Bhagwan - Bayern - Bauern.
(c)Perku-WIKIPEDIA
Als Produkt der Kriegsgeneration, die sich als 20er bis 40er Jahrgänge des abgelaufenen 20. Jahrhunderts der sicheren Rente entgegen gearbeitet hat, durfte ich die Irrungen und Wirrungen der 68er in den 70er und der 60er in den frühen 80er, haut nah miterleben. Selbst gut auf die eigentlich wichtigen Dinge des Lebens durch ein strebsames Elternhaus vorbereitet, gelang es mir schon bald, meine eigene Sichtweise von gesellschaftlichen Änderungen zu erhalten. Wer nichts lernt, ist nichts wert. Wer nichts wert ist, der hat nichts. Wer nichts hat, ist ein Wertloser. Der göttliche Dreiklang in den Jahren der WiWu-BRD, der Edelfresswelle und der Reiseorgien,galt für einen Sproß aus einem Malocher-Haushalt alle Male. Deshalb war ich gezwungen, schon bald, nämlich nach dem fest stand, dass es eine staatliche Unterstützung in Form der Bundesausbildungsförderung, kurz BaFöG, vulgo SparFöG, für mich nicht und später nur zum Teil gab, mit meiner eigenen Hände Arbeit das notwendige Brot zu verdienen. Unter den kapitalistischen Bedingungen der eigenen Reproduktion bedeutete dieses: " malochen "!
Deshalb hob ich in den Semesterferien meinen Allerwertesten und ging in die Niederungen der arbeitenden Bevölkerung. Wenn auch die Bandarbeit im 3-Schicht-Betrieb einer Glashütte keinen rechten Spaß bereitete, so war mir bereits zu diesem Zeitpunkt klar: " wat mutt, dat mutt!"
Auch die 3-Schicht-Maloche in der Niederlassung des weltgrößten Herstellers von Ceralien, der Firma " Kellog´s " war nicht die wahre Freude. Immerhin hatte ich mich jedoch dazu noch im Umfeld von Gleichgesinnten und armen Schluckern aus dem akademischen Subproletariat zu begeben, deren "linke" Sichtweisen der Probleme jener Gesellschaft aus den frühen 80er Jahren und deren sofortige Lösung mittels ihrer kritikbedachten Weltverbesserungstheorien waren mir schon bald ein Graus waren. Wer bestraft mich mit jenen Unmenschen zusammen arbeiten zu müssen, die der Gemeinschaft - ideologisch betrachtet - längst abhanden gekommen waren und deren entrückte Sichtweisen kaum nachvollziehbar waren?
Nun, es war weder der liebe Gott im Himmel, noch ein Plagiat in Form eines Dieners oder so gar ein Kanzlerkandidat der CSU mit dem zünftig, bajuwarisch klingenden Namen Dr. (h.c.) Franz - Josef Strauß ( im Kürzel seiner unzähligen Gegner nur "FJS " geschmäht ). Es war ich selbst, der sich in den Dunstkreis der Verdammten dieser Erde hinein begab, um dort möglichst schnell, mit genug Geld auf dem Konto, wieder auszusteigen.
Während ich von Montag bis Freitag / Samstagmorgen Pappkartons, deren Inhalt das aus Mais hergestellte, Karies fördernde und beinahe aus reinem Industriezucker bestehende Morgenfrühstück aufstapeln durfte und dafür relativ gut bezahlt wurde, stand plötzlich ein ebenso langhaariger, jedoch mit einem Kraut - und Rübenbart bestückter, recht fülliger Soziologiestudent vor mir, der einen orangen Overall und ein gleichfarbiges Halstuch trug. "Heidewitzka, wo haben sie den entlassen? ", dachte ich noch bei mir, als er bereits von dem Schichtleiter vorgestellt wurde. " Dann man tau! " Immerhin hatte er keine "linken" Hände und ein "Ultra" schien er auch nicht zu sein. So rätselte ich noch ein wenig darüber, was es denn mit seinem orangen Outfit auf sich haben könnte. Fragen wollte ich ihn nicht. So gingen wir denn nach Schichtende getrennter Wege.
Weil ich damals häufiger zum Platten kaufen in das Bremer " Viertel " ( Ostertor/Steintor ) fuhr, dort meinen R 4 in eine der immer zu geparkten Seitenstraßen, dort in eine der manchmal vorhandenen Parklücken, einfuhr und dabei - auch regelmäßig - an dem Kino im Viertel mit Namen "Schauburg" vorbei kam, konnte ich des Rätsels Lösung zu der orangen Kleidung alsbald lösen. In einer Vorschau zu einem im Programm befindlichen Film wurden Bilder über den Bagwhan in Poona gezeigt. Und, da liefen viele Menschen in oranger Kleidung umher. "Aha, da gehört der Bursche also hin. ", stellte ich zufrieden fest.
Kaum hatte ich die Information erhalten, kam es am folgenden Montag zu einer Diskussion mit dem erkannten Jünger des Heilslehrers Bhagwan. Ich wollte ihn nicht als Fan eines Scharlatans bloß stellen, aber meine Meinung über diesen Humbug musste ich einfach los werden. Das war´s dann schon bald danach mit dem orangenen Mann. Der flog, nachdem er genug Kohle gemacht hatte, zu seinem Vorbild zurück. In die dortige Kommune der Orangen. Was aus ihm geworden ist, habe ich nie erfahren können.
Die Jahre verflogen, längst hatte ich diese kurze Episode in meinem eigenen Leben abgelegt.Auch die beiden "SPIEGEL "-Titel aus den Jahren 1981 und 1984 sowie das "SPIEGEL"-Interview mit dem " Gesegneten", dem Bhagwan Shree Rajneesh, in seinem Domizil im indischen Poona aus dem Jahre 1984, waren aus dem Kurzzeitgedächtnis zugunsten sinnvollerer Informationen in das Archiv verschoben worden. Sannyasins, dass waren für mich verblendete Spinner, deren spiritueller Mumpitz nicht einmal ansatzweise mit meinen Lebensinhalten vereinbar war.
Poona, der Bhagwan, der sich später Osho nannte, waren deshalb nicht nur geographisch weit weg.
http://de.wikipedia.org/wiki/Osho
Das dort eine Sekte ihren nicht genormten Auffassungen vom eigenen Leben nach ging, wurde spätestens durch die Medienberichterstattung publik. Im immer noch intoleranten Westdeutschland der 70er Jahre wäre das Praktizieren solcher Lebensformen kaum denkbar, ohne dass die staatlichen Repressalien sofort einsetzen. Schon allein deshalb gründete der Bhagwan sein Ashram in Poona und nicht in ihren einem Ort in Europa, Deutschland oder Bayern.
Dennoch hatte er in einigen Teilen der BRD-Bevölkerung regen Zulauf. Seine Anhänger blieben - spätestens nach dem "SPIEGEL"-Bericht nicht mehr unbeobachtet. Wer Orange trug, sich mit einer Halskette auf dem das Konterfei des Gurus in einem Anhänger zu betrachten war und dann spirituellen Nonsens von sich gab, der durfte damit rechnen, alsbald vom Verfassungsschutz beobachtet oder von schwachköpfigen Nachbarn bei den Behörden angezeigt zu werden. Sektenmitglieder hatten einst in der von den beiden großen Kirchen beherrschten Normgesellschaft keine Chance.
Nun, der große Meister verstarb 1990 im Alter von 58 Jahren. Zuvor hatte er ein mehr als feudales Leben geführt. Er leistete sich eine Reihe von Luxuskarossen der Nobelmarke Rolls Royce, ließ sein Sannyasins in dem Ashram nur für Kost und Logis malochen und war aber auch den materiellen Zuwendungen - gleich welcher Art - nie abgeneigt. Ganz zu schweigen von seinem privaten Harem, dass er aus der Masse der nach Inhalt suchenden Frauen rekrutierte. Zwar hatte die Hippie-Bewegung der 60er Jahre bereits die Freie Liebe propagiert, jedoch galten die dort zelebrierten Lebensformen eher als anti - hierarchisch. Ebenso spielten materielle Vorgaben eine unter geordnete Rolle.
Das war in Poona anders. Der große Bhagwan ließ sich in seiner Edellimousine vorfahren, machte dem orangen Fußvolk seine Aufwartung, produzierte sich anschließend in den Sitzungen über spirituelle Handlungen und verschwand wieder. So manche Anhängerin aus gutem und reichem Hause war verzückt von dessen angeblicher Ausstrahlungskraft. Auch bei den männlichen Orangen hinter ließ er einen tiefen Eindruck. So wurden aus materielle verzogenen Wohlstandsabkömmlingen lammfromme Sannyasins. Viele gaben dabei ihr bisheriges - eher bürgerliches - Dasein auf; noch mehr Anhänger gaben dem Bhagwan ihr gesamtes Geld und Vermögen.
Als der "Gesegnete ", der selbst ernannte Guru 1990 verstarb war die Sekte von Poono in ein Nest im US-Bundesstaat Orgeon umgezogen. Hier brachen sofort Machtkämpfe um seine Nachfolge los und es gab natürlich viel Zwist um den schnöden Mammon. Der große Meister hatte nämlich ein Millionenvermögen hinter lassen, dass es galt, aufzuteilen. Einige Jahre nach dem Tod des Bhagwan löste sich dessen Sekte in Wohlgefallen auf. Was blieb, waren endlose Prozesse um Geld und Sachwerte aus seinem Nachlass.
Wenn das Weltliche, der dem Menschen immanente Drang nach Statussymbolen auf Spiritualität trifft, entsteht eine hoch explosive Melange, bei deren Implosion selbst in einem winzigen Ashram kein Auge trocken bleibt.
So verläuft sich die Spur des Bhagwan Shree Raineesh in der großen Wüste der unendlichen Zeit, ohne dass für die Mehrheit der Weltbevölkerung dessen Name je von Bedeutung war oder sein wird. So wie ich die einstige orange Sekte aus dem Sinn verloren hatte, wäre es vielleicht nicht erforderlich gewesen, hierüber einen Post abzufassen. Dieses wurde allerdings durch einen Werbespot in den Öffentlich Rechtlichen zur Vor-Tagesschau-Zeit geändert, der einen ab August 2011 in die Kinos, dieses, unseres Landes, zu einem Eintrittspreis ab 8,50 €, anlaufenden Film lobpries.
" Sommer in Orange " nennt sich das Machwerk.Eine Hommage auf den Bhagwan und seine Sannyasins als Filmkomödie. Wäre der Schwachsinn wirklich als Spielfilm gedreht worden, er hätte sogar einen Preis für eine historisch bedeutsame künstlerische Leistung verdient. So aber, also mehr als 37 Jahre nach Gründung des Ashram in Poona, 30 Jahre nach der "SPIEGEL"-Berichterstattung und mehr als 20 Jahre nach dem Tod des Meisters, wirken die in dem Schundstreifen produzierten Gags nicht einmal witzig. Was soll aus einem Drehbuch werden, in dem Aussteiger aus dem einst zweigeteilten Berlin in die bayrische Pampa ziehen, um dort ihrem abgedrehten Lebensvorstellungen freien Lauf geben zu wollen? Nichts! Wenn Preußen auf Bayern stoßen, brennt schon die Luft. Wenn Berliner auf Bauern in Bayernś Wallachei stoßen, gibt es meistens handfesten Streit. Die im einstigen FJS-Land der 70er und 80er Jahre dominierende landläufige Meinung über Nicht-Bayern, über Hngźugźogene, über Sau-Preißń definierte die CSU und bekam als Dank für ihr faschistoides Kampfvokabular regelmäßig zwischen 70 bis 90 % der Wählerstimmen.
Bayern war einst CSU, die CSU war einst Strauß, Strauß war einst ein Dämagoge! Im Sinne dieser - immer mit Gottes Hilfe über die Katholische Kirche vermittelt - Dreifaltigkeit handelten die Bauern in Bayern. Warum also - im Namen des Bhagwan - die Wahnvorstellungen seiner Anhänger ausgerechnet im Bauern-Bayernland umsetzbar sein sollen, vermag der Film nur durch verhohnepipelnde Handlungen zu erklären. Eine ernsthafte, cineastische Auseinandersetzung mit den nach Inhalten suchenden, verzogenen Bürgersöhnen und Töchtern aus gut situiertem Hause würde bei dieser Konstellation wohl kaum möglich sein, ohne die Realitäten aus der damaligen Zeit nicht knallhart aufzuzeigen. Fremdenhass, Intoleranz und Dummheit, gepaart mit Provinzialismus sowie einem am Existenzminimum geführtes Landleben in Bayern hätten nämlich dabei schonungslos dargestellt werden müssen.
Dann schon lieber ein Slapstick-Film ohne Anspruch,denn da soll ja gelacht und nicht vor Scham geweint werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sommer_in_Orange
Als Produkt der Kriegsgeneration, die sich als 20er bis 40er Jahrgänge des abgelaufenen 20. Jahrhunderts der sicheren Rente entgegen gearbeitet hat, durfte ich die Irrungen und Wirrungen der 68er in den 70er und der 60er in den frühen 80er, haut nah miterleben. Selbst gut auf die eigentlich wichtigen Dinge des Lebens durch ein strebsames Elternhaus vorbereitet, gelang es mir schon bald, meine eigene Sichtweise von gesellschaftlichen Änderungen zu erhalten. Wer nichts lernt, ist nichts wert. Wer nichts wert ist, der hat nichts. Wer nichts hat, ist ein Wertloser. Der göttliche Dreiklang in den Jahren der WiWu-BRD, der Edelfresswelle und der Reiseorgien,galt für einen Sproß aus einem Malocher-Haushalt alle Male. Deshalb war ich gezwungen, schon bald, nämlich nach dem fest stand, dass es eine staatliche Unterstützung in Form der Bundesausbildungsförderung, kurz BaFöG, vulgo SparFöG, für mich nicht und später nur zum Teil gab, mit meiner eigenen Hände Arbeit das notwendige Brot zu verdienen. Unter den kapitalistischen Bedingungen der eigenen Reproduktion bedeutete dieses: " malochen "!
Deshalb hob ich in den Semesterferien meinen Allerwertesten und ging in die Niederungen der arbeitenden Bevölkerung. Wenn auch die Bandarbeit im 3-Schicht-Betrieb einer Glashütte keinen rechten Spaß bereitete, so war mir bereits zu diesem Zeitpunkt klar: " wat mutt, dat mutt!"
Auch die 3-Schicht-Maloche in der Niederlassung des weltgrößten Herstellers von Ceralien, der Firma " Kellog´s " war nicht die wahre Freude. Immerhin hatte ich mich jedoch dazu noch im Umfeld von Gleichgesinnten und armen Schluckern aus dem akademischen Subproletariat zu begeben, deren "linke" Sichtweisen der Probleme jener Gesellschaft aus den frühen 80er Jahren und deren sofortige Lösung mittels ihrer kritikbedachten Weltverbesserungstheorien waren mir schon bald ein Graus waren. Wer bestraft mich mit jenen Unmenschen zusammen arbeiten zu müssen, die der Gemeinschaft - ideologisch betrachtet - längst abhanden gekommen waren und deren entrückte Sichtweisen kaum nachvollziehbar waren?
Nun, es war weder der liebe Gott im Himmel, noch ein Plagiat in Form eines Dieners oder so gar ein Kanzlerkandidat der CSU mit dem zünftig, bajuwarisch klingenden Namen Dr. (h.c.) Franz - Josef Strauß ( im Kürzel seiner unzähligen Gegner nur "FJS " geschmäht ). Es war ich selbst, der sich in den Dunstkreis der Verdammten dieser Erde hinein begab, um dort möglichst schnell, mit genug Geld auf dem Konto, wieder auszusteigen.
Während ich von Montag bis Freitag / Samstagmorgen Pappkartons, deren Inhalt das aus Mais hergestellte, Karies fördernde und beinahe aus reinem Industriezucker bestehende Morgenfrühstück aufstapeln durfte und dafür relativ gut bezahlt wurde, stand plötzlich ein ebenso langhaariger, jedoch mit einem Kraut - und Rübenbart bestückter, recht fülliger Soziologiestudent vor mir, der einen orangen Overall und ein gleichfarbiges Halstuch trug. "Heidewitzka, wo haben sie den entlassen? ", dachte ich noch bei mir, als er bereits von dem Schichtleiter vorgestellt wurde. " Dann man tau! " Immerhin hatte er keine "linken" Hände und ein "Ultra" schien er auch nicht zu sein. So rätselte ich noch ein wenig darüber, was es denn mit seinem orangen Outfit auf sich haben könnte. Fragen wollte ich ihn nicht. So gingen wir denn nach Schichtende getrennter Wege.
Weil ich damals häufiger zum Platten kaufen in das Bremer " Viertel " ( Ostertor/Steintor ) fuhr, dort meinen R 4 in eine der immer zu geparkten Seitenstraßen, dort in eine der manchmal vorhandenen Parklücken, einfuhr und dabei - auch regelmäßig - an dem Kino im Viertel mit Namen "Schauburg" vorbei kam, konnte ich des Rätsels Lösung zu der orangen Kleidung alsbald lösen. In einer Vorschau zu einem im Programm befindlichen Film wurden Bilder über den Bagwhan in Poona gezeigt. Und, da liefen viele Menschen in oranger Kleidung umher. "Aha, da gehört der Bursche also hin. ", stellte ich zufrieden fest.
Kaum hatte ich die Information erhalten, kam es am folgenden Montag zu einer Diskussion mit dem erkannten Jünger des Heilslehrers Bhagwan. Ich wollte ihn nicht als Fan eines Scharlatans bloß stellen, aber meine Meinung über diesen Humbug musste ich einfach los werden. Das war´s dann schon bald danach mit dem orangenen Mann. Der flog, nachdem er genug Kohle gemacht hatte, zu seinem Vorbild zurück. In die dortige Kommune der Orangen. Was aus ihm geworden ist, habe ich nie erfahren können.
Die Jahre verflogen, längst hatte ich diese kurze Episode in meinem eigenen Leben abgelegt.Auch die beiden "SPIEGEL "-Titel aus den Jahren 1981 und 1984 sowie das "SPIEGEL"-Interview mit dem " Gesegneten", dem Bhagwan Shree Rajneesh, in seinem Domizil im indischen Poona aus dem Jahre 1984, waren aus dem Kurzzeitgedächtnis zugunsten sinnvollerer Informationen in das Archiv verschoben worden. Sannyasins, dass waren für mich verblendete Spinner, deren spiritueller Mumpitz nicht einmal ansatzweise mit meinen Lebensinhalten vereinbar war.
Poona, der Bhagwan, der sich später Osho nannte, waren deshalb nicht nur geographisch weit weg.
http://de.wikipedia.org/wiki/Osho
Das dort eine Sekte ihren nicht genormten Auffassungen vom eigenen Leben nach ging, wurde spätestens durch die Medienberichterstattung publik. Im immer noch intoleranten Westdeutschland der 70er Jahre wäre das Praktizieren solcher Lebensformen kaum denkbar, ohne dass die staatlichen Repressalien sofort einsetzen. Schon allein deshalb gründete der Bhagwan sein Ashram in Poona und nicht in ihren einem Ort in Europa, Deutschland oder Bayern.
Dennoch hatte er in einigen Teilen der BRD-Bevölkerung regen Zulauf. Seine Anhänger blieben - spätestens nach dem "SPIEGEL"-Bericht nicht mehr unbeobachtet. Wer Orange trug, sich mit einer Halskette auf dem das Konterfei des Gurus in einem Anhänger zu betrachten war und dann spirituellen Nonsens von sich gab, der durfte damit rechnen, alsbald vom Verfassungsschutz beobachtet oder von schwachköpfigen Nachbarn bei den Behörden angezeigt zu werden. Sektenmitglieder hatten einst in der von den beiden großen Kirchen beherrschten Normgesellschaft keine Chance.
Nun, der große Meister verstarb 1990 im Alter von 58 Jahren. Zuvor hatte er ein mehr als feudales Leben geführt. Er leistete sich eine Reihe von Luxuskarossen der Nobelmarke Rolls Royce, ließ sein Sannyasins in dem Ashram nur für Kost und Logis malochen und war aber auch den materiellen Zuwendungen - gleich welcher Art - nie abgeneigt. Ganz zu schweigen von seinem privaten Harem, dass er aus der Masse der nach Inhalt suchenden Frauen rekrutierte. Zwar hatte die Hippie-Bewegung der 60er Jahre bereits die Freie Liebe propagiert, jedoch galten die dort zelebrierten Lebensformen eher als anti - hierarchisch. Ebenso spielten materielle Vorgaben eine unter geordnete Rolle.
Das war in Poona anders. Der große Bhagwan ließ sich in seiner Edellimousine vorfahren, machte dem orangen Fußvolk seine Aufwartung, produzierte sich anschließend in den Sitzungen über spirituelle Handlungen und verschwand wieder. So manche Anhängerin aus gutem und reichem Hause war verzückt von dessen angeblicher Ausstrahlungskraft. Auch bei den männlichen Orangen hinter ließ er einen tiefen Eindruck. So wurden aus materielle verzogenen Wohlstandsabkömmlingen lammfromme Sannyasins. Viele gaben dabei ihr bisheriges - eher bürgerliches - Dasein auf; noch mehr Anhänger gaben dem Bhagwan ihr gesamtes Geld und Vermögen.
Als der "Gesegnete ", der selbst ernannte Guru 1990 verstarb war die Sekte von Poono in ein Nest im US-Bundesstaat Orgeon umgezogen. Hier brachen sofort Machtkämpfe um seine Nachfolge los und es gab natürlich viel Zwist um den schnöden Mammon. Der große Meister hatte nämlich ein Millionenvermögen hinter lassen, dass es galt, aufzuteilen. Einige Jahre nach dem Tod des Bhagwan löste sich dessen Sekte in Wohlgefallen auf. Was blieb, waren endlose Prozesse um Geld und Sachwerte aus seinem Nachlass.
Wenn das Weltliche, der dem Menschen immanente Drang nach Statussymbolen auf Spiritualität trifft, entsteht eine hoch explosive Melange, bei deren Implosion selbst in einem winzigen Ashram kein Auge trocken bleibt.
So verläuft sich die Spur des Bhagwan Shree Raineesh in der großen Wüste der unendlichen Zeit, ohne dass für die Mehrheit der Weltbevölkerung dessen Name je von Bedeutung war oder sein wird. So wie ich die einstige orange Sekte aus dem Sinn verloren hatte, wäre es vielleicht nicht erforderlich gewesen, hierüber einen Post abzufassen. Dieses wurde allerdings durch einen Werbespot in den Öffentlich Rechtlichen zur Vor-Tagesschau-Zeit geändert, der einen ab August 2011 in die Kinos, dieses, unseres Landes, zu einem Eintrittspreis ab 8,50 €, anlaufenden Film lobpries.
" Sommer in Orange " nennt sich das Machwerk.Eine Hommage auf den Bhagwan und seine Sannyasins als Filmkomödie. Wäre der Schwachsinn wirklich als Spielfilm gedreht worden, er hätte sogar einen Preis für eine historisch bedeutsame künstlerische Leistung verdient. So aber, also mehr als 37 Jahre nach Gründung des Ashram in Poona, 30 Jahre nach der "SPIEGEL"-Berichterstattung und mehr als 20 Jahre nach dem Tod des Meisters, wirken die in dem Schundstreifen produzierten Gags nicht einmal witzig. Was soll aus einem Drehbuch werden, in dem Aussteiger aus dem einst zweigeteilten Berlin in die bayrische Pampa ziehen, um dort ihrem abgedrehten Lebensvorstellungen freien Lauf geben zu wollen? Nichts! Wenn Preußen auf Bayern stoßen, brennt schon die Luft. Wenn Berliner auf Bauern in Bayernś Wallachei stoßen, gibt es meistens handfesten Streit. Die im einstigen FJS-Land der 70er und 80er Jahre dominierende landläufige Meinung über Nicht-Bayern, über Hngźugźogene, über Sau-Preißń definierte die CSU und bekam als Dank für ihr faschistoides Kampfvokabular regelmäßig zwischen 70 bis 90 % der Wählerstimmen.
Bayern war einst CSU, die CSU war einst Strauß, Strauß war einst ein Dämagoge! Im Sinne dieser - immer mit Gottes Hilfe über die Katholische Kirche vermittelt - Dreifaltigkeit handelten die Bauern in Bayern. Warum also - im Namen des Bhagwan - die Wahnvorstellungen seiner Anhänger ausgerechnet im Bauern-Bayernland umsetzbar sein sollen, vermag der Film nur durch verhohnepipelnde Handlungen zu erklären. Eine ernsthafte, cineastische Auseinandersetzung mit den nach Inhalten suchenden, verzogenen Bürgersöhnen und Töchtern aus gut situiertem Hause würde bei dieser Konstellation wohl kaum möglich sein, ohne die Realitäten aus der damaligen Zeit nicht knallhart aufzuzeigen. Fremdenhass, Intoleranz und Dummheit, gepaart mit Provinzialismus sowie einem am Existenzminimum geführtes Landleben in Bayern hätten nämlich dabei schonungslos dargestellt werden müssen.
Dann schon lieber ein Slapstick-Film ohne Anspruch,denn da soll ja gelacht und nicht vor Scham geweint werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sommer_in_Orange
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