutschen Cover-Version von " The ballade of the green baretts " war jedoch ehrlicher,wenn auch zu Beginn bzw. nah ihrem Erscheinen auf dem westdeutschen Musikmarkt verboten worden. Verschwand dann in den bewegten 70er und den Neon-Licht-80er völlig in der Versenkung, bis er in den 90er wegen einer Steueraffäre die veränderten Zeiten ins Hamburger Gesicht geblasen bekam.
Franz - Josef Degenhardt:
Ist ein Politbarde aus den 60er Jahren, dessen Texte sich auch heute noch, wenn auch leicht aktualisiert, in viele Bereiche dieser Gesellschaft anbringen lassen. Der studierte Jurist, der zuvor den Beruf des Rechtsanwalts ausgeübt hatte, konnte allerdings mit seinem Gesang nicht so richtig überzeugen. Dennoch sind einige seiner Lieder Kult. So auch das " Spiel nicht mit den Schmuddelkindern ". Franz-Josef war in den aufgewühlten Jahren des Festivals des politischen Liedes auf Burg Waldeck ein fester Bestandteil des jährlichen Programms. Einige Vinyl-Scheiben lagen auch damals bei mir auf dem Plattenteller. Den Sinn seiner Lieder hatte ich damals zwar noch nicht so richtig verstanden, wohl aber, dass er sich mit Problemen befasste, die für mich einst keine waren. Erst wesentlich später lernte ich ihn als einen Protestsänger kennen, als nämlich vieles im Umbruch war.
Thomas Fritsch:
Der Sohn des legendären Schauspielers Willy Fritsch, war damals der Schwarm aller prä-pubertierenden Mädchen, die - ein Poster von Fritsch jun., aus dem Organ jener Bevölkerungsgruppe, der " BRAVO " , über ihrem Bettchen an der Wand klebend - nächtens an ihren Genitalien zu spielen begannen, in der Hoffnung der Schwiegermutter-Held käme über sie. Damals ein arrogantes Arschloch ohne Rückgrat, der sich dem gemäß an jeden Stammtisch setzen konnte, wo er mit seiner Spießermentalität sofort auf offene Ohren unter Gleichgesinnten stieß. Sein Schlager-Geträllere ging zudem gehörig auf die Nerven. Dümmer ging ś allerdings immer! Wurde nach der Revolution im Wasserglas leicht depressiv und verzog sich in ein ernsteres Genre als Schauspieler besserer Rollen sowie als Synchronsprecher, wo er heute noch herum schnarzt. Sein dämliches Lied über den Scheck - fordernden Berufssohn und pseudo-intellektuellen Freizeit-Revoluzzer zeigt seine Herkunft deutlich auf. Er war bereits zu diesem Zeitpunkt längst gestorben, ehe er überhaupt zu leben begonnen hatte.
Heidi Franke oder besser: " Heidi who?":
Sagt mir absolut nichts. Dafür gibt es ja das Internet und dort steht u.a. geschrieben:
HEIDI FRANKE, 23, Schlagersängerin, besang im Jahre 1968 für "Polydor" eine Schallplatte mit dem Titel "Die Blumen sind für Sie, Herr Polizist". Daraufhin lehnten es alle deutschen Sender und Radio Luxemburg ab, die Platte zu spielen. Grund: In dem Schlagertext singt sie unter anderem: "Wer steht stramm vor Prominenten, wer spritzt Wasser auf Studenten, wer macht den heißen Sommer in Berlin?"
Tja, so etwas singt (F)frau im Jahre 1968 eben nicht in einem faschistoid-geprägten Land, in dem Ex-Nazis Bundeskanzler werden dürften, Richter aus dem SS-Mörderstaat auch weiterhin richten dürfen und die Reichen den Armen im Namen des WiWu wieder das Geld abknöpfen dürfen, um sich noch mehr zu bereichern. Das Lied der Heidi blieb deshalb für immer im Archiv. Wie hieß es aber schon damals in Art. 5 III GG: " Eine Zensur findet nicht statt." Bitte, was?
Bernd Spier und sein " Das kannst Du mir nicht verbieten" wurden wenig später in " Mit der kannst Du nieten " verballhornt. Zu Recht, wie sich heraus stellt, denn Spier gehörte zu den Schlager-Fuzzis im vierten Glied, die auch dann noch hofiert wurden, als sie längst keiner mehr kennen wollte und die Liedgutqualität den Gefrierpunkt bereits weit unterschritten hatte. Hierfür sprechen auch seine nichts sagenden Titel, wie: " Schöne Mädchen muß man lieben " und " Das war mein schönster Tanz ". Auch wenn er dann in der Mitte der 60er endlich - spät, aber nicht zu spät - zu der sehr weisen Erkenntnis kam: " Einmal geht der Vorhang zu ", wäre es für die westdeutsche Spießergesellschaft besser gewesen, er hätte sich für ihn nie geöffnet. Spier tingelt - inzwischen 65jährig - noch auf diversen Schlagerleichen-Partys herum.
Manfred Krug & Der Oktoberclub:
Krug dürfte als ein Multitalent aus der Ex-DDR einzuordnen sein. Da er nicht nur schauspielern, sondern auch singen kann. Jazz und Lyrik, eine prima Mischung. Na, in den 60ern hat es mit der politischen Einstellung noch gestimmt. Weshalb er auch zusammen mit dem DDR-Jazzer Klaus Lenz einen real-sozialistischen Vietnam-Song veröffentlichen durfte. Nun, Krug wäre nie in den Westen gegangen, hätte er sich weiter entwickeln dürfen und einige Male - zart - die Wahrheiten im einstigen DDR-Sozialismus beim Namen nennen können.
Später wurde auch bei ihm aus "Rot " flugs " Schwarz ", wenn auch mit erheblicher Verzögerung.
Hartmut König & Der Oktoberclub:
Wäre für mich eben ein noch unbeschriebenes Blatt geblieben, hätte ich nicht ab 1972 regelmässig DT 64 hören können. Jenen - legendären - Sender des DDR-Staatsrundfunks, der sich mittels Abspielens populäre Musik in den Köpfe, Herzen und Beine der Jugend einspielen wollte. Tja, im einstigen Westen waren jene DDR-Sendungen nur bedingt zu empfangen gewesen. Ich ließ es mir jedoch nicht nehmen, den täglichen Sendungen über mein Kofferradio in der Unterkunft der Kaserne der KTS II /III in Munster / Örtze zu hören. Wenngleich ich damit eine Außenseiterrolle spielte. So erhielt ich Gelegenheit die folkloristisch angehauchten Stücke jener Formation um Hartmut König kredenzt zu bekommen. Inhaltlich gaben sie eine klare Richtung vor: Der Sozialismus siegt, so oder so. 37 Jahre später steht nun endgültig fest, dass er erst dann siegt, wenn die Dummheit in den Köpfen der egoistischen Menschen verschwunden ist. Und damit müssen wir sehr lange warten.
Das Duo Christopher &Michael ist für mich eine unbekannte Größe. Es sind eben jenen Jahre gewesen, in denen ich mich eher für die Beatmusik, denn das politische Lied interessiert habe. Da sich dieses längst geändert hat, erscheint es sinnvoll - auch 41 Jahre danach - sich den Text der Beiden einmal genauer anzusehen. Und, wenn die verblödende Medien - und Konsumindustrie einen in der Jetztzeit Lebenden nicht ganz das Hirn vernebelt hat, finden sich erstaunlich viele Parallelen zum aktuellen Zustand dieses Landes und der Welt. Wir sind bald am Ende!
http://www.geocities.com/ha_hammer/wirsindamende.htm
Die City Preachers, ja, Mensch, war das einst eine belebte Musikszene in good old Hamborg. Inga Rumpf und andere Ausgeflippte mischten die Spießer rund um die heile Welt des Hafens so richtig auf. Was in der Mitte der 60er mit Folklore begann, endete in den 70er und 80er mit knackigen Rock aller erster Güte. " Frumpy ", das war die Creme des German Krautrock, es folgte " Atlantis " als zweiter Versuch, ehe Inga Rumpf sich dem Frömmelei und dem Gospelmilieu hingab. Nun, sie ist inzwischen - älter geworden, wie wir auch - zurück zu ihren Wurzeln gegangen: Blues & Rock-Musik steht für sie weiterhin hoch im Kurs. Das Folklore-Genre ohne die " City Preachers " wäre einst kaum beachtet worden. Danke, Inga!
(The) Spencer Davis Group:
Ist für mich das Synonym für meine pubertierenden Jahre. Einst lagen die " Fontana "-Single dieser Formation auf dem Plattenteller und es durfte dabei getanzt werden. " Keep On (und) running ", das war der Überhit. Ein Muss für alle Hobby-Discjockeys von einst. Es gelang der Gruppe auch noch in den folgenden Jahren weitere Hits zu landen, ehe sie auseinander brach. Steve Winwood, der geniale Kopf der Truppe verließ diese und und gründetet " Traffic ". Das die Spencer Davis Group auch Stücke mit deutschen Texten eingespielt hat, muss ich wohl nur am Rande mit bekommen haben. Bei diesem Titel handelt es sich um die deutsche Adaption von " Aquarius " aus dem Musical " Hair ". Na, ja, wer ś mag?
Gudrun " Su " Kramer war die deutsche Shila im Musical " Hair ", eine teutonische Marsha Hunt mit Afro-Wuschelkopf eben. Sie konnte zwar singen,legte sich jedoch auf den deutschen Schlager fest und bleib so für mich eher inakzeptabel. Nach dem die Hair " - " Haare - Euphorie verklungen war, versuchte sie es mit einem Start beim " Grand Prix " und wurde nur 2. in der Vorausscheidung. Ihr Hare Krishna - Stück zeigt jedoch, dass auch sie es versuchte, mit etwas weniger Talent nach oben zu steigen. Der Titel ist einfach nur grausam, so wie alle eingedeutschten Pop-Songs.
Original Munich Cast ist im Zusammenhang mit dem Flower Power - Musical " Haare " ins Leben gerufen worden. Zur Hochzeit jener ungezählten Aufführungen galt es als chic, sich mit den Attributen der jugendlichen Gegenbewegung auseinander zu setzen und zu brüllen: " Die sehen aus wie Affen!" Haarfrisuren, lange Haare, noch besser ungewaschene Haare, waren einst der Inbegriff des Protestes gegen alle Dinge, die aus der spießig-miefigen Adenauer-Ära noch herüber gerettet werden mussten. Die Haartracht wurde zum Aushängeschild der Gegenkultur. Heute werden Glatzen und Raspel-Schnitte getragen. Wer schon ab Mitte 20 keine Haare mehr hat, dem bietet sich auch keine Alternative.
Dann kommt die Träller-Liese mit Namen Wenke Myhre, eigentlich Wenche Synnøve Myhre, da aber im deutschsprachigen Raum kaum Jemand norwegisch spricht, ließ sie sich einen eingedeutschen Künstlernamen verpassen. Wenke Myhre, damit assoziiere ich heute noch die " Großen Acht " von Radio Luxemburg, die damals von Camilo Felgen moderiert, sich knarrzend über das alte Grundig- Telefunken und / oder Blaupunkt-Radio in meine Ohren quälten. Mit ihrem Stück " Beiß nicht gleich in jeden Apfel " nervte sie mich - und viele andere Zuhörer auch -,weil eigentlich die Songs der " Beatles " und der " Lords " oder natürlich der " Stones " gehört wurden. Ihre unterirdisch getextete Flower Power - Adaption war nur eins: ein permanentes Würgegefühl im Hals.
Was ein " Flower-Power-Kleid " auch immer sein soll,wird sie mir bis heute nicht schlüssig darlegen können. Eventuell eine Alien-Kreation aus dem Modeatelier der Spießer-Kleinkarierten aus München-Schwabing.
In das gleiche Alpenhorn scheint der " Minirock ", gesungen und gespielt von einem Duo mit Namen " Horst und Benno " zu stoßen. Unabhängig davon, dass ich die Namen weder damals, noch heute gekannt hätte,weil mir die Anfänge des DDR-Rock nicht gerade geläufig waren, verbleibt ein zart-bitterer Beigeschmack, ob jenes Titels. Aber, was einst eher bieder kredenzt wurde, entwickelte sich alsbald zu einer DDR-Gegenkultur. Nur mit Zähneknirschen geduldet, eher noch verboten, verfolgt und verunglimpft. Motto:
„Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“
Aja! Immerhin hat es in der DDR eine sehr rege und geliebte Musikszene gegeben, die sich jenseits des sonstigen biedermicheligen Schlager - und Heimatschnulzenmülls einer steigenden Akzeptanz erfreute.
Kommen wir zu France Gall, einer französisch, eingedeutschten Schlager-Krakeeler, die suchte nur eins: das BRD - Bier - Blödzeitungs - Publikum. Mit ihrem bürgerlichen Namen heißt sie eigentlich Isabelle Genevieve Marie Anne Gal
und wäre wohl deshalb nie in die Schlager-Quatschparade der beiden längst verfreundeten Nachbarstaaten gelangt. Der Nonsens-Titel " Zwei Apfelsinen im Haar " ( A Banda ) brachte ihr kurzfristigen Erfolg. Da die franzöischen Lieder für den deutschen Durchschnittsmichel eher unaussprechlich waren, verlegte sich die France auf die Interpretation eines Akzent beladenen Kauderwelsch´ mit sinnfreiem Text. Nun, die Chansons sind geistreicher, beschreiben sie die wahren Zustände in dem Paris der 60er und 70er. Gall trällert - immerhin schon 62jährig-heute noch in irgendwelchen Mumienshows herum. Ihr Titel " Hippie,Hippie " ist denn auch das unterste der Geschmacksverirrungen jener ratlosen Schlager-Fuzzie - Garde aus der deutsch-französischen Freundschaft.
Einfach nur unhörbar!
Dieses Attribut darf sich auch ein Vertreter des teutonischen Flachdenker-Genre an seinen Tiroler - und Kraxel-Huber-Hut hängen. Bill Ramsey, die Ausgeburt der amerikanisch-deutschen Gesangsverblödungsmaschinerie, begleitete die Vorkriegsgenerationen von den WiWu-Jahre und in die Endsechsziger hinein, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er aus dem bundesdeutschen Kitschwohnzimmern und den Schwarz-Weiss-TV-Geräten endgültig verbannt werden konnte. Der gute Bill, eigentlich William McCreery Ramsey), stieg mit auf den Zug der Besatzungsmächte-Musik, die von schokoladen - braunen GIs und deutschen " Frolleins " jubelte, bis zum bitteren Abzug der US-Streitkräfte als gern geduldeter, regionaler Wirtschaftsfaktor. Spät, aber doch nicht so spät, dass er sich zu der Inkarnation des Oktoberfest - Gröl - Sauf - und Urinierorgien-Exzessen einordnen lasen muss, gab er eine noch andauernde Stipvisite beim Jazz ab.
Mit dem Hausfrauen - und Verkäuferinnen - Spießerlied " Verlieb Dich nie in ein Hippie-Mädchen " hat er sich denn eher Karies an seinen Blendax weißen Zähnen geholt,denn einen sinnstiftenden Text verkauft. Das Traktat ist auch 41 Jahre danach nur für das Stille Örtchen geeignet.
Die Sangeskünste des dynamischen Duos Dietmar Schönherr und Vivi Bach nehmen sich ebenfalls so bescheiden aus, wie ihre Dauerbrenner-Rollen im Biedermichel-TV der 50er und 60er. Ihre Omnipräsenz auf beiden Kanälen, dazu noch im BRD-Kino, ermöglichte es jedoch,dass sie die nicht vorhandene musikalische Ader flugs ad acta legen durften. Das ist auch gut so, sonst wären sie viele Jahre später noch an ihren Fehltritt der restaurativen Jahre erinnert worden. Schönherr engagiert sich für die Dritte Welt und sah auch sehr schnell ein, das der Jugendprotest mehr als nur ein Körnchen Wahrheit enthielt. Bach indes tauchte ab den 70er - nach diversen Misserfolgen - eben nicht in die heile Welt des Münchener Schickeria - Verblödungslebens ab, sondern stand ihre Frau an der Seite des nunmehr sozial sehr engagierten Ehemannes Dietmar Schönherr. Die Schlager-Verdummungsszene behält sie allerdings noch in guter Erinnerung, da die schöne, blonde Skandinavierin namens Vivi Bak, auch: Vivienne Bach). Kult war, und es bleibt natürlich auch ihr Auftritt zusammen mit Schönherr in der Serie Raumpatrouille ".
Die Formation Kuno und die Marihuana Brass sagt mir wiederum nichts, überhaupt nichts, gar nichts. So recherchiere ich denn im www. und sehe: Die Gruppe bestand unter anderem aus den beiden Musikern Achim Reichel und Frank Dostal. Tja, dann klingelte es bei mir. Das waren doch damals die " Wonderland " mit ihrem Übertitel " Moscow ". Und: siehe da, es stimmte auch!
Aus den einstig Jugendsündigen sind inzwischen Mittsechsziger geworden, die kommerziell mehr als erfolgreich arbeiten.
Na, denn: Weiter so!
Auch ohne Marihuana geht ś voran.
Die Blödel-Truppe um Ingo Insterburg kenne ich aus einigen Auftritten aus den frühen 70er Jahren. Damals. als die Provinz auch von jenen Künstlern heim gesucht wurde, die versuchten, sich über die Veranstaltungen in der Pampa einen Namen zu machen. Insterburg und Co, dass hatte mit Musik im engeren Sinne nur am Rande etwas zu tun. Vor allem die Wortbeiträge und die Blödeleinlagen des Ober-Guru Karl Dall, der schon allein wegen seines herunter hängenden Augenlids aussah, als habe er den letzten Schuss nicht gehört, waren eine Augenweide. Von dem Quartett, das zusammen gefunden hat, um aus Blödsinn Geld zu machen, kann ein Titel, wie " Wir sind alle verlauste Affen " nur als Parodie zum damaligen Ernst des Lebens gesehen werden Die Situation hinter den Kulissen dieser Ulknummer sah jedoch schlimmer aus. Beschimpfungen, wie " ihr verlausten Affen, geht doch in den Urwald!" oder " Mach´ die Hotten - Totten-Musik aus ", aber auch " So etwas, wie Euch hätte man früher vergast! " waren eben keine Seltenheit. Ein vom Springer ś Lügen - und Hetzblatt " BILD " indoktrinierter Malocher schnitt in der Nacht seinem eigenen Sohn die Haare mit einer Heckenschere ab, ein anderer Verblendeter zeigte seine Tochter wegen angeblichem Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen an, ein weiterer Verspießter schloss seine Tochter wochenlang im Zimmer ein, weil sie mit Langhaarigen in einem Park gesehen worden ist.
Insterburg ś Welt in den damaligen Sketchen war eben nicht an den Haaren herbei gezogen.
Die bundesdeutsche Liedermacher-Szene bestand in den 60ern nicht nur aus Reinhard Mey, Hannes Wader oder Franz Josef Degenhardt, es gesellten sich auch viele Künstler aus der politischen Folklore hinzu. Insbesondere in Berlin war diese Interpreten stark und zahlreich. Zu den Formationen von einst gehörte auch das Duo Witthüser & Westrupp. Die beiden Musiker verarbeiteten nur deutschsprachige Texte und hielten sich dabei an die musikalischen Vorbilder, wie Schobert und Black, Ulrich Rosky oder die Rockgruppe Wallenstein. Die Liedermacher-Szene hatte sich längst etabliert. Ihre unterschiedlichen Ausprägungen konnten auf eine breite Akzeptanz innerhalb die Jugendkultur setzen, aus der sich dann auch der Nachwuchs rekrutierte. Eine solche Entwicklung führte dazu, dass das Genre sehr schnell unübersichtlich wurde. Dieses nahm Hanns Dieter Hüsch in seinem Klassiker " Liedermacher " mehr als nur auf die Schippe und parodierte: " Schnibbel di, schnabel di, Löffelstil. Ja, die Weltgeschichte ist ein besonders viel seitiges Spiel. Mal Folter, mal Frohsinn, mal Frohsinn, mal Folter, auf jedem Gebiet. Dazu, das passende Lied. "
Nun, W. & W. lassen sich dort nicht einordnen, dennoch ist die Adaption des " Easy Rider " - Klassikers " Don't bogart that joint, my friend " nicht unbedingt eines ihrer gelungenen Stücke.
Der vorletzte Interpret auf diesem Compiler ist dass Allerletzte. Ein Pfaffe mit dem wohl klingenden Namen Kaplan Flury. Der Kirchenknecht hat sich bereits in den frühen 50er einen Namen gemacht. Alfred Flury wurde 1934 in Wangen bei Olten in der Schweiz geboren. Hier setzte er sich alsbald für eine konfessionell ausgeprägte Jugendarbeit ein.
Mit seiner extensiven Neigung zur populären Musik und seinem Drang, sich medial in das Spannungsverhältnis zwischen Gesellschaft und Konfession einzubringen, eckte Flury aber auch bei den Kirchenfürsten - insbesondere der RK - mehr als nur ein Mal an. Einige der Konservativen in diesen Kirchenkreisen wandten sich von ihm ab, da es nicht opportun erschien, die reaktionäre Einstellung der Amtskirche mit seinem Schaffen an der Basis in Einklang bringen zu wollen. Andrerseits galt Flury bis zu seinm Tod 1986 als klerikaler Hetzer gegen die Jugend-Subkultur und den Hang zu Drogen. Mit den schon lachhaften Hang, auch in spießigen Sauf - Schunkel - Orgien -Sendungen, wie den " Blauen Bock ", aufzutreten diskreditierte er seine Anti - Drogen-Arbeit selbst.
Der verquastete Song über Jimi Hendrix ist hierfür ein Paradebeispiel.
Lächerlicher Quatsch im Kuttengewande, ohne geistigen Tiefgang und nur für die Vorurteilskiste gedacht.
Last but not least kommt " the fianal countdown " erneut aus westdeutschen Landen. Es pupt Juliane Werding mit " Am Tag als Conny Kramer starb ", über das existenzielle Anti - Drogen-Programm der Leistungsgesellschaft in den einstigen 60ern herum. So klampft sie auf der Wandergitarre jene Griffe - neudeutsch: Riffs - herunter, stringent am Original " The night they drove old Dixie down ", das als Einsteigeklassiker jener Wander - und Gammlermytholgie der Dekade galt und auch für Spätberufene geeignet schien, dem musikalischen Kahlschlag gegen die Schlager - und Heimatlieder-Mafia in den ÖR voran zu treiben. Sie, die zarte Person - kaum Frau, eher noch Kind - mit ihrer post modernen Langhaarfrisur, eher der Rapunzel ähnelnd, denn einem Folkmädchen, singt hier einfältig, über jene Zweisamkeit, die von Drogenkonsum, Drogensucht und gesellschaftlicher Ignoranz geprägt, dann zudem noch todbringend - zerstört wird. Hach, was war das schmalzig schön!
Während ich mir beim Schreiben dieses Blogeintrags noch ernsthafte Gedanken darüber gemacht habe, ob nun der Kauf der Werding-Adaption aufgrund meiner fast grenzenlos anerzogenen Naivität über die Funktionsdeterminanten des menschlichen Lebens oder nicht doch nur dem niedlichen Cover mit der einstigen Bardin geschuldet war, die - ganz in meinem damaligen Geschmackssinn - ein " Peace " - Emblem an ihrer versilberten Halskette trug, kommt mir unweigerlich der Geistblitz, dass dann wohl eher etwas mit " Kies, Asche, Kohle, Knete, Moneten, Pappe " verdienen zu tun gehabt haben muss, als denn mit dem Finger erheben, ob des devianten Lebens vieler 68er von einst.
Grausam geht die Menschheit zu Grunde. Wohl wahr, wenn ich mir einige dieser Zeiterscheinungen von damals - ausschließlich auf Vinyl - mehr als 4 Dekaden später so anhöre.
Nachtrag am 9. Oktober im Jahres des Herrn 2018:
Da die GEMA, als achte bis zwölfte Gewalt, dieses, unseres, so musikalischen Landes, den " Youtubern " den freien Zugang jenes - wie oben beschrieben - Liedguts ermöglicht hat, lasse ich es mir dann doch nicht nehmen und stelle hierzu ein:
A: Freddy Quinn . " Wir " - 1967 :
Horst & Benno: Der Minirock " - 1967:
Julia Werding - " Am Tag Als Conny Kramer Starb " - 1972:
1 Kommentare:
- Sensationell!
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