Die Rolling Stones zurück im Theater des Grauens.
Über die Rolling Stones ist seit Gründung der Band im Jahr 1962 sehr viel geschrieben, gesprochen und veröffentlicht worden. Es sind dabei jede Menge biografische Abhandlungen verfasst wurden, die natürlich auch die Musik und die Protagonisten selbst zum Inhalt haben.
http://de.wikipedia.org/wiki/The_Rolling_Stones
In die Biografie dieser Gruppe gehört jener Auftritt am 15. September 1965 in Berlin. Das schon damals existente Zentralorgan der westdeutschen Jugend, die " BRAVO ", hatte zu einer Beat - Veranstaltung auf der Waldbühne geladen. Neben lokalen Musikgruppen sollten auch die Rolling Stones aus England auftreten. Diese Band galt neben den Beatles, den Kinks und einheimischen Truppen, wie den Lords oder den Petards zu jenen Vertretern der als " Negermusik " bezeichneten Musikrichtung, dem Beat.
So lud die " BRAVO " als offizieller Veranstalter und es kamen 22.000 überwiegend Jugendliche Anhänger der Beat - Musik.
Wer nicht zu ihnen zählte, aber dennoch den Auftritt der Band für den exorbitant hohen Eintrittspreis von 20 DM sehen wollte, war entweder Polizist, Mitarbeiter in der Veranstaltungsriege oder von der Presse. Dann gab es noch einige Hundert Personen, die nicht unbedingt die Musik hören wollten, sondern eher an Randale interessiert waren.
Als die englische Gruppe dann auf die Bühne kam, stürmten Dutzende von Zuschauern diese, so dass der Auftritt unterbrochen werden musste. Nach dem kurzen Tumult betraten Mick Jagger und Kollegen erneut die Bühne und spielten auf. Jedoch nur vielleicht 25 Minuten. Dann war der Spuk vorüber. Das Licht ging aus. Eine Zugabe gab es nicht.
Die zuvor aufgeladene Stimmung unter den Zuschauern entlud sich. Der Veranstaltungsort glich danach einem Schlachtfeld.
Soweit, so bekannt.
Später wurde dieses Ereignis medial hoch gejazzt. Das Latrinenblatt mit den vier Buchstaben war dabei nicht nur Vorreiter, sondern einmal mehr unschlagbarer Spitzenreiter, wenn es darum ging, die gesellschaftlichen Eckwerte, mit denen das Lügenblatt und sein Herausgeber Springer ja nun mal Kohle machte, als Richtschnur jedweden Handels hoch zu hieven.
Demgemäß schrieb eine Mitarbeiterin dieser Zeitung, wie sie das Ereignis gesehen hat: als Untergang der abendländischen Kultur - besser wäre gewesen, der Spießerkultur.
http://www.spiegel.de/einestages/rolling-stones-konzert-in-der-waldbuehne-a-947634.html
http://www.rockarchiv.infopartisan.net/doku/stones_waldb_65.pdf
Nun, seit dem sind fast 49 Jahre ins Land gegangen. Die Zeiten haben sich gewandelt. Die Darbietungen auf Bühnen dieser Welt auch. Erlaubt ist längst, was Spass macht, ordentlich Knete einbringt und irgendwie interessant sein könnte.
Die Rentnerband um Mick Jagger trat deshalb gestern Abend wieder auf der Waldbühne in Berlin auf. Sie spielte dabei nicht nur einige Stücke, so wie damals, denn die Rolling Stones sind heute in der Lage, Titel aus 50 Jahren Bandgeschichte herunter zu spielen, innerhalb derer sie Dutzende von Alben veröffentlicht haben.
Die Rolling Stones standen also wieder dort, wo sie am 15. September 1965 panikartig geflohen waren, weil sie Randale fürchteten, bei der sie auch hätten wieder verletzt werden können, so wie einige Wochen zuvor in England, und spulten ihre Welthits herunter.
Am 10. Juni 2014 kosteten die Eintrittskarten mindestens 180 Euro ( also beinahe das 16fache dessen, was der Veranstalter vor 49 Jahren verlangte ). Dafür gab es eine richtig knackige Show. Keine Randale und das obligatorische Feuerwerk. Das kosteten denn neben dem riesigen
Brimborium drum herum auch viel Geld.
Ein " super - geiles " Konzert soll es gewesen sein! Immerhin hetzten die Medien nicht mehr gegen die Band, wie vor fast 5 Dekaden, wohl auch weil deren Zuhörer genau um diese Zeitspanne älter geworden sind.
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