Carole King, die begnadete Mutter des Singer-Songwriter-Genre.

                                                                           (c)Linda D. Kozaryn-WIKIPEDIA
Der August verabschiedet sich so langsam von uns. Damit auch der Hochsommer und das öde TV-Sommerprogramm. Bei knackigen Temperaturen von über 30 Grad Celsisus und nächtlichen Werten über die 20 Grad-Marke, lässt er die nicht verwöhnten Urlaubsfrustrierten noch einmal richtig schwitzen. An eine geruhmsame Nacht ist - unabhängig von sonstigen in Betracht kommen Aktivitäten - nicht zu denken. Da traf es sich gut, dass das nach wie vor langweilige Abendprogramm einen richtigen Hingucker parat hatte.
Gemeint war nicht das einfältige Gekicke der schweizer Profifußballer des FC Zürich gegen den medial lobgehudelten FC Bayern München, dass bereits im Hinspiel entschieden wurde und dessen unerträgliche Kommentierung des wohl unter Drogen stehenden Wolf Dieter Fuß, bei einem neutralen Zuschauer die Frage nach dessen Honorarzahlung aufwerfen ließ, gemeint war auch nicht die schwachsinnige TV-Serie " Das Glück dieser Erde ", welche durch Sequenzen aus dem Lipizzanergestüt in Piber, bei so mancher verarmten Pferdefrau Zweifel an den eigenen Reitkünsten entstehen ließ und es war auch nicht der 25te Aufguß des historischen Romans " Robinson Crusoe " mit Pierce Brosman gemeint. Nein, der Knaller des Abends lief  ab 20.15 Uhr. auf ARTE. Jenem französisch-deutschen Gemeinschaftssender, der sich mit seinem Programm häufiger von der Masse der Verarschungskanäle mit ihren Soaps und sonstigen Formaten für intellektuelle Tiefflieger aus den Reihen der Genration Arschmade, wohltuend absetzt.

Unter dem Titel " Grace of my herat " zeigte ARTE einen Film, der die Historie der populären Musik ab Mitte der 50er Jahre aufzeichnet. In Anlehnung an die exzellente Songschreiberin Carole King, wird ein zeitkritischer Rückblick auf jene Zeit geboten, in der die als Edna Buxton benannte Hauptakteurin sich von den Fesseln ihrer reichen Herkunft löst, um ihr eigenes Leben zu gestalten. Buxton, dargestellt von Ilena Douglas, erhält schon bald den Künstlernamen " Denise Waverly " und versucht sich zunächst als Sängerin in einem kleinen Wettbewerb um einen fiktiven Plattenvertrag. Schon kurz danach muss sie - obwohl Siegerin - sich erklären lassen, das die Plattenfirma keine weiblichen Interpreten in dem Genre sucht, da derartige Platten nicht abzusetzen seien.
Enttäuscht und frustriert gerät sie - eher zufällig - an den Plattenproduzenten Joel Millner, einem kreativen Oberchaoten, der sein Label " Brill Records " nennt und sich eher schlecht als recht durch die Zeit und den Markt quält.

Er puscht Denise zu wahren Höchstleistungen und landet mit ihren Songs einige Nummer Eins - Hits. Die 50er, gekennzeichnet durch schmalzige Liebessongs, die von Formationen wie den Everly Brothers, den Drifters oder den IsleyBrothers oder durch jazzige bis bluesigen Interpreten ( Rhytm &; Blues )sowie durch Country &; Western- Musik, wurde alsbald durch den Rock &; Roll abgelöst. In jenem Zeitfenster beginnt die Karriere von Denise. Sie schreibt viele Lieder für andere Musiker, ehe sie selbst ein Album vorlegt, dass aus eigens komponierten und gesungenen Stücken besteht. Zwischenzeitlich verliebt sie sich in einen Musiker, von dem sie kurz darauf ein Kind bekommt. Trotz der Schwangerschaft und der späteren Mutterpflichten arbeite Denise weiter in ihrem Beruf und wird immer erfolgreicher. Eine weitere Schwangerschaft unterbindet sie durch eine ( illegale) Abtreibung, weil sie bereits zu diesem Zeitpunkt bemerkt, dass die Ehe nicht mehr richtig funktioniert.
Der eigene Mann indes kann wohl den steilen Karriereanstieg mit seinem Ego nicht vereinbaren und betrügt sie mit einer anderen Frau. Denise ertappt das Paar inflagranti und trennt sich von ihm.
Nach der Scheidung verliebt sie sich in einen verheirateten und erheblich älteren Rundfunkjournalisten, der nach eine längeren Affäre mit Denise, aus beruflichen Gründen New York verlässt.

Das veröffentlichte Album von Denise wird nicht mehr fertig gestellt. Obwohl es von einem begnadeten und jüngeren Kollegen begleitet und produziert wird, denn "Brill records " geht pleite und Denise setzt sich mit  ihrer neuen Flamme nach Malibu in LA /Kalifornien ab. Hier erlebt sie traumhafte Jahre mit ihrem dann Ehemann, ehe dieser sich, bedingt durch schwere Depressionen und exzessiven Drogenkonsum in den Endsechziger Jahren das Leben nimmt. Zusammen mit einerFreundin und deren Kinder lebt sie später als Hippie auf einer Farm und verdingt sich mit eigenen Gemüseanbau.
Plötzlich erscheint - wie Phoenix aus der Asche - der einstige Plattenproduzent Joel Millner, der sie wohl seit längerem gesucht hat und überredet sie, endlich ihr eigenes Album zu produzieren. Dieses wird unter dem Titel " Grace of my heart " ein sensationeller Erfolg.
Denis´ Leben gerät wieder in die Spur und sie schreibt für Joel und dessen unter Vertrag stehenden Musikern viele weitere, durchaus erfolgreiche Stücke.

" Grace in my heart " gibt einen vollständigen Rückblick auf jene Zeit, jene Ära, in der Musik nicht oder noch nicht mit gigantischen Geldsummen produziert wurde. In der Talente nicht in blödsinnigen Castingshows verheizt wurden. In der der Computer kaum eine Rolle spielte und die Technik eher überschaubar war. Ein exzellentes Gemisch aus Melodram und Musikhistorie, in dessen Mittelpunkt eben die leicht abgewandelte Biographie der US-Singer-Songwriterin Carole King steht.
Sehr überzeugend werden die Rollen von John Turturro, Matt Dillon und Erich Stolzt gespielt. Ein überraschendes Wiedersehen gibt es auch mit dem " Easy Rider " Peter Fonda als kiffender Guru und verkappter Seelenklempner.

Einst waren die Songs von Carol King sehr gefragt, dann gönnte sich die bald 70jährige eine längere künstlerische Pause, ehe sie in den 2000er wieder auf Konzerttournee ging und dabei weitere Alben veröffentlichte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Carole_King

Carol King ist eine begnadete Komponistin, Sängerin und Singer-Songwriterin, da können sich viele Kolleginnen und Kollegen eine dicke Scheibe abschneiden.


   

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