SV Werder Bremen: Lebenslang Grün - Weiß!

Der bundesdeutsche Fußballfan kann sie nun getrost ad acta legen, die 50. Spielzeit der Bundesliga. Welche Entscheidungen in Bezug auf den Auf - oder Abstieg in das Fußballoberhaus nach dem 18. Mai 2013 gefallen sind, dürfte aus Sicht der Vereine von Platz 1 bis 15 nur bedingt interessant gewesen sein. Und so nimmt der Anhänger des SV Werder Bremen es mit einer gewissen Gelassenheit zur Kenntnis, dass dieser Klub es auch in der Saison 2012 / 2013 geschafft hat, sich aus eigener Kraft von dem durchaus herum geisternden Abstiegsgespenst zu entledigen. Der Preis dafür war hoch, denn mit zunehmender Dauer der 50. Spielzeit und den eher nur mäßigen Leistungen des Vereins von der Weser, kam hörbare Kritik an dem verantwortlichen Duo Thomas Schaaf und Klaus Allofs auf. Die während vieler Jahre verwöhnten Fans des SV Werder wurden nicht nur unruhig, sondern sie pfiffen die Mannschaft bei einigen Heimspielen sogar aus. Der Medienzirkus mit seinen selbst ernannten Fußballexperten hielt sich mit unsachlichen Kommentaren, Mutmaßungen und Forderungen genauso wenig zurück, wie es die Zuschauer im Weser Stadion und so mancher mitleidende während der Live - Übertragungen der Werder - Spiele vor dem TV - Geräten auf taten.

So mancher Fluch kam mir über die Lippen, wenn der SV Werder sich in der abgelaufenen Saison auf der Verliererstraße befand, die Gegner zu viele Tore schossen und die Abwehr eher wie ein löchriger Schweizer Käse aussah, das Mittelfeld eher konzeptlos agierte und der Sturm sich nur als laues Lüftchen entpuppte.
Das war nicht immer so. Weshalb ich in der Jubiliäumssaison auch viel lieber an die guten alten Zeiten erinnert wurde, als es im Weser Stadion hieß: " Werder Bremen - Power auf Dauer ", die Fans skandierten " Einer geht noch rein ! " und " Oh, wie ist das schön! " oder der Mannschaft stehende Ovationen zu der exzellenten Leistung auf dem saftigen grünen Rasen zollten.

Als ich 1978 als Student nach Bremen kam, gehörte mein Fußballherz dem VFL Borussia Mönchengaldbach. Die " Fohlen " - Elf, die " Gladbacher ", die Truppe vom Niederrhein hatte zuvor über viele Jahre glänzenden Fußball gespielt. Dafür waren Namen wie Netzer, Wimmer, Heynckes ein Garant. Später dann auch Vogts, Bonhof oder der quirlige Däne Alan Simonsen. Als Anhänger der " Gladbacher " durfte ich mich denn auch gegenüber meinen Studienkollegen outen. Diese, allesamt Werder - Fans, lächelten denn eher müde, als ich von dem Verein schwärmte. Und so nahmen sie mich am 28. 08. 1979 zu einem Flutlichtspiel des SV Werder Bremen gegen die Mannschaft von Borussia Dortmund mit. Es war ein Dienstagabend. Der SVW spielte nicht überragend, gewann dennoch mit 2:1. Die Tore damals schossen Benno Möhlmann und Klaus Wunder. Der Trainer war der Ex - Spieler des 1. FC Köln Wolfgang Weber. Die Dortmunder wurden von keimen Geringeren als Udo Lattek trainiert. Die Begegnung haute mich einst nicht gerade vom Hocker und so ertrug ich auch jene Frotzeleien meiner Studienkollegen über meine Vorliebe zu den Gladbachern.

Das ist nun fast 34 Jahr her. Seit dem floss viel Wasser die Weser herunter. Ich mutierte von einem " Fohlen " - Fan zu einem Grün - Weißen. Nicht nur, weil mich andere Studienkollegen einige Male danach in das Bremer Weserstadion mit nahmen, wo zu jener Zeit die ermäßigte Stehplatzkarte nur 5 Deutsche Mark kostete,wohl auch deshalb nicht, weil nach dem sportlichen Abstieg des Vereins in der Saison 1979/1980, dem darauf folgenden Neuanfang mit dem Trainer Otto Rehhagel, ein kometenhafter Wiederaufstieg und eine damit verbundene Erfolgsgeschichte rund um den SVW zu vermelden war und möglicher Weise auch deshalb nicht, weil ich als Radiohörer, alsbald die Hansawelle von Radio Bremen vor dem zuvor heiß geliebten WDR mit seinen Sportprogrammen präferierte. Es war eine prima Mischung aus Alledem. Ein büschen Lokalpatriotismus, eine Prise Hochachtung vor dem Macher " König Otto I von Bremen " und der unbändige Drang, über den Verein gut informiert zu sein. Die Triebfeder des uneingeschränkten Bekennens zum SV Werder Bremen war ab die zuvor stetig gewachsene Abneigung zu den Bayern insgesamt und dem FC Bayern aus München im besonderen. Endlich hatte es ein Fußballverein wieder einmal gewagt den " Bayern Paroli zu bieten " - so formulierte es einst " Uns " Otto Rehhagel.

Die Jahre vergingen. Der SVW avancierte zum " Bayern " - Jäger Nummer Eins. Es reihten sich große Erfolge, überragende Spiele, aber auch bittere Niederlagen aneinander. Das Rehhagel´sche Konzept, erfahrene Spieler und junge Akteure zu einer Mannschaft zu formen, aus bekannten Spielern und unbekannten Talenten eine Elf auf den Rasen zu schicken, die - nicht nur im heimischen Stadion - motiviert war, den Gegner mit Offensiv - Fußball zu besiegen, schien aufzugehen. Nach einigen Anläufen, bei dem der SV Werder Bremen knapp an dem Meistertitel vorbeischrammte, war es 1987/88 endlich so weit. Die zweite Deutsche Fußballmeisterschaft durfte gefeiert werden. Nachdem Otto Rehhagel von dem zuvor bedingungslosen " Hurra " - Stil in das Konzept der " kontrollierten Offensive "  umgewandelt hatte. Der Erfolg zeigte sich aber nicht nur mit dem Meisterschaftsgewinn. Auch auf dem internationalen Parkett konnte Werder Bremen bestehen.

Nur zu gerne erinnere ich mich an die " Wunder von der Weser " - die de facto ja keine waren, denn Werder spielte glänzenden Fußball -, als eine 1:4 - Schlappe in Moskau mit einem 6:2 in Bremen kompensiert wurde. Als ein kläglich 0:3 gegen den DDR - Dauermeister ( Rekordmeister, würden die Bazi - Lobhudler von heute sagen ) noch mit einem 5:0 im heimischen Weserstadion wett gemacht werden konnte. Als einst der SVW gegen den RSC Anderlecht bis zur 66 Minute bei strömenden Regen noch mit 0:3 zurück lag und dann bis zum Abpfiff 5 Tore erzielte. Viele der damaligen Akteure sind in irgendeiner Weise dem Fußball verbunden geblieben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Werder_Bremen#Historische_Spiele_und_die_.E2.80.9EWunder_von_der_Weser.E2.80.9C

Auch als die Mannschaft damals den SSC Neapel mit den Weltstars Maradonna, Zola und Alemao oder auch Careca mit 3:2 in Neapel und in einem sagenhaften Spiel in Bremen mit 5:1 aus dem Weserstadion fegte, war ich im Weserstadion, das während des Spiels einem einzigen Tollhaus glich. Selbst die eher sehr zurückhaltenden, die kühlen Fans aus dem oldenburgisch - ostfriesischen Umland skandierten " Diego, Diego, hahaha! ". Der an diesem Abend glänzend aufgelegte Mittelfeldspieler des SVW, Mirko Votava, ließ Diego Maradonna ganz alt aussehen, lief dem Weltfußballer sämtliche Bälle ab und benötigte nicht einmal ein Foul dafür. Der Ex - Dortmunder, der von Otto Rehhagel aus Spanien geholt wurde, hatte seine besten Jahre in Bremen.

Der SV Werder Bremen hatte in den späten 80er und bis in die Mitte der 90er Jahren seine beste Zeit.
Nach dem Gewinn der zweiten Bundesligameisterschaft rangierten die Bremer ständig unter den ersten Teams; mindestens aber im einstelligen Tabellenplatzbereich. Die Mannschaft um Otto Rehhagel gewann dann 1992/1993 erneut die Meisterschaft, schloss in der Folgesaison mit Platz 8 ab und konnte 1994/1995 noch einmal Vizemeister werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Werder_Bremen#1987.E2.80.931995:_Titel_und_Erfolge

Als Otto Rehhagel dann nach immerhin 14 erfolgreichen Jahren an der Weser zum Erzrivalen nach München ging, wurde eine eher durchwachsene Zeit eingeläutet, die vor allem durch viele Trainerwechsel gekennzeichnet war.
Der gebürtige Niederländer Aad de Mos schwang nach Rehhagels Abgang für einige Monate das Zepter beim SVW. Allerdings mit wenig Fortune. De Mos musste gehen.
Werder verpflichtete den Dresdner Dixie Dörner, der zu dieser Zeit beim DFB tätig war als Nachfolger. Der Ex - DDR - Auswahlspieler wurde dann den immer noch zu hohen Erwartungen an der Weser nicht gerecht und musste nach nur 1 1/2 Jahren seinen Platz zugunsten von Wolfgang Sidka räumen. Der Ex - Profi Wolfgang " Wolle " Sidka schaffte es allerdings ebenfalls nicht, den Verein wieder auf die Erfolgsspur zu führen. Im Gegenteil: Der SVW stand in der Saison 1997/ 1998 ständig im unteren Tabellendrittel und drohte 1998/1999 sogar abzusteigen. Sidka wurde entlassen. Für ihn kam Felix Magath, der nur kurzfristig eine Verbesserung erreichen konnte, dem jedoch wegen seiner gewöhnungsbedürftigen Trainingsmethoden der Laufpass gegeben wurde. Zwischenzeitlich trat auch der Vorstand des SVW mit Klaus-Dieter Fischer , Franz Böhmert und Schatzmeister Manfred Müller zurück.

http://de.wikipedia.org/wiki/Werder_Bremen#1995.E2.80.931999:_Ende_einer_.C3.84ra

Als Feuerwehrmann wurde Thomas Schaaf, ein Ex-Profi, der unter Rehhagel die erfolgreichen Jahre miterleben durfte, verpflichtet. Zum Präsidenten ernannte der Verein Jürgen L. Born.
Mit dem Trainerwechsel kehrte der Erfolg an die Weser zurück. Werder schlug in einem denkwürdigen Pokalfinale am 12. Juni 1999 mit 6:5 ( 1:1, 5:4 . Elfm ) gegen die Elf des  Arroganz - Vereins von der Isar. Bremen stand Kopf. Ein Jahr später gelang es Werder zwar wieder in das DFB - Pokalfinale einzuziehen; dieses Mal zogen die Grün - Weißen jedoch gegen die Bayern mit 0:3 deutlich den Kürzeren.
Dennoch konsolidierte der Trainer und der neue Manager Klaus Allofs den Verein und führte zusammen mit Jürgen L. Born eine erfolgreiche Ära nach der von Otto Rehhagel wieder ein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Werder_Bremen#1999.E2.80.932004:_Neuaufbau_und_Gewinn_des_Doubles

Die Krönung der dortigen Arbeit war der Gewinn der Deutsche Fußballmeisterschaft und des DFB - Pokals in der Saison 2003 / 2004.
Es folgten 5 weitere, durchaus erfolgreiche Jahre, in denen die Grün - Weißen - trotz vieler namhafter Abgänge - sich im einstelligen Tabellenbereich etablieren konnte.
Tja, und damit wäre aber auch schon das Hauptproblem der Jahre nach dem Gewinn der vierten Bundesligameisterschaft benannt. Der SVW kann - aus fianziellen Gründen - seine Top - Leute nicht halten. Sie wurden und werden immer noch von den reichen oder den Schuldenmacher - Vereinen weg gekauft. Ob nun Rudi Völler, Kalle Riedle, Mario Basler, Miroslav Klose, Ailton, Claudio " Pizza " Pizarro, Torsten Frings, Andreas " Andy " Herzog, Fabian Ernst, Tim Borowski, Mladen Krstajic´, Valerien´Ismael, Frank Rost, Diego, Mesut Özil oder Tim Wiese - um nur einige Leistungsträger zu nennen, sie alle verließen den Verein, um woanders mehr Geld zu verdienen.

Nun, der Profifußball ist keine Wünsch - Dir - Was - Veranstaltung und deshalb musste der Verein ständig neue Talente oder auch gestandene Spieler in die Mannschaft einbauen. Das gelang den kongenialen Duo Thomas Schaaf und Klaus Allofs in den ersten Jahren hervorragend. Nach der Saison 2009 / 2010 mussten die Werder - Fans allerdinsg drei eher schwache Spielzeiten hinnehmen. So auch in der abgelaufenen Saison 2012 / 2013, in der zum größten Teil das Abstiegsgespenst umher spukte. Vielleicht war die Ära Schaaf/Allofs bereits nach dem letzten
nennenswerten Erfolg im Mai 2010, als die Grün-Weißen das DFB - Finale in Berlin erreichten, bereits dem Ende zugehend.

Wie gesagt, die abgelaufene Spielzeit war für jeden eingefleischten Werderaner ein Albtraum. So verhielten sich denn einige Zuschauer eher unsportlich und pfiffen die eigene Mannschaft gnadenlos aus, skandierten Hohn - und Spottgesänge und sprachen unumwunden vom nahenden Abstieg in die Zweitklassigkeit. Dieses sind keine wirklichen Fans. Es sind Mitläufer, deren Unkenntnis und unsportliches Verhalten dazu führte, dass die Mannschaft noch mehr verunsichert wurde. Wie hat es das DFB - Sportgericht in dem ungerechten Urteil zu Ausschluss von Dynamo Dresden aus dem DFB - Pokal für 2013 / 2014 formuliert?
" Verein und Fans bilden eine Einheit ". Ja, klar, aber sportliche Probleme dürfen nicht durch unsportliches Verhalten kompensiert werden.

Deshalb gilt für mich bereits seit 1979 / 1980 der Grundsatz:
" Werder Bremen: Lebenslang Grün - Weiß! "





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