" Donatella" in der ZDF " Disco ": Hach, was haben wir gelacht!


Als zu Beginn der 1970er Jahre, genauer gesagt, 1971 das damalige Zweite Deutsche Fernsehen, das ZDF, mit dem Rentner nach heutigem, dortigen Selbstverständnis, eigentlich " besser sehen " sollen, in Konkurrenz zu dem Bremer " Beat Club " und als psychisches Korrelat zu der Schlager - Verblödungssendung des CDU - Edelfans Dieter Thomas Heck und seiner Quassel - Orgie " Hitparade ", dem noch jungen Mann mit dem noch jünger, allerdings leicht subversiv klingenden Namen Ilja Richter, die Chance gab, eine " Jugendsendung ", in das rechts - konservative Programmbild, des biederen Hauses am Mainzer Lerchenberg, einzupflanzen, also etwas Anderes, Neues zu kreieren, war es für ihn, von Beginn an, ein Ritt auf der berühmten Rasierklinge.

Nun, die Richter´sche Sendung mit dem wohl klingenden und frischen Namen " Disco ", blieb sage und schreibe 11 Jahre am Leben, ehe sie 1982 eingestampft wurde. Richter, dann auch nicht mehr der Allerjüngste, ging dann eigene Wege und driftete in das Schauspieler - Genre ab, versuchte sich als Synchronsprecher, Sänger und Literat. Mehr oder weniger erfolgreich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ilja_Richter

Als die erste " Disco " mit dem damals blut - jungen Ilja Richter am 13. Februar 1971 ausgestrahlt wurde, kredenzte " Uns Ilja " einen englisch - sprachigen Querschnitt des " Who Is Who " der Pop - Welt:



Ilja Richter selbst hatte nie strukturellen Einfluss auf die Auswahl seiner Gäste, so dass alsbald auch deutsche Schlager - Trällerliesen und Schlager - Laffen dort grinsend und per Playback - Verfahren ihren Schund abladen durften:


Bereits mit der Erstsendung der Richter´schen " Disco " bleibt zu konstatieren, dass die CDU - Programmfürsten aus Mainz den fahrenden Musik - Zug um Lichtjahre verpasst hatten, denn der Musiktrend war bei der Mehrzahl der Jugend in den 1970er Jahren längst ein anderer. Nicht Mary Roos, Roland Kaiser oder Marianne Rosenberg ( mit der Richter einige Jahre lang liiert war ) gaben hier den Ton an, sondern " Deep Purple ", " Led Zeppelin " oder " Black Sabbath ". Folgerichtig traten diese, wie auch die " Edgar Broughton Band ", " Chicago " oder " Jethro Tull " bei Uschi Nerke im " Beat Club " auf. Der Regisseur, der leider viel zu früh verstorbene Mike Leckebusch, lud jene progressiven Gruppen ein, weil es dem Zeitgeist entsprach. Richter´s " Disco " indes verkam zunehmend in dem bürgerlichen Mief der Schlager - Scheiße und Pop - Popeleien mit Allgemingültigkeistsiegel ohne Altersbeschränkung. Dämlich, wie das ZDF schon damals war, verpassten die grau - melierten Eminenzen es, eine modernere, zeitgemäße Sendung zu zeigen.Stattdessen schlugen sich die CDU - Senderhoheiten wechselseitig auf die Schulter und dachten, sie hätten etwas ganz Großartiges für die westdeutsche Jugend auf den Weg gebracht.

Nun, mehr als 40 Jahre seit der Erstausstrahlung wird Ilja Richter´s Gemischtwaren - Sendung über den Spartenkanal " ZDFKultur " regelmäßig in lockerer Folge wiederholt.
Aus der Ausgabe 79 vom 28. Mai 1977 schallt  folgende Mischung dem Ohr - Gequälten entgegen:


- Lude Lafayette´s Wolfsmond: Der Versuch deutsch - sprachigen Rock´N´Roll an den Mann zu bringen, ohne die Frau zu vernachlässigen. Na,ja, er, also Jochen Peters alias " Lude Lafayette " trat in den Heimspielen in Bremen und Bremerhaven mit wechselnden Mannen auf. Die Akustik in der Bremer Uni Mensa indes machte das Zuhören zu Beginn der 1980er Jahre, als deutsche Lieder und Texte wg. " NDW " absolut " In " waren,,zu einer Tortur für die Gehörgänge. Ich habe es danach belassen, nur zur Kenntnis zu nehmen, dass es die Truppe um Peters gab. Dieser verstarb leider viel zu früh 50jährig im Jahr 2003.


- Donatella: Um Himmels Willen, wer ist das? Bis dato nie gehört. Ehe ich ihren Ohrwurm " Lailola " vernahm. Aha, eine Italienerin, die spanisch singt? Schööööööön, für den damals noch gängigen Urlaub des Durchschnits - BRDlers auf der Iberischen Halbinsel, an den Stränden der Costa Brava, Costa Blanca oder Costa del Sol. Sie versank alsbald in der trüben Brühe der Pop - Gewässer Europas und der Bundesrepublik, konnte aber wohl noch Tonträger verkaufen, denn es stehen eine Reihe von Alben und Single mit ihrem Namen im Netz:



- The Bellamy Brothers: Kitschiger Pop aus den USA. Die beiden Brüder Howard und David stammen aus dem Sunshine State Florida. Deshalb kam der fließende, sonnige Sound auch in der BRD an. Sonne, Strand, Sex? Das waren schon damals die Garanten für die Freien Bürger des Freien anderen Staates. Seit einigen Jahren wissen wir indes, dass die dritte Komponente durch ( Koma ) - Saufen ersetzt werden muss. Immerhin schließt sich dieses Laster mit dem vorher gehenden nicht aus. Die Bellamy´s touren und musizieren heute noch. Statt der Vinylscheiben gibt´s die Silberlinge. Besser ist die SSS - Musik dadurch auch nicht geworden.


- " Screaming " Lord Sutch: Bis zu seinem Tod ein wahrer englischer Paradiesvogel im Show - Biz und mehr. Eigentlich hieß das ulkige Multitalent ja  David Edward Sutch und wurde am 10. November 1940 in Hamsteadt, Middlesex, England geboren. Nach einer bunten Jugend und weiteren lebenskünstlerischen Einlagen, so u.a. auch als Wahlkämpfer und Kandidat für das Britische Unterhaus oder der Beteiligung an den " Radio Sutch " - Piratensender. verstarb er 1999 in London. " Jack The Ripper " landete als Single in den Charts, das war allerdings schon 1963.

http://de.wikipedia.org/wiki/Screaming_Lord_Sutch


- Tommy Overstreet: Nie gehört! Beim Googlen kam dieses heraus: 
Tommy Overstreet (* am 10. September 1937) ist ein amerikanischer Country Sänger. Oft einfach als "T.O." bekannt von Fans und Radio Disc-Jockeys, hatte Overstreet fünf Top fünf Hit-Singles in den Billboard Country Charts und 11 Top-10-Singles. Seine Popularität erreichte in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt.  

- Zitatende - aus:
http://file1.npage.de/004826/64/html/tommy_overstreet.htm

Nun, Country - Music in der " Disco ", das ist so, als würde ein Rodeo in Texas, Oklahoma oder Arkansas mit Hühner veranstaltet werden; sie gehört hier einfach nicht hin. Da muss wohl ein USA - Fan in die Gästesuppe gespuckt haben. Singen kann er ja, der gute Tommy Overstreet, nur was! Grausam!

- Gleiches gilt für den Quickborner Blödel - Barden Mike Krüger. Ein " Must Have " für jeden Schunkel - Schwachsinn in der Folgedekade. Aber auch in den 1970ern war Krüger, der dann mit dem Sabbel - Solisten Gottschalk einen Film über " Lange Nasen " abdrehte, ein gern gesehener Gast in den Samstagabend - Verblödungssendungen der ÖR. Krüger konnte nie singen, hat es nie gelernt und kaprizierte seine Feuermelder - Fresse alsbald in den Verarschungssendungen der Privaten. Neben Hallervorden und Rosenthal ein Kotzbeutel aller erster Güte.
Seine Adaption des Hans Albers - Liedes " Auf der Reeperbahn nachts um halb eins " ist nicht nur dämlich, sondern oberpeinlich. 

http://de.wikipedia.org/wiki/Mike_Kr%C3%BCger

ABBA aus der Filmkonserve mit " Knowing Me, Knowing You " - Aaahahhh! Blablabla! Nö, die Hit - Maschine hatte auch hier einige Aussetzer. Das Lied ist einfach nur Schrott. Und im schwedischen Schnee von den beiden Schönen Anni - Frid und Agnetha ( wobei ich mir nicht sicher bin, ob die ihre Haare dunkel gefärbt hat ) daher geträllert, ergibt sich nichts anderes, wenn dazu die beiden Hamsterbacken Björn und Benny wechselweise eingeblendet werden. 
" ABBA " hatte besser Liedchen drauf. Dass sie diese nach ihrer Trennung als Mittsechziger und Multi - Millionäre nicht mehr aborgeln lassen wollen, ist nur logisch.

http://de.wikipedia.org/wiki/ABBA

- Bonny Tyler: Joh, die kann besser singen. Und dazu auch noch ihren Welthit " Lost In France ". Ein würdiger Abschluss, einer unwürdigen Show mit einer Mixtur, die eher dem " Leipziger Allerlei " ähnelte, als einer knappen Dreiviertelstunde " Disco " aus den 70ern.

Immerhin waren die Sketche der Richter´s ( der jute Ilja wusste schon damals, wie das mit den familiären Banden zur Nahrungsaufnahme an den GEZ - Zwangsgebühren - Fleischtöpfen richtig funktioniert und hat gleich seine Schwester Janina mit aus dem Napf fressen lassen ) durchaus von Qualität; zumal die " Disco " auch einen Allgemeinbildungsauftrag abzuleisten hatte.
Ansonsten dürfte die Quintessenz bis zur letzten Sendung am 22. November 1982 eher lauten:
Mensch, was waren wir bieder und so war auch das junge Mitklatsch - Publikum im wohl frisierten Spießer - Outfit.

Na, denne: " Donatella " aus dem Jahr 1977 " Lailola " - was immer dass kurz vor den einheitlichen Großen Ferien im Westen der Republik heißen mochte: ( Ole´! Espania, Espagne, Ole! " ??? ):



Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Da traut man sich es fast gar nicht zuzugeben, aber ich finde das Lied so was von schön, habe es seit Jahren in meiner ewigen Playlist... ;o)
Lobster53 hat gesagt…
" Nun, ja,irren ist menschlich..." Nein: Der Ohrwurm ist als typischer Sommerhit konzipiert; nicht der Schlechteste.

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