Rod Argent: " I Am the Dance of Ages " - Ein britischer Keyboarder eilte seiner Zeit voraus.


Als in den ersten Jahren der 1960er die populäre Musik sich in verschiedene Stilrichtungen entwickelte und der Rock´n ` Roll durch sie teilweise abgelöst wurde, gehörten zu den Interpreten des britischen Pop, der Beatmusik, auch Gruppen, wie " The Animals ", " The Grapefruit " oder auch " The Zombies ". Jener Formation um die beiden Liederschreiber und Texter Chris White und Rod Argent.
Während Formationen wie " The Animals " mit ihren Stücken und Alben erfolgreich waren, hielt sich der musikalische Erfolg der " Zombies " in Grenzen.
Eigentlich lässt sich deren Popularität auf ein Stück reduzieren: " Time of the Season ". Vielleicht könnte der Anhänger jener Gruppe noch " She´s not there " dazu zählen. Dann wäre aber auch schon finito.




Obwohl " The Zombies " bereits 1961 gegründet wurden, gelang ihnen bis zu ihrer offiziellen Auflösung 1968 nur der Disko - Knüller " Time of the Season ", der einst mit Single - Stücken wie " Deep Water " von " The Grapefruit ", " Ring of Fire " von " The Animals ", " Love is Blue " von der R &; B - Gruppe " The Dells " oder " Time has come today " von den ebenfalls aus dem US kommenden " Chambers Brothers " aufgelegt wurde. Es waren eben jene so genannten " Schwoofstücke ", die bei gedimmten Licht so manchen " Grapscher " aus der damaligen Zeit das Leben erleichterten und den Erfolg, die Tanzpartnerin zum Knutschen und mehr zu bewegen, wahrscheinlicher machten.

http://de.wikipedia.org/wiki/The_Zombies


Nun, die Gruppe " The Zombies " spielte ab Mitte der 60er bis zu ihrer Auflösung indes nicht nur melancholische Stücke, sondern Argent und White zog es eher zur experimentellen Musik hin. Damit waren sie ihrer Zeit jedoch zu weit voraus, weshalb eben der Kommerz und der marketingmäßige Bekanntheitsgrad an ihnen vorüber zog. Nachdem " The Zombies " im Jahr 1968 der Vergangenheit angehörten, gründete das Duo White/Argent die Formation " Argent ".
Zusammen mit den Musikern Robert Henrit am Schlagzeug und Jim Rodford am Bass, spielten Chris White an der Gitarre sowie Rod Argent an den Tasteninstrumenten im Jahr 1970 auf dem Album " Argent " folgende  Stücke ein:


  1. "Like Honey" - 3:15
  2. "Liar" (Russ Ballard) - 3:14
  3. "Be Free" - 3:52
  4. "Schoolgirl" (Ballard) - 3:22
  5. "Dance In the Smoke" - 6:19
  6. "Lonely Hard Road" (Ballard) - 4:24
  7. "The Feeling's Inside" - 3:51
  8. "Freefall" - 3:21
  9. "Stepping Stone" - 4:40
  10. "Bring You Joy" - 4:11


Ein Jahr später erschien die Vinylscheibe " Ring of Hands ", auf der neben White auch John Varity an der Gitarre zu hören ist. Die Band wird zudem von John Grimaldi, der die klassischen Instrumente Cello, Violine und Mandoline spielte, unterstützt. Russ Ballard hatte zwischenzeitlich die Gruppe verlassen und versuchte eine eigene Formation auf die Beine zu stellen.

 http://www.roxikon.de/rock/rock-formationen/argent/


Wie schon auf dem Debütalbum, finden sich auch hier eher mundgerecht eingespielte Songs mit einer damals noch üblichen Spieldauer von 3 bis maximal 6 Minuten und eine längere Komposition. 

Side One
  1. "Celebration" (2:55)
  2. "Sweet Mary" (4:06)
  3. "Cast Your Spell Uranus" (Russ Ballard) (4:31)
  4. "Lothlorien" (7:50)
Side Two
  1. "Chained" (Ballard) (5:19)
  2. "Rejoice" (3:46)
  3. "Pleasure" (4:52)
  4. "Sleep Won't Help Me" (5:11)
  5. "Where Are We Going Wrong" (Ballard) (4:10)




Bereits ein Jahr später erschien das dritte " Argent " - Album mit dem Titel " All Together Now ". Auf der 1972 heraus gebrachten Vinyl - Scheibe finden sich diese Stücke:


  1. "Hold Your Head Up" (Rod ArgentChris White) - 6:18
  2. "Keep On Rollin'" (Argent, White) - 4:32
  3. "Tragedy" (Russ Ballard) - 4:50
  4. "I Am the Dance of Ages" (Argent, White) - 3:46
  5. "Be My Lover, Be My Friend" (Argent, White) - 5:21
  6. "He's a Dynamo" (Ballard) - 3:48
  7. "Pure Love" (Argent, White) - 13:07






Die LP wurde von Chris White, der auf der Scheibe nicht selbst als Gitarrist und Sänger zu hören ist, und  Rod Argent in den zum Beatles - Kult zählenden  " Abbey Road " - Studios ein Jahr zuvor eingespielt. Wohl aus Achtung vor den " Beatles ", die sich zuvor getrennt hatten, erhielt das Album den Titel eines ihrer Songs: " All Together Now ".

Wiederum knapp ein Jahr darauf veröffentlichten " Argent " ihr viertes Album mit dem Titel   " In Deep ".

 1."God Gave Rock and Roll to You"  Ballard                6:44

2."It's Only Money, Part 1"                Ballard                 4:03

3."It's Only Money, Part 2"               Ballard                  5:08

4."Losing Hold"                               Argent/White          5:30

5."Be Glad"                                     Argent/White         8:38

6."Christmas for the Free"               Argent/White          4:15

7."Candles on the River"                Argent/White           7:01

8."Rosie"                                        Ballard                    3:44



Auf dieser Scheibe sind nicht nur Kompositionen des kongenialen Duos Argent / White zu hören, sondern die Hälfte der Songs schrieb Russ Ballard, der bekanntlich ein Jahr zuvor in die Gruppe wieder aufgenommen worden war. Ballard ersetzte damit endgültig den Gitarristen Chris White, der sich nur noch der Produktion auch dieses Albums widmete. Die Band wird dabei erneut von John Varity und John Grimaldi musikalisch unterstützt.

Die Langspielplatte " Nexus ", das fünfte Studioalbum, das die Rockgruppe " Argent " 1974 einspielte, hielt sich thematisch an die Entdeckung eines Asteroiden am 7. März 1973 durch den in Hamburg tätigen tschechischen Astrophysiker Lubos´ Kohoutek, der eine Voraussage damit verband, dass sich dieser Himmelskörper im Laufe der Jahre zu einem der hellsten, nächtens sichtbaren Schweifsternen entwickeln würde.
So widmete " Argent " denn den ersten Titel jenem Asteroiden, dem zudem angedichtet wurde, er könnte sich dem Erdtrabanten bedrohlich nähern, was zu einer wahren Kometenhysterie beitrug:
   
Side One
  1. "The Coming Of Kohoutek" - 3:10
  2. "Once Around The Sun" - 2:20
  3. "Infinite Wanderer" - 3:02
  4. "Love" (Ballard) - 3:51
  5. "Music From The Spheres" - 8:10
Side Two
  1. "Thunder And Lightning" (Ballard) - 5:05
  2. "Keeper Of The Flame" - 6:02
  3. "Man For All Reasons" (Ballard) - 4:44
  4. "Gonna Meet My Maker" (Ballard) - 4:35




Im Dezember 1974 brachte " Argent " dann das erste " Live " - Album heraus. Unter dem Titel " Encore - Live in Concert ".  Von den Auftritten, die das Quartett 1974 in den englischen Städten London - hier im Drury Lane Theatre -, St. Albans und Sweansea hatte, wurden diese gespielten Songs in ihrer Live - Version veröffentlicht:

  1. "The Coming of Kohoutek" (Chris White, Rod Argent) – 10:34
  2. "It's Only Money, Pt. 1" (Russ Ballard) – 3:51
  3. "It's Only Money, Pt. 2" (Russ Ballard) – 5:04
  4. "God Gave Rock and Roll to You" (Russ Ballard) – 7:03
  5. "Thunder and Lightning" (Russ Ballard) – 6:21
  6. "Music from the Spheres" (Chris White, Rod Argent) – 9:15
  7. "I Don't Believe in Miracles" (Russ Ballard) – 3:27
  8. "I Am the Dance of Ages" (Chris White, Rod Argent) – 9:28
  9. "Keep on Rollin'" (Chris White, Rod Argent) – 5:19
  10. "Hold Your Head Up" (Chris White, Rod Argent) – 11:16
  11. "Time of the Season" (Rod Argent) – 6:38


Die Band - wohl auf dem Zenit ihres Schaffens - ließ es auf den vier Vinyl - Seiten mit über 78 Minuten Spielzeit ordentlich Krachen. Bereits die " Live " - Version des " Kohoutek " - Stückes gerät mit der dreifachen Zeit zu einem wahren Epos rund um den dann schnell vergessenen Kometen.
Es folgt dann das Doppelstück " Is Only Money ", das immerhin auch über acht Minuten knackigen Rock bringt.
Auf der B - Seite finden sich die Songs " Good Gave Rock an Roll to You ", ein Stück, das sich ebenfalls auf dem vierten Studioalbum " In Deep " wieder findet, " Thunder and Lightning ", das erste Lied der " Nexus " - B - Seite sowie " Music from the Spheres vom selben Album, das dort den Abschluss der Vinyl - Scheibe bildet und hier live ein wenig länger gerät.

Die zweite Scheibe wird mit " I Don´t Believe in Miracles " eröffnet, dem Song, der bislang noch nicht von " Argent " selbst veröffentlicht wurde, sondern der sich auf dem Solo - Album des Ex - " Zombie " - Mitglieds Colin Blunstone wieder findet und der von Russ Ballard 1972 komponiert wurde.
Der eigentliche " Kracher " folgt dann als zweites Stück " I´Am the Dance of Ages ", einer Nummer, die " Argent "  auf dem " All Together Now " - Album einspielte und das auf " Encore " eine epische Länge von fast 9 1/2 Minuten einnimmt. Rod Argent lässt seine Synthesizer und  das Mellotron, kombiniert mit der elektrischen Orgel, ordentlich spacen.
Die A - Seite der 2. Vinylscheibe wird schließlich durch " Keep on Rolling " von dem ´72er " All Together Now " - Album abgerundet.

Auf der B - Seite improvisiert das Quartett mit " Hold Your Head Up " zu dem ersten Song jenes Studioalbums von 1972 und dehnt den Titel auf beinahe das Doppelte an Spielzeit aus.
Hier wird deutlich, dass " Argent " auf eine rockige Stimmungstruppe sein kann. Das Doppelalbum schließt mit der Hit - Single der " Zombies ", eben dem Stück " Time of the Season ", jenem Song also, der bereits nach dem Auseinandergehen der " Zombies " und dem " Odessey " - Album im Jahre 1968, dann doch - außer in Großbritannien selbst - zum Hit avancierte.

" Encore " entpuppte sich indes als Verkaufsrenner der Formation " Argent ".
Aber nicht nur deshalb wurde es ein Vierteljahrhundert später auf CD wieder veröffentlicht. Das Live - Doppelalbum stammt aus jener Zeit, in der es zum guten Ton - im wahrsten Sinne des Wortes - gehörte, dass eine Rockgruppe ihr gezeigtes Können auf der Bühne auch in Vinyl presst und den Fans wieder gibt. Von der Musikindustrie forciert, den vielen Managern aus Eigennutz gefördert und den Konsumenten - überwiegend klaglos - hingenommen, wurden Jahr für Jahr unzählige Doppelalben produziert, veröffentlicht und verkauft. Sie fanden sich - häufig üppig aufgemacht - in den Schubern, Ständern oder Verkaufsregalen wieder.

Was die Doppel - LP des britischen Gruppe " Argent " nun wirklich von den zahllosen anderen Alben gleicher Art unterscheidet, kann ich - fast 40 Jahre nach ihrer Veröffentlichung - beim besten Willen nicht sagen. Das Cover, das Inlet oder der Name dieser Band selbst, hätten mich möglicher Weise kaum interessiert, wäre, ja wäre da nicht der werktäglich ab 17.05 Uhr vom NDR einst ausgestrahlte " Fünf - Uhr - Club " gewesen, der - mit unterschiedlichen Moderatoren versehen - vormals neben annehmbaren Wortbeiträgen und Informationen zu Musikern und Veranstaltungen, eben viel aktuelle Musik spielte.  Das große Vorbild von anno Tobak war die BBC - Sendung " Five´o Clock - Club ". In jenem NDR II - Adapteten moderierten exzellente Leute, wie
Günter Fink,Volker Thormälen,Wolfgang Hahn,Ulli Harras, Dethard Fissen und natürlich Henning Venske. 
Und eben jener Henning Venske spielte eines nachmittags im zwischenzeitlich legendären " Fünf - Uhr -Club " bei NDR II das Stück " Dance of Ages " von " Argent ". Henning war ein glänzender Moderator, der mit seiner politischen Einstellung nie hinter dem Berg hielt und so manch beißende  Kritik in Richtung der konservativen Mehrheit in der BRD abgab und dabei das eigene Haus nicht verschonte.  


Henning Venske war es jedenfalls, der den " Argent " - Titel von über 10 Minuten Spieldauer anmoderierte und dabei etwas spöttisch formulierte: " Ich lege mich derweil zum Schlafen ".
Dennoch spielte er den Titel ganz aus. Radiosendung waren damals keine Wegwerfware mit austauschbaren Titeln und Moderatoren. Kaum hatte ich das Stück im Dezember 1974 gehört, landete das Album einige Wochen später in meinem Plattenschrank. Und hier blieb es bis heute. In meinem Archiv unter dem Buchstaben " A " eingeordnet.

Die Band produzierte aber auch nach " Encore " weitere Vinylscheiben. 
1975 wurde " Circus veröffentlicht. Ein Studioalbum, auf dem eben die zum festen Quintett, teilweise zum Sextett  erweiterte  Band folgende Titel eingespielt hatte:


Side One
  1. "Circus" - 3:45
  2. "Highwire" - 9:05
  3. "Clown" - 5:50
Side Two
  1. "Trapeze" (Jim Rodford) - 8:48
  2. "Shine on Sunshine" - 4:02
  3. "The Ring" - 1:20
  4. "The Jester" - 3:35



Im Oktober des selben Jahres folgte " Counterpoints " auf der sich die Formation mit dem " Genesis " - Schlagzeuger und späteren Solokünstler Phil Collins zeigte.





Dann wurde es merklich ruhiger um die Gruppe. Im Jahr 1976 kam ein Compiler mit dem sattsam bekannten Titel " Best of.. " auf den Markt. Die Formation löste sich in diesem Jahr auf. Rod Argent blieb indes der Musik treu und fungierte als Studio - und Gastmusiker in anderen Gruppen. 
In der Folgezeit brachten die Plattenvertriebe " Epic " und " RCA " weitere Tonträger mit einer Vielzahl von bereits bekannten " Argent " - Songs heraus.



















  • 3
  • Tragedy
  • Argent
  • 5:35
















  • 5
  • The Fakir
  • Argent
  • 13:47





  • Mitte der 90er setzte sich die Gruppe für eine BBC - Session zusammen, von der 1995 ein LiveAlbum und zwei Jahre später eine Gesamtveröffentlichung auf CD angeboten wurde.

    Die einstigen Bandmitglieder gründeten entweder eigene Gruppen oder spielten, wie beispielsweise 
    Jim Rodford und Robert Henrit, die bei der Band " The Kinks " einstiegen, in anderen Formationen. 

    2010 trat " Argent " in der einstigen Besetzung im Rahmen des High - Voltage - Festivals in London auf. 


    BBC - Session 1997

    Tracklist:

    01. Rejoice
    02. Where are we going wrong?
    03. Cast your spell Uranus
    04. Tragedy
    05. Keep on rolling
    06. Hold your head up
    07. Liar
    08. Rejoice
    09. Keep on rolling
    10. Tragedy
    11. It's only money part 1
    12. It's only money part 2
    13. God gave rock 'n' roll to you



    http://en.wikipedia.org/wiki/Argent_(band)


    Die Mannen um Rod Argent sind indes in die Jahre gekommen, was sich auf die Qualität ihrer dann und wann geplanten Live - Auftritte nicht auswirkt. So bleibt " Argent " denn auch eher ein kleiner Baustein in einer Musikrichtung, die mit Ende der 60er bis in die 70er Jahre hin durchaus populär war: den Prog - Rock.

    Kommentare

    Octapolis hat gesagt…
    Das »End Of The Season«-Vinyl sieht anbetungswürdig stylish aus!
    Lobster53 hat gesagt…
    Joh, das war ja zu dieser Zeit in. Frau / Mann trug poppige, grelle Farben, trank " Afri - Cola ", tourte auf den Musikveranstaltungen herum und kaufte " Flower - Power " - Platten. Leider ist mir das Original der 45er Vinyl der " Zombies " irgendwann abhanden gekommen.

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