" Am ersten vorbei, am zweiten....! Am dritten? "- Das WDR Sportreporter-Urgestein Jochen Hageleit ist tot.

Die Woche hätte sich als Werder-Fan doch eigentlich nicht schlimmer fort setzen können, als nach dem blamablen Auftritt der Grün-Weißen in Gelsenkirchen. Das Schalke 04 zurzeit selbst dünne Bretter bohrt,dürfte selbst dem kühnsten Optimisten und Anhänger der Millionen-Truppe rund um den großen Zampano Magath völlig klar sein. Der Erzfeind in Gelb-Schwarz oder umgedreht aus der Stadt mit dem einst besseren Bieren, der BVB 09 Borussia Dortmund, steuert auf Herbstmeisterschaftskurs zu. Schalke 04 kämpft gegen die Rote Laterne.

Die könnte aber bald meinem SVW übergeben werden, wenn das Chaos-Gekicke an der Weser nicht unverzüglich eingestellt wird.
Was Schalke 04 und den SVW darüber hinaus noch unterscheidet:

a) der FC Schalke 04 hat die Zwischenrunde der CL erreicht. Und zwar sehr souverän.

b) der FC Schalke 04 hat aufsteigende Form.

c) der FC Schalke 04 hat bereits gegen den FC St. Pauli gewonnen. Wenn auch mit Ach und Krach.

Die Kiez-Kicker werden am Sonntag vom SVW erwartet.

Jenseits der aktuellen Meisterschaftsspiele hat eine Nachricht die Gazetten erreicht, die nicht nur im immer Fußball verrückten Westen, also in NRW und dort vor allem im " Pott " für Trauer unter den vielen Fußballanhängern sorgt:

" Der frühere WDR-Sportreporter Jochen Hageleit ist tot. Der 71-Jährige starb in der vergangenen Woche beim Urlaub in Dubai an einem Herzinfarkt, wie der frühere WDR-Sportchef Heribert Faßbender dem WDR Text bestätigte. "Wir sind alle sehr traurig", so Faßbender, der Hageleit noch vor zwei Wochen bei einem Golfturnier in Leverkusen traf. Der Journalist habe sehr fit und ausgeglichen gewirkt.
Hageleit gehörte zu den Gründungsvätern der Bundesliga-Schaltkonferenz im Radio. "Er hatte eine tolle Stimme", so Faßbender, "die mich an Herbert Zimmermann erinnerte". "

-  Zitatende  -

Hageleit war einer aus der WDR-Crew, die über viele Jahre die Bundesliga-Konferenz mitgeprägt hatten. Ein Live-Reporter, der mittels variierender Stimmlagen, diese Atmosphäre auch herüber bringen konnte, so dass der Zuhörer einen Augenblick glaubte, er sei selbst im Stadion. Jochen Hageleit war aber auch ein WDR-Sportjournalist, der sich mit einem bestimmten Lokalkolorit behaftet, an der vordersten Linie des Geschehens sah. Dort,wo der Fußball von einst noch greifbar war. Wo die Emotionen hoch kochten. Wo Erfolg, Enttäuschung und Jubel sich quasi abwechselten, wenn ein Fußballspiel vielleicht völlig anders verlief als vorher gesagt.
Jochen Hageleit war ein Reporter des Westens. Deshalb habe ich ihn über viele Jahre, sogar Jahrzehnte als Kommentator der FC Schalke 04 - Spiele ebenso in Erinnerung, wie auch seine Schilderungen von Begegnungen des ewigen Zweitligisten Alemania Aachen oder bei Berichterstattungen aus den einstigen Oberliga West oder der jetzigen Regionalliga West.

Jochen Hageleit - so meine Erinnerungen - war während seiner Berufstätigkeit nie der Mann in der ersten Reihe der Repräsentanten seines Genre, so wie beispielsweise Kurt Brumme. Er drängte sich eben nicht in den Vordergrund, moderierte keine WDR-Sportsendungen, sondern stand auf dem bzw. neben dem Platz,in der Sprecherkabine oder im Übertragungswagen. Er verkörperte nicht den Sunnyboy, wie es seine Kollegen aus der Fernsehzunft oder jene, die wechselweise Radio - und Fernsehsportsendungen moderierten, immer taten. Er war kein Dandy, wie der ZDF-Sportchef Dieter Kürten, seine Mitstreiter Harry Valerién oder Rainer Günzler es nahezu immer waren.

Er hatte während seiner Tätigkeit auch nicht den Hang, seine Zuhörer mit Statistiken, mit Namen oder Randbegebenheiten zu nerven. Nein, Jochen Hageleit kommentierte aktuell, immer frei Schnauze und sehr oft euphorisch, selbst wenn das Niveau der Begegnung nicht danach war.
Aber gerade deshalb hatte er einen hohen Stellenwert bei den Zuhörern, den Kollegen von einst und den Programmverantwortlichen.

Er verkörperte eine andere Generation von Sportreportern, die sich nicht mittels moderner Techniken die Sätze vorgeben lassen, die sie in ihre Kommentierung hinein pusten. Die einst, so wie Werner Hansch auch nicht auf Kosten der Akteure auf dem Spielfeld, über eben jene Spieler, ihren Verein und so gar das Umfeld, ihre oft vorgefassten Meinungen und die daraus resultierenden  Vorurteile hinaus posaunten.

Jochen Hageleit verstarb bereits letzte Woche während eines Aufenthalts in Dubai an einem Herzinfarkt. Aus der den Pressemeldung war zu lesen: " völlig überraschend ". Der Tod sucht sich für keinen Menschen den richtigen, den geeigneten Zeitpunkt aus. Wäre es so, könnte jeder Erdenbürger das Datum seines Ablebens - wie im IT-Bereich - programmieren. Ein Rest an Ungewissheit bleibt eben doch noch - trotz aller medizinischen Technik.
Bei den gläubigen Mitmenschen wird dann von dem " Abberufen eines Menschen " phrasiert. " Gott habe sie/ihn von uns abberufen!"

Der Fußballfan und Realist sieht es anders. Und zwar so, wie es ein Spaßvogel einst als handschriftlichen Zusatz auf ein Plakat zu einer Veranstaltung des in den 60er Jahren herum reisenden Laienpredigers Werner Heukelbach, hinter ließ, indem er neben dem Motto: " An Jesus kommt keiner vorbei. " anmerkte: " außer Stan Libuda! ".
Stan oder Reinhard Libuda spielte einst beim FC Schalke 04. Er verließ den Verein zwei Mal und kehrte genauso oft dorthin zurück. Stan Libuda war der " Flankengott " des FC Schalke 04 von damals. Deshalb wird von dessen Fans noch heute behauptet: " Keiner kommt an Gott vorbei, außer Stan Libuda!".
Und hier schließt sich der Kreis zu Jochen Hageleit wieder. Er hat selbst die Spiele des Stan Libuda mit erlebt, sie kommentiert und den Dribbelkünstler dabei hoch gelobt. Zu Recht!

Stan Libuda verstarb jung, nämlich als 52jähriger 1996 in Gelsenkirchen.
Jochen Hageleit froh lockte damals so oder so ähnlich: " Jetzt Libuda! Auf rechtsaußen; am ersten vorbei..., am zweiten... jetzt die Flanke und...?"


An Jochen Hageleit kommen allerdings viele seiner heutigen Kollegen aus unterschiedlichen Gründen nie vorbei.

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