Kaiser - Kaisermania - Kaiserwetter



Aus reiner Neugier zappten wir zwischen Tagesschau, dem Brimborium zum Eröffnungsspiel zwischen den Hochgeschwindigkeitsfußballern des BVB 09 Borussia Dortmund und den Statisten des Hamburger Sportverein und dem dämlichen Gequassel in Waldi's Club zum Kanal 74, wo der Krisen geschüttelte Mitteldeutsche Rundfunk einen Live-Auftritt des Schlagerhansels Roland Kaiser in Dresden ausstrahlte.
Der Kaiser, inzwischen 59jährig, war zuletzt 2009 in der sächsischen Landeshauptstadt. Er hat viele - zumeist weibliche - Fans hier, denn nach der Wende bereiste er - wie andere Schlagerfuzzis auch - in schöner Regelmäßigkeit die Neuen Bundesländer, die damals nur der Osten oder davor Deutsche Demokratische Republik hieß.

Damals war er Ende 30, erfolgreich und eine nicht mehr wegzudenkende Größe im bundesdeutschen Schlagerkarussell, dass sich eher langsamer als schneller drehte. Die gleichen Fratzen ( West ) bevölkerten den Markt ( Ost ), um sich die Taschen mit DM-Transfers zu füllen. Der Roland, eigentlich Keiler ( hmmm, auch ein passender Name ) tat es ihnen gleich. Go east, old man!

Wenn Kaiser über 20 Jahren seinen Fans aus den Neuen Bundesländern treu geblieben ist, dann auch deshalb, weil diese ihm treu ergeben sind. So treu-doof, dass sie jedes Album, dass er seit der Wende auf den gesamtdeutschen Markt warf, massenhaft kauften. Kaiser hat mittlerweile 90 Millionen(!!!) Tonträger verkloppt. Nicht nur an Bekloppte, sondern an alle Freunde des deutschsprachigen Unterhaltungsmülls. In so manchen CD-Ständer stehen neben Grönemeyer, Westernhagen, Unheilig, auch Silberlinge des Kaiserś.

Demgemäß waren viele Fans sehr, sehr traurig, als der Roland im Februar 2010 auf seiner offiziellen Homepage öffentlich und hoch offiziell bekannt gab, dass er ab sofort nicht mehr öffentlich auftreten werde. Was war geschehen? Roland Kaiser litt an einer Lungenkrankheit, die ihn quasi arbeitsunfähig werden ließ. Das ist traurig, aber das Schicksal schlägt auch bei Prominenten zu. Für viele Menschen wäre die Diagnose möglicherweise der sichere Tod gewesen. Für Kaiser nicht,denn es fand sich eine Spenderlunge, die ihm transplantiert wurde.
Das Kaiser seit 2000 an einer Lungenkrankheit litt, wussten nur wenige.
Er ging mit seiner Erkrankung nicht in den Schmierenpostillen, den Klatsch - und Tratschblättern hausieren, sondern lernte mit der Krankheit zu leben.

Kaiser ist seit mehr als 35 Jahren im Geschäft. Hat seit dem viele Alben produziert und sehr viele Auftritte hinter sich. Er ist Profi durch und durch.
Nun, seine Veröffentlichungen waren nie die großen Durchreißer, nie die Mega-Hits oder die Verkaufsknüller. Sie dümpelten in den Charts seit 1976 eher im Mittelfeld oder gehoben Mittelfeld herum. Nach den erfolgreicheren 70er und 80er Jahren kam mit dem sich ständig ändernden Musikgeschmack eine Durststrecke. Diese wurde durch die gigantische Aufrüstung neuer Musikträger im Internet noch verlängert. Trotzdem verkauften sich Kaiser-CDs durchaus gut. Im Schnitt hat Kaiser über 3 Millionen Tonträger pro Jahr an die Frau gebracht. Nicht schlecht, für eher schlechte Musik!

http://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Kaiser/Diskografie

Da stand er nun auf der Bühne an den Elbwiesen; im Hintergrund die imposanten Bauten, wie Frauenkirche und sang. Ein Drei-Tage-Bart, ein biederer Haarschnitt und etwas zu viel Gewicht ließen den Kaiser wie den Kaiser von der Hamburg Mannheimer Versicherung aussehen. Er antichambrierte bei seinen - immer noch - überwiegend weiblichen Fans, die jene Lieder, die er im schleppenden, eher Sprechgesang, vortrug, Wort für Wort, Strophe für Strophe, Refrain für Refrain mit sangen. Kaisermania 2011 am 05. August des Jahres 2011 auf den Elbwiesen?

http://www.mdr.de/tv/kaisermania100.html

Nach etwas mehr als einer Viertelstunde hatten wir genug. Der piefige Langweiler mit dem dicklichen Gesicht, der verlorenen Stimme und den vielen Mitsängern und Mitsängerinnen, er ödete nur an. Des Kaiser's Comeback zwischen High-Speed-Fußball des zukünftigen Deutschen Fußballmeisters 2011/2012 und dem Bazi Waldemar Hartmann mit seinem Weißwurst-Bierbauch, er konnte einem richtig leid tun. Manchmal gilt auch für subalternde Männer: " Time to say goodbye! " Auch dann, wenn das Sommerwetter als Kaiserwetter dem Kaiser zwar eine lokale Kaisermania bescherte.

Und während die vielen - meist weiblichen - Fans in schunkelender Trägheit, dem trägen Gesang des Monarchen aus früheren Nachwendetagen mit glänzenden Augen nach schmachteten, offenbarte sich für den nicht verklärt zu schauenden TV-Glotzer, dass der Roland doch zu schwach auf der Brust ist; trotz Kaiserwetters und alle dem.

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