Der Aufstand der Kellerkinder
Als gestern Abend , so gegen 21.55 Uhr, in den fünf von 18 Fußballstadien der ersten Bundesliga der Abpfiff erfolgte, ging die Fußballsaison 2016 / 2017 zwar noch nicht dem Ende entgegen, sondern nur in die Winterpause. In dieser dürfen sich die Großverdiener der Balltreter - Gilde ein wenig ausruhen, ehe dann - mehr oder weniger - lukrative Freundschaftsspiele zu absolvieren sind. Der Berufsfußballer darf zwar Ente, Gans oder Truthahn bei Mutti oder im Kreise der Familie speisen, doch Fett und Weihnachtsspeck dabei ansetzen ist nicht nur nicht erlaubt, sondern sogar verboten, denn die körperliche Fitness muss auch nach den Tagen der Völlerei aufrecht erhalten bleiben.
Nun sind also 16 von 17 Pflichtspiele der Hinrunde absolviert. Damit kann es durchaus möglich sein, eine Zwischenbilanz zu ziehen - die aus der Sicht des SV Werder Bremen - eher als mau einzuordnen wäre . Aber nicht nur dieser norddeutsche Klub hat eine Art " Seuchenjahr " hinter sich gebracht. . Auch der große Bruder aus der größeren Hansestadt Hamburg, hat eine miserable Halbserie hin gelegt. Ebenso die anderen in Grün - Weiß, die " Radkappen " aus der VW - Stadt Wolfsburg. Bonjour tristesse - im Hohen Norden?
Nicht nur!
Mit Darmstadt 98, dem FC Ingolstadt, den Borussen aus Mönchengladbach und auch dem FC Augsburg zählen drei weitere Vereine zu den Kellerkinder der Ersten Liga. Zu ihnen gesellt sich aber auch noch den hoch gehandelte FC Schalke 04. Und auch der SC Freiburg, der FSV Mainz 05 sowie - welch großer Überraschung! - die " Pillendreher " aus Leverkusen haben bislang eine Punktzahl vorzuweisen, die nicht gerade berauschend sein dürfte.
Nun kommt es also am heutigen Mittwochabend zu dem vermeintlichen Spitzenspiel des FC Bayern München gegen RB Leipzig. Wer hätte dieses so zu Beginn der Saison gedacht? Wohl kaum ein selbst ernannter Fußballexperte.
Dass der FC Bayern München sich als Tabellenführer sieht, das dürfte allerdings bereits vorher so klar wie Kloßbrühe sein; dass allerdings der erste Verfolger RB Leipzig sein wird, hatten eher wenige Kenner des Balltreter - Zirkus auf der Rechnung.
Da war eher die Borussia aus Dortmund als so genannter " Bayern - Jäger " im Gespräch.
Nun, gut, dennoch eine vorläufige Bewertung der 18 Vereine und ihrer teuren Matadoren im Kampf um das Runde:
- SV Darmstadt 98: Ein Trainerwechsel mit Folgen für den Tabellenletzten des 16. Spieltags. Norbert Meier - ich habe ihn als Aktiven beim SV Werder noch selbst spielen gesehen - hat es einmal mehr nicht gepackt. Er konnte nicht in Dirk Schuster´s Fußstapfen treten. Deshalb traten die Lilien auf der Stelle und rutschten in den dunklen Keller ab. Neuer Trainer = neuer Erfolg? Wer erlöst den vorläufigen Trainer Ramon Berndroth? Schaun´mer mal!
- FC Ingolstadt: Hier versucht sich ein Klub mit Potenzial im verflixten zweiten Jahr der BuLi - Zugehörigkeit, an den eigenen Haaren aus dem Abstiegssumpf zu ziehen. Nachdem die " Schanzer " dank des exzellenten, österreichischen Trainers Ralf Hasenhüttl in der letzten Spielzeit noch eine guten Paltz im Mittelfeld ( 1. ) erarbeiten konnten, begann die laufende Saison schlecht. Der für Hassenhüttl geholte Markus Kauczinski konnte nicht ansatzweise an die Erfolge des FC I unter Hassenhüttl anknüpfen. Die Folge war ein Trainer - Rausschmiss am 12. 11. 2016, Es lenkt nun Maik Walpurgis die Geschicke der Ingolstädter. Kann er das Ruder in der Abstiegszone herum reißen? Warten wir es ab.
- Hamburger SV: Altes Jahr, neues Glück? Nö, denn im alten Jahr sieht die sportliche Situation des Oldtimers HSV so aus, wie sie in der abgelaufenen Saison endete, nämlich schlecht. Zunächst entledigte sich der Hamburger Sportverein seines Trainers Bruno Labbadia, setzte Markus Gisdol ein und hoffte auf den Aufschwung. Der kam jedoch nur tröpfenweise, als habe die Elbe ewig Niedrigwasser und der Hamburger Hafen wird deshalb gesperrt. Doch die Rote Laterne ist Herr HSV endlich los. Immerhin ein Lichtblick; dank eines mühsam erkämpften 2:1 gegen Schalke 04. Im neuen Jahr muss es besser werden, auch weil Dietmar " Didi " Beiersdorfer die Brocken hin schmeißt. Naja, 90 Millionen für Spielereinkäufe, dat kann und darf nicht jeder Klub verbraten.
- SV Werder Bremen: Vor einigen Monaten durch ein 1:0 mit 14 Spielern ( drei Akteure zähle ich für die Publikumsunterstützung ) gegen die Eintracht aus Frankfurt am letzten Spieltag, dem Relegationsspielgespenst gerade noch so entgangen, begann die neue Saison hundsmiserabel. Das Pokal - Aus in Lotte, dann die 0:6 - Prügel gegen die Bazis und weitere, unterirdisch schlechte Spiele. Victor Skripnik - einst noch Abstiegsbezwinger - wurde gegangen und mit Alexander Nouri konnte ein jüngeres Vereinsgewächs die Geschicke leiten. Tja, mit einer leider nur sehr durchwachsenen Fortsetzung der weiteren Pflichtspiele. Immerhin gab es keine Haue mehr von den anderen Klubs.
Ein richtiger Schritt in eine Richtung, die das Abstiegsgespenst hinter sich lässt?
- Borussia Mönchengladbach: Im letzten Spiel des Jahres gab es zu Hause eine 1:2 - Pleite gegen die Wolfsburger. Das war´s dann für Andre´Schubert. Er musste seinen Hut nehmen. Was zunächst mit dem Abstiegsplätzen in der letzten Spielzeit begann, dann zu einer Erfolgsgeschichte mit CL - Teilnahme mutierte, kehrte nun zu dem Ursprung aller Ängste zurück. Schubert hatte als Mohr seine Schuldigkeit getan. Nun kommt Dieter Hecking und soll den trudelnden Klub wieder Stabilität verschaffen. Neuer Trainer = alter Erfolg ? Nur der Fußballgott weiß dazu mehr!
- VFL Wolfsburg: Einst angetreten, um in der Ära Klaus Allofs / Dieter Hecking und dem Geldgeber VW - Winterkorn im Rücken, den Bayern aus München Paroli zu bieten. Von dem Riesen - Kader und der Qualität der mit Nationalspieler gespickten Truppe, hätte es klappen können. Dann ging ein Star nach dem anderen; VW ´s Betrugsmasche flog auf. Damit wurde das Geld knapper. Die Gruppe der " Mega - Stars " um Kevin De Bruyne verließen den VFL; andere, wie der Ex - Schalker Julian Draxler hatten eigentlich keinen richtigen Bock auf die Fußball - Provinz. Das Gebilde des dynamischen Duos Hecking / Allofs brach in sich zusammen. Beide wurden gegangen.
- FC Augsburg: Der Verein liegt zwar nominell im unteren Mittelfeld, doch bei genauem Hinsehen, ist der Platz 12 ein glasklarer Abstiegsrang. Mit 4 gewonnen Spielen und 6 Remis, somit 18 Punkten, gehört der FC A zu den Kellerkindern. Ob sich drei Trainer ( Markus Weinzierl - Dirk Schuster - Manuel Baum ( -interim ) innerhalb eines Jahres bezahlt machen, bliebt denn auch zweifelhaft. Immerhin haben die bayrischen Schwaben sich beim hoch gehandleten BVB mit 1:1 in die Winterpause gegurkt.
- Es folgt der ruhmreiche FC Schalke 04, der in dieser Spielzeit Lichtjahre hinter den eigenen Ansprüchen liegt. Mit nur 5 gewonnen Spielen und 3 Unentschieden, ist der FC Schalke 04 auf eine Punktausbeute von mickrigen 18 Zählern gekommen. Zum Jahreswechsel gab es in Hamburg eine verdiente 1:2 - Niederlage. Damit klopft der Abstiegssteiger an die Knappen - Tür. Ob es mit Markus Weinzierl weiter geht? Glück auf, der Absteiger ruft?
- 1 FSV Mainz 05: Naja, so lala! Nicht Fisch, noch Fleisch, nicht Top, noch Flop! In der Euro - League gab es zwar in eine Pleite, denn Mainz verabschiedete sich aus der Gruppenphase und auch im Pokal bedeutete das 1:2 gegen die SVgg Greuther Fürth im Achtelfianle das Aus sowie einer deutlichen 0:3 - Niederlage im letzten Pflichtspiel bei der Eintracht in Frankfurt, dennoch hielten sich die Mainzer mit 6 Siegen und 2 Remis - Begegnungen noch im Mittelfeld auf. Doch das Eis auf Platz 10 ist sehr dünn. Der Klub sollte ab Ende Januar wieder Punkte einheimsen, sonst droht die Karnevals - Session 2017 vollends zum Fiasko zu werden.
- Bayer 04 Leverkusen: Was für ein unsägliches Gekloppte und Gewürge, dass die Werkself seinen Zuschauer und Fans bietet, wenn der Liga - Alltag einzieht? In der Champions League im Achtelfinale, aber im Bundesligahaus nur Platz Neun mit mickrigen 21 Punkten. Da darf durchaus die Trainerfrage gestellt werden. Bei dem Etat, dass die " Pillendreher " verzocken können.
- SC Freiburg: Jau, der alt bekannte Neuling im Oberhaus liegt mit 23 Punkten voll im Soll. Trainer Streich darf jetzt ab und zu das Rumpelstilzchen - Image ablegen. Sollten die Breisgauer in den nächst 10 Spielen weitere 10 Punkte sammeln, steigen sie nicht ab. Doch: Wie war das mit den Pferden vor der Apotheke?
- 1. FC Köln: Joh, die Jecke aus der Karevals - Hochburg am Rhein und ihr österreichischer Trainer - dat passt, wie der berühmte A.. auf Eimer. Weiter so. Vielleicht kann die Millionenstadt ja mal internationalen Fußball sehen und nicht nur den FC A - I und B?
- BVB 09 Borussia Dortmund: Nix mit " Bayern - Jäger " Nummer Eins! Die Schwarz - Gelben dümpeln eher im oberen Tabellendrittel herum. Da muss mehr kommen, als nur Platz 6 mit lumpigen 27 Punkten, denn immerhin hat die Borussia den Bazis geschlagen.
- TSG Hoffenheim: Der jüngste Trainer der höchsten deutschen Spielklasse mischt mit seinen gerade mal 29 Jahren und einem Kader, der überwiegend aus sehr jungen Spielern , so ab 17 - 27 Jahren besteht, die Liga ordentlich auf. Das ist gut so, denn nicht nur Akteure, die zweistellige Millionenbeträge gekostet haben, können guten Fußball spielen. Nach einer eher sehr dürftigen Saison 2015 / 2016, scheint die Nagelmann´sche Philosophie aufzugehen.
- Eintracht Frankfurt: Am Äppelwoi kann es nicht liegen, dass die Hessen in die oberen Gestade der Liga überwintern. Wohl aber an den Gebrüdern Kovac, die selbst ausgebuffte Aktive waren und die BuLi in - und auswendig kennen. Ein guter Griff der Vereinsführung. Hoab erbarme´...?
- Herthas BSC Berlin: Die Herthaner aus der Bundeshauptstadt spielen eine exzellente Vorrunde - dank Pal Dardai. Ein Ex - Profi, der der alten Dame von der Havel und der Spree neues Leben einhauchen konnte. Hier wird attraktiver Fußball zelebriert. Vielleicht dürfen die Blau - Weißen ja mal wieder an dem Fußballtor Europas anklopfen?
- RasenBallsport Leipzig oder so: Eine glänzende Hinrunde, die der Trainer Ralph Hasenhüttel und sein Mannen auf den Rasen legten. Es wurde so ziemlich alles weg geputzt, was in Deutschland - allerdings nur fußballerisch - Rang und Namen hat. Dann kamen die Bazis. Zunächst die aus Ingolstadt, dem Ex - Brötchengeber des gebürtigen Österreichers Hasenhüttel. Der medial aufgebauschte Nimbus der Unbesiegbarkeit entschwand im Nichts. Auch das 2:0 gegen den Mit - Konkurrenten Hertha BSC Berlin konnte diesen leichten Knacks nicht wirklich heilen und kompensieren. Am letzten Spieltag der laufenden Saison ging es in die Hölle des Abo - Meisters und selbst ernannten Ewig - Siegers, den FC Bayern München. Auweia, drei deftige Watschn únd a Fotzn in Form des Platzverweises vom Stürmer Forsberg in der ersten Halbzeit - dat war´s! Von wegen: Meisterschaftsanwärter, " Bayern - Jäger Nummer Eins " und " Power - Fußballer " aus Sachsen! Mir san mir - Basta!
- FC Bayern München: Uli komm bald wieder, komm bald wieder zurück... Hach, der Steuerbetrüger und sein " das habe ich nur für den Verein getan. Das War´s noch nicht! Ich schwöre euch - ich werde wieder kommen ", endete in tosenden, nicht enden wollenden Applaus und stürmischen Ovationen. Mir san mir! Jo, mei, is denn scho Weihnachten?
http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/spieltag/1-bundesliga/2016-17/spieltag.html
Doch die Kellerkinder mucken auf und proben zumindest partiell den Aufstand. Doch: Was kratzt es die bayrische Eiche, wenn eine rest - deutsche Sau an ihr reibt?
Hoi, die Wenke Myhre in jungen Jahren - Mensch, wat war´n dat für schöne Zeiten?:
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